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Ausgabe:

1925

Spalte:

178

Autor/Hrsg.:

Schissel, Otmar

Titel/Untertitel:

Kataloge griechischer Handschriften, verzeichnet 1925

Rezensent:

Koch, Hugo

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aber gerade diese Worte mit die Fortsetzung am Ende
der Jahre" Einsatz der Bearbeitung sein sollten erscheint
mir wenig wahrscheinlich. Freilich wird bei
Aufrechterhaltung des Textbestandes Ez. mehr zum Es-
chatologen wie zum Gegenwartspropheten, aber das
darf uns nicht beirren. In diesem Zusammenhang ist
zu bemerken, daß H. gegen seine Studien jetzt geneigt
ist, 38,17 dem Ez. zu lassen. Freilich wird dem hieraus
sich eigentlich ergebenden Zugeständnis literarischen
Ursprungs der Gogprophetie dadurch ausgewichen, daß
man sagt, dem Ez. sei seine Gogweissagung „zugleich
Erfüllung jener alten eschatologischen Hoffnung, die
ihm, wie alle Zukunftserwartung, natürlich Sache der
Prophetie ist". Kap. 39 ist „eine zweite Sammlung
von Gogweissagungen", worin V. 6 „wohl" ein Glosse
ist und die Stücke V. 9—10 und 11 — 16 eine spätere
Schicht bilden. Die Echtheit dieser späteren Schicht
„dürfte sehr zweifelhaft sein". Tief eindringend ist
endlich die Analyse von Kap. 40—48. Sie ist im Wesentlichen
aus den Studien (s. dort die Zusammenfassung
S. 57 58) bekannt. Jetzt sind kleine Änderungen
in der Abgrenzung der Stücke vorgenommen. In
der Beurteilung der Echtheit findet sich z. B. der Unterschied
, daß die Echtheit von 47,1 — 12, welchen Abschnitt
H. Studie S. 59' „für schwerlich ezechiehsch"
hielt, jetzt kaum in Frage gezogen wird. Das Gesamt-
urtcil über dieses große Zukunftsprogramm lautet S.
XXXIV, daß dessen „Struktur und Bestand" „wesentlich
als Werk des Ezechiel selbst betrachtet werden
kann", wovon freilich nach S. XXXIII einige Abzüge
zu machen sind. Wichtiger wie die Echtheitsfrage erscheint
dem Vf. die Erkenntnis der Unsicherheit des
Bodens für die Konstruktion der Kultusgeschichte und
der Beurteilung der Stellung zur pentateuchischen Gesetzgebung
. In letzterer Hinsicht ist bemerkenswert, daß
H. S. XIX in gewissen Grenzen das Urteil Grafs erneuert
, insofern er meint, daß Ezechiel „bei einer mit der
großen Rede in Lew 26 abgeschlossenen Redaktion" des
Gesetzeskorpus Lev. 17—26 „mit beteiligt gewesen sein"
„muß". Herrmanns Analysen behalten auch dann ihren
Wert, wenn vielleicht andere kommen und manche Unstimmigkeiten
nicht dem Ezechiel selbst, sondern einem
Späteren zutrauen sollten. Die Zerlegung in selbständige
Einheiten ist bei H. stellenweise wohl zu weit getrieben,
wenn auch Gedankengang und Gedankenunterschiede
gut beobachtet sind. Das Urteil, daß viele kleine Einheiten
selbständige Konzeptionen verschiedener Zeiten
sind, ist für die Behauptung der Echtheit günstig, aber
manchmal büßt es die Wahrscheinlichkeit ein wie bei
der Heilsprophetie Kap. 34 ff., wo man die Absicht
einer größeren, planvollen Konzeption kaum wird verkennen
können.

Die sachliche Erklärung ist z. T. in Form von
kurzen Erläuterungen im textkritischen Apparat unter
dem Texte untergebracht, z. T. in den zusammenhängenden
Darlegungen hinter der Übersetzung gegeben. Das
neuere Material, das z. B. von assyriologischcr Seite
und der Palästinakunde beigebracht ist, ist verarbeitet.
Auch hier ist stellenweise ein Fortschritt durch Selbstkritik
zu verzeichnen, so wird von H. jetzt S. 217 gegen
seine Studien S. 33 f. das Bild vom Liebessänger in
33, 32 daraus erklärt, daß die Heils predigt des Propheten
vorausgesetzt werde. An der Inhaltserklärung
erscheint das als unbefriedigend, daß man den geschichtlichen
Ort von Begriffen und Gedanken nicht immer
deutlich durchfühlt und die Bedeutung nicht ausreichend
gewürdigt wird. Gewiß ist die Not der Zeit, in der
das Buch gedruckt wurde, für eine Beschränkung mit
verantwortlich zu machen, aber wenn so manche Bemerkung
von gemütlicher Breite wie: „Eine Einzeluntersuchung
würde hier viel zu weit führen" oder „Eine
Verarbeitung der in Ez. 32 zu erkennenden Anschauungen
mit den sonst im A. T. vorkommenden Vorstellungen
von Scheol und Grab muß hier füglich unterbleiben
" u. a. m. gestrichen und der Stil straffer gehalten
wäre, so wäre Raum für sachliche Ausführungen
gewonnen, die eine historische Rückschau und Vorschau,
enthalten. Schade ist auch, daß die Abbildungen wegbleiben
mußten. Als besonders dankenswert ist die
ausführliche Literaturübersicht zu bezeichnen, welche
S. XXXIV—XLV gegeben wird. Nachzutragen wären
jetzt zu Abschnitt 2 Heinisch, Das Buch Ezechiel 1923;
zu 4 Dürr, Die Stellung des Propheten Ezechiel in der
israelitisch-jüdischen Apologetik 1923 und die Arbeit
von Hölscher.

Dassensen, Kr. Einbeck. Hugo Dnensing.

B ru gs c h, Mohammed : Arabisch-deutsches Handwörterbuch.

Umfassend die arabische Schriftsprache mit Einschluß des Sprachgebrauchs
der Gegenwart. Auf Grund d. wichtigsten bisher veröffentlichten
Wörterbücher und lesigraphischen Sammlungen, sowie
eigener Materialien bearbeitet. Lfg. I. Hannover: Orient-Buchh.
H. Lafaire 1924. (80 S.) 4°. Gm. 4—.

Ein umfassendes, aber kurzgefaßtes arabisches
Wörterbuch ist ein dringendes Bedürfnis, besonders,
wenn es so hergestellt werden kann, daß es vielen zugänglich
ist. Der Verf. bietet hektographiert mit stets
drei Spalten auf der Seite ein in der Tat reichhaltiges
Material. Der modernen Sprache Angehörendes wird
durch ein besonderes Zeichen kenntlich gemacht, ohne
Scheidung der Dialekte. Die von Schweinfurth und mir
hergestellten Sammlungen von arabischen Pflanzennamen
und Tiernamen sind leider unbenutzt geblieben.
Der Gecko, abu bres erscheint deshalb nur als „Eidechse
", andere Namen fehlen. Wenn bittnäg als die
Frucht des murat-Baumes bezeichnet wird, sollte dieser
bestimmt sein, was mit Schweinfurth's Hilfe nicht unmöglich
wäre, batbät wird mit Knöterich übersetzt,
wäre also ein Polygonum, nach Schweinfurth ist es in
Ägypten Emex spinosus. Gelegentlich ist eine Definition
unklar, z. B. bukkar „eine Pflanze (der Hirseart
)". Fremdworte werden — ohne Bestimmung der
Herkunft — zuweilen mitgeteilt, aber in etwas geringerem
Umfang als bei Belot. Die vorliegende erste
Lieferung reicht bis bala. Lieferung I—V sind fertig.
Nach der Anzeige des Verlegers wären im ganzen etwa
13 Lieferungen zu erwarten, die innerhalb eines Jahres
von jetzt ab erscheinen sollen.

Greifswald. G. Dahn an.

Sch Issel, Otmar: Kataloge griechischer Handschriften,

verzeichnet. Graz: Ulrich Moser 1924. (XII, 84 S.) kl. 8°. =
Bücherkunde in Einzeldarstellungen, herausg. von Dr. Jakob
Fellin, I. Gm. 2.70.

Da Sch. die Erfahrung gemacht hat, daß Gaadt-
hausen (Sammlungen und Kataloge griechischer Handschriften
Leipzig 1903) dem Suchenden nur ungenügenden
Bescheid gebe, entschloß er sich auf mehrfache
Anregung hin, das Ergebnis seiner eigenen Sammlungen
allgemein zugänglich zu machen, freilich mit dem Bewußtsein
, Vollständigkeit auch nicht erreicht zu haben.
Er berücksichtigt nur Handschriftensammlungen, nicht
Papyri, und zwar Handschriftensammlungen, von denen
gedruckte Kataloge vorliegen, oder aus deren Inventar
in anderen Veröffentlichungen bestimmte griechische
Handschriften angeführt sind. Die Bibliotheken, bei
denen dies zutrifft, bezw. die Städte, wo sich die Bibliotheken
befinden, sind alphabetisch aufgeführt. Dazu
kommt ein Register der Verfasser der Kataloge. Da
ein Generalregister, das die mühevolle Katalogisierungsarbeit
sämtlicher griech. Hdschr. der Allgemeinheit völlig
erschließen wird, wohl noch in ziemlicher Ferne steht,
so werden sich die Forscher einstweilen der vorliegenden
Sammlung dankbar bedienen.

München. Hugo Koch.

Rost, Dr. Hans: Die Wahrheit über das Mittelalter nach
protestantischen Urteilen. Leipzig: Vier Quellen Verlag 1924.
(260 S.) 8°. Gm. 3.60; geb. 5—.

Den Nutzen und die Absicht des vorliegenden

Buches vermag ich nicht recht einzusehen. Es besteht