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Ausgabe:

1924

Spalte:

505-509

Autor/Hrsg.:

Geismar, Eduard

Titel/Untertitel:

Religionsfilosofi. En Undersoegelse af Religionens og Kristendommens Vaesen 1924

Rezensent:

Hirsch, Emanuel

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. EtTiatlUel HirSCh unter Mitwirkung von
Prof. D. Willi. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Bezugspreise vierteljährlich 7.50 Gm.; 11— s. Fr.; 9 sh.; 2—$; 5.40 Fl.; 11.50 d. Kr.; 14.40 n. Kr.;

7.50 s. Kr.; 45— Lire; 66.50 tsch. Kr.; 80— finn. Mark.

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4fl lohm Mf TXIJi. Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch In Göttingen, f) nvemher 1074
ly.Jrtlirg. lir. W/44. Nikolausberger Weg 31, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. LL' 1XUYCIIIUCI

Geismar, Rcligionsfilosofi (Hirsch).
Woess, Das Asylwesen Ägyptens in der

Ptolemäerzeit und die spätere Entwicklung

(Heibig).

Hammer-Jensen, Die älteste Alchemie
(Peterson).

Wirtz, Der heilige Ambrosius und seine Zeit
(Koch).

Betzen dörfer, Die Lehre von der zweifachen
Wahrheit (Krüger).

Löffler, Die Wiedertäufer zu Münster 1534/35
(Köhler).

Pastor, Charakterbilder katholischer Reformatoren
des XVI. Jahrhunderts (Seeberg).

Cardauns, Von Nizza bis Crepy (Schmidt).
Orientalia Christiana (Loofs).
d ' H e r b i g n y , L'Unite' dans le Christ (Ders.).
S p ä c i 1 , Conceptus et doctrina de ecclesia

juxta theologiam (Ders.).
Documents inödits: „L'liglise orthodoxe panu-

krainienne" (Ders.).
Volkonsky et d'Hcrbigny, Dossier Ameri-

cain de ,,1'Orthodoxie Panukrainienne" (Ders.).
Lern mens, Hierarchia Latina Orientis 1622

bis 1922 (Ders.).
Hof mann, S. Josaphat (I) (Ders.).
d'Hcrbigny, La vraie notion d'orthodoxie

(Ders.).

S p ä c i 1, Conceptus et doctrina de ecclesia

juxta theologiam Orientis separati (Loofs).
Leib, Deux ineclits Byzantins (Ders.).
Lern mens, Hierarchia Latina Orientis 1622

bis 1922 (Ders.).
Ingram, The Anglo-Catholic Case (Katz).
Walther, Lehrbuch der Symbolik (Mulert).
Bredt, Neues evangelisches Kirchenrecht für

Preußen (Sehling).
Rickert, Kant als Philosoph der modernen

Kultur (Thimme).
Net, Die Philosophie Wilhelm Wundts (Heinzel-

mann).

Schüler, Spiegelscherhen vom Ewigen (Katz).

Geismar, Prof. Eduard: Religionsfllosofi. En Undersoegelse
af Religionens og Kristcndommcns Vaesen. Koebcnhavn: G.E. C.
Gad's Forlag 1924. (XVI, 370 S.) 8°.

G. macht im Vorworte darauf aufmerksam, daß er
vor allem ein Lehrbuch für Studenten habe schreiben
wollen und deshalb die Unschönheiten eines solchen
habe in den Kauf nehmen müssen; als Beispiele nennt
er die schulmäßige Gestaltung einer Reihe von Überschriften
und die Notwendigkeit, auch bestimmten elementaren
Wissensstoff für das Examen zu übermitteln.
Auch die große Schlichtheit und Einfachheit der Gedankenführung
und die nur andeutende Knappheit mancher
Einzelausführung erklärt sich so. In diesem bescheidnen
und für breite Wirkung ungünstigen Gewände
aber verbirgt sich etwas Ernstes und Tiefes; G.
ist sich bewußt, daß die Grundansicht dieses Buches
„der Ertrag seiner ganzen Lebensarbeit" sei. Das verspricht
dem viel, der weiß, wie G. in seinem Leben mit
allen geistigen Mächten der Gegenwart innerlich gerungen
hat, und daß in diesem Ringen ihn am tiefsten
die beiden Gestalten bewegt haben, die heute in der
deutschen Theologie Großmächte sind: Hegel und Kierkegaard
. Beider Männer Spur hat sich in der Tat besonders
kräftig in seinem Buche abgedrückt. So bedeutet
es einen lebendigen Beitrag zur Frage nach dem
Verhältnis von Christentum und Idealismus, und zur
Frage nach dem Verhältnis einer mit dem Urchristentum
ernst machenden Verkündigung zur gegenwärtigen Kultur
. Nur eine der bei uns jetzt viel gelesenen Religions-
philosophieen vermag an innerem Gehalte mitG. sich zu
vergleichen, die groß angelegte und gedankenstarke von
Brunstaed. Es wird meine Aufgabe sein, alles durch die
Lehrbuchform Bedingte auszuscheiden und die wesentliche
Leistung G.s in ihrer Eigenart zur Anschauung zu
bringen; ihm gegenüber ist die an sich gefährliche
Methode des interpretierenden Referats die einzig angebrachte
.

Der Aufbau der Schrift ist folgender. Nach ganz
kurzen methodologischen Vorbemerkungen wird der die
ganze Untersuchung tragende Religionsbegriff einfach
hingestellt und nach seinen einzelnen Momenten entfaltet
(I). Es ist ein Norrnbegriff; er ist mit Bewußtsein genommen
aus der Selbstbesinnung eines im Christentum
aufgewachsenen Menschen, der sich gegenüber dem all-
—■ gemeinen Eindruck von der Mannigfaltigkeit des religiösen
Lebens zurechtzufinden sucht, und seine Giltig-

keit ist zunächst nur eine hypothetische. Er wird bewährt
, indem gezeigt wird, daß von ihm aus sowohl (II)
die wichtigsten Erscheinungen der Religionsgeschichte
tief verstanden werden, als (III) die dem gesamten Kulturleben
der Menschheit immanente und von ihm zu seiner
eignen Existenz vorausgesetzte Religiosität aufgewiesen
und begriffen werden kann. Jedes der beiden Kapitel
schließt mit einer Herausarbeitung der gewonnenen Fragen
und Erkenntnisse. Die Bewährung des Grundbegriffs
führt also zugleich zu seiner Durcharbeitung
in allen seinen Beziehungen, und das III. Kapitel ist
überdies die einzig denkbare Überführung von der Gil-
tigkeit der Religion: es verankert alles werterfüllte
menschliche Leben in der Tiefe der Religion. Damit ist
der erste Hauptteil, handelnd vom Wesen der
Religion, zum Abschluß gekommen. Im zweiten
H a u p 11 e i 1, handelnd vom Wesen des Christentums
, wird zunächst (IV) das Christentum des neuen
Testaments nach seinen bleibenden Grundzügen, sodann
(V) das auf persönlicher Aneignung beruhende
Verständnis dieses Christentums in unsrer gegenwärtigen
sittlichen und geistigen Lage dargestellt. Dieser ganze
zweite Hauptteil ist geschrieben mit ständiger Beziehung
auf den ersten; im V. Kapitel werden alle Fragen und
Erkenntnisse des II. und III. wieder aufgenommen und
der christlichen Betrachtung unterworfen. Das Ergebnis
ist natürlich, daß das Christentum die Vollendung und
Erfüllung des Religionsbegriffes ist. — Daß dieser ganze
Gedankengang nicht objektiv-wissenschaftlich im strengen
Sinne ist, hebt G. selbst hervor; es gehört mit zu
seiner Auffassung, daß in religiösen und ethischen
Dingen d i e Wissenschaft, die durch Beweise die Anerkennung
erzwingen kann, in jedem Sinne des Ausdrucks
„am Ende" ist. Doch ist er der Überzeugung,
den Zirkel einer reinen Standpunktstheologie insofern
durchbrochen zu haben, als er die eigne Überzeugung
nicht nur in einem klaren und geschlossenen Zusammenhange
entfaltet, sondern sie auch dem Feuer
einer wahrhaftigen Auseinandersetzung mit aller Wirklichkeit
und allem ernsten Denken ausgesetzt hat.

Die sachliche Anschauung G.s versteht man
am besten von seiner Auffassung des Christentums her.
Im Christentum als einer ethischen Religion sind ihm
das Numinose im Sinne Otto's und das Gute zur unauflöslichen
Einheit verschmolzen. Darum kann er das
Wesen der Religion nicht entwickeln, ohne zugleich eine

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