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Ausgabe:

1926

Spalte:

529-533

Autor/Hrsg.:

Wobbermin, Georg

Titel/Untertitel:

Systematische Theologie nach religionspsychologischer Methode. Bd. 3: Wesen und Wahrheit des Christentums 1926

Rezensent:

Mayer, Emil Walter

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. 0. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9.—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

51 loh.» I„ ff Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. H i rs c h in Göttingen, JA nWnhnr 107/«

• Jl. Janrg« IXT. Z.L. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. VAlUUCr lyLM,

Spaltei Spalte
Wo bb e r m i n, Systematische Theologie nach Das Neue Testament; Die heilige Schrift;

religionspsychologischer Methode (Mayer) 520, Das Neue Testament (Behm).......541

Zenker, Geschichte der chinesischen Philo- j Frövig, Das Sendungsbewußtsein Jesu und

sophie (Haas) ...............333' der Geist (Bultmann)...........543

Zimmern, Das babylonische Neujahrsfest
(Baumgartner)...............534

Peake, The people and the Book (Hempel) 535

Duhm, Der Verkehr Gottes mit den Menschen
im Alten Testament (Steueniagel) . 539

Das Neue Testament unseres Herrn und
Heilandes Jesus Christus; Die Psalmen;

Blond heim, I.es parlers juden-romans et

la Vetus latina (Koch) ..........545

I.emmens, Die Franziskaner im hl. Lande

(Lempp)..................547

Robinson, Two Glastonbury Legends:
King Arthur and St. Joseph of Arimathea
(Goetz)...................547

Spalte

Wernle, Der schweizerische Protestantismus
im 18. Jahrhundert (Staehelin) . . . 547

Witte, Die evangelische Weltmission
(Bornemann) ................551

Lutherisches Weltmissionsbuch für das Jahr
1926 (Ders.)................551

Fricku. Allwohn, Evangelische Liturgie
(Graff)....................552

Wobbermin, Prof. Dr. Georg: Systematische Theologie nach
religionspsychologischer Methode. Bd. 3: Wesen und Wahrheit
des Christentums. Leipzig: J. C. Hinrichs 1925. (XII, 511 S.)
gr. 8°. Rm. 16.20; geb. 18-.

Ein inhaltlich wichtiger und interessanter Teil des
in seinen Anfängen hier bereits angezeigten, groß angelegten
Wobberminschen Werks „Systematische Theologie
nach religionspsychologischer Methode".

Hatte der Verfasser sich in den früheren Bänden
mit der allgemeinen Frage nach Wesen und Wahrheit
der Religion beschäftigt, so wendet er in dem vorliegenden
seine Aufmerksamkeit speziell dem Problem
„Wesen und Wahrheit des Christentums" zu. Und zwar

begriff drei Momente bestimmend sind, nämlich: Trans-
cendenz, Personcharakter und Immanenz. Zur Ergänzung
und Erläuterung des Vorgetragenen will der Verfasser
darauf noch kurz ein Bild des gemeinsamen Glaubens
der Christenheit entwickeln. Er schlägt vor, dieses aus
drei Hauptquellen, den sogenannten ökumenischen Symbolen
, zu erheben; freilich nicht ohne noch extra Auskunft
zu erteilen über Sinn und Grenzen der damit in
Aussicht genommenen, „scheinbar" recht altmodischen,
Methode. Danach bleibt für die religionspsychologische
Betrachtung trotz aller Verschiedenartigkeit der Einzel-
vorstel hingen eine „bestehende Gemeinsamkeit der
Grundüberzeugung" unverkennbar. „Die christliche Rehandelt
er zunächst vom Wesen des Christentums aus i ligion ist im Sinne der ökumenischen Bekenntnisse „gemethodologischen
Gründen „ohne Rücksicht
auf die Wahrheitsfrage". Unter wiederholter Berufung
auf die Reformation und in ständiger Auseinandersetzung
mit Schleiermacher, Kaftan, Harnack,
Troeltsch und anderen erstrebt er dabei vorerst Verständigung
über den für die Auffindung des „Wesens
des Christentums" einzuschlagenden Weg. Er verweist
auf „den religionspsychologischen Wesensbegriff", das
heißt, auf die durch den „religionspsychologischen Zirkel
" zwischen der eigenen religiösen Erfahrung und dem
geschichtlichen Gesamtbestand der christlichen Religion
kraft „produktiver Einfühlung" zu gewinnende „Wesens-
bestimmung". Und nun werden, dem angekündigten
Programm entsprechend, in mehreren Abschnitten die
gewonnenen Ergebnisse dargelegt.

Ein erstes Kapitel hat es in Sonderheit mit der Entstehung
des Christentums zu tun; es lehnt in kritischer
Besprechung verschiedene Theorien, wie diejenige Har-
nacks vom „doppelten Evangelium" im Neuen Testament
ab; desgleichen Thesen wie die von D.F.Strauß,
von Wrede, von Maurenbrecher. Hieran schließt sich
dann gleich eine umfassende, unter anderem auch
Bousset's bekannte Anschauungen berührende und eingehend
prüfende, Erörterung über „die Stellung des
Christentums in der allgemeinen Religionsgeschichte";
sie mündet in den Satz aus, daß der trinitarische Monotheismus
sich als das „eigentliche Grundwesen" des
Christentums erkennen lasse. Diesem trinitarischen Monotheismus
entspricht aber aufs genaueste die „trinitarische
Ethik", die sich als Glaube, Liebe, Hoffnung

schichtlich orientierte ethiseh-personalistische Erlösungsreligion
". Und zwar ist die Erlösung, um die es sich
im Christentum handelt, Erlösung zum ewigen Leben
, das heißt, in negativer Hinsicht, Erlösung aus
dem Bann der Zeitlichkeit und Vergänglichkeit, also
Erlösung aus der Gebundenheit an die Welt und aus der
Knechtschaft unter naturhaft-weltliches Begehren." Zu
den Leiden und Freuden, den Übeln und Gütern der
Welt gehört auch die menschliche Kultur in ihrem ganzen
Umfang und ohne jede Ausnahme. Auch Kunst
und Wissenschaft gehören restlos dazu. „Der Erlösungsglaube
" stellt damit dem Christen für sein Erdenleben
eine doppelseitige Aufgabe: innerlich frei zu werden
von der Welt, als ob sie überhaupt nicht existierte,
dann aber gerade in solch innerlicher Freiheit aufs tatkräftigste
an einer dem Willen Gottes entsprechenden
Gestaltung der Welt zu arbeiten. Und diese doppelseitige
Aufgabe besteht durchaus auch gegenüber der
„Kultur". Wie alle Religion, so ist auch die christliche
ihrem tiefsten Wesen zufolge kulturkritisch. Diese Tendenz
wird aber im Christentum zugleich „kulturschöpferisch
". Doch kann solche schöpferische Kraft dem
Christentum nur erhalten bleiben, wenn die enge Beziehung
, in der die christliche Religion zum weltanschaulichen
Denken einerseits, zu kraftvoll-ethischer Betätigung
andererseits steht, nicht, wie heute leider vielfach
geschieht, absichtlich unterdrückt, sondern vielmehr
herausgestellt und gepflegt wird.

Zum Schluß ein zusammenfassender Satz: Für das
Christentum ist charakteristisch: „der trinitarische Mono-

entfaltet und demgemäß mit jenem aufs engste zu- ! theismus als Glaube an den Gott, von dem, durch den,

sammengehört. — Folgen einige genauere Bestini- ! zu dem hin alle Dinge sind, der, selbst unbedingt

mungen. Unter den Einzelvorstellungen, in denen sich j schlechthin alles bedingend, Welt und Geschichte als

der christliche Gottesglaube von ältester Zeit her zum i höchster Lebenswille und geistig-ethische Gott-Persön-

Ausdruck gebracht hat, steht an vorderster Stelle der lichkeit lebendig durchwaltend uns Menschen Jesus

„Vatername für Gott", für welchen christlichen Gottes- j Christus als Erlöser und Heiland in unsere Geschichte

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