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Ausgabe:

1925

Spalte:

339-340

Autor/Hrsg.:

Galling, Kurt

Titel/Untertitel:

Der Altar in den Kulturen des alten Orients. Eine archäologische Studie 1925

Rezensent:

Meissner, Bruno

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Seite 1

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339

sie begreiflicherweise von denen abgelehnt wird, welche
diesen theologischen Standpunkt nicht teilen. Martin
Schlunk nimmt diese zarte Aufgabe vom bibelgläubigen
Standpunkt in Angriff. Er will weder ein Lehrbuch der
Religionsgeschichte schreiben, noch die wissenschaftliche
Forschung weiter führen. Er will als bibelgläubiger
Christ den in weitem Umfang von den gleichen Voraussetzungen
ausgehenden Laien, den christlichen Missionsfreunden
eine Einführung in die nichtchristlichen Religionen
geben. Er tut das in zwei Teilen, einem darstellenden
und einem vergleichenden, also gleichsam im
Längsschnitt und im Querschnitt. Er gruppiert seinen
Stoff übersichtlich, und seine Darstellung ist flüssig und
übersichtlich. So wird der praktische Zweck des Buches,
den Missionsfreunden den Willen zur Ausbreitung des
Christentums durch vergleichende Kenntnis der zu überwindenden
Religionen zu stärken, erreicht werden.

Berlin. J. Richter.

Galling: Kurt: Der Altar in den Kulturen des alten Orients.

Eine archäologische Studie. Mit zwei Abschnitten von f Dr. Raul
Lohmann u. e. Vorwort von Prof. D. Dr. Hugo Greßmann.
Mit 16 Taf. Berlin: K.Curtius 1925. (VIII, 108 S.) 4". geb. Rm. 26—.

Da die biblischen Berichte bei weitem nicht ausreichen
, uns eine klare Vorstellung von den altisraelitischen
Altären zu geben, muß man versuchen, diese
Lücke nach Möglichkeit durch die diesbezüglichen
archäologischen Funde auszufüllen; aber man darf sich
dabei nicht auf Palästina beschränken, sondern muß
auch die anderen alten Kulturvölker des Vorderen Orients
in den Kreis der Betrachtung ziehen. Daher war
es eine lohnende Aufgabe, die Greßmann seinem Schüler
Lohmann stellte, die Geschichte des Altars im Vorderen
Orient zu untersuchen. Leider ist der junge Gelehrte im
Jahre 1915 auf dem Felde der Ehre gefallen; immerhin
iagen seine Ausführungen über den altbabylonischen
und assyrischen Altar vor, die der jetzige Bearbeiter
Galling fast unverändert, nur mit einigen Ergänzungen
versehen, in seine Arbeit aufnehmen konnte (Kap. II;
III). Dieser hat dann noch selbständig die Kapitel
über den Altar in Ägypten (I), im syrisch-phönizischen
Kulturkreise (IV), im persischen Kulturkreise (V) und in
den kleinasiatischen Kulturen (VI) geschrieben und in
einem zusammenfassenden Abschnitt noch die Typenzusammenhänge
innerhalb des Alten Orients und die
Einwirkung der altorientalischen auf die griechischen
Altarformen (VII) behandelt. Außerdem entstammen
seiner geschickten Hand 16 Tafeln, die die verschiedenen
Altartypen in anschaulicher Weise vorführen.

Wie man sieht, ist hier ein ungeheuer weitschichtiges
archäologisches Material zusammengetragen, das
der Spezialforscher längst nicht immer zur Verfügung
hat. Darin eben liegt vor allem der Wert der Arbeit.
Ich kann natürlich auch nicht ein Urteil über das Werk
im allgemeinen, sondern nur über mein Spezialgebiet,
den Abschnitt Babylonien und Assyrien betreffend, abgeben
; hier kann ich versichern, daß das archäologische
Material im ganzen vollständig vorgeführt und richtig
erklärt wird. Die Inschriften dagegen sind nicht vollständig
ausgenutzt, und die gebotenen Übersetzungen
stehen nicht immer auf der Höhe. Hier hätte die Mitarbeit
eines Assyriologcn gewiß noch mancherlei Gutes
stiften können.

Im Einzelnen möchte ich folgendes bemerken: S.
17: Es ist nicht richtig, daß bereits aus frühester
Zeit semitische Inschriften vorliegen; die sumerischen
sind zweifellos älter. Die Meinung Ed. Meyers, daß zur
Annahme einer rein sumerischen Urzeit kein Grund vorliege
, ist, wie schon der Verfasser vermutet, zweifellos
irrig. Die Hypothese, daß vor den Sumerern noch eine
„prähistorische Rasse" in Südbabylonien gesessen habe
(so Thompson), ist unbewiesen und nicht sehr wahrscheinlich
; vgl. Thureau-Dangin in Revue d'Assyriol.
XVIII, 151 f. — Ebenso ist die ebendort ausgesprochene
Meinung, daß Babylonien ursprünglich aus einer Reihe

unabhängiger Stadtkönigtümer bestanden habe, nach den
neuen Dynastienlisten wohl kaum aufrecht zu erhalten.
Vielmehr bildete Babylonien seit den ältesten erreichbaren
Zeiten einen Lebnsstaat, in dem unter einem Zentralherrscher
eine Reihe Unterkönige ihre Kleinstaaten
ziemlich selbständig regierten. — S. 19: Zur babylonischen
Chronologie wären vor allem auch Weidners
Arbeiten, speziell „Die Könige von Assyrien", heranzuziehen
gewesen. — S. 23: Das Relief der Berggöttin
ist besser noch bei de Sarzec, Decouvertes en Chaldee
I, 209 publiziert. Daß sie „zwei kurze mit Strahlen
versehene Flügel" haben soll, erscheint mir ungewiß. —
S. 28: Was für ein Unterschied ist zwischen „der sargo-
nischen Periode" und „der Zeit der Könige von Akkad"?
— S. 30: Unter den Brandaltären hätte auch der große
Altar vor dem Tempel E-mach in Babylon erwähnt
werden müssen, ein quadratischer, mit Kalkputz überzogener
Pfeiler aus Lehmziegeln, den eine Area aus gebrannten
Ziegeln, von hochkantig gestellten Barnsteinen
abgeschlossen, umgibt; vgl. Koldewey, Die Tempel von
Babylon und Borsippa 6 und Abbild. 3. — S. 33: Die
Abbildung Nr. 32 repräsentiert wohl keinen Altar, sondern
einen Mörser; vgl. Thureau-Dangin, Die sumer.
und akkad. Königsinschrift. 28 Anm.; Hilprecht, Babylon
. Exped. I, 1 PL IX Abb. 21. — S. 39: Der Obelisk
Assurnaszirpals stammt nicht aus Nimrud, sondern aus
Kujundschiq; vgl. Rassarn, Asshur and the land of
Nimrod 9. Zu der dargestellten Opferzeremonie vgl. die
Beschreibung von Pinches in Guide to the Koujunjik
Gallery 112 ff. — S. 41: Die Behauptung Schäfers,
daß die Assyrer die Feldzeichen von den Ägyptern
übernommen hätten, ist wohl kaum haltbar, da bereits
Gudeas Krieger Feldzeichen tragen; vgl. z. B. Cros,
Nouvelles fouilles de Tello 281. — S. 44: Der Altar in
Konstantinopel stammt nicht aus der Gegend von Bagdad
, sondern hat nur lange in der Douane von Bagdad
gestanden, nachdem er Antiquitätenhändlern abgenommen
worden ist. — S. 45: Das Relief Nr. 4 (Abb.
18) gehört nicht in Sanheribs, sondern in Assurbanipals
Zeit. — S. 46: Der Bankaltar heißt auf assyrisch
nemedu d. i. „Stütze", vielleicht abgekürzt für k u s s ü
n e tri e d i d. i. „Lehnstuhl". — S. 47: Die auf dem Kultsockel
dargestellten beiden Personen sollen wohl beide
den König in verschiedenen Gebetsstellungen darstellen.
Auf dem Sockel steht das Emblem des Gottes Nusku. —
S. 49: Originale von Räucherständern haben sich entgegen
der Behauptung des Verf. sehr häufig gefunden;
vgl. Andrae, Die archäischen Ischtartempel 41 ff. —
S. 51: Die Behauptung, daß wir nur Darstellungen von
Libationen bei Gelegenheit von Jagdopfern haben, dürfte
nicht stimmen. Die Formen der Libationsgefäße sind
nicht vollständig aufgeführt.

Zum Schimm muß ich noch bemerken, daß die vielen Druck-
i fehler und falschen Zitate die Lektüre des Buches erschweren

Trotz dieser Ausstellungen, die ich auf meinem
| Gebiete machen mußte, möchte ich dennoch nicht ver-
i fehlen, dem Verf. meinen Dank für seine wertvolle
j Publikation auszusprechen.

Berlin. Bruno Meissner.

Poland, Eranz, Ernst Reisinger u, Richard Wagner: Die
antike Kultur in ihren Hauptzügen dargestellt. Mit 130

Abb. im Text, 0 ein- u. mchrf. Taf. u. 2 Plänen. 2. Aufl. Leipzig
B. G. Teubner 1925. (X, 270 S.) 4«. geb. Rm. 9—.

Daß dieses erstmals 1922 erschienene Werk (siehe
diese Ztg. 1923, 15 f.) nach drei Jahren in neuer

I Auflage herauskommen kann, ist, wie im neuen Vorwort
mit Recht gesagt wird, ,ein erfreuliches Zeugnis für die
oft geleugnete unverwüstliche Lebenskraft der Antike,
die jeder späteren Kulturepoche ein anderes Antlitz zeigt,
jeder neue Antriebe gegeben hat und sicher auch in Zukunft
geben wird'. Aber auch dafür, daß die drei Verfasser
ihre ,entsagungsvolle Arbeit' richtig angefaßt
und mit ihrer Auswahl, Zusammenfassung und Dar-

| Stellung der einzelnen Gebiete weite Kreise befriedigt