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Ausgabe:

1925 Nr. 1

Spalte:

366-369

Autor/Hrsg.:

Schloß, Oskar (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Zeitschrift für Buddhismus und verwandte Gebiete. 4. - 6. Jahrg. 1922 - 1924 1925

Rezensent:

Franke, R. Otto

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365

Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 16.

nologisch bedingten und genealogisch von einander abstammenden
einzelnen Religionen) mit Handhabung der
historisch-komparativen Methode, 2) mit einem synthe-
tisch-zusammenfassenden oder systematischen (Aufstellung
der Gesetze der religiösen Entwicklung) mit
Handhabung der anthropologisch - komparativen Methode
, und 3) mit einem psychologischen und philosophischen
, und steht also mir selber fest, daß alles Detail
, alle Tatsachen, seien sie von der Linguistik, seien
sie von der Völkerkunde ermittelt, nur Durchgangsmomente
sind für die begriffliche Sondierung und Er- j
klärung, die damit „in eine philosophische Perspektive
einmündet", so konstatiere ich mit Befriedigung, daß
Pinard de la Boullaye darin ganz mit mir einig geht,
indem er seinerseits drei „Etappen" unterscheidet, zu
deren Bezeichnung er sich der Terminologie Goblet
d'Alviellas bedient, dem unsere Disziplin sich zerlegt in
Hierographie, Hierologie, Hierosophie. Es ist zu bedauern
, daß dem Herrn Verfasser (wie Gräbners neues
Buch „Das Weltbild der Primitiven, so) Joachim Wachs
Habilitationsschrift „Religionswissenschaft" noch nicht
zugänglich gewesen ist, der, darauf kapriziert, rein nur
empirisch-historisch zu arbeiten, es insofern anders will
als wir, als ihm mit der historischen und systematischen
Bearbeitung der konkreten Religionsbildungen die Aufgabe
der Religionswissenschaft erledigt ist, der es also
weder ob- und anliegen soll, die (ausschließlich von normativen
Gesichtspunkten aus zu untersuchende) Frage
nach dem Wesen der Religion, noch die psychologische
Frage nach dem Ursprung und die nach dem Zweck der
Religion auf zuwerfen, wie ihr auch jedes Fragen nach
der Geltung einer Religion und überhaupt alles Werten
ferne zu liegen hätten. Mit diesem nach meinem Urteile
unhaltbaren Standpunkt Wachs hätte sich P„ doch gewiß
eingehend auseinandergesetzt, dabei vielleicht gar
fertig gebracht, was meinem Widersprechen bis jetzt
nicht hat gelingen wollen: Wach den Kopf zurecht zu
setzen, d. h. ihn von seiner aussichtslosen positivistischen
Tendenz zu kurieren. Möglich doch, daß schon vorliegendes
Werk dahin wirksam sich erweisen wird.

Hat der 1. Band gezeigt, wie man von der Zeit
des Altertums bis heute in unserer abendländischen Welt
vergleichende Religionswissenschaft getrieben hat, so
war es mit diesem ganzen historischen Teil der Arbeit
nur darauf abgesehen, aus dem bisherigen Forschungsbetriebe
, auch aus dem Irren der Forschung, zu lernen,
wie man sie richtig treibt, wie man es machen
muß, um zum Ziel zu kommen. Diesem Zwecke dient
die Einzelbetrachtung der wichtigsten Methoden, d. h.
der Wege zu der Wahrheitserkenntnis, die der 2. Band
anstellt. Zum Unterschied von einer Doktrin (= un en-
semble d'assertions qui visent ä formuler In viriti
connue) ist dem Verf. eine Methode „un ensemble de
regles, pour se diriger dans la recherche de la verite",
>,un procede de recherche qui assure la valeur du tra-
vail, saus en prejuger les resultats" (p. 25). Von vornherein
aber erklärt er, „A parier en gros, toutes les
methodes sont licites: comme on peut etudier la nature
au verre jaune ou rouge, au prisme ou ä la loupe, on
peut aborder les phenomenes religieux par leur aspect
historique, ou psychologique, ou moral, ou social. Par
contre, toutes ne sont pas egalement utiles: certaines
compliquent le travail au lieu de le faciliter; d'autres
pretent ä des mecomptes difficiles ä eviter" (25).

Meine Besprechung läuft Gefahr, mehr Raum zu
beanspruchen, als ihr bewilligt ist. So verweise ich auf
die Seiten 362—364 des Bandes, auf denen Verf. selbst
den Gang seiner Darstellung bis dahin kurz rekapituliert,
und begnüge mich, nur die Überschriften der Haupt-
kapitel anzuführen: Methode comparative; M. historique
; M. philologique; M. anthropologique ancienne;
M. a. nouvelle; Methodes psychologiques. — De cette
longue enquete, liest man dann S. 364, nous pourrions,
semble-t-il, degager trois conclusions prineipales: soli-
darite des methodes, — division necessaire du travail, —

maturite inegale des conclusions historiques et des conclusions
philosophiques. Der Einzelerörterung der so
! bezeichneten drei allgemeinen Folgerungen sind die
[ Seiten 364—380 gewidmet. Als Anhang folgt S. 381
bis 424 ein Aufsatz des Verf., der unter dem Titel Essai
sur la convergence des probabilites bereits in der Revue .
neo-scolastique 1914—19, t. XXI, p. 394—418; 1920,
t. XXII, p. 5—36 zu lesen war. Den Schluß bildet ein
Essai Sur la distinetion entre l'Histoire Empirique et
l'Histoire Philosophique.

Leipzig. H. Haas.

Zeitschrift für Buddhismus und verwandte Gebiete. Schrift!.
Wilhelm Geiger. 4.—(>. Jahrg. (N. F. 1.—3. Jahrg.) 1922—1924.
München-Neubiberg: O. Schloss. (IV, 344; VIII, 328 u. 204 S.
m. Abb. im Text u. auf Taf.) gr. 8°. jahrl. Km. 8—.

Seit W. Geiger die Schriftleitung der Z. f. B. übernahm
, hat dessen hohe Wissenschaftlichkeit im Bunde
mit der fortgesetzten Opferwilligkeit und dem sachlichen
Interesse des Herausgebers und Verlegers Herrn
O. Schloss sie auf ein hohes Niveau gehoben: sie ist
nicht nur für buddhistisch interessierte Laien, sondern
auch für die ernste Buddhaforschung das aufnehmende
und gehende Zentralorgan. Aus dem Inhalt dieser
21 | Bände kann ich nur das Wichtigere von dem
herausheben, wofür ich das Interesse der Leser der
Th. Ltzg. voraussetzen darf. Billigerweise zuerst die
durch alle drei Bände laufenden Übersetzungen Geigers
selbst aus dem II. Bande des Samvutta-Nikaya, welch
II. Bandes Gesamtübersetzung inzwischen, 1925, auch
im selben Verlage erschienen ist. Die Fälle, in denen
man G.s im ganzen vortreffliche Übersetzung ändern
möchte oder muß, sind wenig zahlreich. Besonders über
einige Termini der Lehre bleibt noch dies und das zu
sagen.

Die ersten Partien eines anderen huddhistischen
Palitextes, des Mönchs-Pätimokkha („der Ordensregeln",
richtiger des Beichtformulars, der Mönche) übersetzt als
Probe der von ihm in Aussicht gestellten Übersetzung
des ganzen Textes in Buchform der rührige Pali-Über-
setzer K. Seidenstücker in VI, 64 ff. Auf S. 66 in Anm. 3
sollte es aber statt:

,,. . .'der vierzehnte und fünfzehnte (Tag des Halbmonats)
Es sind das die Tage des Vollmonds und Neumonds" wohl heißen:
„...'der vierzehnte (Tag des Halbmonats) und der fünfzehnte des
(nächsten Halbmonats) . .'" — S. 71 sugatavidatthiyä wird
nicht aufgefaßt werden dürfen als „nach gut abgeschrittener Spanne
(gemessen)", da die „Spanne" ja ein mit ausgespannten Armen (oder
hier mit ausgespreizter Hand!'), aber nicht mit den Füßen gemessenes
Maß ist. — Die auf S. 76 erwähnte Art von Vergehen beißt tatsächlich
nicht Niyata, sondern Aniyata, und nur das kann ja „zweifelhaft
" bedeuten.

An des deutschen Buddhistenmönches Nyanatiloka
immerhin leidlichen Übersetzungen IV, 52—56 aus dem
spätbuddhist. Visuddhimagga und V. 100—115 von S.
310—328 des Milindapaftha (welche Stellen, erstere
über die Entwicklung freundlicher Gesinnung, letztere
über das Nirväna, handeln) ist einiges auszustellen:

sälaka-kimi heißt natürlich nicht „Schakal" (S. 102), sondern
wohl „Holzwurm", denn kimi bedeutet ja zweifellos „Wurm", und
sälaka wird von Sanskrt säla „Baum Vatica robusta, der zum
Hausbau verwendet wird" kommen. Ny. hat sälaka mit sigäla
verwechselt. S. 108 nicht „Wie . . die Arznei ein ambrosischer Trank
ist, so auch ist es das Nirvana", sondern . . . „ein Mittel gegen das
Sterben" (a m a tarn), „so auch" ... Hl kunapajatäjatitan-
taram anupavittho nicht es „und sich in die Haare der
Leichen verwickelt hat" (welche Gedankenverirrung!), sondern „in das
Durcheinander einer Unratgrube hineingeraten ist", denn vgl. Mil
102 Z. 19. S. 114 nicht „das Kleinod im Meere", sondern „an
der Edelsteinfundstätte", äkara. 115 santhäpitä dhamm'a-
netti nicht „gefestigt das Auge des Gesetzes", sondern „gesichert
die Führung durch das Gesetz". Verwechslung von netta und netti

V. 130—142 git Nyanatiloka weiter eine erträgliche
Betrachtung über die buddhist. Meditation.

Friedr. Weller erörtert IV, 211—213 gegen Geigers
Buch Pali, 5, Abs. X den Sinn der bekannten Verord-