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Ausgabe:

1926

Spalte:

29

Autor/Hrsg.:

Fischer, Hanns

Titel/Untertitel:

Weltwenden. Die großen Fluten in Sage und Wirklichkeit 1926

Rezensent:

Gressmann, Hugo

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29 Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 2. __30

Wenn auch der Sache nach — d. h. in der Volksvorstellung
— der „neue" und der „ewige" Bund zusammenfallen
, so ist doch die Tatsache, daß der Begriff
„neuer Bund" n u r bei Jeremia vorliegt, etwas, das
in der Tiefe seiner religiösen Erfahrung begründet liegen
muß und das darum vielleicht eingenender hätte erwogen
werden sollen. Auch die Frage nach Adresse (ob
Israel oder Israel und Juda) und Datum von Jer. 31,
30 ff. ist wichtig für das Verständnis der Stelle. Die
Gegenüberstellung: „kultisch-sittlich" trifft m. E. hier
nicht das Richtige. Für das Messiasproblem ist dem

bisherigen Umfanges gewachsen. Sie geben jetzt weit
mehr als was „in usum scholarum" notwendig ist; sie
sind Muster einer sorgsamen gelehrten Überschau über
die bisher an jedem einzelnen Text geleistete Arbeit und
des besonnenen Urteiles in allen „Einleitungsfragen".
Vor allem ist aber die Erneuerung dem Text der einzelnen
Schriften zu Gute gekommen; unter ihnen vor allein
den Ignatiusbriefen, dem Brief und Martyrium Polykarps
und der Didache, bei der auch der jüngste koptische
Fund (siehe dazu jetzt C. Schmidt in ZNTW. 24
(1925) 81 ff.) hat Berücksichtigung finden können. Hat

Verf. der Aufsatz von Greßmann „Messias und Erlöser" hier auch die Fülle des in den letzten beiden Jahrzehnten

in „Geisteskultur" 1924 entgangen. j bekannt gewordenen handschriftlichen Materiales manche

Die kosmische Eschatologie — als ein „Analogon Ungewißheit beseitigt, so ist die Fülle der Verbesse-

im großen Stil" zu den Hoffnungen der nationalen j rungen an mehr als 110 Stellen der Sorgfalt zu danken,

Wiederherstellung Israels — wird (unter Verweis auf die die Fülle des Materiales meisterte. Endlich ist, vielen

Gunkel's „Schöpfung und Chaos") nur andeutend be- j Wünschen eine frohe schöne Erfüllung, ein textkritischer

handelt; hier ist zur Ersparnis stark gekürzt worden. So 1 Apparat beigegeben worden, der in einer sicher gc-

findet die Frage nach dem Verhältnis der beiden Reihen troffenen Auswahl alles Wichtige bringt und nur Un-

eine kaum begründete und m. E. nicht zutreffende Ant- ! wichtiges bei Seite läßt; hier ist die mühe- und liebevolle

wort: das uralte mythische Schema (UrzeitEndzeit)
„hat sich durch die religiöse und nationale Kraft der
Prophetie eine Verengung gefallen lassen müssen". Das
Wesentliche und Ursprüngliche der israelitischen Eschato-

Kleinarb.eit, von der die Ausgabe zeugt, gleichsam handgreiflich
sichtbar.

So ist diese Ausgabe weit mehr geworden als eine
editio in usuin scholarum, wie ihr Herausgeber be-

logic ist nicht das Mythische, sondern das i scheiden von ihr sagt; sie ist ein Werk, das, wenn nicht
Politische, wie ja auch der Kultus den Auszugs-, neue Funde neues Licht werfen, den vorläufigen Ab-
und nicht den Schöpfergott feiert. Das Schema selbst I schluß der Arbeit an dem Text der Apostolischen Vätei

(daß man sich in einer elenden Gegenwart das ver
gangene Heldenzeitalter wiederwünscht) ist so selbstverständlich
, daß es dazu nicht eines mythischen Anabedeutet
. Es bleibt nur der Wunsch, daß in dem noch
ausstehenden Teile die vielleicht schwierigste Aufgabe, die
durch den Text des Pastor Hermae gestellt wird, bald

logons bedarf. Darin hat der Verf. zweifellos Recht, | in ebenso umsichtiger und sorgfältiger Weise gelöst

daß die kosmische Eschatologie außerisraelitischen Ursprungs
ist.

Insgesamt darf das Buch, nicht zum mindesten
durch seine übersichtliche und klare Fassung, als ein
wertvoller Beitrag zur Frage der israelitischen Eschatologie
bezeichnet werden.

Berlin. Kurt Galling.

Fischer, Hanns: Weltwenden. Die großen Fluten in Sage
u. Wirklichkeit. Mit 53 Abb. 2., erw. Aufl. (5.-8. Taus.) Leipzig:
R. Voigtländer 1925. (XII, 230 S.) 8°. = Welteis-Bücherei.

Rm. 6—.

Die „Fabel" vom göttlichen Fischmenschen Gan(nes) ist Wirklichkeit
, wenn man statt Meeresgrund Atlantis setzt: „denn die babyionische
Urkultur ist eben nichts anderes als eine atlantische Kolonialkultur
. Schrift, Sprache und alle sonstigen Kultursegnungen stammen
also von der zum Meeresgrund gewordenen Atlantis" (S. 122). Nach
der Welteislehre von Hanns Hörbiger, deren Prophet Hanns Fischer
ist, spiegeln sich in den Flutsagen drei durch Jahrzchntauscndc von
einander getrennte Ereignisse von dem großen Wasser, dem Atlantislintergang
und der geheimnisvollen Osterinselkultur (S. 24). Wer zweifelt
, lese die Offenbarung Johannes, die uns noch zuverlässige Berichte
aus der „unmittelbar vorsintflutlichen" Zeit überliefert hat; freilich
müssen sie im Licht der Welteislehre gelesen und bisweilen von
Obersetzungsfehlern befreit werden: „Und vor dem Stuhl ein Eismeer
mit Feuer gemengt, voll Augen vorne und hinten", zweifellos eine
Beschreibung des vereisten Mondes mit den scheinbaren „Vulkanen",
bei greller Sonnenbeleuchtung geschaut (S. 112). In der Tat, wie das
Titelblatt sagt: „Eine unerhörte Erkenntnis!"

Berlin-Schlachtensec. Hugo Greßmann.

Funk, F. H.: Die Apostolischen Väter. Neubearbeitung (3. Aufl.)
von Karl Bihlmeyer. I. Teil: Didache, Barnabas, Klemens I
und II, Ignatius, Polykarp, Papias, Quadratus, Diognetbrief.
Tübingen: J. C. B. Mohr 1924. (L, 163 S.) gr. 8°. -i Sammig.
ausgew. kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften, 2.
Reihe, 1. Heft, 1. Teil. Rm. 4.50; geb. 5.50.

Über der Aufgabe, die bekannte Funk'sche Ausgabe
der Apostolischen Väter zu erneuern, ist dem verdienstvollen
Bearbeiter, so pietätvoll er auch im ein-
w i" V°m A"en wahrte, was zu wahren war, ein neues
werk entstanden. Die Ausgabe ist jetzt in zwei Teile zerlegt
, von denen der erste vorliegende alle bisher ge-

nraenten Schriften umfaßt und nur den Pastor Hermae Gegenüber dem ersten macht er geltend, daß der Dualis-
aem zweiten noch ausstehenden überläßt. Trotz dieser j mus eine weitverbreitete Anschauung gewesen sei, Mani
o > tmC iSln die geschlossen den Texten voran- ihn also nicht notwendig von Zoroaster habe übernehmen
„«.stellten Anleitungen um mehr als die Hälfte ihres ■ müssen, gegenüber dem zweiten: Buddha sei von Mani

werden möge.

Breslau. Ernst Lohmeyer.

Burkitt, F. C, Hon. D. D.: The Religion of the Manichees.

Donnellan lectures for 1924. Cambridge: University Press 1925.
(VIII, 130 S. mit Abb.) 8°. geb. sh. 6--.

In seinen Donnellan-Lectures hat B. den Versuch
gemacht, die Religion des Manichäismus, so wie sie uns
jetzt durch die Turfanfunde näher bekannt geworden ist,
dem Verständnis eines weiteren Kreises näher zu bringen.
Er teilt sich den Stoff so, daß die erste Vorlesung die
Metaphysik des Manichäismus, die zweite die persönliche
Frömmigkeit schildert, während die dritte die Stellung
des Manichäismus innerhalb der Religionsgeschichte
(Verhältnis zu Christentum, Parsismus, Buddhismus) behandelt
.

Das Buch ist leicht lesbar geschrieben, übermittelt
tatsächlich auch dem Fernerstchenden einen Eindruck von
der zunächst uns so fremdartig anmutenden Religion und
fördert auch an einzelnen Punkten, da wo B. sich auf
seinem eigensten Feld bewegt, die wissenschaftliche
Forschung. Am überzeugendsten erscheint mir der Nachweis
, daß das von F. W. K. Müller veröffentlichte sog-
dische Lektionar nestorianischen .Ursprungs ist.

Dennoch legt man das Buch nicht wirklich befriedigt
aus der Hand. Schon deshalb, weil ein rundes, lebendiges
Bild bei B. nicht herauskommt. Z. T. liegt das
daran, daß ihm die altbekannten Quellen, vor allem Augustin
offenbar nicht ebenso vertraut sind, wie die Turfanfunde
. B. verläßt sich hier in der Hauptsache auf
Cumont und Alfaric. Aber noch mehr darum, weil die
Frage, die uns eben am lebhaftesten beschäftigt, das
Verhältnis des Manichäismus zu den andern Religionen,
von B. nur höchst oberflächlich behandelt wird. B. betont
den Einfluß, den das christliche Element von Anfang
an auf Mani geübt hätte. Darin kann ich ihm nur
zustimmen. Aber nun nimmt B. darüber hinaus noch in
allem Ernst die Behauptung des Ephrem Syrus auf, daß
Mani sein ganzes System aus Bardesanes und Marcion
herausgesponnen hätte. Eine Einwirkung des Parsismus
und vollends des Buddhismus will er nicht zugestehen.