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Ausgabe:

1926 Nr. 15

Spalte:

389-390

Autor/Hrsg.:

Kees, Hermann

Titel/Untertitel:

Totenglauben und Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter 1926

Rezensent:

Leipoldt, Johannes

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389

Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 15.

390

das logisch-Primäre doch wohl der kurze Vokal sein
müsse, der (beim Nom. ja nicht durchgehends) die
Konsonantendehiuing begründete. Eine solche Konsonantendehnung
kann im Schriftbild zum Ausdruck gebracht
worden sein, kann aber auch — wie für das
Hebr. u. a. die ältere LXX zeigt — unterlassen worden
sein. Für konkrete Beispiele aus dem Hebr. wäre es
ja auch mißlich, mit dem Begriff der „Verdopplung"
zu operieren, weil hier später in der masoret. Punktierung
Konsonantendehnung und Gemination völlig zusammenfielen
. Hier wird ja die Konsonantendehnung
als Verdopplung dann so verstanden: „sie soll in Fällen,
die von Tondehnung frei sind, den kurzen Vokal besser
zum Ausdruck bringen und ihn vor allem vor Vorton-
dehnung schützen". Das Beispiel des Hebr. sollte nur
zeigen, daß der Begriff der ursprünglichen Verdopplung
in konkreten Fällen leicht mißlich werden könne,
daß ich es darum für empfehlenswerter halte, die Terminologie
(und nur diese!) zugunsten des „langen" oder
„gedehnten" Konsonanten zu ändern.

Bonn. F. Horst.

Roeder, Mus.-Dir. Günther: Ägyptisch. Prakt. Einführg. in die
Hieroglyphen u. die ägypt. Sprache mit Lesestücken u. Wörterbuch
. 2., verb. u. verm. Aufl. München: C. H. Beck 192b. (XVI,
100 u. 64* S.) 8°. «= Clavis linguarum semiticarum, pars 6.

geb. Rm. 9—.

Die altägyptische Sprachlehre mit Lesestücken und
Wörterbuch von Roeder erschien 1913 in erster Auflage
, 1920 wurde eine englische, durch einige kleine
Zusätze erweiterte Übersetzung von Mercer veröffentlicht
(vgl. Theol. Lit. Zeit. 38 Sp. 609; 46 Sp. 249). Die Grammatik
geht von den Studien von Erman und Sethe aus
und stellt deren wesentlichste Ergebnisse knapp und
übersichtlich zusammen. Auf diese Weise vermittelt
sie dem Anfänger einen Einblick in die hieroglyphische
Schrift und Sprache und befähigt ihn, einfache Texte
in ihrem Zusammenhange zu verfolgen. Zugleich gewährt
sie eine Grundlage, mit deren Hilfe das Studium
eingehenderer Sprachlehren und grammatischer
Einzeluntersuchungen in Angriff genommen werden
kann.

Im Allgemeinen entspricht die neue Ausgabe der
ersten, doch zeigen kleinere Umfassungen und Zusätze
an verschiedenen Stellen die bessernde Hand des Verfassers
. So sind im Verzeichnis der alphabetischen Zeichen
mehrere ältere Deutungen der Hieroglyphenbilder
durch richtigere ersetzt worden. Erheblicn vermehrt
wurden die Beispiele zu den einzelnen Regeln und im
Zusammenhange damit den Lesestücken 8 neue Seiten
beigefügt und das Wörterbuch entsprechend bereichert.
Auch die Literaturübersicht ist weit umfangreicher gestaltet
. Das Werk hat in seiner ersten Fassung zanl-
reiche Benutzer gefunden, es wird sich auch in der
neuen Auflage bei dem akademischen und bei dem
Selbstunterricht als vortrefflicher nutzbringender Leitfaden
erweisen.

Bonn. A. Wiedemann.

Kees, Hermann : Totenglauben und Jenseltsvorstellungen der
alten Ägypter. Grundlagen u. Entwicklung bis z. Ende d. Mittleren
Reiches. Mit 5 Abb. (davon 3 auf Taf ). Leipzig: J. C. Hinrichs
1926. (XI, 459 S.) gr. 8°. Rm. 16.50; geb. 18—.

An guten Büchern über die ägyptische Religion
haben wir keinen Überfluß. Es fehlt insbesondere an
tiefgrabenden Einzeluntersuchungen: Arbeiten, wie H.
Schäfers „Mysterien des Osiris in Abydos" und H.
Junkers „Götterdekret über das Abaton" kann sich nur
wenig zur Seite stellen. Da bedeutet das Werk von Kees
eine freudige Überraschung. Es umfaßt den Teil der
altägyptischcn Religion, der für den Religionsgeschicht-
ler und Religionspsychologen am lehrreichsten ist, den
Totenglauben. Leider bricht die Darstellung vorerst mit
dem Mittleren Reiche ab. Aber Kees verspricht uns, die
Fortsetzung noch zu liefern. Ich bitte herzlich, diese
Fortsetzung dann auch wirklich bis zum Ende der

altägyptischen Religion zu führen, also bis zu den
Totenpapyrus Rhind und bis zu dem demotischen Totenbuche
des Pamonthes. Für den Erforscher der hellenistisch
-römischen Religionsgeschichte, die für den Theologen
ja entscheidende Bedeutung besitzt, ist es von ungeheurer
Wichtigkeit, zu wissen, was von den Gedanken
und Stimmungen der altägyptischen Religion um die
Wende unserer Zeitrechnung noch lebendig war. Und
hier hat der Ägyptologe das sicherste Urteil: er allein
kann sicher scheiden, was in den späten Texten alte
(vielleicht unverstandene) Überlieferung ist, was neuer
Erwerb.

Was uns Kees bietet, ist saubere, überall an die
Quellen herangeführte philologische Arbeit, die sorgsam
die verschiedenen Stufen der Entwicklung getrennt
hält. Gegenüber der vergleichenden Religionsgeschichte
scheint der Verf. eine gewisse Skepsis zu bewahren. Ich
teile diese Skepsis nicht. Aber vielleicht ist sie in diesem
Falle ein Vorteil. Das ägyptische Quellenmaterial liegt
vor uns ausgebreitet, ohne daß eine bestimmte Theorie
bei seiner Auswahl und Ordnung mitgesprochen hat.
Nun kann jeder heraussuchen, was er braucht, und
prüfen, ob seine eigenen Anschauungen an dem Tatbestande
sich bewähren. Und wo Kees selbst eine Deutung
versucht, wie etwa bei den Hockergräbern, wird
man seiner Deutung besonderen Wert beimessen: sie ist
rein aus dem Stoffe genommen, nicht von einer Theorie
beeinflußt.

Einige Einzelheiten hebe ich aus dem ungemein
reichen Inhalte heraus, die den Theologen besonders angehen
. Die Theophagie in den Pyramidentexten wird
S. 139 ff., unter wörtlicher Mitteilung der Belege, behandelt
. Genau wird S. 146 ff. die Notwendigkeit der
rituellen Reinheit erörtert. Auch an der so wichtigen
Frage des Zusammenhangs von Frömmigkeit und Sittlichkeit
geht Kees nicht vorüber. Und zu der weiteren
Frage, wie sich die Religion zu den einzelnen Schichten
der Gesellschaft stellt, bringt er wichtige Stoffe bei.

Leipzig. Joh. Lei pol dt.

The Annual of the American Schools of Orlental Research.

Vol. V for 1923—1924. Ed. for the Managing Committee by
Benjamin W. Bacon. New Häven: Yale Universitv Press 1925.
(XI, 120 S. m. Abb.) 4°.

Das vorliegende Jahrbuch liefert einen erfreulichen
Beweis für den Eifer, mit dem unter den Auspizien einer
ganzen Reihe amerikanischer Universitäten und Seminare
in den amerikanischen archäologischen Schulen in
Bagdad und Jerusalem, geleitet von ihren beiden tüchtigen
Direktoren Barton und Albright, gearbeitet wird.

Der Jahrgang enthält 5 Untersuchungen. Die erste vom Herausgeber
Bacon „Eaglc and Basket on the Antioch Calice" greift
aus den vielen schwierigen symbolischen Darstellungen auf dem berühmten
Becher von Antiochia, die der Forschung ja noch manches
schwierige Rätsel vorlegen werden, eine heraus: den Adler auf dem
Korbe (gefüllt mit Brot und flankiert von 2 Weintrauben). Im Gegensatz
zu Dr. Eisen, der diese parstcllung einfach als ein Symbol
des am Christentum teilnehmenden römischen Reiches fassen will,
vertritt B. den durchaus richtigen Gedanken, daß der Symbolismus
des Bechers der der syrischen Sonnentempel, in christlichem Sinne
umgedeutet ist. Und zum Erweise seiner These reproduziert er das
reiche altorientalische Material, welches wir bereits für die symbolische
Darstellung von Adler, Schlange und Korb besitzen. Wenn
auch nicht in allen Einzelheiten, so wird man B. in der Hauptsache
nur zustimmen können.

In der zweiten Abhandlung „Cuneiform Parallels to Salomen's
provisioning System" bringt Dougherty eine Reihe sehr interessanter
Parallelen aus neubabylonischer und altpersischer Zeit zu dem 1. Kön.
4,1—20; 5,1—8 überlieferten salomonischen System, für die Unterhaltung
des Hofes durch Naturallieferungen einzelner, monatsweise
wechselnder Magazinstädte zu sorgen, über welche 12 Aufseher zu
wachen hatten. Die babylonischen Ausdrücke, die D. zu diesem
Zwecke heranzieht, sind gappu Korb, sellu Korb, bitanu Palast und
iusbuttum Empfangsdepot. Deutet er die verwendeten Texte richtig,
so wird man tatsächlich auf eine ähnliche Art der Proviantierung des
Hofes in Babylon wie in Jerusalem schließen dürfen.

Die dritte Untersuchung „Bahurim" von Voigt erörtert die sehr
verschieden beantwortete Frage, wo dieser uns besonders aus der Oe-