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Ausgabe:

1926

Spalte:

313-317

Autor/Hrsg.:

Heiberg, A.

Titel/Untertitel:

Søren Kierkegaards Papirer. 10. Bd., 1. u. 2. Abt 1926

Rezensent:

Hirsch, Emanuel

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. EmatlUel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. 0. Hölscher, Prof.D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. 0. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften,bearbeitet von Priv.-Doz. Lic.theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. - Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9.—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

El VT- 1-» Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Oöttingen, l? I||nilQ26

Ol. jaiirg. INf. L. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. •»«•"

Spalte

Soren Kierkegaards Papirer (Hirsch) .... 313

The sacred Books of the East (Franke). . . 318

Cook, Zeus (Haas)............. 318

Sche.f telowi tz, Alt - Palästinensischer

Bauernglaube (Dalman).......... 319

Theologische Studien und Kritiken (Eillfeldt). 320

Headlam, Jesus Christ in History and

Faith (Loofs)................323

Drews, Die Petruslegendc (Dibeliits) . . . 326
Radermacher, Neutestamentliche Grammatik
(Schmiedel).............327

Spalte

M e i j b o o m , Die Pilgerfahrt des träumenden
Mönchs (Ficker).............328

T h e r y, Autour du decret de 1210. David
de Dinant (Ders.).............328

Burdach, Vorspiel (Ders.) . .......329

Lüthi, Führer und Katalog in die Ausstellung
„Die Bibel in Wort und Bild"
(Clemen)..................330

Fang, Die loci theologici des Melchior
Cano und die Methode des dogmatischen
Beweises (Fendt)..............330

Spalte

Schubert, Goethes religiöse Jugendentwicklung
(Dörries)...........333

Li legislation sovietiqtte contre la Religion
(Koch)...................334

Börnhausen, Der Christliche Aktivismus
Nordamerikas in der Gegenwart (Bussmann). 334

Rosendahl, Aus der Philosophie Lotzes
(Schmidt-Japing)..............335

Heitmann, Vom Werden der neuen Gemeinde
(Schian)..............335

Soren Kierkegaards Papirer. Udgivne af F. A. Heiberg og V. Kühr.
(Bd. X 2 auch noch' von E. Torsting). Gyldendalske Boghande!,
Nordisk Forlag. Kobenhavn 1909 ff.

Bd. X 1 (Gruppe A Journaloptegnelser 1849 fra 2. Januar til 7. September
). XXIV, 488 S. P;24.

Bd. X2 (Gruppe A Journaloptegnelser fra 1849 7 September til
1850 18. April). XXV, 525 S. 1926.

Die große neue dänische Ausgabe von Kierkegaards
Tagebüchern, bis jetzt 13 Bände (gezählt: I—VI. VII 1.

Stelle aus die andern finden kann. Eine mit jedem Band
wachsende Zeittafel sowie andre Tabellen vervollständigen
das Gebotene.

Die Grenze der Ausgabe ist allein die Grenze des Materials. Sie
liegt in einem Zwiefachen. Einmal hat Kierkegaard selbst seine
Tagebücher durchgesehen und entfernt oder unleslich gemacht, was er
sein Geheimnis bleiben lassen wollte. Sodann aber hat der
erste Herausgeber der älteren Ausgabe der Tagebücher, der
Efterladte Papirer 1869 ff., H. P. Barfod, die Barbarei sich zu

VII 2. VIII 1. VIII 2. IX. X 1. X 2.) umfassend, war ' scnll'den kommen lassen, aus dem Original der Tagebücher selbst
in Kriegs- und Nachkriegszeit nur langsam weiter gekommen
. Jetzt ist das alte Tempo wieder zurück gewonnen
. Da sie in Th. L. Z. bisher überhaupt noch
nicht besprochen ist, sei eine allgemeine Charakteristik
vorausgestellt, zumal die ganze Ausgabe ein Wunder
von Sorgfalt und Liebe, und ihre Technik vorbildlich
ist. Die hinterlassenen Papiere sind in drei
Gruppen geteilt: A Tagebücher; B Schriftstellerei;
C Lektüre. Jeder Band bringt für den ihm zugeteilten
Zeitraum alle drei Gruppen nacheinander. Die Schrift-
stellerei, in der sachlich zusammen Gehörendes nicht
auseinandergerissen werden darf, zwingt dazu, gelegentlich
größere Zeiträume zu bilden, als in einem Bande
sich zusammenfassen lassen; in diesem Fall ist der
Band in Abteilungen zerlegt. So wird Bd. X sechs Abteilungen
haben, von denen zwei bisher erschienen sind.
Innerhalb jedes Bandes und jeder Gruppe ist die chronologische
Anordnung durchgeführt, was bei der Sorgfalt
und Vollständigkeit der Tagebücher meist keine
Schwierigkeiten macht; nicht klar einzuordnende oder
lose Papiere sind je an den Schluß des betreffenden
Bandes gestellt. Es ist im übrigen alles geschehen,
um dem Leser die Manuskripte selbst zu ersetzen.
Auch die ganze Feil arbeit Kierkegaards an seinen
Schriften ist, soweit die erhaltenen Papiere es gestatten,
sichtbar gemacht; dabei ist die Gruppe B auf die
Ausgabe der Samlede Vaerker von Drachmann Heinerg
und Lange 1901—06 bezogen worden. Dazu
kommt dann eine vollständige wissenschaftliche Bearbeitung
. Nicht nur jedes Sehriftzitat ist nachgewiesen
, sondern überhaupt jede literarische Bezugnahme
Kierkegaards, soweit es möglich war,
auf Band und Seitenzahl eines von ihm besessenen
Buches zurückgeführt. In den späteren Bänden finden
s|ch außerdem so sinnvolle Stichwortverweise — bei
einer Anzahl wichtiger Themen ist, sobald sie anfingen
, auf die Stelle vorher und nachher im Tagebuch
^erwiesen —, daß man schon jetzt in ihnen von einer

durch Kleben, Schneiden, Streichen, Umstellen und auf jede andre
Weise das Druckmanuskript für seine Ausgabe herzustellen. Was
dadurch alles verloren gegangen ist, läßt sieh schwer übersehen. In
den ersten Bänden sind etwa 2(1 Wo der Nummern nur noch sekundär
aus B.'s Ausgabe, oder gar nur überschriftweis aus B.'s Listen bekannt
. Erst allmählich ist Barfod schonsamer geworden. Der
schlimmste Verlust betrifft Kierkegaards religiösen Dtirchbruch im
Frühsommer 1838 (IIA 220—29); hier müssen wir das was geschah
aus bescheidenen Resten der Tagebücher erschließen. Es ist ein Glück
für unsre Kenntnis Kierkegaard's, daß vom 5. Bande (1880 erschienen
) der älteren Ausgabe an eine pietätvollere Hand, die alles
so ließ wie sie es fand, die des Deutschen H. Gottsched, die Arbeit
getan hat.

Die Aufzeichnungen Kierkegaard's sind innerhalb der drei Gruppen
(ABC) jedes Bandes oder jeder Abteilung durchnummeriert, sodaß
man mit Bandziffer (und, wo nötig, Ahteilungsziffer), Gruppenbuchstaben
und Nummer zitiert. Genaue Anmerkungen zu jeder Nummer
erstrecken sich bis auf den Charakter der Schrift. Außer der Größe und
der (zur Hervorhebung des Wichtigen von K. geschehenen) Verwendung
lateinischer Lettern ist kl gelegentlich noch abgeschatteten Kennworten
— flygtig, hurtig, rolig, zirlig — dem Leser alles mitgeteilt,
was er als Anhalt zur Beurteilung der Äußerung aus der Schrift entnehmen
könnte. Ich gebe als Beispiel X 2 A 13: „Schrift durchgehend
groß; in der Überschrift mit lateinischen Buchstaben; durchgehend
ruhig, teilweise schneller, in einzelnen Worten flüchtig."

Was diese Ausgabe im Ganzen für die Kenntnis
Kierkegaards bedeutet, läßt sich schwer in einer Besprechung
sagen. Wer die vollständigen Tagebücher
kennt, dem wird das, was über Kierkegaard ohne ihre
Kenntnis geschrieben ist, großenteils als Geschwätz erscheinen
. Wir werden da gegen die bei uns in Deutschland
anschwellende Auchliteratur über Kierkegaard sehr
empfindlich werden müssen. Man wird den Mann
ganz anders kennen und liehen lernen, wenn man
seines Herzens heimliches Gespräch beobachtet. Dazu
kommt, daß der von seinen Tagebüchern ausgehende
religiöse Eindruck auf den reflektierten Menschen ungleich
stärker ist als selbst der von seinen erbaulichen
Schriften. Es gibt wohl keinen Großen sonst, der uns
in der Innerlichkeit seines Gottesverhältnisses so bis
ins Kleinste durchsichtig ist wie Kierkegaard.

311