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Ausgabe:

1925

Spalte:

481-486

Autor/Hrsg.:

Unger, Eckhard

Titel/Untertitel:

Namen im Hofstaate Nebukadnezars II 1925

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermln

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9. . Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

50 aU-n N«. 71 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. l-I irsch in Göttinnen, 17 fWinhaw 107C

Oll, Janrg. IM. ZI. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. l/.lTKlUDcr IVZo.

Namen im Hofstaate Nebukadnezars II. (Eckhard ! O ' S Ii e r i tl a 11, Ce qtil reste de la plus : Briefe aus dem Bolschewiken-Oefängnis (Riga

Unger). ancietine Vie de Ruysbroeck (Gemen). HflO) (Bossert).

Cuntont, Le cttlte egyplien et I« mystieisnte | .Vi 11 rn er, Deutsche Schriften mit den Holz- Kowalewski, Die philosophischen Hattpt-

sclinitten der Erstdrucke (Petscli). j Vorlesungen Immanuel Kants (Hirsch).

Uber beneficiorttm domus cororje Marie prppe K a f t a n, Was wir von Kant lernen sollen (Jordan).

Rtlgenwold 1406 1528 (Bossert). Natorp, Kant über Krieg und Frieden

H 11 i z i u g a, Herfsttij der Middeleeuwcn (Bänke). (Kuitternteyer).

Pastor, Die Fresken der Sixtitiischeu Kapelle ; Zeitschrift für systematische Theologie (Mayer-

nnd Raffaels Fresken In den Stanzen und ( StraUburg).

den Loggien des Vatikans (Günther). j Vow i n c ke 1 , Metaphysik d. Ich (Knittenneyer).

de Plotin (Petersen).

Thilo, Das Buch Hiob (Kühl).

Olsson, Papyrusbricfe aus der frühesten
Rönitrzcit (Debrunner).

Brandes, Die Jesus-Sage (Dibejjus).

Kampers, Vom Werdegange der abendländischen
Kaisermystik (Ficker).

Namen im Hofstaate Nebukadnezars II.

von

Eckhard Unger.

Die historische Bedeutung Nebukadnezars und die Ausdehnung seines Reiches ist seither fast ausschließlich durch
fremde Zeugnisse, namentlich die Bibel, bekannt, da die Inschriften des Königs selbst gewöhnlich nur von Tempel- und Palastbauten
reden und, wo sie den Umfang des Reichs angeben (VAB IV Nr. 17 Kol. II, 1 ff.), stark verstümmelt sind. Diese
Lücke wird zum Teil ausgefüllt durch eine ausführliche Liste der Hof- und Staatsbeamten des Königs, die er auf einem
achtseiligen Kolossalprisma aus Ton, von Koldewey in Babylon gefunden, jetzt in Konstantinopel (Nr. 7834, Höhe: 0,24,
Durchm.: 0,24, Kolumnenbreite: 0,085), am Schlüsse des Textes in 2'/4 Kolumnen mit Namen und Amt anführt. Vermutlich
ist der gesamte höhere Beamtenkörper, nach Würden abgestuft und in 6 Abteilungen gegliedert, genannt, da der obere
Teil des Prismas fehlt, auch hier unvollständig erhalten. Es ist die erste Beamtenliste, die wir überhaupt besitzen; sie stammt
vermutlich aus den dreißiger Jahren des Königs, wo sich Neriglissar (der spätere König) von Sinmagir dort, im Nordosten
des Reiches, aufhielt (Kol. IV, 22 vgl. auch 32). Als Verfasser des Prismas könnte der Kol. IV, 6 7 genannte Schreiber
des Palastharems, Bel-uballit, gelten, da er sich ohne Not durch zwei Zeilen besonders hervorgehoben hat. Die Abteilungen,
gewöhnlich durch Überschriften kenntlich gemacht, gliedern sich in 1) Die Oberhofbeamten (Masennum'), 2) Die Großen
des Landes Akkad, [3) Die Oberpriester (E-mas) der Städte von Akkad?], 4) Die Oberpriester der Städte von [Sumer?],
5) Die Vögte (Qipi), 6) Die Vasallenkönige an der phönizischen Küste. Die sechzig Beamten besitzen einen solchen Rang,
daß sie in den Kontrakten kaum genannt sind, vielmehr wieder die Bibel dafür einspringen muß.

In der I. (erhaltenen) Kolumne wird die Erbauung von verschiedenen Tempeln in Babylonieu summarisch erwähnt:
1) E/ida in Borsippa für Nabu und Nanä (= Tasmetum), 2) Esidlam in Kutha für Nergal und Laz, 3) Ebarra in Sippar
für Samas, 4) Ebarra in Larsa für Samas, 5) Egissirgal in Ur für Sin, 6) Edurgina in Bas für Lugalsarbi. Die IL Kolumne
enthält eine Lobpreisung der Erfolge des Königs, die er dem Gott Marduk verdanke, in persönlicher Rede. In der
HI. Kolumne ist erzählt, was der König für den Marduktempel in Babylon getan hat, und daß er sich infolge seiner Verdienste
viele gute Wünsche für die Zukunft aussprechen darf. Nebukadnezar fährt dann fort; Z. 21 ff.: „Vom oberen bis
„zum unteren Meere habe ich den gesamten Ländern, deren schwere Abgaben Marduk, mein Herr, mich auf seinen hohen
„Befehl vor sich führen ließ, zur Erbauung des Palastes ,Bit tabrät nisim', des Wohnsitzes meiner Majestät, das Joch aufgelegt
, ließ sie die Tragkissen und Ziegelbretter (?) fassen und verpflichtete sie zum Dienst in Stellung bei meiner Person.

34. (Überschrift). Die Oberhofbeamten (masennum)

35. Nabu-zer-i-din-nam, ,Oberbäcker'2 (rab nuhtimmu)

36. Nabu-zer-ibni, Oberbefehlshaber (rab kasiri):t )

37......na-ah, Palastvorsteher (sa pän ekallim)

38. Sin(En-zu)-sar.....Tempelvorsteher (rab biti) ?

_ 39. At-kal-a-na-Mar-du-uk (?)......

1) Ma-se-en-num, in der Keilschriftliteratur wenig bekannt, z. B. in der Beamtenliste: 11 Rawlinson 31 Nr. 5, Kol. II, 68 Mas-en-nu
dagegen häufiger in der Bibel i"D!2oP meist als Titel, .der Zweite nach dem König", erklärt; Oberhofbeamte dürfte in unserm Texte die
richtige Übersetzung sein.

2) Nach dem Zeugnis von Jer. 39, 9 und 2. Kö. 25, 8 war es N., f^X~TDj> der im 19. Jahr Nebukadnezars, 586 v. C, die

Deportation der Juden aus Jerusalem durchführte (Mitt. Vord. Ges. 1924, 2 S. 37 f. J. Lewy). Er hat den Titel □TDP'pp, was dem

babylonischen entspricht, der jedoch wohl eine historische Reminiszenz ist und dem .Großwesir", turtanu der Assyrer gleichkommt Fin
einziger Keilschriftbrief aus Uruk (Yale Or. Ser. III Nr. 165, 29, 33) nennt einen Knecht (qallu) des N., der sonst bisher unbekannt war
Einen rab-nuhtimmu, ohne Namen, erwähnt der Brief ebda Nr. 122 aus Eridu.

3) Vor ihm war Btl-ztr-ibni im 21. Jahre Nabopolassars in diesem Amt (Straßmeier Nabp, 19, 6—7).

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