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Ausgabe:

1926 Nr. 9

Spalte:

245

Autor/Hrsg.:

Brockelmann, Carolo

Titel/Untertitel:

Lexicon Syriacum. Editio secunda aucta et emendata. Fasc. 1 - 6 1926

Rezensent:

Dalman, Gustaf

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245

Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 9.

246

»m 16. Jahrhundert mit dem übrigen Persien auch die
genannten Bezirke eroberte und bis zum heutigen Tage
Staatsreligion blieb unter der Fiktion, daß der zwölfte
Imam, der Mahdi, wahrend seiner „Verborgenheit" den
irdischen Herren und den geistlichen Ulemas und Mollas
die Leitung der Gläubigen bis zu seiner Wiederkehr
übertragen habe. Unverändert aber geblieben ist der
überkonfessionelle Aberglaube an Talismane, oft an unverstandenen
Denkmälern des Altertums haftend (S.
371 528, 592), ferner die Verehrung der Heiligen-
gräber, die auch den Religionswechsel übersteht (359 f.)
und für große Männer mehrere Gräber zu finden weiß;
gestärkt ist seither noch das Sufitum, über das Wandergeographen
wie Ibn Batuta erzählen, die gern in den
Klosterherbergen absteigen (S. 413 ff.).
Gießen. R S'trothma n »■

Brockelmann, Carolus: Lexicon Syriacum. Fditio secunda
aueta et emendata. Fase. 1—0. Halle a. S.: M. Niemeyer
1023—1925. (VII, 480 S.) 4°. je Rm. 10—.

Die neue Auflage von Brockelmanns viel benutztem
Syrischen Wörterbuch wird allen Freunden der Syrischen
Literatur unentbehrlich sein. Dem Umfange
nach ist es etwa auf das Doppelte gewachsen. Die
erschienenen 6 Lieferungen reichen mit 480 S. bis sm,
wogegen die erste Auflage mit kleinerem Druck 229 S.
für denselben Stoff brauchte. Man darf erwarten, daß
das Werk einschließlich des lateinisch-syrischen Glossars
nochmals 6 Lieferungen desselben Umfangs erfordert.
Die Erweiterung ist veranlaßt 1. durch Berücksichtigung
eines größeren Umfangs von syrischen Originalen, besonders
auch solcher, welche seit dem Erscheinen der
ersten Auflage (1895) gedruckt wurden, 2. durch Aufnahme
einer größeren Zahl von Wortbedeutungen, 3.
durch Vermehrung der Zitate, 4. durch Heranziehung
der Parallelen in anderen semitischen Sprachen (hebr.,
jüd. aram., arab., aethiop., accad.). Auch jetzt ist das
Neusyrische und das sogen. Christlich Palästinische
ausgeschlossen, wie früher werden keine Zitate ausgeschrieben
und die arabischen Bedeutungen der syrischen
Lexicographen nicht mitgeteilt, sondern nur die Bedeutungen
, für welche der Herausgeber sich entscheidet. In
viel größerem Maße als früher kann man nun den
Thesaurus Syriacus von, R. Payne Smith entbehren,
über den in vieler Beziehung die Arbeit Brockclmanns
hinausragt. Noch nicht berücksichtigt ist Low, Flora
der Juden, dessen syrisches Material freilich erst besonderer
Bearbeitung bedürfte, wenn festgestellt werden
s.oll, welche Pflanze ein syrisches Wort bezeichnet. Der
Vervollständigung bedarf das Verzeichnis der Abkürzungen
. Ich vermisse: h. jar. acc. AR. H. L. — Einen
weiteren Fortschritt auf dem Gebiet aller Sachbezeichnungen
darf man hoffen, wenn für das Neu-
syrische in weiterem Umfang und mit genauerer Feststellung
des Einzelnen als bisher der Sinn der entsprechenden
Bezeichnungen ermittelt wird. Bedauerlich
bleibt, daß Studierende nicht leicht das umfangreich
gewordene Buch werden kaufen können. Ob es nicht
anginge, ihm ein Glossar ohne Zitate zur Seite zu
stellen? Die Zitate sind wichtige Beweise für das Vorhandensein
von Wort und Bedeutung, sie geben die
Möglichkeit einer Nachprüfung in zweifelhaften Fällen,
dürften aber für den Schüler wenig praktische Bedeutung
haben, zumal ein großer Teil der zitierten Literatur
den meisten nicht zugänglich ist und ohnedies keine
erschöpfende Auswertung des Sprachgebrauches jedes
Schriftstellers vorliegt.

Qrcifswald. q. Dalman.

Grünberg, Dr. Samuel: Exegetische Beiträge. 2. Folge.
(Berlin [NW. 6, Hannoversche Str. 2]: Selbstverl.) (36 S) 8°.
Einer früheren Sammlung von neuen Auslegungen
von Stellen aus Josua, Jesaja, Hiob folgt hier eine
zweite Sammlung ähnlicher Versuche zu Jcs. 3, 10;

I 5, 1. 7; 19, 10; 21, 1; Jerem. 3, 2; 17, 13; Hos. 1, 6:
j 2, 2; 11, 4. Es ist nützlich, sich mit ihnen auseinander-
j zusetzen, auch wenn man sie nicht anzunehmen ver-
| mag. Jes. 3, 10 wird übersetzt: „Sprechet, er (Gott)
ist gerecht, ja er ist gütig, denn sie werden die Frucht
ihrer eigenen Taten essen." Da Gott nicht genannt
war, ist der Text damit nicht als gut erwiesen, und die
Konjektur (nicht Konjunktur) "HÜTR für "HDN bleibt
das Bessere, sodaß das nach Gr. unverständliche Tar-
gum sachlich recht behält, wenn es übersetzt: „Saget
den Frommen, Heil euch!" Jes. 19, 10 soll das 'Ose
des zweiten Versgliedes schon im ersten vorausgesetzt
sein. Anleger von Dämmen und Schleusen seien gemeint
. Aber wenn Jes. 23, 1 die Schiffe heulen und
ihre Insassen gemeint sind, ist dies keine genügende
Parallele zu den zerknirschten Dämmen, an deren Erbauer
man erst nachträglich durch 'ose sekher (was in
Gr.'s Text wegfiel) erinnert wird. Darin hat Gr. Recht,
daß die übliche Übersetzung „Lohnarbeiter" nicht erlaubt
ist. Aber die sötetim könnten die Verstopfenden, die
Hersteller von Verschlüssen sein, wenn es erlaubt ist,
södedehä zu lesen und das arab. sadd. heranzuziehen.
Aber auch die Korrektur sädöteha „ihre Felder" dürfte
nicht ausgeschlossen sein. Auch dann wäre bei sekher
("TDD) mit Gr. an die Verschlüsse der Wasserleitungen
zu denken.

Greifswald. G. Dalman.

Bauer, Prof. D. Walter: Das Johannesevangelium, erklärt. 2.,

völlig neubearb. Aufl. Tübingen: J. C. B. Möhr 1925. (III, 244 S.)
gr. 8°. = Handbuch /. N. T., 6.

Rm. 6—; geb. 7—; Subskr.-Preis Rm. 5.40; geb. 6.40.

Die neue Auflage dieses reichhaltigen und soliden
Kommentars ist vor allem dadurch charakterisiert, daß
das Johannesevangelium viel stärker als zuvor in die
Geschichte des hellenistisch-orientalischen Synkretismus,
genauer gesagt: in die Geschichte der Gnosis hineiln-
j gestellt ist. Das ist einmal den Arbeiten Boussets und
j Reitzensteins wie Wetters und Nordens zu verdanken,
! vor allem aber der Entdeckung der manichäischen Tur-
fan-Fragmente und der Erschließung der mandäischen
Quellen durch Lidzbarski. Der Verf., der namentlich
| mandäische Texte reichlich heranzieht, hat ebenso wie
! gleichzeitig ich (Zeitschr. f. d. neutest. Wiss. 1925,
100—146) den Eindruck gewonnen, daß Begriffs- und
Bilderwelt des Johannesevangeliums und der mandäischen
Texte aus dem gleichen Anschauungskreis stammen
| müssen. Bin ich geneigt, noch radikalere Konsequenzen
! zu ziehen, so vermag doch das vorsichtige Verfahren des
Verf. den Grundgedanken dieser Interpretation vielleicht
noch überzeugender zu begründen. Er bereitet den
Leser in einer Vorbemerkung gleich auf die neue Einstellung
vor, die er überzeugend durch ein einzelnes
Beispiel (die Geschichte von 1. Kor. 2, 9) deutlich
macht. Vielleicht hätte infolge der neuen Erkenntnis
die Umarbeitung des Kommentars vielfach noch gründlicher
sein dürfen. Indessen ist die Arbeitsleistung des
Verf. voll anzuerkennen, der in so kurzer Zeit das neue
Material doch in so großem Umfang eingearbeitet hat.
Auch ist vieles noch nicht spruchreif und konnte vom
Verf. umso weniger erledigt werden, als ihm der vollständige
Text des mandäischen Ginza, der besonders
wichtige Partien enthält, noch nicht vorlag. In der
Forin, die der Kommentar nun gewonnen hat, läßt sich
eine gewisse Diskrepanz zwischen den aus der ersten
Auflage übernommenen Partien und den neuen Ergebnissen
manchmal nicht verkennen. So sind jetzt doch
die Philo-Zitate in ein neues Licht geraten; d. h. sie
können jetzt weniger als Zeugnisse Für eine religionsphilosophische
Spekulation, als für eine mythologische
Tradition, die den Hintergrund des Evangeliums bildet,
gelten. Es wäre zu erwägen, ob nicht eine Reihe der
Philo-Stellen fortfallen könnte, und ob nicht gleich der
Exkurs über den Prolog in diesem Sinne umgestaltet
werden müßte. Auf diesem angedeuteten Wege ist aber