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Ausgabe:

1926

Spalte:

25-27

Autor/Hrsg.:

Troeltsch, Ernst

Titel/Untertitel:

Aufsätze zur Geistesgeschichte und Religionssoziologie. 1. u. 2. Hälfte. Hrsg. v. Hans Baron 1926

Rezensent:

Winkler, Robert

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel HirSCh unter Mitwirkung von
Prof. D. Willi. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Tltlus, Prof. D. Dr. G. Wobbermln

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften,bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9.—■ Verlag: j. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

El lahrrr Mr ? Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D.Hirsch in Güttingen, laniiar 1076

Ol. Jdlirg. HC. L. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. u""""

Spalte

Troeltsch, Aufsätze zur Geistesgeschichte

und Religionssoziologie (Winkler)......25

Hoffmann, Die Sprache und die archaische

Logik (Güntert)................27

Glasenapp, Indische Gedichte aus vier
Jahrtausenden in deutscher Nachbildung

(Franke)....................28

Dietrich, Die endzeitliche Wiederherstellung

bei den Propheten (Galling).........28

Fischer, Weltwenden (Grellmann)......29

Funk, Die Apostolischen Väter (Lohmeyer). 29
Bu rk i 11, The Religion of the Manichees (Holl). 30
Schubert, Die Geschichte des deutschen
Glaubens (Anrieh)..............31

Spalte

Formoy, The Dominican Order in England
before the Reformation (Lempp).......32

Stohr, Trinitätslehre des heil. Bonaventura
(Seeberg)...................33

Ritter, Luther (Blanke)............34

Daffis, Inventar der Grimm-Schränke in der
Preußischen Staatsbibliothek (Wolff). ... 37

Keller, Werden und Wirken der Evangelischen
Gesellschaft des Kantons Schaffhaiisen v-
1873-1923 (Staehelin)...........38

Tolstoi, Religiöse Briefe (Holl).......38

N ö t z e 1, Die Grundlagen des geistigen Rulllands
(Holl)..................40

Spalte

M u r a w s k i, Das Geheimnis der Auserwählung
(Loofs).....................41

Schweizer, Erklären und Verstehen in der
Psychologie (Siegfried)............43

Koppel mann, Der Erlösungs- und Heilsgedanke
von freisinnig-protestantischem
Standpunkt aus (Steinmann).........45

Smend, Kirchenbuch für evangelische Gemeinden
(Graff)................45

—• Handagende zu dem Kirchenbuche für evangelische
Gemeinden (Ders.) ........45

Troeltsch, Dr. Emst: Aufsätze zur Geistesgeschichte und daß sie sich einer Hauptidee unterordnen ließen. Es sind,

Religionssoziologie, i. u. 2. Hälfte. Hrsg. v. Hans Baron. wie schon der Titel des Bandes sie nennt, Aufsätze zur

Tühkngen: J. c. b. Mohr 1924 u 1925. (xxvn, 872 S.) gr. 8«. j Geistesgeschichte und Religionssoziologie.

Troeltsch, Oesammelte Schriften, Bd. 4. Km. 21-. Bd der , def Aufsätze> VQa dene„ ^Religion,

Der letzte Band der Gesammelten Schriften von [ Wirtschaft und Gesellschaft", „die alte Kirche",
Ernst Troeltsch enthält an die 20 Abhandlungen aus den | „Epochen und Typen" der Sozialphilosophie des Chris-
Jahren 1897—1917, denen als Einleitung Troeltsch's ; tentums", „das stoisch-christliche und das moderne proBeitrag
zur „Philosophie der Gegenwart in Selbstdar- fane Naturrecht", „Luther, der Protestantismus und die
Stellungen" vorausgeschickt ist. Dazu kommen noch . moderne Welt", Renaissance und Reformation erwähnt
rund 150 Seiten Besprechungen, deren bedeutsamste sein mögen, ist der religionssoziologische einer der
die Revolution in der Wissenschaft: Eine Besprechung Hauptgesichtspunkte. In innen wird fast durchweg auf
von Erich v. Kahlers Schrift gegen Max Webers „Def j den Zusammenhang von Religion und sozialem Leben
Beruf der Wissenschaft" und der Gegenschrift von Artur mit Bezug auf das Problem der Entstehung des Christen-
Salz: „Für die Wissenschaft gegen die Gebildeten unter tums und des Protestantismus, abgehoben von und gegen-
lhren Verächtern" ist, und 40 Seiten Zusätze und hand- i über der marxistischen Theorie die Gegenseitigkeit der
schriftliche Erweiterungen, die sich in Troeltsch's Pri- Abhängigkeit von religiösen Idealen und soziologischen
vatexemplaren fanden. Eine sorgfältige, auch die Zeit- j Strukturen in konkreten Beispielen herausgearbeitet. Re-
schriftenaufsätze und die wichtigsten Besprechungen um- ligiöse Bewegungen, wie Christentum und Protestantis-
fassende Bibliographie schließt den stattlichen Band, mus sind nicht Ausdruck sozialer Verhältnisse, wohl aber
dessen Herausgabe schon damit gerechtfertigt ist, daß i in ihrer Ausgestaltung durch sie mitbedingt, ebenso wie
er bislang auf die verschiedensten Zeitschriften, Sam- mitbedingend für die Bildung neuer soziologischer
nielwerke und -Bände verstreute, zum Teil schwer er- : Formen.

reichbare Abhandlungen in bequemer Zusammenfassung ! Die 2. Reihe der Aufsätze steht unter dem Thema:
bietet. Die moderne Welt. Nach einem einleitenden Aufsatz über
Der Herausgeber hat sich jedoch nicht mit einem „das Wesen des modernen Geistes" werden die Haupteinfachen
Nachdruck der Erstdrucke begnügt. Hand- etappen in dem geschichtlichen Werden des modernen
schriftliche Zusätze aus Troeltsch's Privatexemplaren Geistes dargestellt: die Aufklärung (in den 3 Artikeln:
wurden — als solche kenntlich gemacht — in den Text „Die Aufklärung", „Die englischen Moralisten des 17.
eingefügt. Einmal wurden zwei sich ergänzende Aufsätze und 18. Jahrh.", „Der Deismus"), der „Idealismus", das
ineinander gearbeitet, Wiederholungen mehrmals ge- „Neunzehnte Jahrhundert", sämtliche „aus dem Massenstrichen
. Die nicht chronologisch nach der Entstehungszeit, grab der Realenzyklopädie" zu neuem Leben erweckt,
sondern sachlich getroffene Anordnung der Aufsätze, die Hier ist der Zusammenhang schon straffer, weil diese
ganze buchtechnische Aufmachung: Bildung neuer Ab- . Aufsätze in einheitlicher Nacheinanderarbeit entstanden
schnitte, Formulierung von übergreifenden Überschriften j sind. Vor den Idealismusaufsatz ist eine Abhandlung:
zeigt, daß der Herausgeber nicht bloß sammeln will, wie „Leibniz und die Anfänge des Pietismus" eingeschoben,
es z B. Troeltsch bei seinem 2. Bd. gemacht hat. In in dem Leibniz als das „Grundgerüst" des deutschen
Nachahmung des 3. von Troeltsch selbst besorgten Idealismus erscheint, und vor den Aufsatz über das
Bandes will der Herausgeber ein in sich geschlossenes Neunzehnte Jahrhundert: „die Restaurationsepoche am
Ganzes bringen. Der 4. Bd. soll einen gewissen Ersatz ; Anfang des 19. Jahrh." als Übergang zum 19. Jahr-
hf t • V°n Troeltsch in Aussicht gestellten 2. Bd. des 1 hundert. Diese Aufsatzreihe wäre wohl in erster Linie
„Historismus und seine Probleme" darstellen. Er soll < für Troeltsch bei der Darstellung seiner im 1. Histo-
ersatzweise die materiale üeschichtsphilosophie, deren rismusband versprochenen materialen Geschichtsphilo-
erkenntnistheoretisches Fundament der vorliegende erste sophie, der Analyse des Europäertunis, in Betracht ge-
,,Historismus 'band enthält, bringen. Dazu fehlt jedoch kommen. Aber nach seinen eigenen Angaben wäre
jjS^1/jln ?u°*rUch eine in sich geschlossene Einheit- Troeltsch mit dieser Arbeit über seinen ursprünglichen reli-
iicnkeit der in dem Band vereinigten Aufsätze. Sie liegen giösen Ausgangspunkt weit hinausgegangen. In den vorhin
zeitlich zu weit auseinander, um eine Linie einhalten zu erwähnten Aufsätzen jedoch spielt der Theologe Troeltsch
4<yonnen. Ihre I hemata sind zu verschieden zugespitzt, als ! noch eine Hauptrolle. Zwischen ihnen und der zu er-