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Ausgabe:

1924

Spalte:

558-559

Autor/Hrsg.:

Hering, Jean

Titel/Untertitel:

Étude sur la Doctrine de la Chute et de la Préexistence des Âmes chez Clément d‘Alexandrie 1924

Rezensent:

Harnack, Adolf

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sagen, daß die Ausführungen über Weltverkehrswege
im Altertum, mit denen K. beginnt, im allgemeinen zu- j
treffen; nur lassen sich die Reste des Christentums, die ;
von Kircher bis auf Söderblom (und schon vorher und
ebenso nachher) im Buddhismus (aber nicht im indi-
sehen) gefunden worden sind, auf die Missionstätigkeit |
des Apostels Thomas in Persien und Indien schon deshalb
nicht zurückführen, weil die-:e ungeschichtheh ist.
Auch über die von den genannten beiden Gelehrten aus
dem Christentum hergeleitete Darstellung der Kuanyin
mit dem Kinde auf dem Schoß urteilt der von K. zitierte
Münsterberg doch sehr vorsichtig, und die in China
mehrfach verehrten Andreaskreuze erklärt er auf andere !
Weise; die übrigen Fälle, in denen man eine Abhängig- !
keit Ostasiens vom Christentum behauptet hat, habe ich |
selbst in meiner Arbeit: Christliche Einflüsse auf den
chinesischen und japanischen Buddhismus in der ost-
asiat. Zeitschrift 1922, 10 ff., 185 ff. untersucht. Aber
vor allem frägt es sich natürlich, ob Einflüsse des I
Christentums im vorkolumbischen Amerika nachzu- |
weisen sind, und in dieser Beziehung erinnert K. zu- j
nächst wieder an die Ähnlichkeit zwischen amerika- i
nischen und asiatischen Kalendern, die Bork und Rock |
aufgezeigt haben, — er hätte in diesem Zusammenhang
auch noch Graebner (Alt- und neuweltliche Kalender, |
Zeitschr. für Ethnologie 1920/21, 6 ff.) und Boll (Der !
ostasiatische Tierzyklus im Hellenismus, Actes du 16.
congres internat. des orientalistes 44 f.) anführen können,
die wohl wahrscheinlich gemacht haben, daß die Verbindung
zwischen Westasien und Mittelamerika in diesem
Falle über Ostasien hergestellt wurde. K. denkt
vielmehr an eine direkte Beeinflussung Amerikas von
Osten her und führt dafür die Pyramiden, Pylonen,
Obelisken, die Behandlung der Toten, die Verwendung
der Kartusche und aus Menschen und Tieren zusammengeschweißter
Gestalten in der Bilderschrift, gewisse
Formen der Adoration und zahlreiche Erzeugnisse der
Kleinkunst und Keramik an. Aber bei alledem handelt
es sich noch nicht um christliche Elemente; als solche
führt K. also zunächst das Kreuzeszeichen an, z. T. auf
Grund der spätem Verehrung solcher Kreuze im Christentum
, die doch nichts beweisen kann, aber ohne das
Zeichen überall auf amerikanischem Boden so erklären
zu wollen, dann das Bild der Taube (die manchmal auch
ein Kreuz oder eine bulla trägt), des Fisches und endlich
der Orantcn. Aber ob das Alles wirklich aus dem
Christentum stammt, kann erst entschieden werden,
wenn K., wie er ankündigt, weitere und zwingende Beweise
für seine These erbracht hat. Als unmöglich wird
man sie nach dem, was er selbst und andre bereits geltend
gemacht haben, ja nicht bezeichnen dürfen; aber
gewiß hatte ein etwaiger christlicher Einfluß nicht die
Bedeutung, die K. annimmt, wenn er ihm auch die peruanische
Tradition, der Hauptgott Huirakocha sei aus
einem überseeischen Lande gekommen, zuschreibt.
Bonn. C. C lernen.

Bardenhewer, D. Dr. Otto: Geschichte der altkirchlichen
Literatur. Iii. Bd.: Das vierte Jahrhundert mit Ausschluß der
Schriftsteller syrischer Zunge. 2., unveränderte Aufl. ni. Nachträgen.
IV. Bd.: Das fünfte Jahrhundert mit Einschluß der syrischen
Literatur des vierten Jahrhunderts. 1. u. 2. Aufl. Freib. i. Br.:
Herder & Co. 1923 u. 1924. (XII, 679 u. X, 673 S.) gr. 8°.

III: Om. 14.40; geb. 16.90. IV: Qm, 15—; geb. 17.50.

Sonderdr. d. Nachtr. u. Ergänzungen einzeln Om. —50.

Aus dem 4. Bande dieser altkirchlichen Literaturgeschichte
habe ich sehr Viel und sehr viel Nettes
gelernt; mit dem Dank dafür muß ich beginnen. Besitzen
wir auch für die hier behandelte Periode aus
allerneuester Zeit Stählin's Werk für das Griechische
, Krüge r's für das Lateinische, Baumstark's
für das Syrische, so ist doch die Arbeitsleistung des
Verfassers eine ebenso selbständige wie, gemessen an
der Aufgabe, die es zu bewältigen galt, ungewöhnlich
große. Das Werk behauptet seinen Platz neben und über
jenen vortrefflichen Kompendien. Alle Vorzüge, welche

die drei ersten Bände auszeichneten, findet man hier
wieder, und an die gewohnten Schranken der Darstellung
denkt man bei einer so zuverlässigen und reichen
Gabe nicht: Wer über die Kirchengeschichte des
5. Jahrhunderts arbeitet, wird dieses Werk stets zur
Seite haben müssen, und wer die alte syrische Literatur
kennen lernen will, hat hier endlich einen willkommenen
Führer.

Auf Einzelnes einzugehen, nachdem man die Vollständigkeit
und Sorgfalt hervorgehoben hat, erübrigt
sich; denn was man nach der ersten Durchsicht hier
anzumerken vermag, wird immer den Charakter des Zufälligen
tragen. Doch sei der wissenschaftlichen Sitte
gemäß Einiges hervorgehoben. In der wichtigen Kontroverse
zwischen H e u s s i und Degenhart in Bezug
auf den h. Nilus tritt der Verf. auf die Seite des ersteren
(S. 1 Olff.). Betreffs des Gegners des Makarius Magnes
(S. 189ff.) wird schließlich das Urteil gefällt: „Ist
jedoch der Gegner ein anderer als Porphyrius und
wiederholt er gleichwohl die Gedanken und Argumente
des Porphyrius, so wird nichts anderes übrig bleiben,
als entweder einen Plagiator des Porphyrius in ihm zu
suchen ... oder einen Exzerpter des Porphyrius, auch
wenn ein solcher anderweit nicht bekannt ist." Mit
diesem Urteil bin ich ganz einverstanden. (In Bezug auf
die Pacatus-Porphyriusfrage — Identität mit dem Rhetor
dieses Namens — hat sich B. begnügt, den Widerspruch
Baehrens' zu verzeichnen, selbst aber über „Vielleicht
" hinaus kein Urteil gefällt, S. 422). Sehr dankbar
bin ich dem Verf. für den Nachweis (doch s. auch
Stählin), daß Theodoret eine eigene, leider verlorene
Schrift gegen Marcion verfaßt hat (S. 228); mir war
das bisher entgangen. In dein Selbstreferat Theodorets
über diesen Traktat steht der Ausdruck, Gott sei ofJx «AXorptW
xaxa tov ixeivwv uv&ov, dkk' olxeluv /con^iarwv aioxrjq
(ep. 145). Man begrüßt hier das Stichwort Marcions
,alh',Tqio^ und seinen Modalismus. Bei der Untersuchung
über die Apostolischen Konstitutionen freue ich
mich, daß auch B. die Identität des Pseudoignatius
und Pseudoclemens für höchst wahrscheinlich hält
(meine eingehende Untersuchung dieser Frage in der
großen Ausgabe der „Didache" ist übersehen — ich erwähne
das nur, weil der Verf. fast nichts übersehen
hat). Daß der Fälscher ein Apollinarist gewesen ist,
bleibt mir sehr unwahrscheinlich; dieser Semiarianer
vertritt lediglich eine primitive Christologie wie Arius
selbst; ich glaube daher auch die Fälschung etwas
früher ansetzen zu müssen als Bardenhewer. —
Mit besonderem Danke wird man den guten Bericht über
Pseudo-Dionysius lesen (S. 282 ff.); aber über die Hiero-
theus-Frage (S. 280 ff.) scheint mir das letzte Wort
noch nicht gesprochen zu sein. — Endlich hat nun
auch Aponius, der hartnäckig vernachläßigte (er fehlt
auch bei Migne), seine Stelle in der Literaturgeschichte
erhalten (S. 601 ff.); längst habe ich eine neue Ausgabe
des nicht unbedeutenden Schriftstellers ins Auge gefaßt,
da die einzige vollständige Edition Bottino's und
Martini's (Rom 1843) nahezu unbrauchbar ist. Daß
die Ausgabe bisher nicht erschienen ist, ist nicht meine
Schuld. — Die „Ergänzungen und Berichtigungen" zum
3. Bande umfassen 13 SS. und referieren kurz und mit
gewohnter Umsicht über die Arbeiten aus den letzten
Jahren zur Literaturgeschichte des 4. Jahrhunderts. In
Bezug auf H o 1 l's Ausgabe des Epiphanius schließt
sich B. dem Urteile Lietzmann's an, sie sei eine
philologische Musterleistung ersten Ranges. Der Verfasser
lobt sonst fast niemals.

Berlin. Adolf v. Harnack.

Hering, Jean: fitude sur la Doctrine de la Chute et de la

Preexistence des Arnes chez Clement d'Alexandrie. Paris:
E. Leroux 1923. (III, 47 S.) gr. 8°. = Bibliotheque de Pecole
des hautes etudes. Sciences religieuscs, Vol. 38.

Der Verfasser, mit einer größeren Arbeit über die
Erlösungslehre Clemens Alex, beschäftigt, hat zunächst