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Ausgabe:

1926 Nr. 15

Spalte:

405

Autor/Hrsg.:

Diener, Walter

Titel/Untertitel:

Hunsrücker Volkskunde 1926

Rezensent:

Hashagen, Justus

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405

Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 15.

406

Für die Volkskunde kommen eigentlich nur die beiden
ersteren in Betracht. Um so mehr hat sie sich zu befassen
mit den Kulthandlungen, besonders den positiven, dem
euergetischen, sakramentalen, magischen Kult. Leider
ist der Darstellung des Wesens der Religion zuviel
Raum gegönnt worden, daß die Schilderung der Aufgaben
der Volkskunde etwas zurücktreten mußte; auf
diese kam es doch vor allem an, manche Auseinandersetzung
wird sich wohl aber daran noch knüpfen. Die
andern Aufsätze von Wilhelm Hävers über Sprachwissenschaft
und Volkskunde, Philipp Keipers, Rheinpfälzische
Ortsspitznamen, Friedrich Pfister, Weiteres zu
den Ortsneckereien berühren nur hier und dort das religiöse
Gebiet.

Roth. Karl Schornbaum.

Diener, Walter: Hunsrücker Volkskunde. Mit 83 Abb. auf
Taf. u. im Text sowie 2 Ktn. Bonn: K. Schroeder 1925. (XV,
284 S.) 8°. = Volkskunde Rhein. Landschaften. geb. Rm. 8.50.
Bei den engen Beziehungen zwischen Volkskunde einerseits
und Religionsgeschichte und Konfessionskunde andrerseits
wird ein Werk wie das vorliegende auch den Lesern dieser Zeitschrift
willkommen sein, zumal da das von ihm gründlich und umsichtig
behandelte Hunsrückgebiet seit alters konfessionell gemischt
ist und der Verfasser sich seiner Aufgabe in einem wissenschaftlichen
Geiste zu entledigen sucht. Doch sind die Karten unzulänglich. Eine
übersichtliche, auch die Verteilung der Konfessionen zeigende historische
Karte hätte auf Grund des geschichtlichen Ablasses der Rheinprovinz
mit Leichtigkeit beigefügt werden können. Man sollte dies
wichtige Anschauungsmittel gegenüber den Bildern nicht vernachlässigen
.

Hamburg. J. Hashagen.

Weltschau des Katholizismus. Die vatikanische Missionsausstellung
in Wort und Bild. Amtl. deut. Ausg. Heft 1—3. München: Dr.
F. A. Pfeiffer 1925. (96 S. m. zahlr. Abb.) 4°. je Rm. 2—,

Im „heiligen Jahr" ist dem Rompilger viel geboten
worden, auch eine Missionsausstellung. Die Aufgabe
, das katholische Missionswesen in seiner gewaltigen
Ausdehnung, in seiner Vielgestaltigkeit und in
seinen Leistungen vor Augen zu stellen, war überaus
verlockend. Denn ihre Lösung versprach eine Stärkung
des katholischen Missionsgedankens und eine glänzende
Repräsentation der katholischen Kirche auf einem Gebiet
, das ihr stets am Herzen gelegen hat und von ihr
um so leichter eindrucksvoll vorgeführt werden kann,
da es seit Jahrhunderten von einer Zentrale geleitet wird.
Der regierende Papst legt dieser Ausstellung so großes
Gewicht bei, daß er ihre dauernde Erhaltung angeordnet
haben soll. Eine Berichterstattung großen Styls über
diese Missionsausstellung ist der Zweck dieser Zeitschrift
. Die uns vorliegenden ersten drei Lieferungen —
geplant sind zwanzig — haben einen mannigfaltigen Inhalt
und bieten einen reichen Bilderschmuck. Wenn die
Fortsetzungen, wie kaum anders zu erwarten, denselben
Charakter tragen werden, so ist ein Prachtwerk in der
Entstehung begriffen, das ein Gegenstück zu dem an der
Jahrhundertwende von der Leo-Gesellschaft herausgegebenen
Werk: „Die katholische Kirche unserer Zeit"
werden kann. Wir begnügen uns heute mit diesem kurzen
Hinweis und werden zu gelegener Zeit die Frage
zu beantworten haben, welchen Wert die „Weltschau"
für das Verständnis des katholischen Missionswesens hat.
Göttingen. Carl M i r b t.

11 Progresso Religiöse.. Anno V. 1925. 6 Hefte. Zoagl i
(Genova).

Im Vorwort zum 5. Jahrgang dieser alle zwei Monate erscheinenden
Zeitschrift erklärt die Schriftlcitung, daß Aufgabe und Wege
unverändert bleiben, daß sie in die Grundfragen des sittlichen und
religiösen Lebens der Gegenwart einführen und das religiöse Gewissen
vertiefen und erleuchten wolle. Diesem Zwecke dienen die kurzen
Betrachtungen, die an der Spitze jedes Heftes stehen, die Abhandlungen
, die Berichte über ,Vita c cultura religiosa' der verschiedenen
Länder und die Bücherbesprechungen.

Im 1. Heft handelt Crespi (S. 1—9) über die Religionsphilosophie
des 1924 verstorbenen englischen Philosophen Bernard
Bosanquet, des .typischesten Vertreters des absoluten Idealismus', des

.bedeutendsten Schülers und selbständigen Fortsetzers von Bradley',
der mit dieser seiner Religionsphilosophie, dem Herzpunkt seiner
Philosophie, in tiefem Gegensatz stehe zum italienischen Neu-Idealis-
mus eines Croee und Gentile. S. 9—19 beleuchtet Ferrari die
stoische Lehre von der durch das Weltall gehenden, durch die feurige
Wcltseele, das Pneuma, hergestellten avunitittt« und ihre
Bedeutung für die Kosmologie, Psychologie und Ethik der Stoa, mit
einem Ausblick auf das junge Christentum. Semprini führt (S.
20—30) die .politischen Gedanken' des Künstlers Leo Battista Alberti
(t 1472) vor, ,politisch' im weitesten Sinne genommen, einschließlich
der Ethik des täglichen Lebens. Er sieht in ihm wegen einiger seiner
ethischen Anschauungen einen Vorläufer Kants, wegen seiner Ansicht
vom Ursprung des Staates einen Vorläufer Rousseaus, wegen
seines Grundsatzes von der Trennung der irdischen und der geistlich
kirchlichen Dinge einen Vorläufer der neuesten Entwicklung, wegen
seines .tätigen Glaubens' einen Vorläufer des — Konzils von Trient.
Daß Alberti aber, wie übrigens andere seiner Zeitgenossen, in verschiedenen
Punkten (.Menschheit' u. .Menschentum', Betrachtung der
Natur und Freude an ihr, .seguiamo la natura!') auch ein Schüler
der Stoa ist, scheint S. nicht beachtet zu haben. Aus den Mitteilungen
erfahren wir u. a., daß im Januar des abgelaufenen Jahres in Florenz
ein .convegno mistico' stattfand und im August 1924 zu Oxford eine
Zusammenkunft von Geistlichen, die den Widerstreit zwischen Wissenschaft
und Religion erörterten. — Im 2. Heft zeichnet Vezzani
(S. 50—67) die .Grundlinien einer modernen Mystik': ihrer philosophischen
Systematisierung, ihrer Psychologie, ihrer Stellung zur
Religion, zur Kunst, zur Wissenschaft, zur ,Metapsychik', zur Ethik.
Dann entscheidet sich Pons in dem jüngstens in Frankreich wiedererwachten
Streit über den Gottesglauben des zu Serignan begrabenen
Insektenforschers G. E. Fabre dahin, daß er nicht der der Kirche gewesen
sei (S. 68—70). Die Mitteilungen berichten u. a. von der
Zusammenkunft zwischen Christen und freier gerichteten Juden, die
im November 1924 in einer Londoner Synagoge stattfand u. an der
180 Juden und etwa 380 Christen, darunter auch römische Katholiken
und Mitglieder der Heilsarmee, teilnahmen. Karl Küßner (Tübingen
) berichtet über die bei Helsingör ins Leben getretene internationale
Schule, an der zum ersten Male 80 Angehörige der verschiedensten
Staaten und Berufe teilgenommen haben und von der er
sich die Beseitigung mannigfacher nationaler Vorurteile und Mißverständnisse
verspricht. — Das 3. Heft bringt S. 98—108 einen schwungvollen
Artikel von Moscardelli über ,Kunst u. Religion', näherhin
über die Blutsverwandtschaft der Dichter und der Propheten. Unter
der Überschrift .Prolegomena zu einer idealistischen Erkenntnistheorie'
bespricht Crespi S. 109—114 das mit diesem Titel erschienene
Buch des Edinburger Professors und Kanterklärers Norman Kemp, worin
dieser die jüngsten Äußerungen des anglo-amerikanischen philosophischen
Neu-Realismus, namentlich eines Russell und Alexander in
ein System zusammenzufassen sucht: dieses will mit seiner Betonung
der Oberherrschaft der geistigen Werte idealistisch sein, im Unterschied
vom Naturalismus, und realistisch, im Unterschied vom
Subjektivismus. Pioli berichtet S. 115—121 über eine neue .Schule
für religiöse Erziehung', die von der englischen theosophisehen Gesellschaft
in der Gartenstadt Latchworth (etwa 40 kin von London) errichtet
wurde. Ferner enthält das Heft einen Aufruf des aus der
Moernistenzeit bekannten Prof. Minocchi in Florenz zur Förderung
des geistigen und sittlich-religiösen Lebens in Italien (S. 127
bis 130). — Im 4. Heft stellt De Sarlo Betrachtungen an über
,Das Wesen der Religiosität' (S. 146—162), namentlich über religiöse
Erkenntnis und Berührung des Übersinnlichen mit der menschlichen
Seele, Pioli handelt (S. 162—167) von .Volkserziehung' in Vergangenheit
, Gegenwart und Zukunft, mit dem Grundsatz, daß Freude
zum Gutsein führe. Aus der Besprechung eines Büchleins von J. Re-
caldc, L'initiation sexuelle Paris 1924 (S. 176f.) erfahren wir von
einem ärgerlichen Aufsehen, das eine der geschlechtlichen Aufklärung
der Jugend dienende Schrift eines Jesuiten ,Faut - il parier?
Que ddre? Comme le dire?' in Frankreich erregt hat. Die Schrift
war ,der heiligsten Jungfrau' gewidmet und mit der Druckerlaubnis
des Erzbischofs von Paris erschienen, betrieb aber die
Aufklärung derart eingehend und anschaulich und mit solchen Erläuterungen
über die Jungfräulichkeit Mariens, daß sie wegen des
allgemeinen Entrüstungssturmes schleunigst aus dem Handel zurückgezogen
werden mußte. — Im 5. Heft feiert Moscardelli (S.
194—203) voll Frohsinns die Schönheit des Lebens Furlani gibt
(S. 204—210) eine kurze Zusammenfassung dreier Vorlesungen über
,Das Gebet im Islam', die er in der .Vereinigung für sittlichen und
religiösen Fortschritt' zu Florenz gehalten hat. Ja sink bietet (S.
210—219) eine .Einführung in das Studium des Gebets im ältesten
Buddhismus'. S. 223 f. wird auf die merkwürdige Tatsache hingewiesen
, daß in Nordamerika viele Frauen die protestantischen Kirchen
der verschiedenen Abzweigungen verlassen, während sich bei der
Männerwelt eine größere Annäherung bemerklich mache; nur in der
katholischen Kirche komme die Zahl der Frauen der der Männer
gleich. — Im (). Heft handelt Pioli (S. 242—257) über den Stockholmer
Kongreß und erzählt von einem Gespräch, das er mit dem
Erzbischof Söderblom über Katholizismus und Protestantismus geführt