Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1926

Spalte:

232

Autor/Hrsg.:

Boehmer, Julius

Titel/Untertitel:

Konfirmanden-Büchlein. 5., völlig umgearb. Aufl 1926

Rezensent:

Bussmann, E. W.

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

231

232

Reinhardt, Ludwig: Im Bannkreis der Reichsgotteshoffnung.

Das Lebenswerk d. ehcmal. Basler Missionars in ausgewählten
Stücken aus seinen Schriften, s. Briefwechsel u. d. Urteilen d. Zeitgenossen
. Bearb. u>. mit e. Nachwort vers. von Ernst Staehe-
lin. München: E. Reinhardt. (280 S. m. e. Bildn. d. Verf.) 8°.

Rm. 4—; geb. 5.50.

Ludwig Reinhardt, geboren in Mannheim 1836, im
Dienste der Basler Mission in Indien 1855—72, Pfarrer
im Val de Ruz im Neuenburger Jura 1872—78, dann
Druckereibesitzer und Verlagsbuchhändler in Basel 1878
bis 1914, war ein religiös tief angelegter Grübler, der
in der Weise der süddeutschen Pietisten früh im
Reichsgottesgedanken den Mittelpunkt seines unablässigen
Spekulierens fand. Und zwar kam es ihm
dabei darauf an, in seinem „biblischen Realidealismus
" den in christlichen Kreisen üblichen Dualismus von
Diesseits und Jenseits, von Gott und Welt in einem „konsequenten
Monismus" zu überwinden und die christliche
Weltanschauung mit dem Evolutionsgedanken innerlichst
zu versöhnen. Das geschieht bei mangelhafter
theologischer und philosophischer Schulung in immer
neuen Ansätzen in kleinen und größeren Aufsätzen,
Schriften, Briefen und Abhandlungen, ohne daß sich aus
dem frommen Grübeln eine einheitliche und stetige Gesamtanschauung
ergibt. Nur steht immer die Diesseitig-
keitsaufgabe des Reiches Gottes als Wirklichkeit
und Lebensinhalt im alles beherrschenden Mittelpunkte.
Daß das biblische Reich Gottes in diesem Aeon Gestalt
gewinne, daß es den eigentlichen Inhalt des Lebenswirkens
der Christen bilde, daß auch die Vollendung
des Reiches Gottes keine nebelhafte Jenseitigkeit
sondern eine verklärte Diesseitigkeit darstellt, sind wertvolle
Grundpfeiler dieses Nachdenkens. Prof. Ernst
Stähelin hat das weit zerstreute Material dieses meist
bruchstückartigen Grübelns mit tiefem, nachfühlenden
Verständnis gesammelt, gesichtet und in einem ausführlichen
, kritischen Anhange sorgsam beleuchtet. L. Reinhardts
Sohn, der bekannte Verlagsbuchhändler in München
, hat dem Vater mit dieser Veröffentlichung ein
pietätvolles Denkmal gesetzt.

Berlin. J. Richter.

Katholische missionsärztliche Fürsorge. Jahrbuch 1925. (2. Jg.)
Hrsg. in Verbindg. m. anderen von C. Becker. Aachen: Xaverius-
Verlagsbuchhdlg. (152 S. m. Abb.) gr. 8». Rm. 2—.

Ein populär geschriebenes Jahrbuch, das in seinem
mannigfaltigen Inhalt (Grundsätzliches zur ärztlichen
Mission, Bericht über das Missionsärztliche Institut und
die missionsärztlichen Veranstaltungen, Persönliches über
ausziehende Missionsärzte, ärztliche Tätigkeit der Missionare
, Tropenmedizinisches z. B. über Schlangenbiß,
Schlafkrankheit usw.) durchaus an die Publikationen der
evangelischen ärztlichen Mission erinnert, nach deren
Vorbild die katholische gegründet worden ist (der erste
Verein 1921, das Institut in Würzburg Herbst 1922).
Man hat sich in der katholischen Kirche nach langem
Zögern entschlossen, dem ev. Vorbild entsprechend
Laienärzte und -ärztinnen in Verbindung mit den Missionen
auszusenden, da das katholische Ideal des Priester-
Arztes sich im Allgemeinen als nicht durchführbar erwiesen
hat. Das Würzburger Missionsärztliche Institut
bietet wie sein Vorbild, das Tübinger, nun unter Leitung
seines Gründers, Dr. Becker, an der Universität studierenden
künftigen Missionsärzten und namentlich auch
-ärztinnen ein Heim für Leib und Seele. Die Schilderung
der feierlichen „Missionsweihe", bei der der Bischof von
Würzburg zugegen war und Exerzitien unter dem „Exerzitienmeister
", dem Theologieprofessor Dr. Müller aus
Fulda vorangingen, gibt einen Eindruck von dem tief religiösen
Geist des Hauses: „Ergreifend war es, als gegen
Ende der heiligen Messe das Confiteor laut erklang, und
zuerst drei Ärzte und eine Ärztin vor den Altar traten, um
einzeln im Angesicht des Allerhöchsten laut und feierlich
ihr eidliches Gelöbnis abzulegen, wenigstens 10 Jahre
lang sich dem Dienste der Heidenmission zu widmen i
einzig und allein im Hinblick auf den erhabenen Zweck i

und den ewigen Lohn des Schöpfers, um danach aus
den Händen des H. H. Bischofs die h. Kommunion zu
empfangen. So traten weitere 8 Studenten und 2 Studentinnen
der Medizin vor den Altar, alle in gleicher
Weise ihren Treuschwur zu leisten" (S. 50). Unter den
vom Institut ausgesandten Ärzten ist auch der eiste
Missionsarzt für China (östl. Kansu), der verheiratete
Dr. med. Drechsler (S. 7 ff.). Besonders in die Tiefe
führt der einleitende Artikel von Dr. med. Wilhelmine
Janssen über „Die ideellen Grundlagen der missionsärztlichen
Fürsorge", der das „Laienapostolat" der
Kirche preist. Er gibt einen Vortrag wieder, den die Verfasserin
in der Berliner Ortsgruppe des „Vereins für
missionsärztliche Fürsorge" gehalten hat (vgl. S. 99).

Tübingen. W. Och I er.

Streit, Rob., O. M. J.: Die katholische deutsche Missionsliteratur
. Die geschichtl. Entwicklung d. kath. Missionslitcratur
in dtschn. Landen von Beginn d. 19. Jahrb. bis z. Qegenvv. Ein Beitrag
z. Gesch. d. heimatlichen Missionslebens. Aachen: Xaverius-
Verlagsbuchh. 1925. (VIII, 220 u. 292 S.) 8". Abhdlgn. aus
Missionskunde u. Missionsgesch., Buch 50. Rin. 9.50; geb. 12.—.

Die diesjährige Weltmissionsausstellung in Rom
hat zu mancherlei literarischen Arbeiten den Anstoß
gegeben, auch zur Abfassung dieser Schrift. Rob. Streit,
in der katholischen Missionsliteratur zu Hause wie vielleicht
kein anderer katholischer Gelehrter, bietet in dem
zweiten Teil dieses Buches eine Bibliographie, die als
Vorarbeit für einen der noch ausstehenden Bände seiner
großen Bibliotheca Missionum anzusehen ist. Die 1275
Nummern zählende Zusammenstellung gibt außer den
Büchertiteln in vielen Fällen eine kurze Charakteristik
des Inhalts. Der erste Teil skizziert die geschichtliche
Entwicklung der katholischen deutschen Missionsliteratur
von 1800—1925, in der die drei Perioden unterschieden
werden: 1. die Periode des religiösen Missionsgedankens
1800—1872; 2. die Periode des kolonialen
Missionsgedankens 1873—1908; 3. die Zeit des wissenschaftlichen
Missionsgedankens.

Aus einem Buch von Rob. Streit kann man stets
lernen, auch aus diesem. Aber es scheint etwas rasch
entstanden zu sein, vielleicht unter dem Druck der
bevorstehenden Missionsausstellung, dessen Besuchern
es gewidmet ist. Ob die beiden, auch durch verschiedene
Paginierung getrennten, Teile ursprünglich als verschiedene
Schriften geplant waren? Die Periodisierung, der
das Urteil zu Grunde liegt, daß die jeweilige Periode der
Missionsliteratur durch drei Faktoren gekennzeichnet
wird: „Die Misssionstatsachen, die Missionsmänner und
die Missionsbücher" (S. 2) wirkt nicht überzeugend und
ist schematisch. Die Gesamtentwicklung der katholischen
Kirche, geistige Bewegungen wie die Romantik,
die Beziehungen zwischen katholischer und evangelischer
Mission u. a. dürften bei einer Geschichte der
katholischen Missionsliteratur heranzuziehen sein. Auch
ist der darstellende erste Teil zu sehr Materialiensammlung
, Wichtiges und Unwichtiges heben sich nicht ausreichend
von einander ab.

Göttinnen. Carl Mirbt.

Boehmer, Pfarrer D. Dr. Julius: Konfirmanden-Büchlein. 5.,

völlig umgearb. Aufl. 13.—16. Tausend. Leipzig: Krüger fk Co.
1925. (104 S.) 8». Um. —90.

Dieses schon in fünfter Auflage erscheinende Konfirmandcn-
büchlein, dessen erster Entwurf als für den ländlichen Unterricht bestimmt
in der Katechetischen Zeitschrift erschien, zeichnet sich
durch kurze, verständliche Sprache aus und wird besonders in unsrer
Zeit praktisch verwertbar sein, da es nicht nur den Katechismusstoff,
sondern auch eine sehr eingehende Einführung in die Schrift und kurzgefaßte
Bilder aus der Kirchengeschichte bietet. Mir scheint allerdings
dadurch der Katechismusstoff etwas zu kurz gekommen zu sein, so
praktisch er gestaltet ist. Vielleicht fügt Verf. bei einer neuen
Auflage die für den Konfirmandenunterricht notwendige Einführung
in das praktische Leben: Ehe, Staat, Geselligkeit u.a.hinzu. Gibt man
einmal dem Konfirmanden ein solches Büchlein, dann sollte es auch
alles enthalten, was nötig ist, dagegen müßten alle methodischen
Winke wie die ganze Vorbemerkung besser fortfallen.

Ahlden a. Aller E. W. Bussmann.