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Ausgabe:

1925 Nr. 25

Spalte:

583-584

Autor/Hrsg.:

Philippi, F.

Titel/Untertitel:

Atlas zur weltlichen Altertumskunde des deutschen Mittelalters 1925

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 25.

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stoischen Terminologie bei Cicero, Seneca usw. zusammen
mit den griechischen Äquivalenten. Als dritter
folgt der Index der Eigennamen mit lateinischen Hinweisen
auf den Inhalt der angeführten Stellen. Der
vierte gibt rein zahlenmäßig die Quellenbelege mit jedesmaligem
Rückgriff auf die dreibändige Sammlung der
Fragmente. Ein für die Koine-Forschung höchst erwünschter
und bereits in Angriff genommener Index der
Chrysippischen Gräzität ist vorläufig zurückgestellt worden
. — Den Neutestamentier interessiert vor allem der
erste Index. Die Fülle der Belege für uqeti), ootplg und
zpvoig, das fast völlige Fehlen von rtiarig, ydgig und
ayäitr] (nur einmal neben vielfachem tqwg und zwar bei
— Clemens Ah), der Sprachgebrauch von apiaqiavw,
dcpoQ^ir], dixaioauvrj, ilevO-eoia, ireog, xoo/uog, löyog,
oQyrj, itvevpia, occq!;, ovveidrfiig, azoiyelov, um nur
Wichtigstes herauszugreifen, Formulierungen wie ova
anoO-vfjaxei o xoöyuoc (vgl. 1. Kor. 7, 31), ov
iietavoel o voüv eycov oder xbvyiAov nvevfia —
das alles gibt zu denken. Lehrreich ist auch die
Menge der im Neuen Testament so gut wie ganz
fehlenden Definitionen, die jedesmal als solche gekennzeichnet
sind. — Stichproben ergaben für die Exaktheit
der Indices ein günstiges Vorurteil. So ist die entsagungsvolle
Arbeit mit großem Danke zu begrüßen.

Münster i. W. Otto Schmitz.

Phllippi, F.: Atlas zur weltlichen Altertumskunde des
deutschen Mittelalters. 7 Lfgn. Bonn: Kurt Schroeder 1923
u. 1924. (134 Taf. m. 20 S. Erläutergn., Taf.-Verz. u. Nachtrag.)
2°. In Mappe Rm. 60—.

Verfasser wie Verleger haben sich ein wirkliches
Verdienst erworben, diesen kulturgeschichtlichen Atlas
zum deutschen Mittelalter herauszubringen. Das Charakteristische
besteht darin, daß nur die weltliche Altertumskunde
berücksichtigt ist — doch fällt für die kirchliche
Altertumskunde noch genug ab — und daß die
Abbildungen nach den wissenschaftlichen Maßstäben
herausgesucht und herausgegeben worden sind. Es sind
nämlich nur rein mechanische Vervielfältigungsverfahren
unter Zugrundelegung von Photographien in Anwendung
gebracht worden, und wo die Hand des Verfassers
helfend und fördernd eingreifen mußte, kann man überzeugt
sein, daß es mit der größten Sorgfalt geschehen
ist. Man wird sich also auf die Zuverlässigkeit der Abbildungen
unbedingt verlassen können.

Weiter besteht der wissenschaftliche Wert des Atlasses
darin, daß nur solche Abbildungen gegeben sind,
von denen man nachweisen oder wenigstens annehmen
kann, daß sie ein zuverlässiges Bild der Wirklichkeit
bieten. Es ist in weitem Umfange dem Umstände Rechnung
getragen, daß bis in das 12. Jahrhundert hinein
und wohl auch noch später die Abbildungen in Evangeliarien
, Evangelistarien, Bibeln, Psalmen und Gesangbüchern
gar nicht Bilder ihrer Zeit geben wollten, sondern
die überlieferten Darstellungen festhielten. Daher
kommt es, daß wir so wenig über die weltliche Altertumskunde
aus den ersten Jahrhunderten des deutschen
Mittelalters bis ins 12. Jahrhundert hinein wissen; erst
im 12. Jahrhundert begegnen wir Bilderhandschriften rein
weltlichen Charakters. Und auch weltliche Gebrauchsgegenstände
sind bis ins 13. Jahrhundert fast gar nicht
auf uns gekommen. Deswegen hat der Verfasser auch
nicht die erhaltenen Denkmäler aus dem Mittelalter
zusammengestellt, wie es Bergner in seinem Handbuch
der bürgerlichen Kunstdenkmäler in Deutschland 1906
getan hat, und diese zur Grundlage seines Atlasses gemacht
, sondern hat die aus den früheren Jahrhunderten
erhaltenen Bilder zur Grundlage genommen, damit allerdings
nun Grundrisse der erhaltenen Häuser und Burgen,
Rathäuser und Befestigungen, Grundkarten und Pläne
von Städten und Dörfern verbunden, so daß wohl kein
Gebiet des Kulturlebens unberücksichtigt geblieben ist,
und wir, wie das beigegebene sachliche Register ausweist
, ein Hilfsmittel von seltener Brauchbarkeit und
Vollständigkeit erhalten haben. Der Verfasser hat sich
in der Hauptsache an schon vorhandene Veröffentlichungen
der Bilderhandschriften gehalten, aber doch auch
eigene Aufnahmen für sein Werk herstellen lassen, so
aus Wernher von Tegernsee, der Eneit des Heinrich von
Veldeckin, dem Rolandslied, Alexander Minorita, Wilhelm
von Oranje. Er muß es freilich beklagen, daß
noch nicht alle in Betracht kommenden Bilderhandschriften
durch Nachbildungen, die den Ansprüchen der
heutigen Wissenschaft genügen, der gelehrten Welt zur
Verfügung gestellt sind. Doch erschien die Zahl der zu
Gebote stehenden Veröffentlichungen ausreichend, um
ein Bild des Lebens in den Jahrhunderten des hohen und
ausgehenden Mittelalters zu gewinnen, wenn auch die
übrigen einschlägigen Quellen mitherangezogen wurden,
wie Holzschnitte, Kupferstiche, Wandgemälde, Wandteppiche
, Glasmalereien, von Bildhauerarbeiten besonders
Grabsteine, und von Werken der Kleinkunst die Siegel
. Am meisten ist es wohl zu begrüßen, daß Grabsteine
und Siegel in reicher Fülle herangezogen sind und
damit der kulturgeschichtlichen Verwendung in einer
Weise zugänglich gemacht werden, wie es bisher noch
nicht geschehen ist. Die Tafeln, die diese Abbildungen
bringen, sind als besonders gut gelungen zu bezeichnen.
Den Tafeln sind erläuternde Bemerkungen beige-
! geben; es war aber keineswegs die Absicht des Verfassers
, einen vollständigen Kommentar zu geben; es
wird darin auch die notwendigste spezielle Literatur genannt
, wie auch in der Einleitung die hauptsächlichste
allgemeine Literatur genannt und beurteilt wird. Auch
hier ist es nicht des Verfassers Absicht gewesen, vollständig
zu sein. Wir freuen uns auch so des Gebotenen
und wünschen, daß das vortreffliche Werk, dessen reichen
Inhalt wir doch nur mehr andeuten als beschreiben
konnten, dazu beitragen möge, richtige Kenntnisse vom
deutschen Mittelalter zu verbreiten.

Kiel. O. Ficker.

Bayer, Dr. F. J.: Das Papstbuch, brsg. u. eingel. München:
Drei Masken Verl. [1925]. (XLIII, 132 S. m. 682 Abb. u. 4 Tafelbeigaben
in Kupfertiefdruck.) 4°.

Das Buch will die Kenntnis des Papsttums erweitern
durch Darbietung von ausgewähltem Anschauungsmaterial
, nämlich von Papstbildnissen,
Papstresidenzen und Papstgrabdenkmälern.

Eingeleitet wird es durch Bemerkungen über die
Einrichtung des Papsttums, die in ihrer Kürze nur dem
schon Eingeweihten verständlich sind. In ihnen fällt
auf, daß zwar von dem primatus iurisdictionis und dem
prim. honoris die Rede ist (sogar unter wörtlicher Anführung
des Kap. 3 Abs. 2 der Const. dogm. I de
ecclesia Christi des Vaticanums), daß dagegen die In-
fallibilität mit keinem Worte erwähnt ist. Der Einleitung
folgt der Papstkatalog aus der Gerarchia cattolica 1904
mit einigen kritischen Fragezeichen. In ihn sind ausgewählte
Bilder von päpstlichen Siegeln und Münzen und
die lückenlose Reihe der Papstwappen eingeflochten.
Außerdem sind die Weissagungen des Malachias bei
jedem Papst angegeben. Kurze Bemerkungen leiten dann
zu dem Bildteil über. Er enthält zunächst vollständig
die Reihe der „quasi-offiziellen Papstbildnisse der Paulsbasilika
in Rom". Dann folgen ausgewählte andere
Papstbilder, Bilder von der Peterskirche, den päpstlichen
Residenzen in Rom und anderen Städten, endlich von
Papstgrabdenkmälern.

Daß Bildmaterial über das Papsttum hier so leicht
zugänglich gemacht ist, ist gewiß zu begrüßen. Damit
wird eine wirkliche Lücke ausgefüllt. Leider erfüllt
aber die vorliegende Bearbeitung nicht alle berechtigten
Wünsche. Gewiß, das Buch ist als „Volksbuch"
gedacht, man wird also nicht die strengsten wissenschaftlichen
Maßstäbe auf es anwenden dürfen. Aber auch so
hätte mit leichten Mitteln die Brauchbarkeit wesentlich
erhöht werden können. Der textliche Teil ist von einer