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Ausgabe: | 1925 Nr. 22 |
Spalte: | 517 |
Autor/Hrsg.: | Demetriou Simou, Mpalanou |
Titel/Untertitel: | Einai anagkaia kai skopimos e sigklesis oikoumenikes synodou 1925 |
Rezensent: | Meyer, Philipp |
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Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 22.
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falle. Mit alledem solle aber nicht die Möglichkeit der
Berufung eines allgemeinen Konzils in Frage gestellt
und dessen Authentie nicht angezweifelt werden.
Wer wollte dem Verfasser in alledem nicht Recht
geben.
3. Ebenso wie das ebengenannte Schriftchen berührt
der Vortrag von Balanos über das Verhältnis des
Christentums zum Theater das augenblickliche Leben
der orthodoxen Kirche, zum wenigsten in Hellas. Die
Theaterberufsschule in Athen hat eine Serie von Vorträgen
veranstaltet über die Beziehungen des Theaters
zur Kultur. Dabei ist, um auch die Kirche zu hören
der Professor B. aufgefordert, über „Christentum und
Bühne" zu sprechen. Verfasser schildert zunächst,
wie im Lauf der Geschichte sich das Verhältnis gestaltet
; die ablehnende Stellung der alten Kirche, die
zum Verbot des Theaterbesuchs für Laien und Priester
auf dem Trullanum von 692 geführt habe und so fort.
Endlich wird die Entwicklung im Protestantismus berührt
. Eigentlich aktuell wird die Geschichte in der
orthodoxen Kirche, wo in der Praxis die Stellung der
alten Kirche verlassen wird. Zum Konflikt treibt der
feierliche Besuch des Theaters von Klerikern mit Genehmigung
der Oberen z. B. in Cypern und Athen
namentlich bei den nationalen Anlässen; wobei auch die
Gegnerschaft von Männern wie Makrakis den Gegensatz
geschärft hatte, der das anders denkende
iruvticiaxr^nov ein jcara/.oriOQrjQiov nannte. Im zweiten,
systematischen Teil löst Verfasser theologisch den Konflikt
dadurch, daß er sagt, die alte Kirche wie die
Kirche überhaupt kenne keinen grundsätzlichen Gegensatz
gegen die Kunst. Ihre Verbote träfen nur das in
Sünde befangene Theater. Im Gegenteil berührten sich
die Beziehungen des edlen Schauspiels und des Gottesdienstes
. Zwar könne man von der Gegenwart keineswegs
sagen, daß das Theater die ideale Höhe erreicht
habe, um so mehr müßten sich die kirchlich und andersdenkenden
Kreise zusammenschließen, um das Theater
zu heben.
Eine Frage sei hier nur ausgesprochen: Gilt die
zeitgeschichtliche Betrachtung für alle Kanones der allgemeinen
Synoden soweit sie ethische Fragen betreffen?
Möge Verfasser einmal hierüber sich erklären.
Hannover. Ph. Meyer.
Hillner, O.: J. G. Hamann und das Christentum. 3: J. G.
Hamann und die Fürstin Oallttzin. Vortrag. Anh.: Ein Hamann-
Fnnd im Kurl. Provinzial-Museum zu Mi tau, Riga: Jonck ft Po-
liewsky 1925. (80 S.) gr. 8". Aus baltischer Geistesarbeit,
N. F., Heft 3. Km. 2-.
Die vorliegende Abhandlung schließt sich den beiden
Arbeiten des Verf. an, die Hamanns Verhältnis zum
Christentum darstellen unter dem Titel „Hamann und
die Bereits", „Hamann und Kant" (in der Theol. Lit.-
Ztg. besprochen 7. 2. 25). In diesem dritten Vortrag
wird Hamanns Leben bis zu seinem Tode skizziert und
seine Beziehung zu folgenden Persönlichkeiten kurz geschildert
: Herder, Lenz, Claudius, Friedr. Stolberg,
Friedr. Jacobi, Fürstin Gallitzin. Am eingehendsten wird
bei der Fürstin verweilt. Hamanns Verkehr mit ihr,
namentlich kurz vor seinem Tode, und sein Einfluß auf
sie werfen wieder ein Licht auf sein biblisches Christenrum
, mit dem er unter den Geistesgrößen seiner Zeit
einsam dasteht. Daß dies Christentum ausgesprochen
protestantischen Charakter getragen, weist Verf. nach,
beruft sich dabei auch auf Unger. Hamanns Einwirkungen
auf die Stürmer und Dränger und Goethe
werden betont, das Charakteristische seines Stiles herausgestellt
.
Der Hamann-Fund besteht in 19 kurzen Artikeln,
die der Verf. in den von Hamann 1766—67 redigierten
„Mitotischen Nachrichten" entdeckt hat und die er nach
Inhalt und Stil Hamann zuzuschreiben sich genötigt
sieht. Nur 3 von ihnen sind mit H. gezeichnet. Alle 19
sind abgedruckt. So mannigfaltig sie sind, so haben
doch die meisten das gemeinsam, daß sie uralte Sitten
in ihrer Entstehung und Fortwirkung beleuchten, z. B.
vom Feuer und dessen Gebrauch beim Gottesdienst,
ebenso vom Wasser, von den Brand- und Malzeichen,
von der Trauer der Alten, vom Ursprung des Tanzens
usw. Nur einige weichen davon ab, z. B. ob das Branntweintrinken
vor dem Essen gesund sei. Hamannkenner
werden diese Bereicherung ihrer Quellenkenntnis begrüßen
.
Der Verf. hat die Veröffentlichung dieser seiner
letzten Schrift noch als schwer Leidender erlebt und ist
dann am 14. 7. gestorben. Mögen alle drei Hamann-
Arbeiten des in seiner Heimat so geschätzten und geliebten
Mannes auch über seine Heimat hinaus die gebührende
Berücksichtigung finden. Sie sind in ihrer anregenden
Art wohl geeignet, in den tiefsinnigen Magus
des Nordens einzuführen.
Riga. Mag. theol. Erich v. Schrenck.
Stratmann, Franziskus Maria, O. P.: Weltkirche und Weltfriede.
Kath. Gedanken z. Kriegs- u, Friedensproblem. Augsburg: Haas
ft Grabherr 1924. (XII, 295 S.) 4°. = Aus Gottes Reich.
geb. Rm. 10—,
Schlund, Erhard: Katholizismus und Vaterland. Eine
prinzipielle Untersuchung. 3., erw. Aufl. München: Dr. F. A
Pfeiffer ft Co. 1925. (9ö S.) 8°. = Zur relig. Lage d. Gegenwart,
Heft 2. Rm. 2.40.
Heinrich, Karl Borroinäus: Das Gesicht des deutschen
Katholizismus. Gesehen von einem Laien. Ebd. 1925. (76 S.)
8°. = Zur relig. Lage d. Gegenwart, Heft 9. Rm. 2—.
Stratmanns umfängliches Buch stellt sozusagen einen
großen Schlag des Katholizismus zugunsten des
Weltfriedens dar. Der Wdtfriede ist das dringend zu
erstrebende Ziel. Wer soll und kann ihn herbeiführen?
Die Weltkirche vermöge ihrer organisatorischen, pädagogischen
und mystischen Kraft! (S. 292). Sie hat bereits
in diesem Sinn Stellung genommen: nicht Hindurch
das Weltfriedenswerk vom Meister Kreuz (1916)
und durch den Friedensblind deutscher Katholiken, sondern
vor allem auch durch Papst Benedikt XV., der
„überzeugter Pazifist" gewesen sei, durch die Enzyklika
Pacem Dei (1920). Das Ziel kann freilich nur in
Etappen erreicht werden; wir sind aber auf dem Wege
dahin. Der Völkerbund leidet zwar an Kinderkrankheiten
, ist aber doch ein gewaltiger Fortschritt. Diese
nicht gerade neuen Gedanken behandelt Str. in sehr
ausführlicher, wissenschaftlicher Form. Die Weltkirche
schildert er als Corpus Christi mysticum; in ihm bedeutet
der Krieg ein Zersetzungselement — sowohl hinsichtlich
der natürlichen wie der sittlichen Grundlagen.
Ist der Krieg notwendig? Berechtigt? Die Frage des
gerechten und des ungerechten Krieges wird nach allen
Seiten erörtert. Ergebnis: das allein erlaubte Kriegsziel
ist Wahrung der von Christus verkündigten und verlangten
Ordnung. Kann dieses Ziel nicht erreicht werden
, so verliert der Krieg jedes Daseinsrecht. Welt-
friedc! lautet also die Parole. Str. führt alle Weltfriedensbestrebungen
vor, die früheren wie die gegenwärtigen
, und mündet bei denen der katholischen Kirche.
An diesen Darlegungen sind am interessantesten gewisse
Teile, die Schwierigkeiten in der Stellungnahme
des Katholiken zeigen. Str. stellt fest, daß die katholische
Kirche eine definierte Lehre über den Krieg nicht
besitzt. Er selbst hält an den Grundsätzen Augustins
und des Thomas fest und führt von da aus den Nachweis
, daß ein gerechter Angriffskrieg so gut wie unmöglich
ist (S. 89); er entwickelt in 10 Punkten die Voraussetzungen
für die Gerechtigkeit eines Krieges. (S.
103 f.) mit der Tendenz, das Daseinsrecht des Krieges
so weit als möglich einzuengen. Sehr bemerkenswert
sind zwei weitere Kapp, über Vaterlandsliebe und
Menschheitsliebe; St. strebt dem Universalstaat zu, dem
Weltvaterland. In diesem gleichen sich die Härten aus,
die der Vaterlandsliebe sonst anhaften; sie schwindet in
ihm nicht, kann vielmehr in ihm in hohem Maße vermehrt
werden. Erleuchtete Vaterlandsliebe schließt recht