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Ausgabe:

1925 Nr. 15

Spalte:

360

Autor/Hrsg.:

Knodt, Karl

Titel/Untertitel:

Der evangelische Choral und die Gestaltung des Gottesdienstes 1925

Rezensent:

Smend, Julius

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359

Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 15.

360

Das Jahr 1924 hat mit vier evangelischen Tagungen
für kirchliche Kunst — der Paramententag am 31. 5./
1.6. im Kloster Marienberg (Helmstedt) mit Vortrag
von Rud. Schäfer: „Gibt es eine christliche Kunst?" sei
nur nebenbei noch erwähnt — einen Rekord aufgestellt,
der nicht leicht überboten werden dürfte. Den Eingang
machte die Tagung in Berlin im Anfange des Jahres.
Es folgten die Frühjahrstagung in Erfurt und die Sommertagung
in Halle. Den Reigen beschloß die Herbsttagung
in Marburg. Alle nahmen einen glänzenden Verlauf
, gaben in Vorträgen, Führungen und künstlerischen
Leistungen reiche Darbietungen und hinterließen, zumal
in ihrer Gesamtheit, stärkste Anregungen.

Von der, durch Joh. Ficker angeregten und angelegten
, Hallenser Tagung der Provinz Sachsen, unter
deren Pfarrerkreis seit langen Jahren Superintendent
Paul Brathe das Interesse für die kirchliche Kunst wach
erhalten hat, berichtet die oben genannte Veröffentlichung
, mit der zugleich eine von den beiden Hallenser
Professoren Karl Eger und Joh. Ficker herausgegebene
sehr zeitgemäße Bücherreihe „Studien zur Geschichte
und Gestaltung des evangelischen Gottesdienstes
und zur kirchlichen Kunst" zu erscheinen beginnt. Die
Veranstalterin der Tagung war die Theologische Fakultät
in Verbindung mit dem Konsistorium der Provinz
Sachsen und den drei Generalsuperintendenten Jacobi,
Schüttler und Stolte. Als die Aktiven der Veranstaltung
betätigten sich die Professoren Feine, Eger und
Ficker, von denen Feine als Dekan der Theologischen
Fakultät die Eröffnungsansprache hielt, Eger
über „Wesen und Gestaltung des evangelischen Gottesdienstes
" vortrug und Ficker „das Problem des evangelischen
Kirchbaues" erörterte. Außer ihnen sprach
Prof. Dr. Schering über „die musikalische Ausgestaltung
des evangelischen Gottesdienstes", Geh. Oberbaurat
D. Fürstenau-Berlin über „den evangelischen
Kirchenbau der Gegenwart" und Geh. Oberbaurat
K i c k t o n über „Vorbereitung und Ausführung von
Kirchbauten und Baupflege" (mit sehr nützlichen praktischen
Winken). Leider fehlt im Druck der, schriftlich
nicht festgehaltene, Vortrag des Ministerialrates
Hiecke, des Staatskonservators der Denkmäler in
Preußen, in dessen lehrreichen Ausführungen, wie wir
dem von Ficker geschriebenen „Überblick" über die
Entstehung und den Verlauf der Tagung entnehmen
(XV), „mit vollem Erfolge die Aufgabe gelöst wurde,
im gleichzeitigen Betrachten der kirchlichen, geschichtlichen
wie künstlerischen Denkmale eines bestimmten
provinzialen Gebietes die Grundzüge der praktischen
Denkmalpflege zu entwickeln".

Eingeleitet und begleitet war die Tagung von
Führungen F i c k e r s , des Provinzialkonservators
Ohle und des Stadtbaurates Jost durch ausgewählte
Hallesche Kirchen und durch den Gertraudenfriedhof;
verbunden mit ihr eine Ausstellung für Kirchenbau und
kirchlicher Kunst- und Druckwerke (Gesangbücher,
Scheine usf.); eingefügt in sie eine gottesdienstliche
Feier (Ansprache von K. Eger) und ein Kirchenkonzert
.

Als Aufgabe hatte sich die Tagung gesetzt, „das
Grundsätzliche herauszuarbeiten und von der damit geschaffenen
Klarheit aus die Richtlinien für die an Gegenwart
und Zukunft gestellten Forderungen anzulegen"
(X). Man wird sagen dürfen: Was sie gewollt, ist
ihr in hohem Maße gelungen. Dessen ist das sie festhaltende
Buch das bleibende, fortwirkende Zeugnis.
Berlin. Oeorg Stuhlfauth.

Philipps, Pastor Karl: Der Patenenkelch. Ein Beitrag zur
Abendniahlsreform im Sinne der Intinktion. Göttingen: Vanden-
hoeck & Ruprecht 1024. (24 S. m. 1 Abb.) gr. 8°. Rm. 1—.
Man muß sehr gespannt sein, wie unsre Gemeinden und die
Kirchenbehörden zu dem Vorschlage des Verf. Stellung nehmen
werden. Er redet der Intinktion beim Abendmahle das Wort, wie sie
im Abendlande bis ins 12. Jahrhundert Brauch gewesen, im Orient
aber bis heute feststehender Ritus geblieben ist. Philipps begründet
seinen Ratschlag mit denselben ästhetisch-hygienischen Gründen, die
auch der Einzelkelch-Bewegung viel Anhang verschafft haben. Persönlich
mit dem Gesamtkelch in seiner herkömmlichen Verwendung
zufrieden, finde ich die aus derselben brüderlichen Rücksicht auf
Andere entsprungene Erlaubnis, aus eigenen Bechern beim Abendmahl
zu trinken, im ganzen sympathischer, vor allem weniger revolutionär,
auch hygienisch befriedigender als den Patenenkelch, zumal wenn die
symbolische Einheit des Kelches auch dort gewahrt bleibt, und
vollends, wenn der Wink eines prakt. Geistlichen benutzt wird, den
Familien die gemeinsame Benutzung eines (als häusliches Heiligtum
betrachteten) Kelches anzuraten. Das durch Vereinigung von Kelch
und Patene hergestellte Gefäß (Verf. gibt eine Abbildung) befriedigt
mich auch ästhetisch nicht.

Münster i. W. J. Smend.

Knodt, Pfarrer Karl: Der evangelische Choral und die Gestaltung
des Gottesdienstes. Gießen: A. Töpelmann 1924.
(IG S.) gr. 8°. Rm. —40.

Nur ein Vortrag, auf einer hess. Pfarrkonferenz gehalten, aber
erheblich übertreffend den Durchschnitt des dabei Üblichen. Geschichtlich
, grundsätzlich und praktisch wird die Frage behandelt.
Knodt, der Sohn des Dichters, bringt alles an den Gegenstand heran,
was zu dessen Erfassung tüchtig macht. Man besehe sich einmal die
Konfirmationsfeier in Versen, die der Verf. soeben in unsrer „Mtschr.
f. Gdst. u. k. K." veröffentlicht! Es ist eine nicht geringe Mutprobe
und mag als Ergänzung der vorliegenden vortrefflichen Arbeit Vielen
willkommen sein.

Münster i. W. J. Smend.

Soeben erschien

Orient und griechische Philosophie

Von

Prof. Dr. Theodor Hopfner-Prag

Die Schrift sucht die schon im Altertum aufgestellte Behauptung
, die älteste griechische Philosophie bis auf Piaton
stamme aus dem Orient, als unrichtig zu erweisen. Sie legt
dar, wie seit dem 3. Jahrh. vor Chr. theosophisch-mystische
Lehren des Orients, aber in griechischer Umformung und
Vertiefung in die griechische Philosophie eindringen, wie die
alexandrinische Religionsphilosophie Philons, die chaldäischen
Orakel und die Hermesmystik entstanden und wie die orien-
talisierende Theosophie und Mystik im Neuplatonismus über
das philosophische Denken der Griechen siegte.

92 Seiten. Rm. 2.40.

Beihefte zum „Alten Orient"
Herausgeber: Prof. Dr. Dr. Wilhelm Schubart-Berlin
4. Heft

J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 8. August 1925.
Beiliegend Nr. 15 des Bibliographischen Beiblattes.

Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttingen, Bauratgerberstr. 19.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig, Blumengasse 2. — Druckerei Bauer in Marburg.