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Ausgabe:

1925

Spalte:

565

Autor/Hrsg.:

Streit, Robert

Titel/Untertitel:

Bibliotheca Missionum. 2. Band: Amerikanische Missionsliteratur 1493 - 1699 1925

Rezensent:

Mirbt, Carl

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BG6

Streit, Roh., O. M. J.: Bibliotheca missionum. II. Bd.:
Amerikanische Missionsliteratur 1403—169°. Aachen: Xaverius-
Verlagsbuchh. 1024. (XI, 28, 039 S.) 4°. = Veröffentlichungen des
internat. Instituts f. missionswiss. Forschung. Rm. 36—.

Nach einer Pause von 8 Jahren folgt dieser 2. Band
auf den 1916 veröffentlichten 1. Band. Die der Fortführung
des großen Unternehmens im Wege stehenden
Schwierigkeiten, die vor allem auf finanziellem Gebiet
lagen, scheinen überwunden zu sein, so daß auf das Erscheinen
der weiteren in Aussicht genommenen Bände
gerechnet werden darf. Der ursprünglich vorgesehene
Umfang des Werkes wird freilich überschritten werden,
in welchem Maße ist zur Zeit noch nicht zu übersehen,
vielleicht nicht einmal durch den Verfasser selbst bestimmbar
. Die Notwendigkeit, die amerikanische
Missionsliteratur auf 2 Bände zu verteilen, spricht für
sich selbst. Da der Wert dieses Werkes in der erreichbaren
Vollständigkeit des Materials besteht und nicht zu
erwarten ist, daß die gestellte Aufgabe mit gleicher
Sachkenntnis von einem anderen aufgenommen wird, ist
zu hoffen, daß die missionswissenschaftlich interessierten
Kreise der katholischen Kirche zu den entsprechenden
Opfern sich bereit finden werden. Wenn einmal eine die
gesamte Missions-Literatur umfassende Bibliographie in
Angriff genommen wurde — und es ist nur mit Freuden
zu begrüßen, daß die Ziele so weit gesteckt wurden —
so würden nachträgliche Einschränkungen zu bedauern
sein. Der vorliegende Band bringt ein Verzeichnis von
2792 Nummern. Aber die Zahl der mitgeteilten Titel ist
weit höher, denn in die Liste der fortlaufenden Nummern
sind die „ungedruckten Dokumente und Linguistika"
nicht aufgenommen, die in Appendix I S. 287—330,
App. II S. 360f., App. III S. 678—738, App. IV S.
S79—882 zusammengestellt sind. Durch den bewundernswerten
Fleiß und Sammeltrieb Rob. Streits ersteht eine
großenteils der Vergessenheit verfallene Literatur aufs
neue vor unseren Augen, die in ihrer Mannigfaltigkeit
ein Zeugnis davon ablegt, wie in den hier behandelten
Jahrhunderten Mission getrieben worden ist. Aus dem
Charakter, den sie in dieser Periode gehabt hat, ergibt
sich, daß auch Kolonialgeschichte, Geographie, Ethnographie
und Sprachwissenschaft von diesem Werk Gewinn
haben werden. Verschiedene Register erleichtern
die wissenschaftliche Verwertung des Materials, dessen
Ausdehnung alle Erwartungen übersteigt.
Oöttingen. Carl Mirbt.

Schmidlin, I'rof. D. Dr. J.: Katholische Missionsgeschichte.
Steyl: Missionsdruckerei (1924). (XIII, 59S S.) gr. 8°. Hldr.Rm.12-.
Die wissenschaftliche Behandlung der Mission hat
sich in dem letzten Mcnschenalter in aufsteigender Linie
entwickelt. Auf katholischer Seite ist es der Verf. des
vorliegenden Werkes, dem das Verdienst zukommt, nach
verschiedenen Seiten starke Anregungen gegeben zu haben
, vor allem durch seine Missionslehre und durch die
von ihm begründete Zeitschrift für Missionswissenschaft.
Um die hier zur Verhandlung stehende Geschichte der
kath. Mission richtig zu würdigen, müssen die außerordentlichen
Schwierigkeiten in Rechnung gezogen werden
, die einer solchen Gesamtdarstellung im Wege
stehen. Sie bestehen teils in der Unermelllichkeit des
Quellenmaterials, teils darin, daß es vielfach an den
wünschenswerten Vorarbeiten fehlt sowohl in Bezug
auf Einzeluntersuchungen als auch nach Seiten der Erschließung
der für einzelne Personen, für einzelne Ereignisse
und einzelne Fragen wichtigen Quellen. Daß
Scnm. den Mut gefunden hat, in voller Erkenntnis dieser
Sachlage an die Aufgabe heranzutreten, die ganze kath.
Mission zur Darstellung zu bringen, ist mit Freude zu
begrüßen. Daß die Art, wie diese Aufgabe gelöst wird,
in der Missjonshistoriographie einen erheblichen Fortschritt
bezeichnet, zeigt ein Vergleich mit den Gesichtswerken
von Henrion, Wittmann und Hahn, die durch
ihre apologetische Behandlung des Stoffes dem Leser
viel zumuteten, ganz abgesehen davon, daß sie infolge

des zeillichen Abstandes zwischen ihrem Erscheinen und
der Gegenwart (1844; 1841; 1857) veraltet waren.

Für die Abgrenzung des Stoffes ist grundlegend,
daß Schm. unter Misson die Heidenmission versteht,
also im Unterschied von der in der kath. Kirche verbreiteten
weiten Fassung des Begriffs, die die gesamte
akatholische Welt als Missionsobjekt hinstellt, eine Verengung
vollzieht, die der sachlichen Behandlung nur
förderlich ist. Die territoriale Ausbreitung und Erweiterung
der kath. Mission in den Perioden Altertum, Mittelalter
, Neuzeit, Neueste Zeit kommt angemessen zur
Darstellung auch zu in den verschiedenen Thesen verschiedenen
Missionsmethoden werden vorgeführt und
eingehende Literaturberichte an der Spitze der einzelnen
Abschnitte unterrichten über die Quellen, auf denen die
Darstellung sich aufbaut. Das Schmidlinsche Werk darf
daher als eine wertvolle Leistung anerkannt werden. Es
unterrichtet über den gegenwärtigen Stand der Forschung
soweit ich sehe, zuverlässig und, soweit die ihm
gezogenen räumlichen Grenzen es ermöglichen, erschöpfend
.

Für eine neue Auflage empfehlen wir, die an der
Reformation und der evangelischen Mission geübte Kritik
einer gründlichen Revision zu unterziehen, ebenso
auf die Wechselbeziehungen zwischen katholischer und
evangelischer Mission einzugehen.

Oöttingen. Carl Mirbt.

Ruggicro, Ouklo de: Italienische Philosophie. Ins Deutsche
iibertr. von Ph. Aug. Becker. Breslau: F. Hirt 1925. (130 S. m.
16 Abb.) 8°. ■—■ Jedermanns Bücherei, Abt. Philosophie. geb.Rin.3-.
Der Professor der Philosophie an der Universität
Neapel G. de Ruggiero beschert uns hier in Jedermanns
Bücherei' einen geistvoll und glänzend geschriebenen
Führer durch die italienische Philosophie von
Dante bis zur Gegenwart, die erste Geschichte der italienischen
Philosophie in deutscher Sprache. Die Übersetzung
hat, um dies gleich zu erwähnen, Prof. Ph.
Aug. Becker in Leipzig besorgt; sie liest sich so
glatt, daß man ihr die Übersetzung kaum anmerkt; und
wird offenbar dem italienischen Text vollständig gerecht
. Das kann man in diesem Fall sagen, ohne
diesen selbst zu kennen. So ist das bekannte italienische
Sprichwort tradtittore traditore hier zu Schanden geworden
. Ein paar kleine Anstöße, wie S. 29 .nachgerade
' nachher), S. 44 ,es ereignet', S. 93 ,es handelte
sich kurzum, die Umwälzung ... durchzuführen',
S. 96 ,auf der gleichen Stufe als das sinnliche Empfinden
', fallen nicht ins Gewicht. Scholastische Denker
wie Anselm, Thomas von Aquino, Bonaventura kommen
trotz ihrer italienischen Abstammung nicht in Betracht,
da ,dic Scholastik noch kein anderes Vaterland kennt
als die christliche Welt in ihrer Gesamtheit' (S. 7). Die
.Anfänge' liegen bei Dante, Petraca und im Humanismus
, und in diesem Abschnitt wird mit seelenkundlicher
Feinheit geschildert, wie der Humanismus sich aus dem
Philologischen ins Philosophische weitete und vertiefte
und so die Neuzeit vorbereitete. Stoizismus und Hedo-
nismus kennzeichnen die humanistische Philosophie des
15. Jahrhunderts und führen zu den .Anfängen des
Naturalismus', wobei sich jedoch ,mit wachsender Energie
und Bewußtheit ein Prinzip geistiger Vermittlung
der Beachtung aufdrängt' (2. Abschnitt). Auch in der
platonischen Akademie (S. 31 ff.) scheinen mir stoische
Grundgedanken stärker nachzuwirken, als bei de R. zur
Geltung kommt: die Aufgabe des Menschen, die Kräfte
der Natur in Zucht zu halten und zu regeln und so ihnen
gegenüber das Amt der göttlichen Vorsehung, eine Art
von göttlicher Statthalterschaft auf Erden zu versehen;
die damit beginnende Vergottung des Menschen, die
dann in der Ausübung der sittlichen Kräfte fortschreitet
und in der religiösen Betätigung ihren Höhepunkt erreicht
; die unwiderstehliche und unfehlbare Stimme
der Natur, der der Mensch bedingungslos Folge
leisten muß; das Verhalten der hergebrachten Religion