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Ausgabe:

1924 Nr. 6

Spalte:

100-101

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Richard (Übers.)

Titel/Untertitel:

Santideva: Der Eintritt in den Wandel in Erleuchtung (Bodhicaryavatara). Ein buddhistisches Lehrgedicht des VII. Jahrh. n. Chr 1924

Rezensent:

Franke, R. Otto

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99

Theologische Literaturzeitung 1924 Nr. 6.

100

von Vienne und Lyon bei Eus. hist. eccl. V, 2, 3 anführen. Jedenfalls
ist der gebräuchlichste Name SfioXoyrjT^i (§ 21,7 S. 209). Das Wort
iiogxmris (§ 21,5 S. 109) nennt zwar Du Cange eine ,vox passim
obvia', bei Stichproben findet man aber viel häufiger inopxifa, inoQ-
xiafiof, inoQxiaTrjS, z. B. Euseb. de mart. Pal. 2,1 Const. apost.
VIII, 26, 1. Cyrill. Procatech. c. 9, Concil. Constpl. a. 536 (Mansi
VIII, 11 11), Conc. Laodic. can. 26 (ed. Lauchert 1896 S. 75), Conc.
Antioch. a. 341 can. 10 (Lauchert S. 45) usw. Im Briefe des Kornelius
an Fabius von Antiochien — nicht Fabian, wie er § 22,5 S. 114
genannt wird — bei Euseb. hist. eccl. VI, 43 heißt es zuerst eSogxtaTlls
(VI, 43, 11) — die einzige Stelle, die ich augenblicklich für diese
Form finde —, dann gleich darauf 43,14: enoQxt&tmy. Bei der
decischen Verfolgung (§ 19,4 S. 100 f.) findet man in unsern kirchengeschichtlichen
Lehrbüchern nirgends die zwei Abschnitte ihres Verlaufes
herausgestellt, wie sie sich aus den Angaben Cyprians ep. 20, 2.
de laps. c. 13, ep. 10: ep. 6) klar ergeben (vgl. meine Bemerkung in
der Internat, kirchl. Ztschr. 1920, 235 A. 1). Zwischen ,sacrificati' und
,turificati' (§ 19,4 S. 101) ist überhaupt kein Unterschied. Beweis:
in ep. 55,2 erwähnt Cyprian die Anfrage Antonians: .Cornelius qua
ratione Trofimo et turificatis communicet'. In c. 11 wird, dann die
causa Trofimi behandelt und in c. 12 der zweite Punkt, der diesmal so
ausgedrückt ist: ,sed et quod passim communicare sacrificatis Cornelius
tibi nuntiatus est'. Also turificati — sacrificati. Vgl. noch ep. 59,9:
vel sacrificio vel libello maculatum, u. ep. 30,3 (Novat.). In § 20,2
(S. 104) vermisse ich das bei aller Kampfstellung doch wahrnehmbare
allmähliche Sichnäherkommen von Kirche und Staat, wie es v. Harnack
(in Minnebergs .Kultur der Gegenwart') so treffend gezeichnet hat. In
§ 15,1 (S. 86f.) wird die Frage, ob Tertullian Priester gewesen sei
oder nicht, gar nicht berührt, während Klemens von Alexandrien in
§ 24,2 (S. 123) ,Presbyter' genannt wird, vgl. dazu meine Aufsätze
in der Ztschr. f. KG. 1914, 1 ff und Ztschr. f. neutestam. Wiss. 1921,
43 ff. Die beiden Fragen sind deshalb nicht ganz belanglos, weil sie
unter Umständen die .nichtklerikale' Haltung der ältesten christlichen
Literatur beleuchten. Cyprian heißt nicht /Thascius Caecilius Cypria-
nus' (§ 21, 10 S. 110), sondern .Caecilius Cyprianus gen. Thascius'
(ep. 66: .Cyprianus qui et Thascius'). Kallists Auslegung von Mt.
16,18 ist § 21,11 (S. 111) sehr im Unklaren gelassen. In § 22
fehlt der Begriff der .Sünden gegen Gott', der in den Bußstreitigkeiten
des dritten Jahrhunderts eine Rolle spielt. Der .baptistnus clini-
corum' (§ 23,7 S. 118) wurde zum Teil als zweifelhaft angesehen
, während Cyprian (ep. 69, 13) die Bezeichnung ihr so Getauften
als .clinici' ablehnt (vgl. Internat, kirchl. Ztschr. 1923,82 ff).
Daß gerade Maria als das Urbild der Jungfräulichkeit betrachtet
wurde, läßt sich erst bei Ambrosius, noch nicht aus den ersten drei
Jahrhunderten belegen, so oft dies auch immer wieder behauptet
wird; die ältesten Jungfräulichkeitsgedanken tragen gewissermaßen
männlichere Züge (vgl. H. Koch, Virgines Christi 1907, 92ff.).
Für die Bezeichnung des Kirchengebäudes als .dominicum' oder
xvQiaxnv (§ 23,11 S. 119) wird sich aus den ersten drei Jahrhunderten
kaum ein sicherer Beleg beibringen lassen. Bei Cypr. de op.
et eleem. c. 15 (384,20 Härtel) und Ps.-Cypr. de spect. c. 5 (A. 8, 11
Härtel) bedeutet es nicht das Kirchengebäude (wie ich noch in meiner
Schrift über die altchr. Bilderfrage 1917, 95 A. 2 gemeint habe),
sondern die eucharistische Feier, wie aus ep. 63,16 (714,13) erhellt
(Ober .templum Dei' bei Laktantius vgl. Philologus 1920, 235 ff.).
Bei der Kleidung der Geistlichen {§ 28,1 S. 149) wäre das Schreiben
Cölestins I v. J. 428 (ep. IV ad episcopos provinciae Viennensis et
Narbonnensis. 1, 2 Migne PL. 50, 430 sq) bemerkenswert, worin der
Papst den Geistlichen das Tragen einer sie von den Laien unterscheidenden
Kleidung als unberechtigte Neuerung (als ,Modernismus') und als
eine dem Aberglauben Tür und Tor öffnende Entlehnung aus fremden
Kulten verbietet. .Discernendi a plebe vel ceteris sumus doctrina non
veste, conversatione non habitu, mentis puritate non cultu ... nec im-
ponendum eorum est oculis, sed mentibus infundenda praeeepta sunt.'
So urteilte damals noch ein Papst! Beim bekannten Satz Augustins
,causa finita est' (§30,3 S. 157) fallen auch die afrikanischen Synoden
von Karthago und Mileve ins Gewicht (vgl. H. Koch, Kallist und
Tertullian 1920, 77 ff.). Die kommunistischen Äußerungen der Kirchenväter
(§ 34,4 S. 191) sind wohl auch von stoischen Anschauungen
(z. B. Sen. ep. 90,3 ff.) mitbeeinflußt. § 35, 12 b (S. 204) könnte den
Schein erwecken, als ob Chrysostomus der einzige oder der erste wäre,
der die Askese <piXoao<pl« nennt, was bekanntlich nicht der Fall ist.
Bemerkenswert wäre auch, daß ursprünglich jeder Christ als .Philosoph
', das Christentum als wahre .Philosophie' galt. Die Benennung
der Kirche mit .catholica' (ohne ecclesia, § 36,3 S. 210) ist nach Op-
tatus von Mileve namentlich durch Augustin üblich geworden (vgl.
Odilo Rottmanner, Rev. Bened. 1900, 1 ff., auch in den .Geistesfrüchten
aus der Klosterzelle' herausg. v. R. Jud. 1908, 74 ff.).
§ 36,5 (S. 211) wäre wohl zu bemerken, daß Augustin zu den gegen
Ketzer und Schismatiker anzuwendenden Strafen die Todesstrafe
nicht rechnet. Daß die Teaaagaxoor^ im 5. Kanon von Nicäa
(§ 37,9 S. 217), nicht die 40tägigc Fastenzeit, sondern das Himmelfahrtsfest
ist, hat m. E. Salaville ganz überzeugend dargetan, und es
ist bedauerlich, daß seine Darlegungen bisher so zurückhaltend behandelt
wurden. Schon im 3. Jahrhundert waren die Frühjahrssynoden

nach Ostern (Cypr. ep. 56,3), die karthagische Synode v. J. 251 wahrscheinlich
im April (Ostern am 23. März), die v. J. 252 (Cypr. ep.
59,10) am 15. Mai (Ostern am 23. April). § 38,3 (S. 220) oder
anderwärts wäre vielleicht auch ein Wort über den Gebrauch und die
Verehrung des Kreuzes überhaupt am Platze (vgl. meine .altchr. Bilderfrage
' 1917, 45 ff.). Vom Fegfeuer ist erstmals § 46,3 (S. 261)
bei Gregor I. bezw. bei Augustin und Cäsarius die Rede, ohne daß der
früheren Ansätze gedacht wäre (vgl. Internat, kirchl. Ztschr. 1922,
57 ff.). An Literatur wäre etwa nachzutragen: zu § 2,2 (S. 16) A.
Steinmann, Die Welt des Paulus im Zeichen des Verkehrs 1915. Zu
§ 3, 9 (S. 32) Aug. Bludau, Juden und Judenverfolgungen im alte»
Alexandria 1906. Die Abhandlung von Rd. Sohm über Wesen und
Ursprung d. Katholizismus (S. 41 vor § 5) ist 1912 in einem zweiten,
durch ein längeres (XXXIII S.) feinsinniges Vorwort vermehrten Abdruck
erschienen. Ebenso wäre sein Buch .Das altkatholische Kirchen-
recht und das Dekret Gratians' 1918 anzuführen, zu dem die Theologen
noch viel zu wenig Stellung genommen haben. Von seinem
Kirchenrecht ist jetzt auch der zweite Band erschienen (wie das vorige
Werk nach seinem Tode). Zu § 7,5 (S. 53) meine Aufsätze ,Die
Bußfrist des Pastor Hermae' in der Festgabe f. A. v. Harnack 1921,
173 ff. und ,Die Sündenvergebung bei Irenäus' in d. Ztschr. f. neutest.
Wiss. 1908,35 ff. Die in § 7,5 angeführte Abhandlung von A. d'Ales
ist, wie auch seine übrigen Abhandlungen zur altchr. Bußdisziplin,
etwas verändert und erweitert wieder abgedruckt in seinem Buch
.L'edit de Calliste' 1914. Zu § II, 3 (S. 67 f.) A. v. Harnack,
Judentum und Judenchristentum in Justins Dialog mit Trypho (TU
391b 1913, 47-98). Zu § 16,1 (S. 88) mein Aufsatz .Irenaus über
den Vorzug d. röm. Kirche', Theol. Stud. u. Krit. 1920/21 S. 54 ff. zur
Aberciusinschrift jetzt F. J. Dölger, Die Eucharistie nach Inschriften
frühchristlicher Zeit 1922, lOff. (Auch Dölgers .Gehet und Gesang im
christl. Altertum' 1920 wäre irgendwo zu erwähnen gewesen.) Zu
§ 16 (S. 87) bezw. L. Ü.C. 6: Döllinger-Friedrich, Das Papsttum
1892. Zu .Schnitzer und Tillmann' ist auf § 4,8 verwiesen (richtig
4,7), wo aber weder Namen noch Schrifttitel angeführt sind.
Zu § 16, 3 (S. 89) mein Aufsatz : Petrus und Paulus im zweiten
Osterfeierstreit? Ztschr. f. neutest. Wiss. 1919/20 S. 174 ff. Zu
§ 17,2 (S. 91): über die scriptores historiae Augustae hat m. W. vor
kurzem A. v. Domaszewski in den Sitz Ber. d. Heidelb. Akad. d. Wiss.
gehandelt. In, § 20,5 (S. 105) bezw. in der LO.C. 7 fehlt das Werk
von Strathmann über die Askese. Zu § 21,8 (S. 110): der Aufsatz
Katiffols steht jetzt erweitert in seinen Etudes de liturgic et d'arehe-
ologie chretienne 1919, Nr. III, p. 84—151. Zu § 21,10 (S. niG
H. Koch, Tertullian u. Cyprian als religiöse Persönlichkeiten, Internat,
kirchl. Ztschr. 1920,45 ff. und: Kirche und Auserwählung bei Cyprian,
ebendas. 1922,44 ff. Zu § 24,9 S. 127 (Lact, de mort.) mein Aufsatz
in der Ztschr. f. neutest. Wiss. 1917/18 S. 196 ff. Zu § 25,6 S. 134
H. Koch, Synesius von Cyrene bei seiner Wahl und Weihe zum
Bischof, Hist. Jahrb. 1900, 58 ff. Zu § 30 S. 155 Hch. Getzcny, Stil
und Form d. ältesten Papstbriefe bis auf Leo d. Or. 1922. Zu 30,3
S. 157 K. Adam, Causa finita est, Festgabe f. A. Ehrhard 1922,1 ff.
A. M. Königer, Prima sedes a nemine indicatur, ebendas. S. 273 ff.
Zu § 33,8 S. 184 die Blütenlese aus Augustin von Josef Bernhart
1923. Zu 34,3 S. 191 mein Aufsatz ,Der Büßerplatz im Abendland'
Theol. Qu.-Schr. 1903,254 ff. und: ,Die abendländische Kirche und die
Bußstationen', ebendas. 1904, 271 ff. Zu § 40,4 S. 230 die Schrift
Viktors von Vita deutsch von M. Zink 1883 und A. Mally 1884. Zu
§ 42 jetzt: Hugo Ball, Byzantinisches Christentum. Drei Heiligenleben
(Johannes Klimax, Dionysius Areopagita, Symeon der Stylit)
1923. S. 54 Z. 1 v. o. muß es heißen ,wie' st. .wird', S. 158 Z. 26
v. o. ,11 (papa)' st. ,Se', S. 160 Z. 4 v. u. ,das' st. ,daß', S. 163 Z. 24
v. o. ttyevriTws st. ayevrßvs, S. 166^16 v. o. vnöaramg, S. 173
Z. 25 v. o. iprnei, S. 174 Z. 3 v. u. «W i"ä xf*.., S. 175 Z. 20 v. o.
»p#i~e- S. 212 Z. 7 v. u. fivrats st. fivrjt<>(. S. 213 Z. 29 v. u.
avvrayq, S. 232 Z. 27 v. u. ,K- E. Zachariä v. LingenthaT, S. 237
Z. 15 v. o. .universi' st. ,universae', S. 241 Z. 10 v. o. <rezp« st. <jHq(x,
S. 263 Z. 9 v. u. ,mons Casinus'.

München. Hugo Koch.

Sätitideva: Der Eintritt in den Wandel in Erleuchtung
(Bodhicaryävatara). Ein buddhistisches Lehrgedicht des VII. Jahrhunderts
n. Chr. Aus dem Sanskrit übersetzt v. Richard Schmidt.
Paderborn: Ferd. Schöningh 1923. (XVI,. 144 S.) 8°. - Dokumente
der Religion V. Bd. Gz. 1.80.

Man kann sich vorstellen, daß dieses von einem
guten Dichter in gebundener ungekünstelt-schöner, einfacher
Redeweise abgefaßte Sanskritwerkehen, in metrischer
Form und dichterisch pointiert wiedergegeben,
noch viel wirkungsvoller gewesen wäre. Wir haben aber
allen Grund, auch Sch.'s gute Prosa-Übersetzung dankbar
willkommen zu heißen. Stärkere Berichtigungen
sind, soweit (etwa ein Viertel des Ganzen) ich den
deutschen Wortlaut mit dem Original verglichen habe,
nur sehr vereinzelt erforderlich.