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Ausgabe:

1925 Nr. 2

Spalte:

37-38

Autor/Hrsg.:

Mickley, Paul

Titel/Untertitel:

Die Konstantin-Kirchen im heiligen Lande. Eusebius-Texte, übers. u. erl 1925

Rezensent:

Lohmeyer, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 2.

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die Darstellung lebendig und gedankenreich, während
der Abschnitt über „Glauben" die verschiedenen Weisen
der Glaubensäußerung zu schematisch aneinanderreiht
und die verbindende Einheit des Glaubensbegriffes in
den Hintergrund treten läßt. Als Ergebnis der Untersuchung
ist in einem späteren Satz formuliert: „Als
reifste Frucht seines religiösen Strebens geht ihm (Paulus
) bei Damaskus die lebendige Erkenntnis auf, daß das
Christusleben im Christus, ... Leben schlechthin ist,
wie es sein sollte und welturanfänglich gedacht war."

Es ist hier nicht der Ort in eine eingehende kritische
Würdigung der Untersuchung und ihrer Resultate
einzutreten. An manchen Einzelpunkten erheben sich
Bedenken; so enthält der Abschnitt über Mystik mehr
eine Abstimmung über heute mehr oder minder geläufige
Auffassungen, aber dringt weniger zu den methodischen
und sachlichen Grundlagen des Begriffes
der Mystik vor. So ist die Spaltung von Subjekt und
Objekt, die dem [. Kapitel zu Grunde liegt, ungeprüft
aus dem Gebiete der „empirischen Psychologie" übernommen
, ohne daß gefragt wäre, welches Recht solche
Unterscheidung auf religiösem geschweige denn auf
„empirisch-psychologischem Gebiet" habe. Um noch
einen sachlichen Punkt zu erwähnen, so wäre wohl auch
schärfer zu unterscheiden zwischen dem, was das Be

„wahrscheinlich war es ein Rundbau mit einer am
Scheitel offenen Kuppel". Getrennt von ihm lag im
Osten die Basilika, ein fünfschiffiger Hallenbau, als Versammlungsraum
für die Gemeinde und die Pilgerscha-
ren. Ihre Langseiten setzten sich wahrscheinlich geradlinig
in den Säulenhallen fort, die die Grabrotunde einschlössen
und so das Ganze zu architektonischer Einheit
verbanden, derart daß offene Höfe das Grabmal von
allen Seiten umgaben. Ein ausführliches Literaturverzeichnis
beschließt die genaue und eindringliche Untersuchung
.

Breslau. Ernst Lohmeyer.

Jacob, Georg: Der Einfluß des Morgenlandes auf das Abendland
vornehmlich während des Mittelalters. Hannover: Heinz
Lafaire 1924. (98 S.) 8°. Gm. 2.80.

Gegenüber der einseitigen Verherrlichung der bildenden
Kraft des Griechentums stellt Jacob die Fülle
von Kulturelementen zusammen, die die Kultur des
Mittelalters und unsere Kultur überhaupt dem Morgenlande
verdankt. Mittels einer ausgebreiteten Gelehrsamkeit
, die sich über weite Gebiete selbst der Naturwissenschaften
erstreckt, wird in einer mitunter drastischen
Form dem modernen Menschen anschaulich zum
Bewußtsein gebracht, aus wie viel verschiedenen, den
mannigfachsten Völkern entlehnten Faktoren sich
wußtsein des Apostels, und dem, was das Bewußt- sej,ne Kultur zusammensetzt. Jeder, der die Schrift

sein des Christen Paulus bestimmt. Es bleibt auch liest, wird staunen über den Reichtum des Gebotenen,

anzuerkennen, daß die Arbeit mit lebendiger Anteil
nähme am Gegenstande und in färben- und bilderreicher
Sprache geschrieben ist, wenn man auch oft weniger
Farben und mehr klare Linien wünscht. Noch begrüßenswerter
ist es, daß sie sich bewußt von der
Oberflächlichkeit einer rein entwicklungsgeschichtlichen
Erklärung abwendet. Weniger freilich, daß sie die
„Tiefe" des sachlichen wie geschichtlichen Sachverhaltes
durch eine religionspsychologische Darstellung
erheben will, die mit Elementen Husserlscher „Wesensschau
" versetzt ist. Hier ist der Haupteinwand zu
finden. Nicht als sei Religionspsychologie auf historischem
Gebiete ganz zu verwerfen; aber ihre methodischen
und sachlichen Grundlagen bleiben ungeklärt.
Und wenn „genetisches Verständnis" und „Wesensverständnis
" einander gegenübertreten wie „Begriff und
Leben", wenn es Forderung der religionspsychologischen
Methode sein soll: „religiöse Begriffe zu verstehen
als stammelnde Formungen urlebendiger Seelenwallung
, als Semeia, die hindeuten auf die Kraft der
seelischen Erschütterung", so ist das wohl eine schöne
oder erbauliche Romantik, aber es hat wenig mit der
Forderung wissenschaftlicher Erkenntnis zu tun. Um
so dankbarer ist man dann für die mancherlei schönen
und richtigen Beobachtungen geschichtlicher wie sachlicher
Natur, die nicht so sehr wegen, sondern vielmehr
trotz dieser methodischen Einstellung in der sorgfältigen
und fleißigen Arbeit sich finden.

Breslau. Ernst Lohmcyer.

Mickley, Paul: Die Konstantin-Kirchen im heiligen Lande.

Eusebius-Texte, übers, u. erl. Leipzig: J. C. Hinrichs 1923. (56 S.)
gr. 8°. = Das Land der Bibel. Gemeinverständl. Hefte zur Palästinakunde
, Bd. IV, Heft 3/4. Gm. 1.20.

Diese sorgfältige und fleißige Arbeit will das alte
Problem der Konstantinischen Grabeskirche dadurch zu
fördern suchen, daß sie zunächst einmal mit philologischer
Akribie vorgeht und die endgültige Klärung von
weiteren Grabungen erhofft. Im Mittelpunkt der Untersuchung
stehen deshalb die Übersetzungen der Eusebius-
Texte, die mit reichen Erläuterungen versehen werden.
Die bauliche Beschreibung der Kirche durch Eusebius
scheint dem Verfasser kaum unversehrt, aber er verzichtet
darauf, einen ursprünglichen Text und bemüht
sich stattdessen den ursprünglichen Sinn herauszustellen
. Danach war „die Hauptsache des Ganzen",
wie der eusebianische Ausdruck lautet, das Grabmal
mit einem Zugang nach Osten, seine architektonische
Behandlung ist nicht mehr deutlich erkennbar;

wird aber auch überrascht sein von der Unmenge der
Entlehnungen. Statt einer Inhaltsangabe möchte ich
mich mit einem Zitate begnügen, um zur Lektüre der
interessanten und inhaltreichen Schrift einzuladen, S. 9f.:
„Wir schreiben eine Lautschrift, die im Morgenland ersonnen
wurde, auf einem Schreibstoff, den ein Chinese
erfand. Wir rechnen mit Zahlen, die wir den Arabern
verdanken. Wir werden im Folgenden sehen, daß auch
am Buchdruck, der in Ostasien viel früher als in Europa
bekannt war, der Anteil des Morgenlandes bisher unterschätzt
würde. Die Magnetnadel, welche die Seefahrt
von den Küsten löste, hat man zunächst in China befragt
. Die Stelle des Telegraphen vertrat im Orient
schon lange vor den Kreuzzügen die bei uns erst im
19. Jahrhundert eingeführte Taubenpost; und unser ehemaliges
Hauptverkehrsmittel, die Droschke, mit ihren
Verwandten (Coupe) ist, wie die Form noch deutlich verrät
, weiter nichts als eine auf Räder gesetzte Sänfte; die
Sänfte wurde durch die chinesische Mode der Rokokozeit
in Europa eingebürgert. Unsere Kriegführung beruht
auf dem Pulver, das wiederum Chinesen zuerst anwendeten
. . ."

Kiel.__G. F i ck e r.

Wehrmann, Dr. Martin: Bischof Otto von Bamberg In
Pommern. Greifswald: Dr. Karl Moninger 1924. (77 S. 2 Taf.) 8°.
= Pommersche Heimatkunde, 8. Bd. Gm. 1 — ; Ganzl. 2—,

Diese kleine Schrift ist verfaßt zum Jubiläum der
ersten Ankunft des Gründers der pommerschen Kirche,
des Bischofs Otto von Bamberg, in Pommern 1124; sie
schildert die Zustände, die zur Zeit der Einführung des
Christentums in Pommern herrschten, erzählt die Ereignisse
der beiden Reisen Ottos und erörtert die Erfolge
sowie die Bedeutung der Vorgänge, alles anschaulich
und quellen- und literaturkundig, mit verständigem politischen
Urteil und mit warmer Liebe für die Sache. Sehr
dankenswert sind die beiden beigegebenen Abbildungen:
eine Miniatur aus einer Handschrift (welcher?) der
bayrischen öffentlichen Bibliothek in Bamberg, aus Klöster
Michaelsberg stammend, Ende des 12. Jahrhunderts,
mit dem ältesten Bild des Bischofs, und das Grabmal
in der Kirche des Michaelsklosters in Bamberg, wohl
aus dem 14. (?) Jahrhundert stammend. Mit Recht
bemerkt der Verf., daß es in der Geschichte der Bekehrung
der Pommern zum Christentum noch viele ungelöste
Fragen gebe, deren Behandlung aber mit Schwierigkeiten
verbunden wäre. Möchte die anziehende Schrift
auch mit diesem Hinweis Erfolge haben.

Kiel. G. F ick er.