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Ausgabe: | 1925 Nr. 12 |
Spalte: | 279 |
Autor/Hrsg.: | Hoogeweg, H. |
Titel/Untertitel: | Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern. Bd. I 1925 |
Rezensent: | Ficker, Gerhard |
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Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 12.
280'
scher; 2. Zur Charakteristik der einzelnen Herrscher.
Hier ist das Streben besonders bemerkenswert, Heinrich
IV. Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Rühmend
hervorheben möchte ich, daß dem Bande eine Karte
beigegeben ist.
Kiel. _O. Ficker.
Hoogeweg, Geh. Archivrat Dr. H.: Die Stifter und Klöster
der Provinz Pommern. Bd. I. Stettin: Leon Saunier 1924.
(XXIII, 728 S. u. 2 Karten.) gr. 8». Rm. 13—; geb. 15—.
Dieser erste Band der Klostergeschichte Pommerns,
die nur Stifter und Klöster, nicht Kalande, Gebetsbruderschaften
, Hospitäler u. s. w. enthalten soll, bringt
die Geschichte der Klöster der Augustiner-Eremiten
Gartz a. O. und Anklam, der Benediktinerinnen Kolberg-
Altstadt, der Cisterzienser Kolbatz, Bergen a. Rh., Eldena
, Buckow, Köslin und Krummin, der Kollegiatstifter
Kolberg und Greifswald, der Klöster der Dominikaner
Kammin und Greifswald, der Franziskaner Greifswald
, Greifenberg und Dramburg, der Prämonstratenser
Belbuck, eines unbestimmten Nonnenklosters in Gartz
a. O. Es werden von allen diesen Klöstern eingehende
Monographien gegeben mit Berücksichtigung und Verarbeitung
des gesamten vorhandenen Stoffes. Begonnen
wird jede Monographie mit der Angabe der vorhandenen
Quellen, geschlossen mit dem Verzeichnis der Siegel, der
Besitzungen, der Äbte bezw. Pröpste, Dekane. Dazwischen
liegt die eigentliche Geschichte des Klosters
von der Gründung bis zur Auflösung, wobei alles Wichtige
des inneren und äußeren Lebens in zusammenhängender
lind möglichst klarer Darstellung mitgeteilt
wird, nicht nur etwa die Erwerbung von Ländereien,
die Schenkungen, die Kämpfe um den Besitz, sondern
auch der Anteil, den die einzelnen Klöster an der
Lösung von Kulturaufgaben gehabt haben, die Baubewegung
, Errichtung von Kirchen und Gebäuden, die
innere Ausstattung der Kirchen und Bibliotheken, der
Schulen, die Frage der Nationalitäten, die Gründe für
die Zurückdrängung der Slawen, für den Niedergang der
Klöster, für die Aufnahme der Reformation u. s. w. Es
gibt kein Gebiet des historischen Geschehens, dem der
Verfasser nicht seine Aufmerksamkeit zugewandt hätte;
und es wird ein gut Teil der Geschichte Pommerns bis
weit in die Reformationszeit hinein, ja auch öfter
darüber hinaus erzählt; der Hauptertrag kommt der
Kirchengeschichte Pommerns im Mittelalter zugute, aber
auch die Kulturgeschichte trägt reichen Gewinn davon,
und da hebt sich wohl wieder die Geschichte der Kolonisation
und Germanisation hervor im Gegensatz auch
zur Ausbreitung des Dänentums. Daß die Klöster Manches
, ja Vieles für die Ausbreitung des Deutschtums, für
die Hebung der Kultur im Mittelalter getan haben,
unterliegt keinem Zweifel, und so kommt das Werk zur
800 jährigen Jubelfeier der Einführung des Christentums
in Pommern gerade zurecht. Noch nach einer anderen
Richtung ist es bedeutsam: man sieht deutlich, wie viel
sie getan haben für die Grundlegung der Reformation
und ebenso deutlich, daß ihre Zeit um war, als die
Reformation kam. Bei der außerordentlichen Fülle des
Gebotenen kann auf Einzelnes nicht eingegangen werden
. Hinweisen möchte ich auf eine Anzahl von Kirchen-
inventarien, die im Texte abgedruckt sind.
Das reichhaltige Verzeichnis der einschlägigen Literatur
ist sehr nützlich, ebenso wie die beiden am Schluß
gegebenen Register, erstens das der Personen und Orte
und das zweite, das Sachliches und Glossar überschrieben
ist. Bei dem ersten möchte ich bedauern, daß
die Heiligen, abgesehen von den Patrozinien der Klöster
, nicht aufgenommen sind, bei dem zweiten, daß es
nicht noch etwas ausführlicher gestaltet ist und die
niederdeutschen Ausdrücke nicht noch etwas mehr berücksichtigt
. Aber alles in Allem haben wir an dem
Werke eine reiche Gabe, die vieles beiträgt, die Geschichte
des Mittelalters aufzuhellen und lebendig zu
machen.
Kiel. G. Ficker.
Buonaiuti, Ernesto: Tommaso d' Aquino. Rom: A. F.
Formiggini 1924. (73 S. m. 1 Bildnis.) kl. 8°. = Profili, Nr. 73.
L. 3.50.
B. kennzeichnet zunächst in kurzen Zügen die vorscholastische
christliche Gedankenwelt seit dem großen
Aufriß Augustins und findet als ihre Hauptmerkmale
neben dem Vorrang des Willens über den Verstand vor
allem den Mangel einer ausdrücklichen Unterscheidung
zwischen dem Gebiet der Philosophie und dem der
Theologie, den durch die Vernunft erkennbaren und den
geoffenbarten Wahrheiten, sowie die Verwischung der
Grenze von Natur und Gnade. Letzteres kann wohl
nicht so allgemein gesagt werden, da Augustins de
natura et gratia doch nicht ohne Einfluß auf seine
Mitwelt und auf die Folgezeit geblieben ist. Und unter
denen, die in alter Zeit den Aristoteles für die Theologie
nutzbar zu machen suchten, hätte neben Boethius und
Johannes von Damaskus wohl auch Johannes Philo-
ponus genannt zu werden verdient. Nach Erwähnung
der Schwierigkeiten, die sich der werdenden Scholastik
in den Weg stellten und beseitigt werden mußten, behandelt
er dann das Lebenswerk des hl. Thomas, die
Entwicklung seiner Gedankenarbeit über das Sein und
dessen Kategorien — die Unterscheidung zwischen ,esse'
und ,essentia', worüber Martin Grabmann bei der
Thomasfeier in Rom gehandelt hat, wird nicht berührt
—, die Gottesbeweise, das Wesen Gottes, den Gottesbegriff
im menschlichen Denken, das Göttliche und
Menschliche in den freien Handlungen, wie sie in seiner
Summa theologica, in der Summa contra gentiles und
in den Quaestiones disputatae de verdate zum Ausdruck
kommt. Mit Recht ist B. voll Bewunderung für die
ungeheure Leistung des Doctor angelicus. Nur meine
ich, daß daneben auch seine Schwächen, namentlich sein
Mangel an Kritik in geschichtlichen und literargeschicht-
lichen Fragen, hätten gestreift werden dürfen. Ich erinnere
mich, wie der verstorbene Kirchenhistoriker
Duchesne auf dem internationalen katholischen Gelehrtenkongreß
zu München 1900 im Gespräch auf das
Versagen des hl. Thomas bezüglich des Opus imper-
fectum in Matthaeum — dessen arianischen Ursprung er
nicht erkannte —, des Ps.-Dionysius und des Ps.-Isidor
hinwies und dann mit boshaftem Lächeln bemerkte:
Tres suant qui testimonium dant! Auch seine Bedeutung
für das Dogma vom Papsttum hätte Erwähnung verdient
. Endlich hätte eine kurze Zeichnung der Persönlichkeit
, sowie des Seelenlebens des großen Theologen
, wie sie jüngst Martin Grabmann gegeben hat,
einem ,Profilo' gut angestanden. B. hat eben offenbar
seine Aufgabe enger begrenzt, und in dem von ihm gewählten
Rahmen würdigt er in kenntnisreichen und
geistvollen Ausführungen die grundlegenden Gedanken
des Aquinaten. Zum Schluß kommt er auf die Stellung
des Thomismus in der Gegenwart zu sprechen. Er
hält die Versuche für verfehlt, seine Lebensfähigkeit
dadurch zu erneuern, daß man seinen Einklang mit einigen
mehr oder weniger zweifelhaften und vorläufigen
Ergebnissen der Erfahrungswissenschaften aufzeigen
will, oder, dem entgegengesetzt, durch Angleichung an
die fortgeschrittensten Formen eines ,panlogistischen
Subjektivismus'. Zweckmäßiger sei es, die Grundbestandteile
des thomistischen Denkens herauszuheben und
so auf seine Lebenskraft im Verlaufe der spekulativen
Überlieferung zu kommen. Seine Hauptkennzeichen aber
seien erkenntnistheoretischer Realismus und Versöhnung
von Denken und Glauben.
München. Hugo Koch.
Below, Prof. Dr. Georg v.: Vom Mittelalter zur Neuzeit.
Bilder aus der deutschen Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte.
Leipzig: Quelle & Meyer 1924. (VIII, 122 S.) kl. 8°. = Wissenschaft
und Bildung 198. geb. Rm. 1.60.
Dies Büchlein will mehrere der namhaftesten Erscheinungen
der Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte
anschaulich vergegenwärtigen, um zu zeigen, wieviel
doch auch aus der mittelalterlichen Geschichte für das Ver-