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Ausgabe:

1925

Spalte:

389-390

Autor/Hrsg.:

Herrmann, Johannes

Titel/Untertitel:

Hebräisches Wörterbuch zu den Psalmen 1925

Rezensent:

Baumgartner, Walter

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38!)

Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 17.

390

auf Nr. 352 der Name Sanaehsamoh „der Dornstrauch
ist seine Manifestation" vorkäme. Die Lesung dieser Inschrift
ist aber in mehr als einer Hinsicht hypothetisch.
Schon die Verteilung des einheitlichen Tafelbildes auf 2
Inschriften ist unwahrscheinlich — trotz des Risses im
Stein. Und ob Übersetzungen wie die oben angeführten
„Du hast mich aus dem Nil gezogen" und „Der Dorn-
strauch ist seine Manifestation" zustande gekommen
waren ohne Kenntnis der biblischen Geschichte? Im
ersteren Falle hat später Völter das von Gr. gelesene
Wort j ? N"> unter Änderung von dessen Lesungsweise

als Bergwerkstollen deuten wollen und ist so der etwas
peinlichen Reminiszenz an ein Detail der a.t.lichen Erzählung
entgangen. Im zweiten Falle ist ein ähnlicher
Ausweg nicht möglich, und es bleibt die Frage, ob die
Entzifferung standhalten wird. Im Ganzen traut Gr.
wohl den Photographien zu sehr. Wenn solche Täuschungen
möglich sind, daß man auf den von Gr. mitgeteilten
Reproduktionen auf Tafel 19, 20, 21 ganz deutlich
die Schrift in Hautrelief erblickt, dagegen, sobald
man die Sache auf den Kopf stellt, ebenso deutlich ein
Basrelief sieht, so wird man in Einzelheiten auch mißtrauisch
sein müssen. Wie leicht kann ein Riß im Stein
als Buchstabenzug gedeutet werden und umgekehrt!
Sethe hat mit seiner wiederholten Warnung vor dem
Lesen nach Photographien nur allzurecht. Auch Gr.
selbst hat die deutliche Einsicht in die Unzulänglichkeit
des Materiales, das ihm vorlag. Er schreibt S. 38: „Wo
ich aber, wie für die meisten Inschriftentafeln und die
kleineren Weihdenkmäler, auf je eine Photographie,
wozu nur noch die schülerhaft angefertigten Handkopien
ihrer Texte hinzutraten, angewiesen war, da konnte
öfters das letzte Wort über das, was die Steine jetzt
noch sagen, nicht gesprochen werden." Es wäre zu
wünschen, daß es kundigen Augen vergönnt sein möchte,
an Ort und Stelle die Originale prüfen zu können, oder
aber daß die Originale in ein der wissenschaftlichen
Welt erreichbares Museum kämen. Bis dahin bietet
Gr.s Buch die beste und vollständigste Darbietung des
Materiales in wundervoller Ausstattung zusammen mit
einer methodisch und scharfsinnig gewonnenen Deutung
desselben von der Voraussetzung des hebräischen
Sprachcharakters aus. Ob diese Voraussetzung zutrifft,
kann erst die Zukunft endgültig lehren.

Dassensen, Kr. Einbeck. Hugo Duensing.

Hempel, Prof. I-ic. Dr. Johannes. Hebräisches Wörterbuch zu
Jesaja. Gielien: A. Töpelmann 1924 (VIII, 56 S.) gr. 8°.

Herrmann, Prof. D. Joh: Hebräisches Wörterbuch zu den
Psalmen. Ebd. 1924. (VI, 58 S.)

= Einzelwörterbücher z. A. T. Heft 2 u. 4. 2; Km. 1.50 ; 4 : Rm. 1.40.
In den Nöten der Inflationszeit wo die Anschaffung eines hebräischen
Lexikons für die allermeisten Studenten unerschwinglich war,
war es ein ausgezeichneter Oedanke, dem arg bedrohten Studium des
Hebräischen durch Ausgabe billiger Einzelwörterbücher zu den am
häufigsten gelesenen Büchern des A.T. zu Hilfe zu kommen. Heute
wo die beiden ersten Hefte vorliegen, sind die Verhältnisse zum
Glück schon so weit gebessert, daß man sieb beinahe fragen kann,
ob die Voraussetzungen, die damals das Unternehmen rechtfertigten,
jetzt noch zu Recht bestehen. Allein gerade die Lage der Theologiestudierenden
ist tatsächlich vielfach doch noch recht schlimm. So oft
trifft man bei ihnen veraltete Wörterbücher und — statt Kittels Biblia
Hebraica — die alten Bibelausgaben, daß man froh ist, wenigstens für
die wichtigsten Vorlesungen diese billigen modernen Hilfsmittel zur
Ergänzung empfehlen zu können, um so zugleich die Vorlesung etwas
zu entlasten. Die richtige Mitte zwischen der Dürftigkeit der
kleinen Notwörterbücher und „Präparationen" und der gelehrten Vollständigkeit
der Lexika suchen die Hefte in verschiedener Art zu
treffen.

Heft 4 ist sehr knapp gehalten, in Angabe von Konjekturen
m. E. allzu sparsam, und weist auch allerlei befremdende Lücken auf.

Es fehlen z. B. ni~GX (22,20), 12 (18,25), DD1 (18, 15), 111.30
(34, 5), HNlktf (35, 8). Bei t;12 I ist das Pi. (35, 25) nicht erwähnt.
Bei 'fHK und 1£y vermisse ich die Bedeutung „Unterwelt", bei 215tf
Pol. „erquicken". Unzulässig ist es, für Po. Pol. einfach Pi., für Polal

Pu. zu setzen. Wenn für 1{J1 37, 37 die Konjektur 1{j1 angegeben
tt •:

ist, wäre ebenso Q1 für DP anzugeben. Wo nicht eine Konjektur,

t

so möchte man doch ein Zeichen, das den Text als unsicher bezeichnet,

öfter angebracht sehen, z. B. bei T)jß (35, 3), p (32, 7).

Wesentlich reichhaltiger ist das sorgfältig gearbeitete 2. Heft,
das die wissenschaftliche Literatur, und gerade die abgelegenere,
stärker ausgeschöpft hat, mehr Konjekturen und mit Nennung ihrer
Urheber bietet und — einer Anregung L. Köhlers folgend — die kritische
Arbeit auch für die Sprachstatistik nutzbar zu machen sucht,
indem es durch einfachste Zeichen zu den einzelnen Wörtern ihr Vorkommen
hei Protojes. — im ganzen nach der Abgrenzung Duhms —
und bei Dtjes. angibt. So wird dieses Heft auch für den Fachmann
wertvoll, ohne darüber seiner ursprünglichen Bestimmung untreu zu
werden.

Es fehlen hier 5S<*1pl2 (8, 14), 112 Po. (9, 4, wenn nicht
zu lesen), zu Ipjj (3, 26) und Pj2* (13, 16) die Angabe des Ni., zu
^?22 die Bedeutung „aus Mangel an" (5, 13), zu „Bein"
(7,20). - S. 13a Z. 2 ist zu lesen 12111, S. 30a Z. 7 12pJ,
S. 37b Z. 1 siparru. Von Konjekturen vermisse ich "'Hl?1 für "'PTIj
(1,2 (G), filr 3, io, □yv-, Für Q-p-j IOf 5.

Gegen Lagardes Konjektur zu 10, 4 (S. 6b Z. 8 v. u.) hat Baudissin,
Adonis-Esmun S. 198'' gewichtige Bedenken geäußert, und ebensolche
neulich Volz, Das Dämonische in Jahwe S. 172 gegen Duhms
geniales H^Pfl 8, 3. — pjJ2~> 10, 34 ist eine Baumart
(Greßmann Mose S. 262*), ebenso Hos. 14, 6 f. tfi 72, 16 HL 4,11
JSir 39, 14. 50, 8. - tfjbjj II „Salbe" <] akk. napsastu (S. 34a)
soll wohl für 3, 20 gelten; möglich wäre aber höchstens Herkunft
von einem m, W. nicht belegten napsasu. — Die Ausdrucksweise auf
S. 12 a erweckt den Anschein, als sollte ^jjl nicht zu Ijl,
sondern zu dem daraus verkürzten p gehören, was doch gewiss
nicht des Verf.'s Meinung ist. — Die Ableitung des aus akk.

5a resi kann jetzt, wo für dieses die Bedeutung „Eunuch" feststeht,
als gesichert gelten, so daß das Fragezeichen S. 37b überflüssig ist.

ill^N 8, 2 als aram. Imperativ zu fassen (S. 38 a) verbietet
das (Gcs.-Kautzsch, § 119s), auch wäre ein solcher Aramaismus für
die Zeit des Jesaia höchst merkwürdig. Es ist vielmehr mit Vitringa,
Knobel u. a. nach Vulg. 11^X1 zu lesen: „Dann nahm ich"; das

Fehlen der Ausführung des Befehls von v. I erklärt sich nach der von
mir im Eucharisterion f. Gunkel I 146 f. erörterten hebräischen Stilregel
. — Für Iß (S. 42 a) scheint mir immer noch Ungnads Erklärung
(Hebr. Gram. S. 2001) als verkürzter Imp. Qal den Vorzug

zu verdienen. — Zu hätte Hehn, Bibl. Zeitschr. 1916, 15 ff.

Berücksichtigung verdient.

Marburg a. L. "/Baumgartner.

Guillaume, Prof. Alfred, M. A.: The Traditions of Islam.

An Introduction to the study of the Hadith Literature. Oxford-
Clarendon Press 1924. (184 S.) gr. 8°. sh. 10/6.

Dies Buch ist als eine Einführung in das Studium
der islamischen Tradition gedacht; es behandelt in
sieben Kapiteln: die Entwicklung des Hadit, die

Omajjadenzeit, die Abbasidenzeit, die islamische Tradi-
tionskritik, Auswahl aus dem Hadit, Entlehnungen aus

dem Christentum (man vermißt einen entsprechenden
Abschnitt: Entlehnungen aus dem Judentum), über den
Propheten in der Tradition. Im großen und ganzen ist
es lediglich ein überarbeiteter und anders disponierter
Auszug aus Goldzihers Hadlt-Studien in dessen Mti-

hammedanischen Studien Bd. 2, wobei jedoch die einschlägige
neuere Literatur nur selten benutzt und noch
seltener zitiert wird. So ist von der Herleituno- des
Isnad aus den Gepflogenheiten der jüdischen Tradition
keine Rede (vgl. Horovitz im Islam 8 (1918) S 39 ff
und 11 (1921) S. 264 f.) Ferner vermißt man ein Eingehen
auf die auf Goldziher aufbauende Traditionskritik
, wie sie von Caetani, Lammens und Becker ge-