Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1926

Spalte:

361-368

Autor/Hrsg.:

Faye, Eugène de

Titel/Untertitel:

Gnostiques et Gnosticisme 1926

Rezensent:

Loofs, Friedrich

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3, Seite 4

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. Q. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. 0. Wobbermln

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9.—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

tl Inhrrr Nr A Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch In Göttingen, in |Q?A

Ol. Jdlirg. nr. 1*. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. »Uli I7&U.

Spalte

Faye, Gnostiques et Gnosticisme (Loofs) . 361
Die heilige Schrift des Alten Bundes (Volz) 369
Grefimann, Die Aufgaben der Wissenschaft
des nachbiblischen Judentums (Beer) 369
Wenck, Die römischen Päpste zwischen 1
Alexander III. und Innocenz III. (Ficker) [ 370

— Johann von Göttingen (Ders.).....J

Holter mann, Die kirchenpolitische Stellung
d. Stadt Freiburg im Breisg. (Dörries) 371
Luther, Erklärung des Briefes St. Pauli

an die Galater (Blanke).........372

Reinhardt, Mystik u. Pietismus (Seeberg) 372

Spalte

Wotschke, Scharffs Briefe an Cyprian
(Seeberg) .................373

H i s , Die Nuntiatur in der Schweiz (Köhler) 373

B o h 1 i n , Kierkegaards Dogmatiska askad-
ning (Geismar)..............374

Paffrath, Die Sekte der Ernsten Bibelforscher
(Loofs)..............375

Cronau, Drei Jahrhunderte deutschen
Lebens in Amerika (Bussmann)......376

Schomerus, Die Heidenmission in der
Heide (Fleisch)..............376

Bergmann, Einführung in die Philosophie
(Bruhn)..............377

Spalte

Stefansky, Das hellenisch-deutsche Weltbild
(Kesseler)...............377

Möhlig, Strindbergs Weltanschauung

(Günther).................377

Stammler, Rechtsphilosophische Abhandlungen
und Vorträge (Kesseler).....378

Werner, Lehre der Tatsachen (Steinmann) 379
Heim, Glaube und Leben (Hirsch) ... .1
— Das Wesen des evangelischen Christen-> 381

tums (Ders )................J

Croce, Fragmente zur Ethik (Koch) . . . 382
Zeitschrift für kritischen Okkultismus und
Grenzfragen des Seelenlebens (Mayer,
Strallburg)..................383

Faye, Dir. Eugene de: Gnostiques et Gnosticisme. Luide
critique des documents du gnosticisme chretien aux IIe et IIIe
siecles. 2* ed. augmentee. Paris: P. Geuthner 1925. (III, 547 S.)
gr. 8°. Fr. 60—.

Dies Buch ist als Bd. 27 der Bibliotheque de l'ecole
des hautes etudes, sciences religieuses, zuerst i. J. 1913
erschienen. Daß es trotz seines Umfangs und seines
rein gelehrten Inhalts nach 12 Jahren eine neue Auflage
erlebt hat, ist ein Zeichen seiner Bedeutung. Gegenüber
der (in dieser Zeitung nicht zur Besprechung gekommenen
) ersten Auflage ist die nun vorliegende zweite
eine „vermehrte", weil Kap. I der Einleitung („Le Probleme
", S. 3—22, - 1. Aufl. S. 1—4) um 16 Seiten
und der Anfang des von Valentin handelnden Kapitels
(I, 2, S. 57—66 = 1. Aufl. S. 39—43) um 4Vr Seiten
gewachsen sind und weil zu den drei Appendices der
1. Auflage (S. 467—476 = 2. Aufl. 489—498) als vierter
ein 42 Seiten füllender „Apercu bibliographique" (S.
499—540) hinzugekommen ist. Übrigens deckt sich die
neue Auflage wesentlich mit der ersten.

Auch da, wo, wie der Herr Verf. zugeben wird, eine Änderung
am Platze gewesen wäre. S. 40 (1. Aufl. S. 22) ist die Zitation der
Acta Archelai nach der Kapitelteilung bei Zacagni (c. 55, = c. 67 der
neuen Ausgabe von Beeson, 1906), S. 190 u. ö. die der „Philosophu-
mena" nach den Seiten von Duncker und Schneidewin trotz der
neuen Ausgabe der Refutatio von Wendland (1916) stehen geblieben;
ja S. 359 (1. Aufl. 337) ist am Schluß der Anm. 1 offenbar ein handschriftlicher
Zusatz zur 1. Aufl. „Voir p. 372, note" in dieser auf die
erste Auflage (S. 372, -= 2. Aufl. 395) hinweisenden Gestalt mit zum
Abdruck gekommen. Daß de Faye das Kapitel „Marcion et son
disciple Apelle" (S. 143—188, = t. Aufl. 121 — 166) ungeändert gelassen
hat — nur S. 145 (1. Aufl. 122) ist statt „son adversaire"
jetzt „Marcion" eingesetzt, und S. 154, Anm. 2 vertritt eine Zeile
über Bouaeet, neun Zeilen im Text der 1. Auflage —, darf ich nicht
hierher rechnen; denn absichtlich (vgl. S. 143, Anm.) ist Harnacks
„Marcion", in dem seine aus seiner Dogmengcschichte bekannte Auffassung
Marcions näher dargelegt und begründet wird, erst in dem
Apercu bibliographique berücksichtigt worden.

Was nach des Verf.'s Meinung für deutsche
Neuauflagen bezeichnend ist — „on modifie teile ex-
pression; on ajoute ou on supprime une phrase; on
insere un paragraphe; surtout on multiplie les notes"
(S. 518 f.) —, das hat er selbst so gut wie ganz vermieden
.

Wenn man auf den Seiten 5—38 der ersten Auflage, in der die
zwei Seiten der Vorrede noch nicht, wie in der zweiten, in die Paginierung
des Buches hineingezogen waren, die Seitenzahl um 18 (d. i.
10-4-2) vermehrt, bezw. auf S. 23—56 der neuen Auflage sie um
18 vermindert, und auf den Seiten 43—476 der ersten Auflage zur
Seitenzahl 22 (d. i. 18 -|- 4) hinzuzählt, bezw. auf S. 66—498 der

361

neuen Auflage von der Seitenzahl 22 abzieht, so trifft man stets auf
einen beiden Auflagen gemeinsamen Seitenabschnitt, ja in mehreren
Kapiteln auf den gleichen Seiten- und Zeileninhalt. Die wenigen
kleinen Änderungen, die Verf. auf den Seiten 5—38 und 43—476 der
1. Auflage vorgenommen hat, finden sich nur auf einigen Seiten des
Abschnitts IV, 3 (S. 357, 359, 360, 364, 370, 375 = 1. Aufl. 335,
337, 338, 342, 348, 353) in verhältnismäßig größerer Zahl (9) .

Aber dank den Zusätzen läßt die 2. Auflage die
Eigenart des Buches dennoch deutlicher hervortreten,
als die erste.

Hans Lietzmann meinte (Archiv f. Religionswissenschaft
XX, 1920/21, S. 455 f.), de Faye stelle sich gegenüber
Bousset „mit Nachdruck auf Harnacks Seite";
die Vorzüge seines glänzend geschriebenen Buches träten
bei den großen gnostischen Systemen deutlich hervor,
aber seine Schwäche sei „unweigerlich die runde Ablehnung
des religionsgeschichtlicnen Gesichtspunktes".,
Daß dies Urteil, so begreiflich es ist, dennoch irreführend
war, zeigt deutlicher, als die erste Auflage, das,
was die zweite an Neuem bietet, insonderheit ihre umfangreiche
Erweiterung des ersten Kapitels und ihr
Apercu bibliographique, in dem Boussets Arbeiten (S.
527—529) wie diejenigen Harnack's (S. 514—519 und
529—536) ganz ausdrücklich besprochen werden. Den
religionsgeschichtlichen Gesichtspunkt rund abzulehnen,
fällt de Faye nicht ein; „tout le monde apereoit", so
sagt er, „qu'il y a une evidente affinite entre le gnosticisme
et ces religions syncretistes y compris les mysteres
qui surgissent et commencent ä se rejaandre aux envi-
rons du premier siecle de l'ere chretienne. Dans la
mesure oü il n'est d'inspiration chretienne, la parente
est ineontestable" (S. 17 f.). Und unumwunden ist anerkannt
, welche Verdienste Bousset in seinem schon in
der ersten Auflage hochgerühmten Buche über „Die
Hauptprobleme der Gnosis" (1907) und in seinen Artikeln
„Gnosis" und „Gnostiker" bei Pauly-Wissowa
(VII, 2, 1912) um den Nachweis dieser Tatsache sich
erworben hat. „Quelles que soient les reserves que
nous soyons contraint d'apporter aux vues de M.
Bousset", so heißt es S. 529, „nous reconnaissons bien
volontiers qu'il aboutit ä des resultats de la plus haute
importance. II nous parait avoir fortement etabli l'exi-
stence d'un gnosticisme extra - chretien", und wenig
später: „Ce que M. Bousset a mis egalement en pleine
lumiere, c'est l'influence des religions orientales et syncretistes
sinon sur tout le gnosticisme, du moins sur une
notable partie des systemes gnostiques. A ce point de
vue, ses recherches conservent toute leur valeur".

302