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Ausgabe:

1925

Spalte:

361-363

Autor/Hrsg.:

Holl, Karl

Titel/Untertitel:

Urchristentum und Religionsgeschichte 1925

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9.—. Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

SO Iahr<r Nr 16 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, o k „mtai lillC

• >iuiiig. III • IU. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. ö. AUgUSI lyLo.

Holl, Urchristentum und Religionsgeschichte
(Jülicher).

Pinard de laBoullaye, L'ctude contparee
des Religions (Haas).

Zeitschrift für Buddhismus und verwandte Gebiete
(Kranke).

Bauer, Zur Krage der Sprachmischung im

Bestmann, Zur Geschichte des Neutestament- Stange, Vom Weltprotestantismus der Gegen-

lichen Kanons (Bultmann). wart (Schian).

An er, Das Vaterunser in der Geschichte der | Wallau, Die Einigung der Kirche vom evan-

cvangelischcn Krommigkeit (Koch). gelischen Glauben aus (Ders.).

Willrich, Urkundenfälschung in der helle- i . „ . . ■ • .A ..

nistisch-jüdischen Literatur (Dibelius). 1 Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen

Raven, Apollinarianism (Lietzmann). , '

Hebräischen (Höret). j Vaccari, La Greci'a nell Italia meridionale Protestantische Rmulschaii — Protestant Review

Hngn ad, Das Wesen des Ursemitischen (Ders.). (Koch). Revue Protestante (Ders.).

Talmud (Duensing). Kühnemann, Kant (Stephan).

Edelkoort, Uittocht en Intocht (Siegfried). I — Kant und die deutsche Kultur (Ders.)

M ü 11 e r, Evangelische Lebenskunde (Bornelmann
).

Holl, Karl: Urchristentum und Religionsgeschichte. Gütersloh :
C. Bertelsmann 1025. (48 S.) gr. Sn. Studien des apologet

wortet sie dahin, daß die christliche Religion nur durch
etwas gesiegt haben könne, was diese Religion schlecht-

Seminars in Wernigerode, Heft 10. Rm. 1.20. j hin von allen anderen unterschied und zwar als R e 1

Mit einigem Erstaunen wird Mancher den Namen
Karl Holls über einem Heft der Studien eines apologetischen
Seminars lesen; aber es hat seine Richtigkeit.
Es ist der echte Holl, den wir hier finden, der nur über

g i o n unterschied. (S. 16).

In einem zweiten Abschnitt (S. 16—28) sucht Holl
dies dem Christentum ganz Eigentümliche aufzuzeigen,
indem er nach dem Kern im Evangelium Jesu sucht

dem Gottesbegriff Jesu findet. Das absolut
das redet, was er gründlich beherrscht und keinem Wu> - «™ lhn ^se? die Idee eines Vater-Gottes,
sehen den Zugang in die Sphäre der reinen Wissenschaft jeuei.m evanje« A y jj^g Gott „ur dem Gerechten
gestattet. Und eine echte Apologie hegt vor eine ver- spendet, sondern „mit dem
eidigung der Selbständigkeit und Eigenart de Ch isten- Menschen zu tun haben will" (S. 16). In
tt-ms gegenüber allen anderen Religionen jener Zeit den ; *™atf[™ g™* neuen Gottesbegriffs liege das Wesen
synkretistisch-orientalischen, wie dem Judentum. L,'e De_ i , Christentums und in nichts anderem; einen Gesten
unter den Religionshistorikern werden zwar bestreiten, . des, Christentums------- j--------r------.

daß sie diese Selbständigkeit verkannten, aber das Erscheinen
eines Buchs wie das von Arthur Drews über
die Entstehung des Christentums und die fast zaghatte
Aufnahme, die es bei einigen theologischen Rezensenten
gefunden hat, beweisen, daß doch eine Gefahr vorliegt
Und die von Holl gegebene Bestimmung der Eigenart
des Christentums wird kein Religionshistoriker als eine
schon von ihm vertretene beanspruchen.

Holl beginnt mit einer Übersicht über die zahlreichen
neuen Aufschlüsse, die die Erforschung der

danken, den inzwischen der Verfasser in seiner Rektoratsrede
vom 15. Oktober 1924 noch tiefer durchgeführt
hat. Aber schon in unserem Buch hat Holl gezeigt, daß
die Erlösung bei Jesus darin besteht, daß Gott dem
Menschen über die zwischen ihm und dem Sünder bestehende
Kluft aus freier Güte entgegenkommt, während
in den andern Erlösungsreligionen nur der ursprüngliche
Adel der menschlichen Seele, der ihr geraubt
worden ist, wieder hergestellt wird (S. 17). Hinzu
kommt nun der ungeheure Eindruck, den die Erschei-
Ti77.7 Moncniwii i min!» des lebendigen Jesus, wie zuerst bei seinen lün-
Qgchichte des m so nachher durch deren Vermittlung alle Zeit in
alter begonnenen rehgionswissenschaftlichen Studien der | jfern^iw I'JcT"! _______»t-i i—i r«.^ ^.

Dieterich, Heitmüller, Bousset, Reitzenstein und Anderer
verdankt. Er wird dadurch zum Zeugen für große Verdienste
, die sich diese Männer trotz mancher Irrtümer
erworben haben. Er beschränkt sich auch nicht etwa
darauf, widerwillig nur ein paar Analogien, etwa
zwischen Mysterienreligionen und dem Christentum, einzugestehen
." Aber alsdann erhebt er Einspruch gegen
allzukühne Folgerungen und Hypothesen. Um nur eines

der Christenheit ausgeübt hat. Die Gestalt dieses wirklichen
Jesus, dieser Verkörperung der neuen Frömmigkeit
, die all den mythischen Phantasmen der Anderen
so weit überlegen ist, zeichnet Holl mit starken Strichen
und in erfrischendem Zutrauen zu der synoptischen Tradition
. Ich füge die charakteristischen Sätze ein, mit
denen er S. 28 diesen Abschnitt schließt. „So fügte sich
alles zu einem geschlossenen Sinn zusammen. Wer ihn

herauszuheben, macht er S. 8 n. 1 darauf aufmerksam, faßte, hatte das Gefühl, als ob er aus einem Traum er-

daß die eleusinischen Mysterien, auch wenn sie auf die wacht wäre. Die Kühnheit, das Unerhörte, oder wie

yorgriechische Bevölkerung- zurückgehen, darum noch man heute mit dem abgehetzten Schlagwort sagt: das

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nicht alles, was spliter in ihnen
gleich damals Übernommen haben[ müssen. Und aucn
tonst verficht er eindrucksvoll die Möglichkeit; ^ ^c
Priorität, da wo es sich um zeitlich BChwe^^«Jgg
Quellen handelt, nicht einfach den ffef"RÄ
zugesprochen werden dürfe; stehe doch bei Main die
Abhängigkeit vom Christentum außer frage.

Hiernach wirft er S. 14 die von &olRg«JJ£
historikern kaum beachtete Frage auf. ™?«rC* jjg
das Christentum über die andern R^JgSXlG zuhabe
, wenn es doch nur aus lauter SJ£
sammengesetzt sei, die auch in den anderen bisweilen
in viel entwickelteren Formen vorkom

.Irrationale" der Predigt Jesu allein hätte es nicht getan
. Was bloß irrational ist, übt höchstens die beschränkte
und vorübergehende Anziehung des kraftvoll
Eigenwilligen. Aber daß das Irrationale hier einen einleuchtenden
Sinn ergab, daß das, was den gesunden
Menschenverstand vor den Kopf stieß, dem Nachdenklichen
sich als die Offenbarung einer tieferen, einer
überzeugenden Wahrheit über Gott und den Menschen
bekundete — dies ist das Sieghafte im Christentum
gewesen."

Von S. 29—41 wird die Rolle des Paulus in der
Entwicklung der neuen Religion beschrieben. Mir erscheint
dieser Abschnitt als der Höhepunkt des Ganzen.