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Ausgabe: | 1925 Nr. 23 |
Spalte: | 534 |
Autor/Hrsg.: | Klein, Karl Kurt |
Titel/Untertitel: | Geschichte der Jassyer deutsch-evangelischen Gemeinde (m. e. Überblick über d. Protestantismus in d. Moldau im XVI. u. XVII. Jahrh.) 1925 |
Rezensent: | Bossert, Gustav |
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Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 23.
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einem Ordensoberen und einer Klosterfrau gebilligt
würde. A. sieht in diesen Briefen mit den in ihnen zu
Tage tretenden mystisch-asketischen Gedanken zugleich
eine Stütze für die These Denifles, daß das Aufblühen
der deutschen Mystik im Dominikanerorden zum guten
Teil daraus zu erklären sei, daß dieser Orden besonders
viel mit der Seelsorge in den angegliederten Frauenklöstern
in Anspruch genommen gewesen sei (S. 128);
freilich zeigen gerade diese Briefe, wie stark und nachhaltig
im Orden selbst der Widerstand gegen diese Aufgabe
gewesen ist (S. 83 f. 91 f. 95 f.). — Die ganze Arbeit
zeigt die wissenschaftliche Zuverlässigkeit und Sorgfalt
, die wir in den Veröffentlichungen A.s gewohnt sind.
Stuttgart. E. Lcmpp.
Rommel, Dr. Franz: Die Reichsstadt Ulm in der Katastrophe
des Schmalkaldischen Bundes. Stuttgart: W. Kohlhammer
1922. (IV, 126 S.) gr. 8° Rm. 2.50.
Das ist ein sehr gründlich gearbeitetes Buch. Der
Verf., ein Schüler des katholischen Historikers Günter
an der Universität Tübingen, hat ein riesiges Aktenmaterial
durchforscht und bietet viel Neues, wodurch
frühere Darstellungen, wie Keims, berichtigt werden.
Das Ergebnis seiner Untersuchung ist: Für das end-
giltige Schicksal des Schmalkaldischen Bundes ist die
Haltung Ulms, das zu allererst Frieden mit dem Kaiser
machte, entscheidend geworden. Die Gründe seiner Abwendung
vom Schmalkaldischen Bund waren in erster
Linie die Erkenntnis, daß der Bund der Städte mit den
Fürsten gegen den Kaiser unnatürlich war, sodann die
trügerische Hoffnung, mit Hilfe des Kaisers die im
Krieg besetzten Kirchengüter zu erwerben, also der
Gegensatz gegen die Fürsten und die Territorialpolitik.
Mail sieht jetzt, welche große Opfer Ulm für den
Schmalkaldischen Bund, nämlich 257 000 fl., bringen
mußte, während die norddeutschen Städte so wenig
zahlten. Aber diese Opfer wurden weit überwogen von
dem, was Ulm nach dem Frieden an Entschädigungen
leisten mußte. Der größte Schaden aber war der Sturz
seiner Verfassung mit der Beseitigung der Zünfte und
und dem Vorwiegen der Patrizier in der Regierung. Ulm
hatte damit seine Bedeutung bis zum endlichen Sturz
der rcichsstädtischen Freiheit und der Einverleibung erst
in Baiern, dann in Württemberg völlig eingebüßt. Manche
Einzelheiten verdienen besondere Beachtung. Z. B.
S. 61 die Äußerung eines Ulmer Ratsherrn: Für die
Religion würde Ulm Haut und Haar lassen. Schmerzlich
ist S. 92 zu lesen, daß die deutschen Truppen unter
Graf Hans von Nassau das ungezogenste Regiment des
Kaisers waren, die ärger hausten als Spanier und Italiener
. Merkwürdig ist S. 91, daß Ulm das Münster ganz
von Bänken und Stühlen entleeren mußte, weil es den
Musterplatz für des Kaisers Truppen bilden mußte. Auffallend
ist S. 78 die Härte des Kaisers gegenüber den
beiden Ulmer Gesandten, die vor ihm den Fußfall tun
und um Verzeihung bitten mußten. Er ließ sie eine
halbe Stunde knien. Gern hätte man etwas mehr über
den Zug der Verbündeten von Donauwörth nach Giengen
und den dortigen Ereignissen gehört. Auch über das
Interim in Ulm geht der Verfasser etwas zu kurz hinweg
. Die Namen der Prädikanten, welche zur Reformation
in die Schirmklöster gesandt wurden, sollten genannt
sein. Über eine Entschädigung des Deutschordens
findet sich nichts. Sollte der sehr energische Deutschordensmeister
keine gefordert haben? Recht unverständlich
ist, warum der baierische Ort Schäftlarn S. 35 und
53 Schäftlarn genannt ist. Zu stark ist die Behauptung
S. 98, die Ulmer Prediger seien durch die Gefangenschaft
mürbe gemacht worden. Sie hatten doch nur zu
beschwören, nicht gegen das Interim zu reden und zu
schreiben, blieben aber alle streng evangelisch. Undeutsch
ist S. 118 „mit Beschlag gelegt", statt belegt,
was vielleicht Druckfehler ist.
Stuttgart. Q- Boss er t.
Klein, Karl Kurt: Geschichte der Jassyer deutsch-evangelischen
Gemeinde (m. e. Überblick über d. Protestantismus in
der Moldau im XVI. u. XVII. Jahrh.). Hermannstadt: W. Krafft
1924. (V, 169 S.) 8°. Beiträge z. Oesch. d. Protestantismus in
der Moldau I. p;m 5
Der Wert des Gustav-Adolfvereins und des Anschlusses
an die preußische Landeskirche unter dem
Patronat des Königs von Preußen 1844—1916 ist durch
die Arbeit des jetzigen Pfarrers von Jassy klar gemacht.
Er überrascht aber durch die Nachricht, daß der Moldaufürst
Despota 1561—63 das Land reformieren und
für eine höhere Schule 2 Wittenberger Lehrer, darunter
MeLanchthons Schwiegersohn Peucer, berufen wollte.
Aber die Protestanten wurden die Beute der römischen
Propaganda. Erst um 1750 entstand durch eine Tuch-
macherkolonie eine evangelische Gemeinde, die aber
wieder zurück ging. Klarer ist die Entwicklung der Gemeinde
, ihrer Verfassung, der Bau von Kirche, Pfarrhaus
und Schule im 19. Jahrhundert, schmerzlich neben
sehr tüchtigen Pfarrern auch untüchtige. Sehr zu beachten
ist der Zusammenbruch der Gemeinde im Krieg
1916, die Trennung von der preußischen Landeskirche
und der Wiederaufbau unter rumänischer Oberhoheit
Der Druck ist schlecht. Mitten in den Wörtern sind
oft Buchstaben nicht gedruckt, in anderen Buchstaben
ausgelassen. S. 128 Z. 7 ff. ist der Text verwirrt,
ebenso S. 162 Z. 13. Sprachlich sind zu beanstanden
„ehender" provinziell - eher S. 40, heutig damalig S.
27, Gedankentag — Gedenktag S. 158. Was heißt Primarie
S. 122? S. 46 ist statt permitto promitto zu
lesen. Es fehlt an der genauen Korrektur des Textes.
Stuttgart. Q. Bossert.
Blätter für württembergische Kirchengeschichte, im Auftrag
des Vereins für württemb. Kirchengcschiehte herausgeg. von Dr.
Julius Rauscher, Stadtpfarrer in Tuttlingen. Neue Folge. XXIX.
Jahrg. 1925. Stuttgart: Chr. Scheufeie. (128 S.) 8°.
Das neue Heft gibt für das Mittelalter den Schluß
von Hoffmanns sorgfältiger Studie „Zur ältesten
Geschichte des Bezirks Gaildorf", in der er zeigt, wie im
Großen und Ganzen die kirchliche Grenze der Bistümer
I Augsburg und Würzburg sich deckt mit der politischen
! Grenze von Franken und Schwaben, und die Entwick-
! hing der Pfarreien aus den Urpfarreien bis Ende des
Mittelalters verfolgt und im Anhang die Namen der
1 Pfarrer bis zur Reformation und die Heiligen der
j Kirchen, Kapellen und Altäre beifügt. M. von Rauch
I zeigt uns Konrad Wimpina als Gläubiger der
j Reichsstadt Heilbronn, der er ca. 2 000 fl. geliehen
hatte. J. Rauscher, der die ältesten erhaltenen Visitationsakten
1536 und 1537 von 7 Ämtern im Auftrag
der Kommission für Landesgeschichte für den Druck bearbeitet
hat, gibt einen Überblick über den Inhalt dieser
Akten nach den drei Teilen:,1. Pfründen. 2. Geistliche
Personen. 3. Das religiöse und sittliche Volksleben vor
der Reformation. Zu beachten ist, daß diese Visitation
nur von weltlichen Beamten des Herzogs vollzogen
wurde. Bestätigt wird die schon bekannte Menge der
Pfründen, welche dem Bedürfnis nicht entsprach. Die
wissenschaftliche Bildung der Geistlichen ist etwas
besser, als man gewöhnlich annimmt. Unter 250 sind
120 auf Universitäten Gebildete. Erfreulich ist der rege
kirchliche, religiöse, wohltätige Sinn des frommen, aber
in seiner Frömmigkeit doch nicht befriedigten Volks.
Von allen Seiten drängen die Verhältnisse auf eine
Besserung hin. J. Metzger gibt einen Brief des neuen
Spezialsuperintendenten Chr. Binder an den Generalsuperintendenten
Jak. Andreä von 1558, dem er den
jetzt verlangten Visitationsbericht übersendet und über
solche Dinge, die er dem Bericht nicht einverleiben
wollte, Kenntnis gibt. Der Brief beleuchtet die kirchlichen
Zustände im Amt Nürtingen unter Herzog
Christoph. Leider finden sich viele Lese- oder Druckfehler
. S. 95 Z. 7 1. videar. S. 96, 14 quandam, Z { 32
diserte, S. 98 Z. 3 privatim, Z. 6 cotidmun. Prof. Ölen-
ii e i 11 z in Coburg gibt die Grabschrift des Maulbronner