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Ausgabe:

1925 Nr. 23

Spalte:

532-533

Autor/Hrsg.:

Altaner, Berthold

Titel/Untertitel:

Die Briefe Jordans von Sachsen, des zweiten Dominikanergenerals (1222-37) 1925

Rezensent:

Lempp, Eduard

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531 Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 23. 532

protestantischer Liturgiker nach Gebühr, ob auch unter
Wahrung katholischer Anschauung, so doch vornehm
und sachlich gewürdigt. Harnack, Heiler, Hermelink,
Lietzmann, Smend, Strewe begegnen uns hier; auch
werden die liturgischen Bewegungen innerhalb der
evang. Kirche unsrer Zeit mit Teilnahme begleitet. —
Natürlich hat das ganze großzügige Unternehmen, unter
der Ungunst der ersten Jahre seines Bestehens leidend,
wiederholt geradezu vor der Existenzfrage gestanden.
Das kath. Ausland (Spanien, Schweiz, Nordamerika) hat
mit materieller Hilfe zugegriffen, hat aber auch Mitarbeit
angeboten. So findet sich in Bd. II und III je
ein Beitrag von Andre Wilmart in franz. Sprache (die
ambrosianische Messe; die Messen der Kollektion von
Saint-Amand). Man darf hoffen, daß der mit 600 Mit-

Sage in der „Aufzählung der Attischen Klöster" durch
den kirchlichen Dichter Kaesarios Daponte (RES 4,
482—83). Aber ins 16. Jahrhundert führt uns bestimmt
der Reisebericht des Humanisten Martin Crusius, dem
Magelone und Peter als die sicheren Gründer des
Klosters genannt sind. Da fragt Verfasser mit Recht,
wer denn in der schon genannten fränkischen Zeit das
Kloster innegehabt hat. Und es ergibt sich, daß es
Zisterzienser waren, die damals Daphni sogar zu großer
Höhe emporgeführt haben, bis die verwüstende Hand
der Ungläubigen auch dieser Stätte den Untergang
brachte. Das war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
. Nun führt die Vermutung dazu, daß die abendländischen
Mönche, die mit Südfrankreich eng verbunden
waren, dem Kloster statt der alten von Arkadius

gliedern ins Leben getretene Verein, wenn auch vorerst j und Honorius eine neue Gründungssage gaben, die von
außerstande, seinen Mitgliedern die Jahrbücher kosten- j Magelone und Peter, die ebenfalls königlicher Abstam-
los zu liefern, die schlimmsten Jahre glücklich über- j mung waren, gerade so wie der Name Sancta Maria von
wunden hat. ] Dalphino doch auch gegen den alten griechischen recht

Münster i. w. J. Smend. j abstach. Läuft die Untersuchung in eine Vermutung aus,

so wird man doch sagen, daß diese ihre guten Gründe
hat. Weitere Ausführungen über die Änderungen des
Romans in die griechische Gestalt aus dem Französischen
gehören mehr in eine literarische Kritik, als
hierher.

Hannover. Ph. Mcvcr.

Liber Miraculorum Ninivensium Sancti Cornelii Papae. Ein

Beitrag zur Flandrischen Kirchengesch., hrsg. v. William Walker
Rockwell. Mit e. Lichtdrucktaf. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht — New York: G. E. Stechert & Co. 1025. (ViII, 130 S.)
gr. 8°. Rm. 5—.

Der gelehrte Herausgeber veröffentlicht hier aus
einer nach Amerika verschlagenen Handschrift die älteste I Altaner, Priv.-Doz. Dr. Berthold: Die Briefe Jordans von
Chronik des Praemonstratenserklosters Ninove (west- Sachsen, des zweiten Dominikanergenerals (1222—37).
lieh von Brüssel) aus dem Ende des zwölften Jahrhun- j Text u. Untersuchungen. Zugleich ein Beitrag z. Gesch. d. Fröm-
dertS. Er versieht die sorgfältige Edition mit einer aus- I migkeit im 13. Jahrh. Leipzig: O. Harrassowitz 1925. (XII,
führlichen Einleitung, die nicht nur der neuen wert- ! 140 S.) gr. 8°. = Quellen und Forschungen z. Gesch. d. Dominivollen
Quelle selbst gewidmet ist, sondern auch über ] kanerorden« in Deutschland, Heft 20. Rm. G-.
andere beachtenswerte Bestandteile des alten Kloster- Die hier herausgegebenen 56 Briefe sind zwar
archivs ausgiebig unterrichtet und endlich an der Hand i schon bisher gedruckt vorgelegen, aber an verschiedenen,
des Liber einzelne Seiten aus der Geschichte des Klos- j z. T. schwer erreichbaren Orten, und nun zum ersten-
ters, besonders seine Kämpfe mit weltlichen und kirch- j mal mit einem sorgfältigen kritischen Apparat wissenlichen
Widersachern sowie einzelne Wunderberichte schaftlicher Untersuchungen versehen. Sie haben, wie
näher beleuchtet. Das geschieht unter fleißiger Heran- j A. mit Recht urteilt, einen großen geschichtlichen Wert,
Ziehung eines umfassenden Quellen- und Literaturmate- I einmal als zuverlässigste Quelle unserer Kenntnis des
rials, so daß sich zur Geschichte des Ordens, aber auch | Lebens Jordans, und dann als Dokument einer individu-
zur profanen Kulturgeschichte mancherlei Neues ergibt. | eilen Frömmigkeit, das uns zugleich eine Vorstellung da
Vielleicht hätte sich einiges noch bestimmter fassen
lassen, wenn noch mehr Vergleichsmaterial herangezogen
worden wäre.

Köln. • J. Hashagen.

Bees (Berjs), Dr. phil. Nikos A.: Der französisch-mittel-
griechische Ritterroman „Imberios und Margarona" und
die Gründungssage des Daphniklosters bei Athen. Berlin-
Wilmersdorf: Verl. d. Byzant.-Neugriech. Jahrbücher 1924. (108 S.)
gr. 8°. = Texte u. Forschungen zur Byzant.-Neugriech. Philologie
, Nr. 4.

Diese mit großer Gelehrsamkeit und Belesenheit geschriebene
Untersuchung beginnt der bekannte Herr Verfasser
mit der Darstellung vom Übergang des auch
uns wohlbekannten Ritterromans „Von der schönen Magelone
und dem Ritter Peter mit den silbernen Schlüsseln"
(Marbachsche Volksbücher Nr. 5) aus der heimatlichen
südfranzösischen Literatur in die mittelgriechische. Der
Handel zwischen Südfrankreich und Griechenland hat
wohl das Gebiet geschaffen, auf dem sich der Übergang
vollzog, und die fränkische Besitznahme vom griechischen
Orient in großen Teilen verpflanzte italienische
und französiche Kultur dorthin, die in der Literatur gewiß
auch zum Ausdruck gekommen ist. Von 1553 an
sind zahlreiche Venedsger Drucke der neugriechischen
Gestalt des Romans nachzuweisen. Damit ist auch schon
die Möglichkeit gegeben, daß eine Lokalisierung der
Sage sich mit dem zwischen Athen und Eleusis gelegenen
Daphniklosters verbunden hat. Die jüngste feste Kunde
davon hat man in einer nachgelassenen Aufzeichnung
des Erzbischofs von Mantinea und Kynuria Theoklitos
Vibos (f um 1890), der von seiner Mutter die Sage von
der Gründung des Klosters durch die beiden Königskinder
gehört haben will. Älter ist schon die Gestalt dieser

von gewinnen läßt, wie die Klosterseelsorge und kirchliche
Pädagogik jener Zeit gehandhabt wurde (S. 66).
Der Beitrag zur Kenntnis der Entwicklung des Dominikanerordens
ist freilich nicht besonders groß; wichtig
ist für uns besonders die Erkenntnis, wie systematisch
und erfolgreich Jordan in den Universitäten für seinen
Orden geworben hat; in 17 unter den 56 Briefen berichtet
er von Novizen, die er aus Universitätskreisen
gewonnen hat. „Auf Grund dieser Quelle gewinnen wir
eine hinreichend klare Vorstellung davon, welche Taktik
Jordan als Oberhaupt des mächtig aufstrebenden Ordens
eingeschlagen hat, um seinem Orden eine immer einflußreichere
Stellung im Gesamtorganismus der Kirche
zu sichern. Jordan verwandte seine Zeit und Kraft, soweit
sie nicht durch organisatorische Arbeit in Anspruch
genommen war, fast ausschließlich und planmäßig dazu,
durch geschickte Propaganda unter den Studierenden
und Dozenten der gerade damals entstehenden und aufblühenden
Universitäten für seinen Orden zu werben"
(S. 110). Der Unterschied von den ersten Zeiten des
Franziskanerordens ist hier in die Augen springend.

Aber wichtiger noch sind diese Briefe als ein in jener
Zeit seltenes Dokument individueller Frömmigkeit, das
besonders deshalb so wertvoll ist, weil sie ohne jeden
Gedanken daran, daß sie einmal veröffentlicht werden
könnten, abgefaßt sind (S. 120). Sie sind mit wenigen
Ausnahmen an die Vorsteherin des S. Agnesklosters in
Bologna, Diana von Andalö gerichtet, mit der den
Ordensgeneral eine Freundschaft verband, deren Innigkeit
und ungeschminkter Ausdruck uns in Erstaunen
setzt. Gewiß hat A. Recht, wenn er den durchaus reinen
und lauteren Charakter dieser Freundschaft betont, aber
es ist mir doch zweifelhaft, ob etwa heutzutage ein
Briefwechsel in solchen Ausdrücken der Liebe zwischen