Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1926 Nr. 21 |
Spalte: | 510-513 |
Autor/Hrsg.: | Thilo, Martin |
Titel/Untertitel: | Die Chronologie des Danielbuches 1926 |
Rezensent: | Baumgartner, Walter |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
509
Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 21.
510
geben. Daß die Gestalt des Typhon mit magischen
Namen bedeckt ist, erklärt Eitrem daraus, daß sympathetisch
der Leib auf magische Weise geschützt werden soll.
Ich halte diese Erklärung hier nicht für überzeugend.
Ich glaube vielmehr, daß durch die Zaubernamen das
Bild des Gottes Typhon — entsprechend den ägyptischen
Vorstellungen — „belebt" werden soll. Von Z.
35—68 folgt dann ein neues Rezept, das sich &vfio-
yaToyov usw. benennt. Z. 44 hat y.vqioi dyyeXoi. Vorher
gehen neun Engel (?) namen. Die Neunzahl ist
schwerlich Zufall. Das Wort y.vging für Engel kann
sich aus jüdisch-christlichem Sprachgebrauch erklären.
Eitrem gibt (S. 44) eine andere Erklärung. Auch mit
diesem Rezept ist eine Zeichnung verbunden. Es ist
ein Bild des dxbpakog daiuiov. Da über diese Gestalt
eine Arbeit von Preisendanz zu erwarten ist, gehe ich
nicht auf sie ein. Die neben dieser Figur befindlichen
XOQoxzijQeg (siehe Tafel II) legen m. M. nach die Vermutung
nahe, daß diese Gestalt der Astrologie (Dekan-
gottheit) angehört. Z. 69—101 ist Liebeszauber (dywyr))
mit Darstellung eines Dämons mit Hahnenkopf. Leider
wissen wir über diese Gestalt nichts Genaues. Sie erinnert
an den Gott der bekannten Jao-Abraxas Gemmen.
In Z. 101—133 folgt ein neues Rezept. Der Gott, der in j
Z. 5 als o xtiCcov y.cu tgouiöv angeredet wird, kann |
nicht der jüdische Gott sein, da die Verbindung dieser
beiden Worte in der LXX fehlt. Zu den Belegen
Eitrem's für Erwähnung von Heliopolis (Z. 106) wäre
noch Cat. cod. astr. VIII, 4 S. 103 hinzuzufügen, j
Z. 109 scheint auf den Durchzug der Juden durch das
rote Meer Bezug zu nehmen. Welcher Gott hier eigentlich
gemeint ist, ist mir nicht deutlich. Eitrem denkt
immer an Seth, aber das wird niemals direkt gesagt.
Z. 106 läßt vermuten, daß es sich um den Gott Min von
Koptos handelt. Die zu diesem Liebeszauber gehörige
Zeichnung ist ebenfalls nicht mehr genau zu bestimmen.
Z. 134—160 (Col. V) stammt aus einer anderen Umgebung
. In diesem Text werden Isis und daneben auch
Osiris genannt. Die Einzelheiten sind wieder nicht
deutlich. Über den Schrei der Isis, der den Kosmos in
Verwirrung bringt, wüßte man gerne mehr. Der Zauber
soll nach Z. 158 f. stärker sein als die Macht der
Kybelepriester, stärker als der r)yog Yvußdlov. Ähnlich
ist wohl in 1. Kor. 13, 1 vorausgesetzt, daß die
dydm] stärker ist als der Kybelekult. Z. 161—166 enthält
ein l>vuoY.dto%ov xai viY.rpiy.ov. In Z. 167—177 folgt
dann eine bciöooig. Vielleicht ein Zusatz zur Verstärkung
des Zaubers. Der Gebrauch von (pi/tiovv in
Z. 164 (und auch sonst in der Zauberliteratur) könnte in
der Tat, wie Eitrem auf S. 77 vermutet, den Gebrauch
dieses Wortes in Mc. 1, 25 usw. erläutern. Z. 165 ist
beachtenswert wegen des Verbums doh~d£eiv. In der
btidooig Z. 171 ff. werden einundzwanzig Engelnamen
aufgezählt. Die Zahl ist auffallend; wahrscheinlich
sind einige ausgefallen oder einige mehrfach gesetzt
. Die Namen sind teilweise singulär. Povßrjl
ist mir als Engel des Mars unter dem Namen Rubael nur
aus dem Kult der Sabier bekannt, s. Dozy, Nouveaux
documents S. 96. Nagirl kommt auch im Henoch-
buch und in den aramäischen Zauberschalen vor.
Mit Kattir)). vergl. ich den Engelnamcn Katar)), in
Cat. cod. astr. VIII 2 S. 150, 7. Eitrem's Deutung
auf S. 78 erscheint mir unrichtig, 'elqi^k kommt als
Engel Ezrael im äthiop. Text der Petrusapokalypse vor,
s. Zeitschr. f. neutestam. W. 1913 S. 72. Der Name
Evae^odrjk (Z .176) ist wahrscheinlich gebildet aus
A^pcojA und Vorsatzsilbe Iva, die häufiger in Zauberworten
vorkommt z. B. EvuutQ(purj), Cat. cod. astr.
VII S. 180, 11. Die von Eitrem versuchte Herstellung
einer Beziehung der Engelnamen zur Hygromantia Sa-
lomonis hat für mich nichts Überzeugendes. Es folgt
178—185 ein ^voupaQuaYov mit Zeichnung und yagax-
ir)geg (Tafel VII). Dann von 189—210 ein dyoyr)oiog sc.
loyog mit Anrufung der Hekate. Z. 197 ist von der viyt]
desjao die Rede. Unter den xaQ<xx*i~lgtg ist der Altar mit dem
Namen 'law bemerkenswert (Tafel VIII). Dann folgt von 211
bis 230 eine tvxv ■rpXiavet). Z. 216 ist beachtenswert, weil wie
Nock (TheClassical Review 1926 S. 27) erkannt hat, hier
eine Akklamation steht. Mir scheint das für den Gebrauch
von Akklamationen im ägyptischen Kult ein besonders
bedeutsames Zeugnis zu sein. Z. 231—255 neues Rezept,
Z. 256—263 ein KvoupdQuaxov. Zu kotQarßf.og Z. 258
möchte ich die Inschrift des Zaubernagels: dorgae),
in Bullet, dell' instit. di corr. arch. 1849 S. 11 anführen.
Das daneben stehende Xgdrjkog wird dem Chrail auf
der mandäischen Zauberschale bei Pognon, Inscr. mand.
S. 46 entsprechen. Z. 264—274 Fragment eines Rezepts
, Z. 275—280 Fragment eines xaQl'tr',aiov> Z. 281
bis 294 ein (pvoixAeidiov, Z. 295—311 eine neue dywy).
Dieser zuletzt genannte Text ist interessant, weil in ihm
Z. 300 auf den Untergang von Sodom und Gomorrha
Bezug genommen wird. Man könnte die Vermutung
aussprechen, daß die bekannte Pompejanische Inschrift
Sodoma, Gomora, wie hier so an anderen Stellen, einen
magischen Sinn hat. (Siehe auch P. Mimaut, col. VII 7
ed. Eitrem S. 31.) Dann folgt Z. 312—320 eine
Xvv^ig d-vgag. Eitrem gibt S. 112 einen beachtenswerten
Hinweis auf Acta 16, 26. In Z. 317ff. wird auf
die Flucht des Horuskindes vor Typhon Bezug genommen
. Wie dieses vor seinem Widersacher floh,
so entflieht der, der durch magische Gewalt eine Tür
geöffnet hat. Z. 321—332 ein Zaubermittel zur Verhütung
der Empfängnis. Z. 333—360 eine dywyr] bei
Kuvgvrtg. Z. 361—371 eine dyioyi] äoxerog. In Z. 363
wird zum ersten Mal eine Iagd7tidog ßotdvij erwähnt.
— Dies ist also der Inhalt des neuen Zauberpapyrus.
Die einzelnen Texte stehen hinter den Pariser und
Leidener Papyri an Wert weit zurück; trotzdem wird
man sprachlich wie sachlich mancherlei aus ihnen lernen
können. Die bedeutendste Vorarbeit für die Auswertung
dieser Texte hat Eitrem in seinem vorzüglichen Kommentar
geleistet. Um den Text edieren zu können, hat
Eitrem beinahe alle früheren Zauberpapyri durchgearbeitet
und vielfach neue Lesungen gebracht. Ich erwähne
dies, weil die älteren Ausgaben von Wessely und
Parthey noch immer meist ohne Berücksichtigung der
späteren kritischen Arbeit zitiert werden. (S. jetzt Preisendanz
, Die Literatur der Zauberpapyri in Archiv für Pa-
pyrusforschg. Bd. VIII S. 104 ff.) Solange noch nicht die
neue Ausgabe sämtlicher Zauberpapyri vorliegt, müssen
Eitrem's kritische Abhandlungen beständig zu Rate gezogen
werden. Es handelt sich in der Hauptsache um
folgende Arbeiten: Les papyrus magiques grecs de
Paris. Videnskapsselskapets Skrifter II Histor.-Filos.
Klasse 1923 Nr. 1; Zu den Berliner Zauberpapyri. Das.
Forhandlinger 1923 Nr. 1 und: The gre'eK magical
papyri in the British Museum, Forhandlinger 1923 Nr. 3.
Von diesen Abhandlungen ist die Lesung der Pariser
Papyri, und speziell die des Pap. Mimaut, am wichtigsten
. Aufgabe dieser Zeilen ist es, Theologen und Re-
ligionsgeschichtler auf diese Arbeiten Eitrem's nachdrücklichst
aufmerksam zu machen.
Bonn a. Rh. Erik Peter son.
Thilo, Lic. Dr. Martin: Die Chronologie des Danielbuches.
Bonn: A. Schmidt 1926. (43 S.) gr. 8<>. Rm. 2.50.
Zweck dieser Untersuchung ist, festzustellen, von
welchen Anschauungen aus der zur Zeit des Antiochus
Epiphanes lebende Verfasser des Danielbuches zu seinen
Zeitangaben kam. Folgendes sind die wichtigsten Ergebnisse
:
Das Datum von 1,2 ist von 537 aus errechnet, wobei
die vollen Regierungszahlen, ohne Abzug, gezählt sind
(S. 2 ff.). — Die 70 Jahrwochen waren dem Verfasser
als eschatologische Größe gegeben. Sie laufen von 605
an. Die 62 und die 7 Jahrwochen sind aufeinanderzulegen
und reichen so bis 173 v. Chr. (S. 8 ff.). — Die An-