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Ausgabe:

1925

Spalte:

265-268

Autor/Hrsg.:

Hölscher, Gustav

Titel/Untertitel:

Hesekiel, der Dichter und das Buch 1925

Rezensent:

Duensing, Hugo

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theo!. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 8.—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Cn l„l,,„ M- 17 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, 13 I|m; 1Q7C

OU. janrg. Pll. iL. Bauratgerbeislr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschlieulich an den Verlag. Jul11 Izfcö«

Hölscher, Hesekiel, der Dichter und das Zeitschrift für Kirchengeschichte (Schmidt). j S c h m i t z , Das ßeistige Leben der Grenzmark

Buch (Duensing). Die Legende von Barlaam und Josaphat (Ficker). ! Poseii-Westpreuilcn (Schian).

K ö n i g, Theologie des Alten Testaments (Stacrk). Mu n ding, Abt-Bischof Waldo (Ders.). j Schwartz, Die Anteilnahme der Schleswig-

Causse, Israel et la Vision de l'Huinnnitc Bühler, Die Sächsischen und Salischen Kaiser ; Holstein. Geistlichkeit am Weltkriege (Ders.).

(Eilifeldt). (Ders.). I Sch 1 a t te r , Erlebtes (von der Goltz).

Buonaiuti.DettiextracancmicidiGcsü , H „.ogew eg: Die Stifter und Klöster der I Snethlaßei Kerk-Cul,uur-Arbeid (Siegfried).

Lietzmann, Christliche Literatur (llehni). Provinz Pommern (Liers.;. '

Eustratiades and Arcadios, Catalogue ! B u o n a i u t i, Tommaso d'Aquino (Koch). 1 roeve eener Kritische Godsdienstphilosophie

of the Greek Manuscripts in the Library of Below, Vom Mittelalter zur Neuzeit (Ficker). i (Ders.).

the Monastery of Vatopedi ou Mt Athos (Bon- Macchioro, l.utero (Koch). i Laible, Der Pfarrer und sein schönes Amt

wctsch). Huldreich Zwingiis sämtliche Werke (Krüger). (Schian).

Violet, Die Apokalypsen des Esra und des Themel, Die religiöse Lage auf dem Lande Entgegnung Autwort (Roiffs-Schweitzer).
Baruch in deutscher Gestalt (Ders.). in der Nachkriegszeit (Schian).

Hölscher. Gustav: Hesekiel. der Dichter und das Buch, j steckt nur in den Versen 14, 16, 19—21 originales Gut,
Eine literarkritische Untersuchung. Gießen: A. Töpclmann 1924. | in Kap. 23 V. 2 — 6, 11, 14 —17, 19—27 (mit einigen

Ausfällen). Von 24 ist echt V. 3—5, 16f., wo unter
„Augenlust" Jerusalem zu verstehen ist (die Erzählung
vom Tode seiner Frau ist eine legendarische
Dichtung). Dann folgen noch echte Gedichte über Tyrus
in 27, 3-9, 25-36; 28, 12-19 und 5 Gedichte über
Ägypten, nämlich 29, 3—5aa; 30,21; 31,3—8; 32,2;
V. 18—27.

Das Ergebnis dieser Kritik ist nicht nur eine we-

(III, 212 S.) gr. 8° Beihefte z. Zeitschr. f. d. alttestamentl.
Wissensch. 39. Rm. 10—.

„Fast an alle prophetischen Bücher des Kanons
hatte man längst das Messer der Kritik gelegt, nur
Hesekiel blieb unberührt." Der Verf. holt das Versäumte
nach, die Kritik Herrmanns und anderer, die nach ihm
auf halbem Wege stehen geblieben sind, zu Ende führend
. Mit dem Messer der Kritik ward, um von hinten

anzufangen, zunächst Kap. 40—48 abgeschnitten; He- ; sentliche Beschränkung des Inhaltes der Weissagung

sekiel selber ist nach S. 208 „nirgends an ihnen beteiligt
". Aber auch die voraufgehenden Kapitel 34—39
sind „nicht dem Hesekiel, sondern dem Redaktor des

des echten Ez„ sondern auch eine Vereinfachung und
Vereinheitlichung derselben, insofern Ez. es jetzt nur mit
der Haltung und dem Geschick Jerusalems und „seiner

Buches zuzuweisen". Redaktorenarbeit ist auch Kap. 33. j mächtigen Bundesgenossen Tyrus und Ägypten" zu

In Kap. 32 erst begegnen wir bei unserm Rückwärts- j tun hat. Für die Persönlichkeit des Ez. ergibt sich eine

schreiten neben Sekundärem echtezechielischem Gute, j größere Begreiflichkeit. Er ist jetzt nicht mehr die

Die Schwierigkeit der Scheidung zwischen Beidem wird j komplizierte Natur, in die man sich nur schwer ganz

5. 4 von vornherein betont und die Unmöglichkeit einer versetzen kann. Sein Geist ist nicht mehr zweier Zeiten
vollkommenen und sauberen Rekonstruktion der hese- Schlachtgebiet. H. hat aus dem Januskopf, als wel-
kielischen Urtexte, die versuchsweise in vollständiger eher Ez. sonst erscheinen muß, einen echten Menschen-
Obersetzung der Untersuchung eingefügt werden, zuge- köpf gemacht. Ez. ist nicht mehr der „Gesetzesjude"
geben. Auch in diesen ersten 32 Kapiteln ist des Sekun- (Hölscher), nicht mehr Heilsprophet, nicht Eschatolog,
dären nicht wenig: 11 ganze Kapitel fallen aus, nämlich sondern der alten Propheten einer, der nur Unheil weis-

6, 7, 10, 12—14, 18, 20, 22, 25, 26; von andern ist der
größte Teil unecht wie in Kap. 1 V. 5—27, 28 aß;
11, 1-21, 22 f.; 27, 9 b 25a; 28, 1 10,20 26; 29, 8 10;

sagt und es nur mit der Gegenwart und der nächsten
Zukunft zu tun hat, die Kassandragestalt des untergehenden
Juda. Erst jetzt nach Säuberung des Buches
30, 1 —19. Dem Ez. wird belassen: 1,1—2 (ge- j von sekundärem Gut meint H„ diesen mit „am meisten
reinigt), 4, 28 (ohne 28 aß); 2,8 b—10; 3,2, 10—12, j verkannten Autor als Menschen, Dichter und Propheten
14 f., vielleicht noch 24 b. In Kap. 4 und 5 ist die j ein wenig zu verstehen"

Exilssymbolik sekundär, echt nur die Symbolik der Be
lagerung Jerusalems d.h. 4,1—2, 9a, 10f. und 5,1
bis 2. Im Wesentlichen original sind auch 8 und 9, wozu
als Schluß 11, 24 f. gehört. Mit Kap. 15 treten wir
ein „in die Hallen der Dichtung", um von V. 2 bis 5
darin zu verweilen, dann erhält der deutende Redaktor
das Wort. Ein zweites Gedicht steckt in 16,3—12, 15,
24 f., dessen Herausschälung allerdings schwierig und

Welches sind nun die treibenden Kräfte der Hölscherscher
. Kritik? Das ist einmal die Anschauung, daß der
Prophet Dichter ist und sein muß. Schon sein erstes
üotteswort erhält Ez. nach S. 15 „wie alle Gottesworte
der Alten in dichterischer Form". So wird denn die
dichterische Form als Maßstab der Echtheit immer
wieder angewandt — in Verbindung mit allerlei Geschmacksurteilen
. Z. B. ist S. 110 die „Form des Ab-

dessen Schluß nicht aufzufinden ist; der verbleibende I Schnittes" [Kap. 20] „im Gegensatz zu den hese-

Rest ist sekundär. Ein drittes Gedicht stellt 17,1—9 ! kielischen Weissagungen reine Prosa" S 147- Der

dar, woran wieder V. 11—21 sekundär eine Deutung ! Abschnitt [29, 17—20] ist im Unterschied von "den

und außerdem (V. 22—24) eine messianische Weissagung 1 sonstigen Worten Hesekiels nicht Gedicht sondern

F£h7]&,st: f1? .iertes Gedicht findet sich in 19,2-9 | Prosa". S. 105: „Durch seine prosaische Diktion unter-

(V. lOff. sind Anhang von anderer Hand). In Kap. 21 scheidet sich das Kapitel 118] von den dichterischen

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