Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1925

Spalte:

1-4

Autor/Hrsg.:

Harnack, Adolf

Titel/Untertitel:

Ein Wort der Erinnerung. (Zur ersten Nummer des 50. Jahrgangs) 1925

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

T

7

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Gm. 8.—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

5ft Inhrir Nr I Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, |A lanUar 1Q?-5

3». janrg. Wt. 1. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. JÖUUttr iyi.0.

Ein Wort der Erinnerung (v. Harnack).
Stand und Aufgaben der Sprachwissenschaft
(Dibelius).

Böklen, Die Entstehung der Sprache im

Lichte des Mythos (Thimme).
Recherches de Science Religieuse (Oreßmann).
Bilychnis. Rivista mensile di studi religiosi

(Kattenbusch).
The Cambridge Ancient History (Oreßmann).
Oroot, Die Altäre des salomonischen Tempel-

hofes (Galling).
Beyer, Der Mcnscheiisohn (Schian).
Drews, Die Entstehung des Christentums aus

dem Gnostizismus (Dibelius).

Blätter für württembergische Kirchengeschichte
(Bossert).

Beiträge z. bayerischen Kirchengeschichte (Ders.).
M i r b t, Quellen zur Geschichte des Papsttums

und des römischen Katholizismus (Ficker).
Cheltachizki, Das Netz des Glaubens

(deinen).

S m e n d, Das evangelische Lied von 1524 (Ders.).

Sturm, Das evangelische Gesangbuch der
Aufklärung (Graff).

D o e b e r 1, Die bayerischen Konkordatsverhandlungen
in den Jahren 1806 u. 1807 (Schornbaum
).

2v'r e ip « v idrg, SvfxßoXui sie xrtx ixxXrjai-

(cartx^y iaxwgiay xui xu ixxXrjoiuazixuy

dixuiov (Meyer).
Korczok, Die griechisch-katholische Kirche

in Galizien (Ders.).
Z a n k o w , Die Verfassung der bulgarischen

orthodoxen Kirche (Ders.).
d rj pi t]t q l o g 21 pi o g Mit u Xu v 6 s, Ai f pr;-

axevxixui ideal xov Aduuuyxiov Kuguij

(Ders.).

— (7/ xitgi&uXtpig xiöy vgrpuywy &v xtS eXXrt-
yixm xgüxei (Ders.).

— 2v/xßoXii xui av/xßoXixu ßtßXiu (Ders.).

— AniaxvXng Maxgüxrtg (1831 - 1905) (Ders.).

Ein Wort der Erinnerung

(Zur ersten Nummer des 50. Jahrgangs)

von

Adolf v. Harnack

Gern entspreche ich der Aufforderung von Schriftleitung und Verlag, den Jubiläumstag dieser Zeitung mit einigen
Worten der Erinnerung zu feiern und den Blick auf die Zeit ihres Ursprungs zu richten.

Die Theologische Literaturzeitung ist — gleichzeitig mit der Zeitschrift für Kircherigeschichte — in jenen Tagen des
Aufschwungs entstanden, da die systematische Theologie durch Ritsehl wieder ein Hauptproblem und zugleich Mark in die
Knochen erhielt, und in denen die strenge, durch keine Tendenz bestochene geschichtliche Untersuchung aller theologischen
Probleme durch We 11 h au se n , We izsäcke r, Ritsehl, Reuter u. A. zur anerkannten Forderung in der Theologie wurde.

Der Aufschwung kam zur rechten Zeit; denn die Theologie war an dem Mißkredit, dem "sie zu verfallen drohte, nicht
unschuldig. Zwar lag ein Teil der Schuld bei den Zeitverhältm'ssen — die geistigen Zustände Deutschlands nach dem siegreichen
Kriege von 1870 waren jedem Idealismus ungünstig und der unselige Kulturkampf schädigte alles Kirchliche und alle Religion;
es waren jene Tage, da man, wenn man sich als Theologen vorstellte, die Antwort zu hören bekam: „Was? Gehören Sie
auch zu jener Unglücksbande?" , aber ganz unverdient war die Mißachtung nicht: die Theologie war matt, die orthodoxe Apologetik
in Rückstand und der kirchliche und der theologische Liberalismus — excipiendis exceptis — flach und ahnungslos.

Von der Wissenschaft allein konnte die Hilfe nicht kommen, aber im Protestantismus stehen zu allen Zeiten religiöskirchliches
Leben und theologische Wissenschaft in tiefster Wechselwirkung. Also konnte doch auch die Wissenschaft helfen.
Wir hatten uns als junge Theologen in Leipzig durch den glücklichsten „Zufall" zusammengefunden — der Alttestamentier
Graf von Baudissin, der Neutestamentier Schürer, der Systematiker Kaftan, der Textkritiker von Gebhardt und
ich als Kirchenhistoriker. Unser Verhältnis zu Ritschi war ein ganz verschiedenes — persönlicher Schüler war keiner unter
uns —, aber wir waren einig in der Schätzung seiner Bedeutung und Kraft, wie er sie sowohl durch sein Werk über die
Entstehung der altkatholischen Kirche als vor allem durch sein systematisches Hauptwerk bewiesen hatte. Ferner aber einigte
uns die Überzeugung, daß es gelte, die wissenschaftlichen Kräfte des deutschen Protestantismus aus allen Lagern zusammenzufassen
und die theologische Arbeit unter strenge historisch-kritische Beurteilung zu stellen. Den Plan, zu diesem Zweck
eine Literaturzeitung zu begründen, hat nach meiner Erinnerung Schürer zuerst gefaßt und sich selbst zur Verfügung gestellt
; er wurde dann reiflich erwogen und auch Ritsehl mitgeteilt, der sich aufs lebhafteste für ihn interessierte. In dem
Verleger fand sich ein Mann, der mitten im kirchlichen Leben stand und mit dem Herzen dem Plane entgegenkam dessen
Ausführung Cr als Buchhändler übernahm.

Graf v. Baudissin war unterdessen nach Straßburg, Kaftan nach Basel übergesiedelt, aber sie blieben mit mir die
Mitträger des Unternehmens; von den 250 Rezensionen des 1.Jahrgangs der Zeitschrift haben Schürer und wir nicht
weniger als ein Viertel verfaßt. Allein es ist doch ganz wesentlich Schürer gewesen, der der Literaturzeitnng den Stempel
seines Geistes und seiner Absichten aufgeprägt hat — den unbestechlichen Wahiheitssinn, die vollkommene Unparteilichkeit
j„d Kiiue, die strenge Methode und den Geist eines ernsten und freien Protestantismus. Schon in der Auswahl Her Re
„seilten zeigte sich das: An dem 1.Jahrgang haben 53 Gelehrte mitgewirkt, unter ihnen Lipsius, Overbeck, Welz