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Ausgabe: | 1926 Nr. 17 |
Spalte: | 435-436 |
Autor/Hrsg.: | Burney, C. F. |
Titel/Untertitel: | The poetry of Our Lord 1926 |
Rezensent: | Hempel, Johannes |
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Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 17.
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Ausdruck „großartige, schlichte Plastik" S. 107 schließen sich doch
wohl die beiden Adjcktiva aus. Das Adjektivum „mittelmeerisch"
S. 100. 121 sollte vermieden werden.
jcna. P. Olaue.
Burney, The poetry of Our Lord. Oxford: Clarendon Press 1025
(182 S.)
Unter dem vom Dezember 1924 datierten Vorwort
stehen die kurzen Worte: The author died on •
15. April 1925. So haben wir es mit dem Vermächtnis
eines Abgerufenen zu tun, dem wir für seine reiche
Gabe nicht mehr danken können. Das legt dem Rezensenten
die Pflicht auf, von allen Besserungsvorschlägen
im Einzelnen abzusehen und nur die großen Linien
dessen, was uns hier geschenkt ist, heraustreten zu lassen.
Bei den Vorbereitungen zu seinem Werke The
aramaic Origin of the fourth Gospel ist Burney auf die
Häufigkeit des antithetischen Parallelismus in den Jesusreden
des 4. Evangeliums aufmerksam geworden; weitere
Untersuchungen haben ihm gezeigt, daß die Sachlage
bei den Synoptikern die gleiche ist. Daraus haben
sich dem Verfasser drei Probleme ergeben, die er im
Vorwort kurz, aber scharf und präzis formuliert. 1. Sind
uns die Jesuslogien noch in ihrer ursprünglichen Form
erhalten oder ist es a vain hope, noch bis zu ihrer Urge-
stalt vordringen zu wollen? Burney antwortet mit einem
entschiedenen Ja. Da in a 1 1 e n Quellen die Jesuslogien
die gleiche Stilstruktur zeigen, ist die Annahme unausweichlich
, daß ihre gemeinsame Grundlage, eben
die Worte Jesu selbst, in dieser Form einhergegangen
seien. 2. Wie ist im Lichte der poetischen Formen über
das Verhältnis des 1. und des 3. Evangeliums zu Q zu
urteilen? St. Matthew, — if this may be considered
as the author of Q — was a faithful recorder of
Christ's teaching in its original Semitic style; and the
editor who embodied his work in the First Gospel
was very like the Hebrew redactors of the historical
books of the O. T., content to reproduce the ipsissima
verba of his source even though he does not hesitate to
gloss them here and there by his own additions. St.
Luke, on the other hand, was more closely akin to a
modern historian in his method. Mehr an der Sache
als an der Form interessiert, hat er mit Rücksicht auf
seine griechischen Leser vor allem den wortreichen
synonymen Parallelismus verdeckt. 3. Wie steht Marcus
zu Q? Auch er hat Q benutzt, aber mit Glossen aufgefüllt
, wie an Mc. 10, 9—13 gezeigt wird.
Im ersten Teile gibt Burney sodann einen Überblick
über die Grundgesetze der hebräischen Poesie. Er führt
Beispiele für den synonymen, antithetischen und synthetischen
Parallelismus, für den Vierheber, den Dreiheber
und den Kinavers an, wobei er Mischmetren und
Freiheit in der Strofenbildung anerkennt. Die von ihm
gebotenen Möglichkeiten erschöpfen den Reichtum der
hebräischen Versbildung in keiner Weise, die darauf folgenden
„Principles of Stress-accentuation in Hebrew
poetry" kranken unheilbar an dem Zugrundelegen der
heutigen masoretischen Punktation, die bis zur Vokalquantität
in gleicher Weise für späteste wie früheste
Texte beibehalten wird! Von einer hebräischen Sprachgeschichte
, von den Abweichungen der Punktations-
systeme, von einer vormasoretischen Aussprache des
Textes weiß Burney nichts; sein Hinweis auf das System
des Rabbi Azariah di Rossi aus Ferrara (1514—1580)
dient deshalb der Sache nicht.
Das zweite Kapitel ist dem Gebrauch des Parallelismus
in den Jesusreden gewidmet. Es begegnen die
drei Grundformen des hebräischen Parallelismus, wobei
der antithetische Parallelismus von besonderer Häufigkeit
und von besonderer Wichtigkeit für die Beurteilung
der Echtheit der Jesusreden bei Johannes und Marcus
ist. Im Gegensatz zum A. T. sind in der von Driver
„Climactic", von Burney besser Step-Parallelism genannten
Form, bei der die 2. Zeile Worte der 1. aufnimmt
und weiterbildet, von Jesus die „Stufen" jeweils
so geformt, daß die 1. Zeile ein auch in sich selbst geschlossenes
Ganze darstellt. Es wäre eine dankenswerte
Aufgabe, das zeitgenössische Material daraufhin zu
untersuchen, ob diese Weiterbildung der alten Form sich
auch sonst findet, oder ob sie eine spezifische Eigenart
Jesu darstellt.
Mit dem dritten Kapitel: The use of rhythm by
our Lord wachsen die Schwierigkeiten. Wie aus der
griechischen Form das aramäische rhythmische Schema
gewinnen, wie auch den Beweis führen, daß das hebräische
rhythmische Schema für das Aramäische
gilt? Burney geht so vor, daß er bei Parallelzeilen, die
eine gleiche Anzahl von Sinn einheiten enthalten, auf
eine gleiche Anzahl von ursprünglichen Ton einheiten
schließt und zum Beleg der Verwandtschaft hebräischer
und aramäischer Metrik die poetischen Stücke aus dem
Daniel, auch neuhebräische poetische Stücke aus Pirke
aboth beizieht. So gewinnt er für Jesus den Vierheber,
[in dem vor allem das Vaterunser, die Petrusverheißung,
Marc. 13, 9 ff. und Joh. 14, 1 ff. gesprochen sind], den
Dreiheber [vor allem in der Bergpredigt, in Matth.
11, 25 ff. und in Joh. 6, 8], den Kina-Vers [ Luk. 13,23 ff.,
Mark. 2, 19ff.; 8, 34ff.; Matth. 25, 31 ff., Joh. 16, 20ff.
u. a. ]. Die Übersetzungen sind in dem von Dal man rekonstruierten
Galilaeisch-Aramäisch gegeben, ohne auf
die von Schirl theß aufgeworfenen Probleme (vgl.
Th. L. Z. 1925, 292 ff.) einzugehen.
Am wenigsten gelungen ist der 4., den Reim behandelnde
Abschnitt. Für das A. T. ergibt sich — ganz
abgesehen von der auch hier gemachten Voraussetzung
der Ursprünglichkeit der Vokalisation — Reim fast nur
zwischen den Suffixen oder den Pluralendungen, und
der Reim wird immer wieder durch andere, nicht reimende
, Versenden unterbrochen. Das spricht gegen
bewußte Verwendung eines Kunstmittels. Für die Jesuslogien
stehen die Dinge ähnlich, der Reim greift auch
hier kaum wesentlich weiter als im A. T. [u. im Achtzehnbittengebet
]. Während mir Burney die parallele
und rhythmische Gestaltung vieler Jesuslogien (letzteres
nicht in allen von ihm angeführten Fällen, vor
allem nicht in den letzten Vaterunserbitten) bewiesen zu
haben scheint, habe ich mich von der gewollten Benutzung
des Reimes nicht überzeugen können.
Zu den Folgerungen Stellung zu nehmen, die sich
aus Burneys Ergebnissen für die Evangelienkritik ergeben
, kann nicht Sache des Alttestamentiers sein. Mir
scheint, als sei hier in der Tat ein Hilfsmittel gewonnen,
das im Einzelfall bei der Entscheidung über die ursprüngliche
Form eines Logions wie auf das Ganze gesehen
für die Frage nach der Art der Quellenverarbeitung
in unseren Evangelien wertvolle Dienste leisten
kann. Um freilich auf dieses Kriterium so weitgehende
Folgerungen zu bauen wie B. es tut, wäre es (wie schon
einmal angedeutet) von Nöten, über das von ihm Erarbeitete
hinaus nun zu versuchen, individuelle Züge in
der Verwendung des Parallelismus und der 3 Hauptmetren
herauszustellen. Was bisher geboten ist, ist
im wesentlichen so allgemein gehalten, daß es auch für
weite Stücke des spätjüdischen Schrifttums zutrifft, also
für die Authentizität des einzelnen Wortes, für seine
Herleitung von Jesus selbst und nicht aus der in den
Formen ihrer Zeit schaffenden Gemeindetradition
, nichts beweist. Die älteste erreichbare Form eines
Logions wiederzugewinnen, ermöglicht sein Werk, aber
nicht, diese Form nun für Jesus selbst in Anspruch
zu nehmen. Doch ist des Erarbeiteten wahrlich
genug, um Burneys Werk mit Dank und Trauer über
seinen Hingang aus der Hand zu legen.
Greifswald. Johannes Hempel.
Buonaiuti, E.: San Paolo. Rom: A. F. Formiggini 1925.
(80 S. m. e. Bildnis) kl. 8°. L. 3.50.
B. gibt in diesem „profilo" einen kurzen Lebensabriß
und eine Charakterzeichnung des Völkerapostels
an der Hand seiner Briefe und der Apostelgeschichte.