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Ausgabe:

1925 Nr. 21

Spalte:

497

Autor/Hrsg.:

Doebler, Erhard

Titel/Untertitel:

Briefe aus dem Bolschewiken-Gefängnis 1925

Rezensent:

Bossert, Gustav

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Seite 1

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497 Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 21. 498

istische an ihm ist das Hadern mit Gott, selbst die Knaben weichen Metaphysikvorlesung, noch die Von Kant in Logik lind

betroffen vor dieser Ungeberdigkeit ihres Meisters zurück. Das ist j Metaphysik benutzten Kompendien herangezogen; auch

nicht die Situation in 2, Ii des Jonabuchs, sondern die Seelen- | sinrj 0ffenDare Fehler des Nachschreihers unverbessert
Verfassung von i, 1 ff. Der Walfisch dient nur als Attribut seine geblieben. Das Urteil, daß wir es bei den Heften von
Maße sind durch die Verhältnisse der U£f^£fegij Qraf Dohna mit einer selbständigen Nachschrift, nicht

Urteil, daß in den Stanzen Kaffaels - von den L:>ggientre»Uen wird ,:„„„ .".ui:„u__v - i- i u l. • a

wenigstens ein Teil mit ihm ilt engeren Zusammenhang gebracht - der mlt einer dei üblichen Kompilationen ZU tun haben ist

Höhepunkt christlicher Malerei enthalten sei, bedarf einer bestimmten
Begrenzung (S. 125).

Aufs Ganze gesehen unterrichten P.'s Ausführungen
gut und zuverlässig über Geschichte, Aufbau und Gehalt
dieser klassischen Kunstwerke, und dank des kleinen
Formats können sie den Rombesucher an die weltberühmte
Kunststätte begleiten. Die beigegebenen Tafeln
vermögen infolge dieses Formats die Werke nur in den
allgemeinsten Umrissen anzudeuten.

Marburg (Lahn). Rudolf Günther.

Briefe aus dem Bolschewiken-Gefängnis (Riga 1919). Von

Erhard Docblcr, Oberpastor an St. Jakobi in Riga, ermordet
am 22. Mai 1010, an seine Frau Alma geb. von Samson-
Himmelstjerna. Gütersloh: C. Bertelsmann. 8". (131 S.) Rm. 2 - .

Was für treffliche Leute sind doch die Deutsch-
halten! Man kann sich kaum einen größeren Gegensatz j "£-her. So kann man z B über d« degfed*

ganz auf den inneren Zustand der abgedruckten Manuskripte
selbst gebaut. Nur beim Anthropologiekolleg
ist die Möglichkeit kompilatorischcr Erweiterung offen
gelassen, y) Ausführliche und lehrreiche Einleitungen
orientieren über die Sachlage, die Person des Schreibers
und geben sonst .für das Verständnis nützliche Winke;
gute Inhaltsverzeichnisse und Register erleichtern die
Benutzung.

Soviel über die Herausgabe; nun die Vorlesungen
selbst.

Die „Anthropologie" hat trotz abweichender formeller
Fassung tatsächlich den Gedankengang des gedruckten
Werks. Man kann sich die Parallelzahlen fortlaufend
daneben schreiben. Im allgemeinen (d. h. abgesehen
von den Partien mit scharfen Begriffsbestimmungen
, wo es ganz versagt) ist das Kolleg weit aus-

zu ihnen denken, als die' Bolschewiken die nach dem | g«H«i ^A^IS^^JS^t^Si
Abzug der deutschen Truppen Riga in ihre Gewalt bekamen
und drin hausten wie die Wilden. Der Rigaer
Oberpastor Doebler war schon von der zaristischen Regierung
mit seiner Frau nach dem Innern Rußlands verschleppt
worden. Aber als Riga Anfang 1918 in die Gewalt
der Deutschen kam, konnten sie zurückkehren; je-

Bemerkungen lesen (auch die Schnurre, die das Weib
mit Schnecke, Turmuhr und Echo vergleicht, hat Kant
den Studenten vorgetragen), bei den Nationalcharakteren
nicht nur größere Ausführlichkeit über die auch im Buch
behandelten Nationen, sondern auch Besprechung von
im Buch fehlenden Nationen finden, usw. usw. Es ist

doch am 5. März 1919 wurde er verhaftet. Von seinem , vieles Lustige und Lehrreiche unter dem, was klüglich

Gefängnis aus schrieb er die schonen Briefe, welche ' l!,,dK' weggelassen wurde; aber auch manche ernste

seine Gattin mit Einleitung, verbindendem Text und i Bemerkung. Ich gebe Beispiele.

Schlußwort versah, Um sie herauszugeben. Allein sie j S- 7o (Nachschr. S. 0): „Am Ende unsers Lebens wird unser

Starb SCllOll am 21. Mai 1922, Worauf ihre Mutter das i «anzes geführtes Leben haarklein vor uns liegen, und wir danach ge-

Manuskript in Druck gab. Es ist eine wahre Herz- r',ftct w"dcn ~ S' 81. ^«chschr. S. 13): „Im r*d«ta rtdtf

, ' I i s 5. i n • r i „ „ alles großer aus, als es wirklich ist. Das wissen de Schriftsteller,

Stärkung, diese glaubensstarken Briefe ZU lesen Voll , dic ihrt Schriften mystisch eingekleidet, wie faul Holz im Dunkeln,

Gottvertrauen tragt er alle Beschwerden, Mißhandlungen leuchten lassen. Unerfahrene halten sie bloß deswegen für wichtig."
und Entbehrungen im Gefängnis und geht gefaßt den Dje j jk m)d Metaphysik sind in der Nachschrift

Weg zum Tod. Seinen Le.densgenossen wird er zum ; weit mangelhafter wiedergegeben als die Anthropologie;
Segen so daß manche ein neues Leben begannen Er : sje llmfassell mlr U5 llnd m Druckseiten gegen 305
halt ihnen Andachten. Mit seinen Amtsbrudern treibt ; def Anthropologie, und dies bei je gleicher, eher noch
er Exegese. Es ast sehr schon zu beobachten, wie i dn wcnj größerer Stundenzahl. In schwierigen Partien
Doebler innerlich vorwärtskommt, wie sein schönes Ehe- der Metaphysik umfaßt die Nachschrift einer Stunde oft
leben noch gewinnt, und seine pastorale Tätigkeit sich nUf eine Druckseite. Viel häufiger als in der Anthro-
vertieft. Große Achtung bekommt der Leser auch für i polügie begegnen Partien, an denen der Nachschreiber
Doeblers Gattin und ihre treue Fürsorge für ihren Kant nicnt verstanden hat. Betreffs der Logik hat der
Gatten. Das ganze Büchlein wirkt ergreifend auf die j Herausgeber selbst das Gefühl, daß ihr gegenüber der
User und ward sicher nicht nur in den Kreisen von von ]aesc]u, schOI1 gedruckten Logikvorlesung nur der
Pastoren, sondern tri weiten Volkskreisen Aufnahme w/ert einer Ergänzung in Einzelheiten zukomme. Ich
finden. j würde angesichts des dürftigen Inhalts und der Mißverständnisse
des Hefts dies Urteil dahin wenden
müssen: der ergänzende Wert bestehe allein darin, daß
wir nun das Maß der Subjektivität Jaesche's, der aus
Kants Notizen ein Handbuch machte, besser abschätzen
können. Noch schlimmer aber stehts mit der Metaphysikvorlesung
. Ihr kommt gegenüber der ungleich
brauchbareren Herausgabe der gleichen Vorlesung durch
Poelifz (1821) allein der Wert zu, der in ihrem festen
Datum liegt. Sie kann also durch es dazu dienen, vor
der gar zu leichtherzigen Abschiebung des Inhalts des
von Poelitz benutzten älteren Heftes unbestimmten Datums
in die vorkritische Periode zu warnen.

Güttingen. E. Hirsch.

Kaftan, D. Julius: Was wir von Kant lernen sollen. Festrede.

Stuttgart. O. Bossert.

Kowalewski, Prof. Dr. Arnold: Die philosophischen Hauptvorlesungen
Immanuel Kants. Nach den neu aufgefundenen
Kollegheften des Grafen Heinrich zu Dohna-Wiindlackcn hrsg.
München: Rösl ft Cie. 1924. (633 S.) 8". Rm 10—; Hlwd. 13—.

Von Graf Heinrich Dohna-Wundlacken, der vom
15. 6. 1791 an in Königsberg i. Pr. studierte, sind vier
Kolleghefte mit Vorlesungen Kants ans Tageslicht gekommen
, darunter: W.S. 91192 Anthropologie, S.S. 92
Logik, W.S. 92/93 Metaphysik. Diese drei Hefte sind
hier als einen geschlossenen Kurs darstellend und von
einem besonders begabten Studenten herrührend, dem
Druck übergeben. Die Methode der Herausgabe ist folgende
: «) Die Hefte sind genau beschrieben und sorgfältig
, unter Angabe der Mantiskriptseiten und Kenntlich- I ""gehäiVe.i Iref de^
■nachuilg jeder Randbemerkung und jeder Konjektur, neuen Aula der Universität Berlin am 22. April 1924. Berlin:

doch in neuer Rechtschreibung wiedergegeben, ß) Eine Speyer ft Reters 1924. (16 s.) 8°. => Schriften der Schlciermadier-
kritische Bearbeitung der Hefte hat nicht stattgefunden. Hochschule, Heft 2. Rm __75

Weder sind die sonst von den gleichen Kollegien vor- Kaftan versucht in diesem Vortrag die großen un-

handenen Nachschriften (unter den andern Nachschriften vergänglichen Grundgedanken der Lehre Kants in ihrer
der Anthropologie tragen zwei die gleiche Semester- Bedeutung für die evangelische Religion herauszu-
bezeichnung wie die hier abgedruckte) noch die ge- arbeiten. Der erste dieser Gedanken sei die Unterscheidruckte
Anthropologie und die gedruckte Logik und | dun g voll Ding an sich und Erscheinung mit ihrer