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Ausgabe:

1926 Nr. 13

Spalte:

342-343

Autor/Hrsg.:

Levy, Reuben

Titel/Untertitel:

Deutero-Isaiah. A Commentary together with a Preliminary Essay on Deutero-Jsaiah’s influence on Jewish thought 1926

Rezensent:

Rudolph, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 13.

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avtv tov tkitqoc ovitiv tnoirjaev, r)vo>iievos mr, — Ein Aufsatz
von Bremond behandelt (S. 127—163) die .Theologie' des Aeschylus,
die sich im Prolog der Eumeniden zusammengefaßt finde: ,son conser-
vatisme, son souci de ne rien perdre du divin traditionnel et sa libre et
discrete Interpretation des mythes dans le sens le plus religieux'. —
In den .Notes et Melanges' erklärt Tricot (S. 164 ff.) das Syloe
övoiidiuiv in Act. 1, 15 aus der Benützung einer aramäischen Quelle,
und ebenso das nonivfrfjvc.i tls tov totiov tov XSiov in 1,25,
das einfach den Tod bedeute (ithov = eavTov), nicht die Verdammnis
. — Bardy zeigt (S. 167 f.), daß in der altchristlichen
Literatur wiederholt alle Apostel als .Boanerges' bezeichnet erscheinen
, ohne daß dies notwendigerweise den Text der alten lateinischen
Übersetzung von Mk. 3, 17 (.communiter autem voeavit eos
boanerges') voraussetzte. — Im .Bulletin d'hist. eccl'. berichtet Josef
Duhr (S. 169ff.) über verschiedene, das benedikfinische Mönchturn
betreffende Veröffentlichungen,

In dem reichhaltigen Doppelheft Nr. 3/4 untersucht Rabeau
(S. 193—205) das .raisonnement theologique' vom katholisch dogmatischen
Standpunkt aus: es sei biegsamer, als man zunächst glauben
möchte, sei auch nicht .Intellektualismus', sondern stehe mit dem
ganzen christlichen Leben und der kirchlichen Überlieferung im Zusammenhang
. Cond am in wendet sich (S. 206—233) .gegen die Zerstücklung
der Psalmen'. Prat beleuchtet (S. 234—257) .schriftstellerische
Pläne des Clemens von Alexandrien': Die alexandrinische
Schule verfolgte drei Ziele, Bekehrung, Erziehung, Unterricht. Ihnen
entsprechen Protrept., Paedag., Strom. Die Strom, sind nicht auf einen
Wurf entstanden, vielmehr gingen die drei (nicht vier, wie Heussi
Ii. Harnack annehmen) ersten Bücher dem Paed, voran, die vier
andern wurden nachher, und zwar jedesmal zwei zusammen, veröffentlicht
und sollten eine Fortsetzung erhalten. Eine Schilift
6t<f<iaxttXos war nicht geplant, vielmehr liegt der .Lehrer' in den
Strom, vor (gegen de Faye), die im Unterschied von der vom
Paedag. gelehrten grundlegenden und wesentlich praktischen Moral
die höhere, spekulative, auf Ausbildung des vollkommenen Christen
abzielende Moral darstellen wollten. Die vorhandenen 7 Bücher entsprechen
dieser Absicht. Der aus der Vorrede zum 4. Buche (IV, 1, 2)
zu erschließende Inhalt des zweiten Teils der Strom, sollte hauptsächlich
polemisch sein (gegen Heiden und Juden), und man kann die
Excerpta ex scriptis Theodoti und die Eclogae ex scripturis pro-
pheticis als Sammlungen betrachten, die sich Clemens zu diesem Zweck
angelegt hatte und die seine Freunde nach seinem Tode herausgaben.
Aus derselben Vorrede (1,3) erfahren wir aber auch seine Absicht,
nach Vollendung der Strom, ein Werk zu schreiben, das von der
Schöpfung ausgehend die Natur behandeln und in die .Theologie' einmünden
sollte. Diesen Traum konnte er nicht verwirklichen. — Bon-
sirven vergleicht (S. 258—266) die altchristliche .statio' mit einem
im Talmud bezeugten und mit einem Worte, das die Sept. mit
gtMg wiedergibt, bezeichneten ähnlichen jüdischen Brauch und erörtert
die Möglichkeit einer Entlehnung. — Daß die theologischen Gemüter
immer noch ähnlich, wie vor Jahrhunderten, in Wallung
kommen, wenn sich Jesuiten und Dominikaner um die .praedeterminatio
physica' bei Thomas von Aquin streiten, zeigt die Auseinandersetzung
des Jesuiten d'Ales mit dem Dominikaner Garrigou-Lagrange (S.
267—299). Nicht übel hatte übrigens der Dominikaner dem Jesuiten
zu bedenken gegeben: ,Was würden die Mitglieder der Gesellschaft
Jesu sagen, wenn die Dominikaner behaupten wollten, die Exerzitien
des hl. Ignatius besser als sie zu verstehen und ihren rechten
Geist zu bewahren?' — In den .Bulletins' bespricht Huby (S. 300ff.)
einige neutestamentliche Veröffentlichungen, Lebret,on (S. 320ff.)
Werke zur Geschichte der Anfänge des Christentums und der ältesten
Kirche, ferner Veröffentlichungen zur Archäologie und ältesten Liturgie,
sowie zum Hellenismus des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Heft Nr. 5 enthält, wie schon erwähnt, den Schluß
des Aufsatzes von Lebreton über die Trinitätslehre des
Ignatius. — Cales beginnt (S. 420—438) mit einer Erklärung
der zwölf Psalmen Asaphs. — Joiion hält in Mt. 25, 9
ovx i'iQxiorj (iicixtati) für die bessere Lesart (nicht oo uij
tiQxiarj) und erklärt u( not/ als Seinitismus (S. 438). Von tioa-
vr,oy£f Mk. 3,17 glaubt er (S. 438 ff.), daß die griechische Transscription
unzulässig sei und das Wort auf « oder cec endigen sollte.
In Lk. 1, 54 f. bezieht er njj 'Aßgudfj, auf iXdXriaev und faßt
dieses als Semitismus für .versprechen zu Ounsten' (S. 440 f.) —
Prat verbreitet sich (S. 441—448) über den Wert der Münzen in
Palästina zur Zeit Christi und beleuchtet darnach die einschlägigen
Stellen in den Evangelien. — J. de Ghellinck erörtert (S. 449
bis 454) die Möglichkeit einer zweifachen Redaktion und Veröffentlichung
der Summa Scntentiarum. — Cales bespricht (S. 455 ff.)
zuerst einige Veröffentlichungen zur Bibelkritik im allgemeinen, mit
Hinweis auf den in Deutschland laut gewordenen Ruf ,Los von Wellhausen
!', sodann Abhandlungen über den Pentateuch, Kommentare zu
Josua u. Ruth, endlich Arbeiten über die Propheten.

Im 6. Heft beginnt Cerfaux (S. 489—511) eine sorgfältige
und scharfsinnige Untersuchung der Hauptquellen zur Gnosis
Simons des Magiers. Methodologisch huldigt er der Anschauung, daß !
.zwischen der Mühle Boussets, die aus allem Mehl macht, und dem

allzu vollendeten Sieb de Fayes, das alles oder fast alles von der
patristischen Literatur abweist, ein weniger geräuschvolles Werkzeug
am Platz ist, eine Schwinge alten Modells, die vielleicht einige
unter Spreu gemischte Körner festhalten wird'. Ein eingehender Vergleich
der Quellen zeigt, daß Philastrius und Epipbanius eine gemeinsame
Quelle haben, das Syntagma Hippolyts. Dieses befaßte sich
im ersten Teil des einschlägigen Abschnitts mit Simon, im zweiten
mit Helena; jener ist bei Philastrius, dieser bei Epiphanius besser erhalten
. Das Verhältnis zwischen Irenäus und Hippolyt in diesen beiden
Teilen ist so, daß wieder eine gemeinsame Quelle, das Syntagma
Justins, angenommen werden muß. Im Weiteren geht Irenäus seine
eigenen Wege. Der Abschnitt in Justins Syntagma läßt sich in seinen
Hauptgedanken aus Irenaus und Hippolyt gewinnen. — Prat spricht
(S. 512—522) über die Ehrenplätze bei den Juden zur Zeit Christi
und zeichnet nach dem damals allgemein angenommenen römischen
Tricliniumsbrauch eine Tischordnung mit 13 Plätzen, wie sie beim
letzten Abendmahl vorhanden waren: aus Job. 13, 23 ff. schließt er,
daß Jesus den Platz in der Mitte des lectus medius innegehabt habe,
Petrus den zu seiner Linken (den zweitbesten), Johannes den zu seiner
Rechten, Judas den Eckplatz des lectus imus zunächst dem des Johannes
; auf die Verteilung der übrigen Plätze verzichtet er, im Unterschied
von andern Exegeten, die auch darüber genau Bescheid wissen.
— Cales setzt (S. 523—530) die Erklärung der Psalmen Asaphs-
fort. — In den .Notes de Philologie Paulinienne (S. 531—535) erklärt
Joüon x(tTH evayyeXtu* uov in Rom. 2, 16 (u. II. Tim. 2, 8)
passivisch im Sinne von ,nach dem Evangelium, das ich empfangen
habe'; für (talhtvov Rom. 5, 6 schlägt er vor rtatjStsV; in II. Cor.
12, 7 faßt er üyyi'hoq Oatuvct als das von idi&r abhängige
Subjekt u. axot.oxü rrj oirgxi als Apposition, die nach Num. 33, 55
bildlich eine fortwährende Qual ausdrücke, vielleicht teuflische Versuchungen
; in Eph. 2,20 erklärte er tüv ttTtooröXtav xui ncHnpfniov
als eine Einheit: die Apostel (Gesandten Gottes) sind Propheten als
Verkündiger des göttlichen Wortes, des Evangeliums; den häufigen
Gebrauch von xatttgymv bei Paulus erklärt er als Herübernahme
der verschiedenen Bedeutungen des aramäischen btl. — In den .Bulletins
' berichtet Pinard de la Boullaye (S. 536—562), über neuere
religionsgeschichtliche Erscheinungen, d'Ales (S. 563—579) über
kirchen- und dogmengeschichtliche Veröffentlichungen, dabei auch über
die Erörterungen bezüglich der leiblichen Aufnahme Mariens in den
Himmel, die er im Gegensatz zu Joh. Ernst für reif zur Dogmati-
sierung hält wegen des ,sens du peuple chretien' und des ,lex orandi,
lex oredendi'.

München. Hugo Koch.

Levy, Reuben, M. A.: Deutero-Isalah. A Commentary together
with a Preliniinary Essay on Deutero-Jsaiah's influence on Jewish
thought. Oxford: University Press 1925. (XII, 286 S.) 8°. sh. 5—.

Dieser jüdische Kommentar zeigt weitgehende Übereinstimmung
mit der christlichen Deuterojesaja-For-
schung. Schon die Beschränkung auf Jes. 40—55 beweist
dies. Der eigentliche Kommentar gibt eine Übersetzung
des Textes mit darunterstehenden erklärenden Bemerkungen
. Die Übersetzung ist dem MT gegenüber
konservativ, doch diskutiert die Erklärung die verschiedenen
Verbesserungsvorschläge und entscheidet sich
mehrfach für einen von MT und der obenstehenden
Übersetzung abweichenden Text. Wertvoll sind die Hinweise
auf die jüdischen Exegeten des Mittelalters Ibn
Esra, Raschi, D. Qimchi u. a. Im übrigen scheint dem
Verfasser die besonnene Erörterung schon vorhandener
Anschauungen mehr zu liegen als schöpferische Neugestaltung
. Den metrischen Fragen sucht er dadurch
gerecht zu werden, daß er die Übersetzung mit Akzenten
versieht, die den Hebungen des hebr. Textes entsprechen
; doch gibt dieses Verfahren keine volle Klarheit
über seine metrischen Anschauungen.

Fast die Hälfte des Buchs nimmt die Einleitung
ein (S. 1 — 111). Den ersten Abschnitten, die über den
geschichtlichen Hintergrund und über Leben und Auftreten
Deuterojesajas unterrichten, ist im allgemeinen
zuzustimmen; nur wird die Annahme, daß allein die politischen
Verhältnisse ibn zum Auftreten trieben und daß
„to rouse patriotism" seine Absicht war (S. 9), dem
Propheten nicht gerecht. Bei der Darstellung des Untergangs
von Assur (S. 3) ist die Bekanntschaft mit der
Chronik Nabopolassars (Gadd) zu vermissen. — Bezüglich
der Komposition von Jes. 40—55 vertritt L. die
m. E. unnötige Meinung, daß nur cp. 40—48 in Baby-
lonien, cp. 49—55 dagegen nach der Rückkehr in Palästina
entstanden seien (S. 11 f. 220).