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Ausgabe:

1925 Nr. 14

Spalte:

330-331

Autor/Hrsg.:

Freud, Sigmund

Titel/Untertitel:

Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert 1925

Rezensent:

Koch, Hugo

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Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 14.

330

nicht die einzige an ihm und deckt sich auch nicht ohne
Weiteres mit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts und
dem undogmatischen Christentum der Gegenwart, die
beide eine Erasmus fehlende Aggressive der Tat entwickeln
. Ob und wie Erasmus überhaupt „Typ" werden
kann, ist eine Frage für sich. Eine tiefe Wahrheit
steckt jedenfalls in dem Urteil von Lacordaire (bei
Smith S. 423): „this good fellow had the courage to
remain academician", und man lese neben Smith's verdienstvollem
Buche das entzückende, sehr fein auf das
Holländische bei Erasmus eingestellte, kulturhistorische
Werk des Leidener Historikers Huizinga: Erasmus,
Haarlem 1924 als Ergänzung. — Noch sei des Buchschmuckes
durch gute Bilder und des Druckfehlers
S. 138 Anm. 2 Fischer statt Vischer gedacht.
Zürich. W. Köhler.

Dahmen, P. Dr. Peter, S. J.: Robert de Nobili S. J. Ein Beitrag
zur Geschichte der Missionsmethode und der Indologie.
Münster i. W.: Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung 1024. (XII,
83 S.) gr. 8°. = Veröffentlichungen des Internationalen Instituts
für Missionswissenschaftliche Forschungen Missionswissenschaft-
lichc Abhandlungen und Texte 6. R|n- 3—.

Trotz des Interesses, das die Missionsmethodik an
der Akkomodationspraxis genommen hat — mehr freilich
an der chinesischen als an der indischen — gibt
es noch keine Biographie von Nobili. Die von D. vorgelegte
Zusammenfassung füllt deshalb eine wirkliche
Lücke.

Freilich eine kritische Biographie ist sie nicht,
das weiß auch D. selbst. Er will nur einen Beitrag zur
Geschichte der Missionsmethode und der Indologie
geben, für die Nobili bahnbrechende Bedeutung gewonnen
hat. Nach ganz kurzen Bemerkungen über Nobilis Entwicklung
geht er deshalb auch sofort zur Schilderung
seiner indischen Tätigkeit über, die er vor allem aus
Nobilis eigenen Schriften, in erster Linie seiner Apologie
, schöpft. Er untersucht seine Wirkung als Missionar
, den Streit um seine Methode und seine literarische
Tätigkeit und gibt schließlich ein Urteil ab über Nobilis
Lebenswerk.

Da wir annehmen dürfen, daß D. mit weiteren

auf die schriftstellerische Tätigkeit Bellarmins und setzt
sie in Beziehung zu seinen äußeren Lebensschicksalen.
Er kennzeichnet weiter sein Wirken als Provinzial, seine
Stellung zum Kardinalat, seine Tätigkeit bei der Neuherausgabe
der Sixtina und sein Verhältnis zu den Verwandten
, und äußert sich endlich über die Selbstbiographie
Bellarmins. Dabei treten gewisse Schattenseiten des
Kardinals zu Tage, die bisher von seinen Biographen
unterdrückt sind, weil sie im Dienste des Seligsprechungsprozesses
schrieben.

Die Schrift gewährt einen guten Einblick in
innerkatholische Streitigkeiten, die anläßlich der Seligsprechung
Bellarmins entstanden sind. Über den ursprünglichen
polemischen Zweck hinaus kommt der
Arbeit aber allgemein-wissenschaftliche Bedeutung zu
wegen der neuen Aufschlüsse, die aus Bellarmins Selbstbezeugungen
für dessen Leben gewonnen werden, zumal
die Lösung der Kontroversen uns durchaus auf der von
Buschbell gezeichneten Linie zu liegen scheint. Die von
großer Wahrheitsliebe diktierte Schrift verdient deshalb
volle Beachtung.
Göttingen. Kurt Dietrich Schmidt.

Freud, Sijrm.: Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert.

Wien: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1924. (43 S.) gr. 8°.

Freud sucht in dieser Abhandlung aus der Zeitschrift
,Imago' IX (1923) H. 1 den Teufelspakt eines
Malers Christoph Haitzmann und seine Lösung in der
Wallfahrtskirche Mariazell in Niederösterreich, nach der
Beschreibung in einer Handschrift der ehemaligen k. k.
Fideikommißbibliothek zu Wien, mit Hilfe seiner
psychoanalytischen Methode zu erklären. Das Eigentümliche
an diesem Bündnis liegt darin, daß der Teufel
bei dem Maler, der durch den Tod seines Vaters seelisch
niedergedrückt und von Sorgen für seine Zukunft erfüllt
war, Vatersstelle übernehmen sollte, und daß die Ver-
schreibung zweimal erfolgt sein soll, das erstemal mit
Tinte, das zweitemal mit Blut, während bei der Lösung
zuerst die zweite Verschreibung, die erste aber erst
mehrere Monate später vom Teufel zurückgegeben wurde
. Den Teufel als Vaterersatz erklärt nun Fr. aus dem
, ,ambivalenten', d. h. zärtliche Unterwürfigkeit u. feind-
Forschungen über N. beschäftigt ist, können wir statt seligen Trotz zugleich einschließenden, Verhältnis des
einer Kritik uns darauf beschränken, Wünsche für eine ! Malers zu seinem Vater u. die neunjährige Gültigkeit des
größere Biographie Nobilis zu äußern. Solche sind 1) j Vertrags aus einem Sträuben gegen die .feminine Eineingehende
und kritische Forschungen über das Leben
N's bis zu seiner Ausreise nach Indien; 2) eingehende
Berücksichtigung der Auseinandersetzungen über die
Akkomodationspraxis, die in Rom stattgefunden haben;
3) eine Nachprüfung des Urteils über die Methode N's.
Der Verfasser ist zu geneigt, dem berühmten und erfolgreichen
Missionar in allen Stücken recht zu
geben. Bei aller Anerkennung des angewandten Grundsatzes
scheint uns dessen Methode doch Einzelnes zu
enthalten, das nicht zu billigen ist, und das als solches
gekennzeichnet werden müßte.

Qöttingen. Kurt -Dietrich Schmidt.

Buschbell, Prof. Dr. Gottfried: Selbstbezeugungen des Kardinals

Bellarmin. Beiträge zur Bellarminforschung. Kolmbach : F. Aker
1924. (XVI, 114 S.) gr. 8°. = Untersuchungen z. Geschichte u.
Kultur des 16. u. 17. Jahrh. Heft 1. R'n. 3—.

Eine neue Sammlung zur Kirchengeschichte des
Zeitalters der Reformation und Gegenreformation eröffnet
G. Buschbell mit dem vorliegenden Heft. Gegen
die geplante Seligsprechung Bellarmins hatte P. M.
Baumgarten, gestützt auf eigene Forschungen und solche
Buschbells, seine warnende Stimme erhoben. Das hat
Baumgarten persönlich die Streichung von der Liste der
Papstlichen Hausprälaten, beiden Forschern gemeinsam
außerdem eine im Ton zumindest sehr sonderbare Polemik
der Jesuiten Tacchi Venturi und Kneller eingetragen.
Diesen Angriff abzuwehren ist der Zweck der Arbeit
Buschbeils. Er untersucht zunächst in z. T. bisher nicht
erreichter Vollständigkeit, z. T. erstmalig die Angriffe

Stellung zum Vater, die in der Phantasie, ihm ein Kind
zu gebären, gipfelt'. Fr. will nicht etwa diesen Fall als
Beweismaterial für die Richtigkeit der Psychoanalyse
verwerten, vielmehr setzt er, wie er S. 16 selber sagt, die
Richtigkeit ihrer Grundsätze voraus und verwendet sie
dazu, die dämonologische Erkrankung des Malers aufzuklären
. In der Tat muß man mit der ganzen Dog-
matik der Psychoanalyse vertraut und einverstanden
sein, um Freuds Erklärung zu verstehen und anzunehmen
. Am meisten Schwierigkeiten macht m. E. die
Zurückgabe der beiden Verträge. Fr. hat richtig beobachtet
, daß nach dem Bericht die geistlichen Beistände
den Teufel selbst nicht gesehen haben, als dieser
die Verschreibung ,in cornu Epistolae' (d. h. auf der
Epistelseite des Altars, nicht gerade in einer .Ecke der
Kapelle', S. 8) in die Hand des Malers zurückgab, also
weder ein Betrug noch eine .kollektive Halluzination'
auf ihrer Seite in Frage kommt. Also muß doch der
Maler selbst die Verschreibung mitgebracht haben, um
sie als vom Teufel zurückgegeben zeigen zu können.
Nun sagt Fr. allerdings, daß die Übergänge zwischen
Neurose und Betrug bekanntlich fließende seien (S. 35).
Aber hier wäre der Betrug zum Zweck der Heilung erfolgt
, der Kranke hätte also durch seinen Betrug sich
selbst geheilt. Ob das bei Neurosen vorkommt, ist mir
nicht bekannt. Fr. erklärt in der Einleitung, die ^monologische
Theorie jener dunkeln Zeiten' habe 'gegen
,alle somatischen Auffassungen der „exakten" Wissenschaftsperiode
' insofern recht behalten, als die Besessenheiten
unseren Neurosen entsprächen, zu deren