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Ausgabe:

1924

Spalte:

121-123

Autor/Hrsg.:

Littmann, Enno

Titel/Untertitel:

1001 Nacht in der arabischen Literatur 1924

Rezensent:

Gressmann, Hugo

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Seite 1, Seite 2

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Postalischer Erscheinungsort Marburg

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. EtTianiiel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
[ährlich 26 Nrn. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Bezugspreise für das Ausland vierteljährlich 12.50 s. Fr.; 10 sh.; 2.25$; 6— Fl.; 12.50 d. Kr.; 15— n. Kr.;

8.20 s. Kr.; 50— Lire; 75— tsch. Kr.; 85— finn. Mark.

in I u V. 7 .Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, C Anr|| IQ74

4". Jatirg. ix«. I. Nikolausberger Weg 31, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. nV111 ,~»c*.

Littmann, Die Erzählungen in den 1001 j Melcher, Der 8. Brief des hl. Basilius, ein

Nächten (Grefimann). Werk des Evagritis Pontikus (Jülicher).

Ders.: 1001 Nachtin der arabischen Literatur Pau 1 u s , Geschichte des Ablasses am Ausgange

(Ders.). des Mittelalters (Ficker).

Jacob, Märchen und Traum (Ders.). I Schnitzer, Savonarola (Koch).

Roeder, Urkunden zur Religion des alten | SchüttC) Die hhl. Bischöfe Deutschlands

(Ficker).

Archiv für Reformationsgeschichte (Bossert).
C o n t a r i n i, Gegenreformatorische Schriften
(Clemen).

Werdermann, Geschichte des Religionsunterrichts
an preußischen Gymnasien im
neunzehnten Jahrhundert (Niebergall).

Ägypten (Ranke).
Steindorff, Kurzer Abriß der Koptischen

Grammatik (Schmidt).
Meyenberg, Leben-Jesu-Werk (Dibelius).
Leisegang, Der Apostel Paulus als Denker

(Bauer).

Staat und Gesellschaft der Griechen und Römer
(Jülicher).

Beyer, China als Missionsfcld (Frick).
Unger, Herder, Novalis und Kleist (Hirsch).
Störring, Psychologie (Titius).
Gruner, Das moderne physikalische Weltbild

und der christliche Glaube (Ders.).
Simpson, Man and the Attainment of Immor-

tality (Haas).
Driesch, Ordnungslehre (Titius).
Gruber, Der Anteil von Anlage und Umwelt

an der Persönlichkeit (Hirsch).

Hobhouse, Die metaphysische Staatstheorie
(Ders.).

Littm ann, Enno: Die Erzählungen in den 1001 Nächten.

Vollständige deutsche Ausg. in sechs Bänden. Zum erstenmal nach

lassen. Besonderen Dank verdient der Verlag für die
geschmackvolle Ausstattung und dafür, daß er in be-

dem arab Urtext der ^tUwAu*. vom J. 1839 übertragen. rechtigter Würdigung wissenschaftlicher Bedürfnisse dem

Bd. 1 u. 2. Leipzig: Insel-Verlag 1923. (832 n, 912 S.) kl. 8U.

Ders.: 1001 Nacht in der arabischen Literatur. Tübingen:
J.C.B. Mohr 1923. (37 S.) gr. 8°. - Philosophie und Geschichte,
Nr. 2. Subskr.-Pr. Gm. 1,25.

Jacob, Georg: Märchen und Traum mit besonderer Berücksichtigung
des Orients. Hannover: Heinz Lafaire 1923. (III S.)
8°. — Beitr. z. Märchenkunde d. Morgenlandes. Bd. 1.

1. Littmann ist nicht nur wegen seiner guten
Kenntnis des modernen Orients und der arabischen
Sprache, sondern auch wegen seiner meisterhaften Beherrschung
der eigenen Sprache und seines künstlerischen
Nachempfindens besonders befähigt, die Erzählungen
aus 1001 Nächten zu verdeutschen und im Einzelnen
wie im Ganzen das wieder gut zu machen, was
Andere vor ihm gesündigt haben. Vergleicht man seine
Übersetzung mit denen von Henning (Reclam) oder
Weil, so merkt man überall den Fortschritt und freut
sich der ebenso zuverlässigen wie geschmackvollen
Wiedergabe des Urtextes. Die Liedereinlagen werden
nicht mehr in holperige Prosa, sondern in Rhythmus
und Reim übertragen, wie es sich gehört; auch die eigentümliche
Form gereimter Prosa auf den Höhepunkten
der Erzählung wird treu nachgeahmt und verschafft dem
Leser denselben Genuß wie das Original. Vorangestellt
ist eine Einleitung von Hugovon Hofmannsthal.
Für den ersten Band ist Felix Paul Greves Übersetzung
der englischen Ausgabe B U r t o n s zu Grunde
gelegt, aber nach dem arabischen Text neu bearbeitet
worden. In den zweiten Band sind die Geschichten von
Aladdin und der Wunderlampe aus der Pariser, und
von Ali Baba und den 40 Räubern aus der Oxforder
Handschrift mit aufgenommen worden, eine erfreuliche,
ja notwendige Zugabe zu der Calcuttaer Ausgabe vom
Jahre 183Q. Für wissenschaftliche Zwecke ist diese
Übersetzung fortan allein maßgebend, weil sie im einzelnen
vieles bisher Mißverstandene richtig stellt und
weil sie die Vorlage unverkürzt bringt trotz der derben
und lüsternen Szenen, die das Buch nicht als salonfähig
und für Kinder und Prüde nicht als geeignet erscheinen

Herausgeber Raum gewähren will, sich im Schlußband
über die Grundsätze auszusprechen, die für seine Übertragung
bestimmend waren, und für literarische Nachweise
und Belege.

2. Der Vortrag Littmanns ist eine gute Einführung
in die literarischen Probleme, die sich mit den
Erzählungen aus 1001 Nächten verbinden, mit einzelnen
anschaulichen Beispielen; man spürt überall die solide
Arbeit des Fachmannes, der aus dem Vollen schöpft,
aber sich nicht in Gelehrsamkeit verliert. In großen und
darum fesselnden Zügen spricht er zunächst von den
Übersetzungen in die europäischen Sprachen, den wichtigsten
arabischen Ausgaben und Handschriften und
schildert dann das allmähliche Werden und Wachsen
der hier gesammelten volkstümlichen Literatur. Um
800 wurde ein persisches Geschichtenbuch „die 1000
Erzählungen" zu Baghdad ins Arabische übertragen als
das „Buch der 1000 Nächte". Von dort wanderte es
nach Ägypten und wurde dort weiter vermehrt von
1000—1200 n. Chr., nunmehr unter dem Namen „1001
Nacht": eine Bezeichnung, die wohl unter türkischem
Einfluß entstanden ist: bin bir „1001" sagt man im
Türkischen gern für eine sehr große Anzahl. Erst eine
spätere Zeit nahm die Zahl wörtlich und versuchte die
Nächte zu zählen. Indien, Persien, Mesopotamien, Syrien,
Ägypten und das Türkentum sind an der Entstehung beteiligt
. Fingerzeige für die Herkunft der einzelnen Bestandteile
geben die Eigennamen, Anlage und Stil der
Erzählungen und vor allem die einzelnen Motive und
Stoffe. Indisch ist die Rahmenerzählung, ein großer
Teil der Tierfaheln, die Geschichten von Sindban und
den 7 bösen Meistern, von Gal'äd und Schimäs und
den 10 Wesiren und manches Andere. Aber die Namen
der Rahmenerzählung sind persisch; iranischen Ursprungs
ist auch die Welt der Geister und Feen und das
Motiv vom besten Pfeilschützen. Das Magiertum der
Feueranbeter wird vom arabischen Standpunkt aus beurteilt
. Aus Babylonien stammen die Fabelwesen, der

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