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Ausgabe:

1926

Spalte:

337-339

Autor/Hrsg.:

Kleintitschen, P. August

Titel/Untertitel:

Mythen und Erzählungen eines Melanesierstammes aus Paparatava, Neupommern, Südsee 1926

Rezensent:

Haas, Hans

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof.D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Tltius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften,bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9.—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

51 lahrn Mr 17 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D.Hirsch in Qöttingen, ?/- I,inS |Q7f»

Ol. Jalirg. I>T. lo. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. «Ulli IzZrU.

Spalte

Kleintitschen, Mythen und Erzählungeni
eines Melanesierstanintes aus Paparatava,

Neuponimern, Südsee (Haas).......j

Hofmayr, Die Schilluk (Ders.)......

Landersdorfer, Die Kultur der Bahylonier

und Assyrer (Meißner)...........339

Witzel, Perlen sumerischer Poesie (Ders.) 340
Recherches de Science Religieuse (Koch) . . 340

Levy, Deutero-lsaiah (Rudolph).......342

Dölger, Sol Salutis (Koch).........343

Stuhlfauth, Die apokryphen Petrus-
geschichten in der altchristlichen Kunst
(Wagenmann)................345

Spalte

Loofs, Paulus von Samosata (Koch) . . . .346

Borne, Die Anfänge des franziskanischen
dritten Ordens (Lempp)...........351

Lech ner, Die Sakramentenlehre des Richard
von Mediavilla (Betzendörfer).......352

Archiv für Reformationsgeschichte (Bossert) 353

Urkunden und Akten des württbg. Staatsarchivs
(Ders.)................354

B ü c h i , Korrespondenzen und Akten zur Ge-
schichted. Kardinals Matth. Schiner (Köhler). 354

Kogler, Das philosophisch - theologische
Studium der bayrischen Franziskaner
(Schornbaum)................355

Spalte

B o h 1 i n , Sören Kierkegaards Leben und

Werden (Mayer)...............356

M a h 1 i n g , Die sittlichen Voraussetzungen

der Wohlfahrtspflege (Heyne).......357

Kirchliches Handbuch für das katholische

Deutschland (Mirbt)............357

Deißmann, De profundis (Niebergall) . .358
Döring, Die Mission von Hiroshima in

neuerer Zeit (Richter)...........358

Mitteilung (Hirsch)..............358

Mitteilung (Loofs)...............358

Kleintitschen, P. August, M. S. C.: Mythen und Erzählungen
eines Melanesierstammes aus Paparatava, Neupommern,
Südsee. Uesammelt u. vers. m. Einleiten, u. Erklärgn. St. üabriel:
Verl. d. Administration des Anthropos 1924. (509 S.) 4°. = Anthro-
pos-Bibliothck, Bd. II, Heft 4. Rm. 15—.

Hofmayr, Wilhelm: Die Schilluk. Geschichte, Religion und Leben
eines Niloten-Stammes. Nach P. Banholzers und eigenen Aufzeichnungen
dargestellt. St. Gabriel: Verl. d. Administration des
Anthropos 1925. (XVI, 521 S. m. e. Anhang: Bilderverzeichnis,
Karten u. 3 Taf.) 4°. = Anthropos-Bibliothek, Bd. II, Heft 5.

Rm. 26—.

Von den beiden Publikationsserien „Anthropos: Linguistische
Bibliothek" und „Anthropos: Ethnologische
Bibliothek", die von dem gleich betriebsamen wie gelehrten
P. W. Schmidt S. V. D. (St. Gabriel-Mödling bei
Wien) herausgegeben werden, geht die letztere auch den
Religionswissenschaftler an, in ganz hervorragender
Weise die letzte Nummer der Reihe: „Die Schilluk".
Über den im Titel bezeichneten nilotischen Volksstamm,
die Aristokraten unter den Negern, wie man sie füglich
nennen kann, hat 1912 Dietrich Westermann ein —
leider in englischer Sprache ausgegangenes — Werk
von LXIII und 312 S. erscheinen lassen, das ich seinerzeit
in der ZMR, Jahrg. 28 (1913) S. 251—255 ausführlich
besprochen habe. So viel Raum darf ich natürlich
hier für die Anzeige des Buchnachfolgers nicht in
Anspruch nehmen. Auch ist das am Ende gar nicht
nötig. Nachdem Prof. Westermanns Band das Interesse
für den stolzen, selbstbewußten Menschenschlag dieser
Sudanneger geweckt hat, genügt es wohl schon, wenn
nur einfach darauf aufmerksam gemacht wird, daß hier
nun weitergehende Aufschlüsse über sie zu erholen sind.
Aufschlüsse durchaus zuverlässiger Natur. Ist Westermann
, als er sein Werk abfaßte, darauf angewiesen
gewesen, dies auf Grund seines nicht mehr als ein-
vierteljährigen Aufenthaltes im Gebiete der Schilluk zu
tun, ein Unterfangen, dessen Gelingen sich nur daraus
erklärt, daß die amerikanischen methodistischen Missionare
daselbst ihm in aller Weise an die Hand gingen, so
hat der Verfasser des vorliegenden Werkes sich ein
ganzes Jahrzehnt im Lande aufgehalten und selbst auch
sehr wertvolle und weitgediehene Vorarbeiten anderer
Erforscher des Volkes, vor allem katholischer Mitmissionare
, sich zunutze machen können. Und war es von
dem Kenner der afrikanischen Idiome in erster Linie
darauf abgesehen, die grammatische Struktur der noch
ganzlich unerforschten Sprache der Schilluk festzustellen,
also daß sein Buch vor allem als eine linguistische
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Leistung zu werten ist, die nur nebenher auch über das
äußere und innere Leben des Stammes etwas, allerdings
auch schon recht wertvolles abwarf, so gibt Wilhelm
Hofmayr, der nach dieser Vorarbeit das Linguistische
beiseite lassen konnte, ein ganzes, rundes Bild
dieser Menschen, ihrer Geschichte, ihrer staatlichen Verhältnisse
, ihrer materiellen und geistigen Kultur. Der
Religion im besonderen sind die Seiten 185—243 gewidmet
. Behandelt sind da: 1. das höchste Wesen und
seine Verehrung, 2. der Geisterkult (Animismus), 3. der1
Ahnenkult (Manismus), 4. das Totem, 5. Religionserzählungen
. Auch schon in den von Westermann mitgeteilten
Texten war dem aufmerksamen Leser der Glaube
der Schilluk an ein Höchstes Wesen, Jwok
genannt, entgegengetreten. So braucht jedenfalls der
manchem wohl nicht eben ferne liegende Verdacht nicht
aufzukommen, daß Hofmayr dem Herausgeber der An-
thropos-Serie, der sichs zur Lebensaufgabe gemacht hat,
des Schotten A. Lang bekannte These zu allgemeiner Anerkennung
zu bringen, zu Gefallen redet, wenn er konstatiert
: „Es scheint mir nicht bloß wahrscheinlich, sondern
sicher, daß Jwok bei jedem der genannten Stämme
„Gott" bedeutet, und zwar liegt in der Auffassung der
Schwarzen all das, was unter dem Terminus „Gott"
dogmatisch verstanden wird, so daß man — ganz mit
demselben Recht wie die Bantu ihr Mungo — Jwok zur
Bezeichnung des christlichen Gottes gebrauchen kann."
(S. 189). Die Einschränkungen, die H. vorsichtig macht,
mag man bei ihm selber nachlesen. Bemerkt sei nur,
daß, wenn Westermann es für nicht ausgemacht erklärte,
ob das Jwok genannte Höchste Wesen auch als Schöpfer
angesehen werde, Hofmayr kein Bedenken trägt, dies
letztere zu bejahen (S. 193). Außerordentlich günstig
lautet, um doch auch das hervorzuheben, H.'s Urteil
über die Sittlichkeit des von ihm beschriebenen Stammes
. Es macht wenig dagegen aus, wenn der Autor
S. 296 rügen zu müssen meint, daß der Mann — nicht
auch die Frau — bei den Schilluk noch immer ohne genügende
Kleidung einhergeht. Demoralisierend wirkt auf
die von Haus aus moralisch hochstehenden Eingeborenen
die Berührung mit der Zivilisation, die im Sudan
bekanntlich islamisches Gepräge trägt.

Als hierfür (wie nebenbei auch für den nicht gerade muster-
giltigen Stil des Autors) bezeichnend, mögen ein paar Sätze Platz
finden: „In den arabischen Vierteln . . . wird das Verderbnis der
Sitten und der physische Ruin des Volkes gezüchtet. Bereits ist es
soweit gekommen, daß, wie P. Bahnholzer schreibt, ein Schilluk-
bursche, der eine ordentliche und gesunde Schillukbraut will, sich die-

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