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Ausgabe:

1924 Nr. 18

Spalte:

389-390

Autor/Hrsg.:

Löw, Immanuel

Titel/Untertitel:

Die Flora der Juden. II. Bd 1924

Rezensent:

Dalman, Gustaf

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389

Theologische Literaturzeitung 1924 Nr. 18.

390

das von K. für 'Aitahlu gesetzte heutige 'aiterün (richtig
wäre 'aiterün) sein, weil dieser, 11 km westlich vom
Jordan im Gebirge liegende Ort als Ostgrenze nicht zu
brauchen ist. Da et-tlel nur l'/8 km vom Jordan an
einem von ihm durchströmten See liegt, dürfte es doch
wohl den Vorzug verdienen. Beachtenswert ist S. 37. 39
das galiläische Tekoa, für dessen Lage in Galiläa K. in
der Monatsschrift f. Gesch. U.Wissenschaft d. Zt. 1923,
S. 270 ff. hinreichende Sicherheit gibt, obwohl ein entsprechender
Name im heutigen Galiläa nicht nachweisbar
ist.

Oreifswald. O- Dalman.

Löw, Immanuel: Die Flora der Juden. II: Iridaceae-Papilionaceae.
Wien: R. Löwit 1024. (XII, 532 S.) gr. 8°. — Veröffentlichungen
der Alexander Kohut Memorial Foundation Bd. II.

Der verdienstvolle Verfasser der „Aramäischen
Pflanzennamen" (1881), die bisher der einzige brauchbare
Ratgeber für jüdische nachbiblische, aber auch
syrische Pflanzennamen waren, veranstaltet jetzt nach
einem erweiterten Plane eine neue Ausgabe, deren zweiter
Band zuerst erschienen ist. Diesmal ist der Stoff
nach Pflanzenfamilien eingeteilt, aber diese werden nicht
nach einem botanischen Systeme, sondern alphabetisch
geordnet. Band II führt von den Iridaceen zu den Papi-
lionaceen, der dritte Band, der zunächst erscheinen soll,
wird Pedaliaceen bis Zygophyllaceen und die Krypto-
gamen, der erste Band schließlich Acanthaceen bis Jun-
caeeen und das hier besonders wichtige Register enthalten
. Der Verf. konnte nun vor allem seiner Arbeit
eine neue Grundlage in der wirklich nachweisbaren
Pflanzenwelt Palästinas und Syriens geben, wie sie
durch die botanischen Arbeiten von Boissier, Tristrain
und besonders Post und Dinsmore festgestellt wurde.
Der Bereich, dem die meisten der zu behandelnden
Namen angehören, war dadurch geklärt. Außerdem
hatten besonders Post, Schweinfurth und ich — meine
Arbeit wird von Löw unter dem Namen Dinsmore's zitiert
— die im Gebrauche befindlichen arabischen Pflan-
zennamen in großem Umfang gesammelt und in ihrer
botanischen Geltung bestimmt. Für das syrische Sprachgebiet
ist eine entsprechende Arbeit noch nicht geschehen
. Damit war die Möglichkeit gegeben, das in
der jüdischen, syrischen und arabischen Literatur vorkommende
Namenmaterial mit größerer Sicherheit als
bisher zu bestimmen. J. Löw hat deshalb seine Arbeit
ganz umgestalten können. Unbenutzt blieb von älterem
Material immer noch der wichtige Dioscoridis Codex
Aniciae Julianae picturis illustratus (Leyden 1906), der,
um 512 in Konstantinopel entstanden, zu seinen schönen
Abbildungen griechische Beschreibungen gibt, und der
um 1500 auch mit arabischen, bez. türkischen Namen
versehen wurde, die bisher noch niemand bearbeitet hat.
Auch Saadjas arabische Bibelübersetzung scheint dem
Verfasser nicht in allen gedruckten Teilen zugänglich gewesen
zu sein. Er hat aber seine Aufgabe noch dadurch
erweitert, daß er die Anwendung der Pflanzen bei den
Juden in Medizin und Aberglauben, Dichtung und
Sprichwort bis zur Gegenwart mit in seinen Bereich zog
und so den neuen Titel „Flora der Juden" rechtfertigte.
Selbst die am Schreibtisch erfundenen hebräischen Pflanzennamen
moderner Hebraisten werden mitgeteilt. Die
Folge dieser Stoffhäufung ist leider verminderte Übersichtlichkeit
. Es wäre wohl den meisten erwünschter
gewesen, wenn die Feststellung der botanischen Werte
für die biblischen und nachbiblischen Pflanzennamen
der Juden Mittelpunkt und Hauptzweck der Arbeit geblieben
wäre. Jetzt wird der Leser durch das mit großer
Akribie aus unzähligen Quellen gesammelte, aber nicht
immer beurteilte und verarbeitete Material oft geradezu
verwirrt. Da der Verf. nicht selbst palästinischer Botaniker
ist, fehlte ihm die Möglichkeit/die in der Literatur
vorkommenden Angaben zu prüfen. Was z. B. der
Geograph Ritter aus Reisebeschreibungen von Halbwissen
! oder Unwissenden kritiklos ausgezogen hat,

wird als wichtiges Material verwendet. Eigene Erhebung
orientalischer Pflanzennamen würde L. auch
gezeigt haben, daß nicht nur dieselbe Pflanze in verschiedenen
Gegenden verschieden benannt wird, sondern
daß derselbe Name in verschiedenen Gegenden nicht
immer die gleiche Pflanze bedeutet — in Palästina genau
wie in Deutschland, endlich, daß noch niemand
festgestellt hat, für welche Kategorie von Pflanzen ein
bestimmter Name im Volksgebrauch gilt. Daraus folgt,
daß mit der Bestimmung eines bei Jerusalem festgestellten
arabischen Pflanzennamens die Bedeutung
eines bei einem syrischen Lexikographen vorkommenden
arabischen Namens noch keineswegs gesichert ist. Da
nicht die Literatur, geschweige die Wissenschaft oder
die Schule, sondern noch immer nur der Volksgebrauch
heut wie im Altertum die Pflanzennamen des Orients
bestimmt, ist hier alles im Flusse. Die Aufgabe, im
heutigen Palästina zunächst an einem Orte festzustellen,
was die Bauern und ihre Frauen von Pflanzen wirklich
kennen und benennen, ist bisher nicht gelöst worden; aber
nur so würde Material entstehen, das sich mit historischem
Stoffe mit Erfolg vergleichen ließe. Glücklicherweise
steht es mit den Bäumen besser als mit den
Sträuchern und den niederen Gewächsen, ihre Bezeichnungen
sind einheitlicher und sicherer festzustellen. Aber
| jeder, der auf diesem Gebiete arbeiten will, wird nach
wie vor in Löw einen Ratgeber von reichstem Wissen
und sorgsamster Stoffmitteilung finden.
Oreifswald. Q. Dalman.

Devimeux, D.: Essai sur les procedes litteraires dont il
parait que MoTse s'est servi pour composer le Livre de
la Genese. Fase. I: Les onze Premiers Chapitres ou les neuf
Premiers Poemes. Paris: P. Oeuthner 1922. (127 S.) ßr. 8°. Fr. 12.50.
Die Einleitung (S. 1—34) handelt in der Hauptsache von den
verschiedenen Formen des Parallelismus (1. lineaire; 2. intrastrophi-
que; 3. interstrophique). Darauf folgt eine französische Obersetzung
von Genesis 1 — 11 in neun, stichisch gedruckten Gedichten mit
einigen Anmerkungen über die poetische Form (S. 35—127). Der
Verf. ist der Meinung, daß die Oenesis „qu'on a considere comme
un recueil informe de morecaux mal cousous, garde au contraire,
d'un bout ä Lautre, une parfaite unitö" (S. 30). Daher schluckt er
den Text mit allen seinen Fehlern. Seine Absicht ist, von der hohen
Kritik wieder ,,au sens propre et litteral" zurückzukehren (S. 8),
aber fast die einzige Probe, die er gibt, ist andersartig: Das Herabsteigen
Jahves in Gen. 11 ,,ne veut pas dire qu'il est reellement
descendu, mais seulement qu'il est toujours present, et pret ä inter-
venir" (S. 122). Seine hebräischen Kenntnisse ersieht man aus der
Obersetzung von 6, 17 ,,un deluge d'eaux" (S. 85) und aus der Umschrift
von 2, 15 „lehabdah" und „leschamrah" (S. 50) oder 6, 16
„Tachettiyyim" (S. 31). Von einem Rhythmus-Takt weiß er nichts,
nur von einem Parallelismus der Form, bei dem die Assonanzen eine
große Rolle spielen. Vereinzelte richtige Beobachtungen, in denen
er z. B. mit Erich Weber (ZATW. 34, 81 ff.) übereinstimmt, werden
durch die Methodelosigkeit entwertet, mit der auch die Genealogien
in Gen. 5 und 10 in kunstvolle Oedichte verwandelt werden,
von offenbaren Textfehlern ganz abgesehen.

Berlin-Schlachtensee. Hugo Oreßmann.

Dürr, Priv.-Doz. D. Dr. Lorenz: Die Stellung des Propheten
Ezechiel in der israelitisch-jüdischen Apokalyptik. Ein Beitrag zur
Erklärung des Buches Ezechiel und zur israelitischen Religionsgeschichte
. Münster: Aschendorff 1923. (XVI, 180 S.) gr. 8°. =
Alttestamentl. Abhandlgn. IX. Bd., 1. Heft. Gm. 6.10.

Gern begegnet man dem Verfasser dieser katholisch
-theologischen Doktordissertation zum zweiten Mal
auf dem Felde des Ezechiel. Denn wenn man auch in
der Beurteilung von ihm abweichen sollte, so erfreut er
den Leser doch durch eine ausgebreitete Gelehrsamkeit
und Belesenheit. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich
mit der Frage, ob und in welchem Sinne Ezechiel als
Vater der Apokalyptik bezeichnet werden darf. Zur
Beantwortung dieser Frage werden in einem ersten Ka-
I pitel die formellen Eigenarten des Buches Ezechiel:
Häufigkeit der Visionen, detaillierte Schilderung des
I Geschauten, Betonung der technischen Faktoren, Transzendenz
Gottes und was damit zusammenhängt (angelus
interpres u. a. m.), die Symbolik und der Stil behandelt.