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Ausgabe: | 1925 Nr. 26 |
Spalte: | 609-610 |
Autor/Hrsg.: | Rabus, Jakob |
Titel/Untertitel: | Rom. Eine Münchner Pilgerfahrt im Jubeljahr 1575, beschrieben 1925 |
Rezensent: | Clemen, Otto |
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Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 26.
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Regesten der Bischöfe von Straßburg. Bd. II. Im Auftrag des
wissenschaftlichen Instituts der Elsaß-Lothringer im Reich hrsg.
von Alfred Hessel und Manfred Krebs. I. Lfg.: Regesten Heinrichs
v. Veringen u. Bertholds v. Teck 1202—1244. II. Lfg.: Regesten
Heinrichs von Stahleck 1244—1260. Innsbruck: Wagner 1924
u. 1925. (III, 125 S.) 4°. Rm. 16— u. 14.50.
Den ersten Band dieses wertvollen Quellcnwerkes bearbeiteten
Hermann Bloch und Paul Wentzke, und die Gesellschaft zur
Herausgabe elsässischer Geschichtsquellen gab ihn heraus. Nun hat
mit Unterstützung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft
das wissenschaftliche Institut der Elsaß Lothringer im Reich die Fortsetzung
in die Hand genommen. Naturgemäß ist die Fortführung
dieses"wcrkes durch deutsche Bearbeiter infolge der politischen Veränderungen
nicht ohne Schwierigkeiten denkbar. Eine ausführliche
Würdigung des Werkes darf man sich bis nach Abschluß des auf
fünf Lieferungen bemessenen Bandes aufsparen. —
Zu den beiden vorliegenden Lieferungen darum nur wenige Worte.
Die Regesten sind exakt im Ausdruck und in der Wiedergabe des
rechtsverbindlichen Inhalts. Die Quellenangaben und Mitteilungen von
Druckstellen und Literatur sind reichhaltig und sorgfältig. Wichtig für
die kirchliche Rcchtsgeschtchtc sind die Urkunden vornehmlich der
Päpste Innoeenz Iii., Gregor IX. und Innocenz IV., für die Geschichte
der deutschen Reichskirche die durch die Urkunden Kaiser Friedrichs
IL, seiner Söhne und der nachfolgenden sporadischen Machthaber
gegebenen Beziehungen. Jedoch sind die wesentlichen dieser Urkunden
durchweg gedruckt bzw. in ausführlichen Regesten bereits bekannt gewesen
. Von lokalen Quellenpublikationen hat den meisten Anteil das
Urkundenhuch der Stadt Straßburg beigetragen.
Weimar. otto Lerche.
Cohn, Willy: Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien.
Ein Beitrag zur Entstehung des modernen Beamtenstaates. Breslau:
M. ft H. Marcus 1925. (VIII, 324 S.) gr. S°. = Untersuchungen
z. dtschn. Staats- und Rechtsgeschichte, Heft 134. Rm. 15,—.
Die Arbeit will nicht im einzelnen neue Resultate
geben, als vielmehr das vorhandene Wissen zusammenfassen
, sagt der Verf. im Vorwort. Damit hat er in der
Tat sein Buch treffend charakterisiert. In dieser Zusammenfassung
liegt auch der Wert des Buches. Es
erleichtert den Zugang zur sizilischen Geschichte der
Staufer erheblich. Gute Dienste wird dabei auch das
umfangreiche Literaturverzeichnis (S. 295—311) leisten.
Besondere kirchengeschichtliche Bedeutung kommt
dem Werk über das Verflochtensein hinaus, das allen
historischen Untersuchungen über das Mittelalter eigen
ist, nicht zu. Für das Kirchenrecht bietet es gar keine
Erkenntnisse.
Der Druck ist gut, der Stil aber häufig nicht geglättet — bei einer
Zusammenfassung besonders unangenehm. Der Untertitel ist eine
glatte buchhändlerische Irreführung. Denn statt daß der Zusammenhang
des sizilischen Beamtenwesens mit dem heutigen aufgewiesen
wird, schreibt der Verfasser wörtlich: „Noch bleibt es späteren
Untersuchungen vorbehalten, inwieweit die Beamtenorganisation, der
gesamte Staat Friedrichs iL, auf das übrige Europa in der Folgezeit
gewirkt hat. Offenbar ist diese Wirkung nicht allzustark gewesen, weil
Europa für die Ideen, die sich dort unten in Sizilien verwirklicht
hatten, noch nicht reif war."
Göttingen. Kurt Dietrich Schmidt.
Rabus, Hofpred. Dr. Jakob: Rom. Eine Münchner Pilgerfahrt im
Jubeljahr 1575, beschrieben. Nach e. ungedruckten Handschrift
m 74 gleichzeitigen Holzschnitten hrsg. v. Karl Schottenlohe r.
München: Verl. d. Münchner Drucke 1925. (XXIV, 192 S.) 8".
geb. Rm. 5—.
Des Münchener Hofpredigers Dr. Jakob Rabus Beschreibung einer
bayerischen Pilgerreise nach Rom zum heiligen Jahr 1575, die zuerst
von dem Geschichtsschreiber der Päpste Pastor zu seiner Schilderung
der Zeit Gregors XIII. verwertet worden ist, liegt in zweifacher Text-
überlicferung vor: 1. in der Originalhandschrift des Verfassers in der
Münchener Staatsbibliothek — sie enthält die endgültige, für den
Druck bestimmte Fassung, die Rabus mehrere Jahre nach seiner
Rückkehr aus Rom zu Papier gebracht hat —, 2. in einer aus der
Wende zum 17. Jahrh. stammenden Abschrift der ursprünglichen
Fassung im Augustinerchorherrnstift St. Florian, die trotz der Lesefehler
und der Liederlichkeit des Abschreibers als Zeugnis eben für
die frühere Fassung selbständige Bedeutung hat. Schottenlohcr hat
semer sorgfältigen, geschickt kürzenden Ausgabe die Münchener Originalhandschrift
zu Orunde gelegt, die St. Florianer Abschrift aber
zu Ergänzungen benutzt. Die Einleitung schildert, z. T. nach unge-
drucktem Quellenmaterial im Münchener Kreisarchiv und im historischen
Archiv der Stadt Köln, Leben und Wirken des Jakob Rabus, der, in
Straßburg geboren, dort, in Ulm, Wittenberg und Tübingen gebildet,
bei den Jesuiten in Dillingen 1565 zur katholischen Kirche übertrat,
im Collegium Germanieum in Rom und dann bei den Jesuiten in
Löwen und Köln Aufnabme fand und als Stadtpfarrer in Straßburg
gestorben ist. Seine Reisebeschreibung handelt natürlich in erster Linie
von dem, was die Rompilger interessierte, von Kirchen, Reliquien,
Schlössern, aber mitunter doch auch von weltlichen Dingen, von den
Resten der antiken Kultur und von dem (damals) gegenwärtigen Rom.
Einen besonderen Schmuck der Ausgabe bilden die Abbildungen der
Kirchen Roms, zierliche Holzschnitte aus dem Romführer des römischen
Buchhändlers Girolamo Francini von 1588.
Zwickau i. S. O. Giemen.
Fellchenfeld, Dr. Walter: Der Einfluß Jacob Böhmes auf
Novalis. Berlin: E. Ebering 1922. (VII, 107 S.) gr. 8°. =
Germanische Studien, Heft 22. Rm. 3.75.
Während die einzige Vorarbeit über Böhme und
Novalis, die Untersuchung von Edgar Ederheimer, Jak.
Böhme und die Romantiker 1904 sich wesentlich darauf
beschränkte, formale Berührungen aufzuzählen, wird in
der vorliegenden, aus der Schule Julius Petersens stammenden
Arbeit der Einfluß Böhmes auf Novalis nicht
nur zeitlich sorgfältig bestimmt, sondern auch als entscheidender
Bestandteil von Novalis Entwicklung nachgewiesen
. Den Ausgangspunkt bildet eine knappe, vielfach
sehr glückliche, von guten Beobachtungen (namentlich
der Ablehnung des Pantheismus für Böhme und der
überall festgehaltenen Erkenntnis der ethischen Grundlagen
von Böhmes Weltbild) durchsetzte Skizzierung von
Böhmes System, so weit es für die Aufgabe in
Frage kommt. Nur scheint mir die Bedeutung des
Bösen auf grund einer einzelnen Stelle zu stark im Sinne
G. Brunos abgewandelt (S. 7), Christus seiner metaphysischen
Stellung zu Unrecht entkleidet (S. 40) und
das Wesen der 7 Quellgeister verzeichnet, wenn diese
naturgestaltenden Ideen als Stufen des Intuitionsvor-
gangs verstanden werden (S. 11 f.).
Wie aus dem berühmten Brief an Ticck mit unzweifelhafter
Sicherheit hervorgeht und längst Allgemeinüberzeugung
der Forschung ist, hat Novalis Böhme
erst im Jahre 1799 genauer kennen gelernt. Das Zeugnis
davon ist namentlich der „Ofterdingen". Diesem direkten
Einfluß geht das 3. Kapitel der Untersuchung
nach, das ich dem 2., dem indirekten Einfluß, als gesicherten
Angelpunkt des Ganzen hier voranstelle. Es
ist eine Freude, mit einem so klugen und sicheren
Führer den „Ofterdingen" zu durchwandern. Freilich
wird man die Anspielungen, die der Verf. auf Böhme
deuten will, oft gar zu lose finden und der dichterischen
Phantasie gelegentlich nicht so strenge allegorische
Fesseln angelegt wünschen. Im Übereifer bemächtigt
sich der Verf. sogar einmal einer Stelle aus Schleiermachers
Reden, die sich zweifellos auf Jesus und nicht
auf Böhme bezieht (Uraufl. S. 86. Durch die Zusammen-
ziehung des Zitats wird verdeckt, daß hier die Naturauffassung
Jesu und des modernen Menschen in Gegensatz
gestellt wird.) Aber davon bleiben die großen Beweisstücke
für die Beziehungen des „Ofterdingen" zu
Böhme unberührt: die Schilderung des Festes im 6. Kapitel
(zit. S. 64), zu deren Böhmeschen Begriffen ich
namentlich noch den „Baum des Krieges", der ja deutlich
aus Morgenr. Vorr. 43ff. stammt, hinzurechnen möchte;
die Deutung des Märchens im 9. Kapitel, zu dem der
Verf. die vortreffliche Parallele Morgenr. 11, 43 f. anführt
(S. 78); das Verständnis des Astralis aus den 7 Naturgeistern
(S. 83f.) und das Gespräch mit Sylvester, in
dem freilich starke andere Einflüsse mitwirken (S.
85ff.). Diese Stellen sind wichtig genug, um die entscheidende
Bedeutung, die der Verf. dem Einfluß Böhmes
zuschreibt, zu rechtfertigen. Es handelt sich letzten
Endes um einen neuen Grundriß von Novalis' Entwicklung
, auf die Formel gebracht, um Überwindung
des magischen Idealismus durch Böhmes Mikrokosmosgedanken
. Um das zu begründen, gibt der Verfasser eine
sehr feine, scharf charakterisierende Zeichnung von Novalis
' früherer Auffassung von der Stellung des Ich zur