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Ausgabe:

1924 Nr. 21

Spalte:

479

Autor/Hrsg.:

Hellemann, Willy

Titel/Untertitel:

Die Neugeburt der menschlichen Gemeinschaft 1924

Rezensent:

Rust, Hans

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479

Theologische Literaturzeitung 1924 Nr. 21.

480

liehe Ethik gut tue an die Ethik Kants anzuknüpfen.
Mittels eindringlicher Analyse stellt er fest, daß sich in
der kantischen Ethik gewisse Unstimmigkeiten nachweisen
lassen, weil darin zwei verschiedene Betrachtungsweisen
vielfach verwirrend ineinandergreifen, nämlich
die „kritische" einerseits, die es mit dem Gültigkeitsproblem
, und die „normative", die es mit dem „Ideal"
zu tun hat. Die aufgeworfene Frage beantwortet er dann
dahin, daß sich gegen eine Anknüpfung der christlichen
Ethik an die Ergebnisse von Kants „kritischer" Betrachtungsweise
nichts einwenden lasse. Dagegen
könne sie sich die Ergebnisse der „normativen Betrachtungsweise
" nicht aneignen, sofern diese als Ideal eine
bloße „Rechtsgemeinschaft" proklamiere, mit der verglichen
, die christliche „Liebesgemeinschaft" doch das
höhere Ideal darstelle. Ich kann diesem Urteil nur
rückhaltlos zustimmen, wie ja wohl auch aus meinem
Lehrbuch der Ethik sich ersehen läßt.

In einem, lediglich terminologischen Erwägungen
geltenden, Artikel („Messianisch und endheilszeitlich")
tritt W. Caspari-Kiel dafür ein, daß man fortan als
„messianisch" nur noch solche „Weissagungen" bezeichne
, die sich speziell auf den „Heiland" beziehen.

Ein letzter längerer Aufsatz stammt von Paul Althaus
-Rostock und trägt die Überschrift „Theologie und
Geschichte". Wer sich für eine Auseinandersetzung mit
der sogenannten „dialektischen Theologie" interessiert,
lese diese gründlich und glänzend geschriebene Abhandlung
, die in mehreren Abschnitten (1. Die Entwertung
der Geschichte; 2. Die Unzulänglichkeit des
Gottesgedankens; 3. Der Verzicht auf die Heilsgeschichte
und den Grund des Glaubens; 4. Die Ungeschichtlichkeit
der Erlösung) die Mängel der „neuesten" Theologie
rücksichtslos aufdeckt. Nicht daß der Verfasser bei
seinem starken Bedürfnis nach gerechter Beurteilung
nicht auch die Vorzüge des kritisierten Gegners herauszustellen
sich bemühte. So scheint er sogar dem trivial
gewordenen Protest gegen die „Erlebnis- und Bedürfnisreligion
" zunächst schlechtweg zuzustimmen, zeigt aber
doch anderseits, daß auch die dialektische Theologie
um den Gedanken eines Erlebens Gottes nicht herumkommt
, freilich eines Erlebens, das — kümmerlich
genug — lediglich in dem Erleben der Nichtigkeit alles
Zeitlichen besteht. Inbezug auf die (richtig verstandene)
„Bedürfnisreligion" ließe sich wohl leicht ein Ähnliches
dartun.

Zum Schluß sei noch die Bemerkung angefügt:
wenn nach Barth alles Zeitliche und ebenso alle Religion
einem „Nein" Gottes verfällt, das wir uns unserseits
aneignen müssen, so natürlich auch die Barthsche Theologie
! „Eine Theologie, die vom Skeptizismus ißt, stirbt
daran!"

Gießen. E. W. Mayer (Straßburg).

Hellemann, Willy: Die Neugeburt der menschlichen Gemeinschaft
. Ein Wort zur Frage der Erziehung. Berlin : Furche-
Verlag 1922. (64 S.) 8°. = Der neue Bund 1. Heft. Gm. 1—.

Die Schrift stellt als Ziel ein unklares religiöses Erleben auf,
bemißt danach Kulturbesitz und Lebenswertung, deckt den Zwiespalt
zwischen Wesen und Wort auf, kommt sodann zu seinem eigentlichen
Gegenstande: Gemeinschaft und Erziehung, welch letztere durch
Kameradschaft bewirkt werden soll, um schließlich Umrisse einer
neuen menschlichen Gemeinschaft zu zeichnen, in welcher vor
allem die bisher geistig Enterbten zu einem menschenwürdigen Leben
gelangt sein werden. Die kleine Schrift rührt so ziemlich an sämtliche
Probleme der Gegenwart — auch Geschichtsunterricht und
deutschen Aufsatz! — überschüttet alles bisher Geleistete mit den
üblichen Vorwürfen, vermag aber nichts Neues und Besseres zu
zeigen und beleuchtet durch ihre eigene Hilflosigkeit vielleicht am
besten diejenige unserer Zeit.

Königsberg i.Pr. Hans Rust.

Ascliendorffsche Verlagsbuchhdlg., Münster l. W.

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Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 1. November 1924.
Beiliegend Nr. 21 des Bibliographischen Beiblattes.

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