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Ausgabe: | 1925 Nr. 11 |
Spalte: | 263 |
Autor/Hrsg.: | Baumstark, Anton |
Titel/Untertitel: | Vom geschichtlichen Werden der Liturgie 1925 |
Rezensent: | Smend, Julius |
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Theologische Literaturzeitung 1925 Nr. 11.
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nar, man habe es allen Synodalen recht machen wollen,
vom Herrn von Rüdt an, der das Neuste, was man habe,
vertrete, bis zu Vater Specht, dem Vertreter des Altpietismus
, und damit ein kraftloses Buch geschaffen,
statt daß man einfach den unvergänglichen Lutherkatechismus
den Kindern in die Hand gab, aber das seien
eben die Folgen des Parlamentarismus in der Kirche.
So ist denn in Baden längst wieder Katechismusnot,
was die Behörde nach vielen fehlgeschlagenen anderen
Versuchen endlich zu einem Preisausschreiben veran-
laßte.
Von der Synodalkommission wurde der oben an erster Stelle genannte
Entwurf von 1924 preisgekrönt. Der unerbittliche Kritiker
desselben ist nun Pfarrer Peter Katz geworden. Bis ins Minutiöse wird
in seiner Schrift „Zur Katechismusfrage" der synodaloffiziöse „Entwurf
" kritisiert, sein Gut wird geschichtlich analysiert, theologisch,
pädagogisch und religiös gewertet, und immer wieder fällt das Urteil
von Katz ablehnend oder gar vernichtend aus. Man mag gegen
Katz einwenden, daß einer so scharfen Kritik schwer ein Katechismus
standhalten könne, man mag in vielen Einzelheiten milder urteilen,
so viel bleibt aber jedenfalls bestehen, daß es nach der Katz'schen
Kritik unmöglich ist, den „Entwurf" in der gegenwärtigen oder auch
nur in einer ähnlichen Gestalt einzuführen. Das wird ja Katz Niemand
bestreiten wollen, daß er nicht nur das wissenschaftliche
Werkzeug tüchtig handhabt, sondern daß er auch die Dinge wirklich
theologisch und religiös zu beurteilen vermag. Und er wird damit
recht behalten, daß ein „Entwurf" nicht geeignet ist, der die
Rechtfertigungslehre nicht bringt, oder der über das Wort Gottes
nichts zu sagen hat als: „Wir finden das Wort Gottes in der Bibel,
das ist in den Schriften des Alten und Neuen Testaments", oder der
auf die Frage „Wo soll sich das neue Leben des Christen vor allem
zeigen?" den Kindern nur das kalte Fragment mitgibt: „In den von
Gott geordneten Gemeinschaften der Familie, des Staats und der
Kirche."
Nun aber ist Baden gar nicht auf diesen „Entwurf" allein angewiesen
; es liegt auch das Büchlein von Emanuel Hirsch vor. Ich
habe diesen wahrhaft evangelischen Katechismus wiederholt gelesen
und mich immer aufs neue erquickt an dem Reichtum, der uns hier
geboten wird, an dem schönen Fluß der Gedanken, an der theologischen
Gewissenhaftigkeit, an der innern Wärme, an so vielen überraschend
gelungnen Einzelformulierungen. Hier ist auch an die
Badische Tradition angeknüpft, die Dreiteilung des Heidelberger
Katechismus ist zu Grund gelegt, und auch hier wird das Gesetz in
den ersten Teil verwiesen. Das Neue und Wertvolle indessen ist: Es
wird endgiltig gebrochen mit der unguten Tradition, daß jeder neue
Entwurf immer nur ein Bearbeiten der früheren Vorlagen ist, ein
Zusammenstreichen, Verkürzen, hie und da auch eine Verbesserung
oder ein Einführen neuen Guts (was ja auch bei dem „Entwurf" von
1924 nicht fehlt); vielmehr ist dieser „Evangel. Katechismus" bei
aller Pietät gegen die Badische Tradition aus den Fundamenten heraus
neu gearbeitet. Es wird keine Populartheologie geboten, aber man
merkt, daß allem eine klare, an Luther orientierte Theologie zu
Grund liegt; (der Hauptfehler von 1882 ist hier überwunden). Jeder
Satz ist neu durchdacht und meist überaus glücklich formuliert, und
das klare, scharfe theologische Denken hat der religiösen Wärme nicht
geschadet. Es wäre mir eine betrübende Wendung, wenn ein neuer
Badischer Katechismus zu Stand käme, ohne daß das hier gebotene
gehaltvolle Gut in reichem Maß verwertet würde.
Durlach. Wolfhard.
Baumstark, Prof. Dr. Anton: Vom geschichtlichen Werden
der Liturgie. Freiburg i. Br.: Herder & Co. 1923. (XI, 159S.)
kl. 8°. = Ecclesia Orans 10. Bdchn.
Eine in enthusiastischem Stil geschriebene, aber sachlich wohlbegründete
, auch protestantische Forschung unbefangen benutzende
Darstellung, deren alle Unfehlbarkeit und Überredungskunst ablehnende
Selbstbescheidung sympathisch berührt.
Münster i. W. J. Smend.
J o h n e r, P. Dominikus : Der gregorianische Choral. Sein Wesen,
Werden, Wert und Vortrag. Stuttgart: J. Engelhorns Nachf. 1924.
(184 S.) kl. 8°. = Musikalische Volksbücher, hrsg. v. Ad.
Spemann. Rm. 3.50.
Eine populäre Einführung in den Gegenstand, meist an P. Wagner
sich anlehnend, schnell und gut orientierend, vor allem durch treffliche
Notenbeispiele, Literaturübersicht, Register ausgezeichnet. Die
oft verborgenen Zusammenhänge des röm. Chorals mit den Tonschöpfungen
späterer, ja neuester Zeit werden von kundiger Hand
aufgedeckt.
Münster i. W. p J. Smend.
Braun, Prof. Joseph, S. J.: Liturgisches Handlexikon : 2., verb.,
sehr verm. Aufl. Regensburg: J. Kösel & Fr. Pustet 1924. (VIII
399 S.) 8». Rm. 5-; geb. 6-.
Die so schnell nötig gewordene Neuauflage ist gegenüber der
ersten (vgl. meine Anzeige: Jahrg. 47, Sp. 438 f.) wesentlich bereichert
, vervollständigt und berichtigt worden. In bescheidenen
Grenzen bin ich daran beteiligt, sofern meine Wünsche und Ausstellungen
fast alle Berücksichtigung fanden. Das Werk ist zu dem
unentbehrlichen Handwerkszeug des Liturgikers gehörig.
Münster i. W. J. Smend.
Guardini, Romano: Liturgische Bildung. Versuche. Erstes
Bändchen. Burg Rothenfels a. M.: Verlag Deutsches Quickbornhaus
(1923). (93 S.) 8°. Rm. geb. 3.60.
Klug und gescheit ist alles, was der Verf. schreibt. Er ist ja
einer der Hauptvertreter der innerkatholischen Bewegung, die uns nicht
nur als Gegenreformation, sondern auch als Reformation erscheinen
mag. Das Problem Kultur und (religiöser) Kultus ist es, mit dem er
ringt, nicht ohne das Eingeständnis, Anderen ein Ärgernis bereiten
und selbst nur Vorläufiges ertasten zu können. Er fordert für sein
Buch Leser, die mit ihrem Gott völlig im Reinen sind, so daß ihnen
die Kultur einer exquisit feinen liturgischen Bildung und Übung nicht
mehr schaden, nicht mehr ein X für ein U machen kann. Eine
herzhafte, bäuerlich-handfeste Frömmigkeit, wie sie auch der Masse
zugänglich ist, gilt ihm viel; ja sie sollte eigentlich der selbstverständliche
Gemeinhesitz aller sein. Aber daneben und darüber hinaus
will der Kulturmensch (Ästheten nicht ausgeschlossen) noch etwas
Anderes, nämlich das, was nur er zu erreichen vermag, die Religion
in künstlerischer Verklärung. Für die katholische Kirche ist dies
et-et eine Lebensfrage, ja auf die Dauer die eigentliche Daseinsbedingung
.
Münster i. W. J. Smend.
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2(9 Seiten, preis Hm. 5.75. Ö3eb. Hm. 7.—.
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Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 13. Juni 1925.
Beiliegend Nr. 11 des Bibliographischen Beiblattes und ein Prospekt des Verlags Eduard Pfeiffer in Leipzig.
Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttingen, Bauratgerberstr. 19.
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