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Ausgabe:

1925

Spalte:

457-464

Autor/Hrsg.:

Weiss, Adolf (Übers.)

Titel/Untertitel:

Mose ben Maimon. Führer der Unschlüssigen. 1. - 3. Buch 1925

Rezensent:

Betzendörfer, Walter

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9.—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Qf l„U-„ j_ -in Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, 5 fllrtnhae 107?

öU. Jctllrg. IXT. ZU. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. «»• «lUUUCr I /Zo.

Mose ben Maimon (Betzendörfer). i E n g e I - J i n o s i, Soziale Probleme der Renais-

Schäfer U. Andrae, Die Kunst des Alten

Orients (Ranke).
Dal man, Orte und Wege Jesu (Dibelitts).
Meyer, Blüte u. Niedergang; des Hellenismus

in Asien (I.ohnteyer).
Kirsch, Der stadtrömischc christliche Fest-

kalendcr im Altertum (Fitester).

sance (Zickendraht).
Evans, An Episode in the Strtijsjle for

Keligious Ercedom (Bornkamm).
Hansen, Geschichte der Kirchengernetnde

Wührden (Graft).
V Oskamp, Chinesische Gegensätze (Haas).
Lilienthal, Die Staatsaufsicht über die

Religionsgesellschaften nach Artikel 137 der
Reichsverfassung (Schmidt).

The Challenge of the universe (Mulert).
M i 1 b u r n , The Theology of the Real (Goetz).
S c h a e d e r, Theozentrische Theologie (Mayer).
O eh ler, China und die christliche Mission
in Geschichte und Gegenwart (Richter).

Mose ben Maimon. Führer der Unschlüssigen. Ins Deutsche übertr.
u. mit erklär. Anmerkungen vers. von Dr. Adolf Weiss. 1.—3.
Buch. Leipzig: Felix Meiner 1923 Iii 1924. (CCCXXIII, 394, XI,
313 ti. IX, 392 S) 8". •= Philosoph. Bibliothek. Bd. 184 a—c.

Rm. 33—; geb. 40—.
Eine genaue deutsche Übertragung des „Moreh

oder figürlicher Worte erklären, deren wörtliche Auffassung
einen entweder mit der Vernunft oder (wofern
man die wörtliche Bedeutung abweist) mit dem Glauben
in Konflikt bringt. Dies gilt besonders von den Erörterungen
naturwissenschaftlichen und metaphysischen In-

M genaue uentsene uncrhalts, die in der Schrift nur in Bildern ausgeführt sind,

Äf Ä."!2^Ä* Ä ^ese von der großen Menge wörtlich, von den

Bedürfnis. Wohl existierte bereits eine deutsche Über
Setzung des Werkes: das erste Buch hatte R. Fürstenthal
(1839), das zweite M. E. Stern (1864) und das
dritte S. Scheyer (1838) übertragen. Aber diesen

Vollkommenen aber in höherem Sinne aufgefaßt würden
(S. 10 ff.). — Das Bestreben M's geht vor allem darauf
aus, alle anthropomorphen Vorstellungen
(vor allem die der Körperlichkeit und Vielheit) von Gott

jungen fehlteflfäfftÄ Su.^rD^^^^

keit Außerdem ließe. bes<H de s die be len c s en ^ def g^ f Q anschdnend menschliche

Wen.- ,„ *^^*™f™a<^^ ™L™ ^U": ^ Gestalt, menschliche Tätigkeit, menschliches Sinnesleben

chen „brig. A. Weiß hat Md. der großen Muhe ! od Kö ,ichkeit beÜegin. M. weist dabei jeweils nach,

Unterzogen, eine einheitliche, pniloog sen-genaue, mit er- ; , „ , 1 , , . ,ft , , 1 , ... ,;'

Härendfn Anmerkungen ve seltene deutsche Ausgabe daß, Jen betr. Bezeichnungen „sehen", berühren"

herzustellen Es liegt ihr der von Maimonides selbst an- K bl°B gliche grob-

erkannte tebS^iSl Ihn Tibbons zu Grunde. s.nnhche, andern auch höhere, geistigeBedeutungen

, 1 • . ! ,ü, . f.-,. .„;„„ a,.u,u+ „. Hpcfn , zukommen und zeigt dann, daß die betreffenden Worte

-Man ist dem Übersetzer für seine ^atoto ; f Q tt • Abstraktem Sinn angewandt wer-

grpßerem Danke verpflichtet, je mehr man jn den letzten | den dürfen w z ß yon ejnem ^herabsteigen"

Jahrzehnten die Bedeutung und den Einfluß der Gedanken
des Maimonides auf das philos. und theol.
Denken des Abendlandes erkannt hat.

Der Herausgeber schickt seiner Ausgabe eine eingehende Lebensbeschreibung
und eine ausführliche systematische Darstellung der Philosophie
seines Autors voraus. Maimonides, aus altem Rabbinen-
k'esehleehte stammend, wurde am 30. März 1133 in Cordova geboren.
Seine Jugend fällt in eine bewegte Zeit. Als die Almohaden 1148
Cordova eroberten, entfernte sich Ataimunis Familie von dort, verließ
"59 Spanien und siedelte sich zunächst in Fez an. Nach 6 jähr.
Aufenthalt mußte M. auch von hier fliehen; er landete nach einem
längeren Aufenthalt in Palästina schließlich in Fostat (Alt-Kairo)

Gottes geredet wird, so ist darunter entweder die Verleihung
der Prophetenwürde an einen Menschen (I,
49) oder die Verhängung einer Strafe von Seiten Gottes
zu verstehen.

Im Anschluß an diese Ausführungen behandelt M.
die Attributenlehre. Gott dürfen lediglich Wir-
kungsattribute beigelegt werden. Und zwar gehen
Gottes Wirkungen sämtlich von seinem einfachen Wesen
aus (I, 171 ff.). Alles was Körperlichkeit, Leiden, Privation
, Möglichkeit heißt, darf Gott in keiner Weise zu-

wo er am 13. Dezember 1204 gestorben ist. M. übte In Fostad den j gesprochen Werden, ebensowenig irgendwelche Ahn-

Beruf eines Arztes aus, daneben war er Rabbi, Vorsitzender des rabbin.
Kollegiums und eine Zeitlang sogar Beherrscher sämtlicher Juden unter
der Oberhoheit des ägyptischen Sultans. Daneben widmete er sich
schriftstellerischer Tätigkeit, vollendete in F. einen Kommentar zur

Misclma und vollzog in seinem Mischne-Tora" die erste vollständige y t ub ihn (, 1Qo) je niehr . Gott ver-

Kod.fikation der jüdischen Religionsgesetze. Vor allem aber verfaßte er I -,7* . „SV— mlanipn urfr „■ ;v„ ZI oö-iv i i

hier sein philos. Hauptwerk: „Moreh Nebuchim« - Führer der nemen, desto naher gelangen wir zu ihm (1, 203 Jedem

lichkeit mit einem der existierenden Dinge (I, 186).
Infolgedessen gilt alles, was wir von Gott aussagen in
ganz anderem Sinn als von uns und anderen Wesen.
Die verneinenden Aussagen von Gott sind die wahren

er sein philos. Hauptwerk
Unschlüssigen.

Im 2. Kap. des II. Buchs (Weiss II, 39) schreibt
M., er habe mit diesem Werk lediglich die Absicht verfolgt
, Zweifel hinsichtlich der Religion aufzuklären und
die Bedeutung derjenigen Lehren, die dem Verstände der

Gegenstand kommt man desto näher, je zahlreicher die
Dinge sind, von denen wir ihn unterscheiden (I, 213 ff.).
Wer Gott positive Eigenschaften beilegt, der hat nach
M., ohne sich dessen bewußt zu sein, Gottes Dasein aus
seinem Glauben getilgt (I, 218). Von all den verschie-

Menge vorenthalten seien, darzulegen. Tatsächlich stellt i denen in der Hl. Schrift vorkommenden Namen Gottes

das Werk eine großzügige Auseinandersetzung zwischen
der Glaubenslehre und der Philosophie dar. M. nennt
es „Führer d. Unschlüssigen", weil es denjenigen, die
zwischen der überlieferten und der vernunftgemäßen
^chriftauslegung schwanken, ein Führer sein soll, der
zwischen den Resultaten der Forschung und den Religionslehren
den Einklang herstellt. —

Im I. Buch will M. den toragläubigen und zu

kommt ihm nur der Name „Jahveh" zu. Alle übrigen
bezeichnen Wirkungen Gottes (I, 221 f.), der Name
„Jahveh" bezeichnet ihn als den notwendig Seienden
(I, 237). Gott ist causa efficiens, causa formalis
und causa finalis der Welt (I, 265). Er bewegt zwar die
das All umgebende Sphäre, ist aber verschieden von
ihr (I, 274).

Das Weltbild des M. (I, 297 ff.) ist i. a. das aristotelische.

ch gebildeten Lesern den Sinn gewisser hornonyrtier | Die Welt ist ein einheitlicher, zusammenhängender Organismus. In

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