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Ausgabe:

1924

Spalte:

385-386

Autor/Hrsg.:

Hume, Robert Ernest

Titel/Untertitel:

The World‘s Living Religions 1924

Rezensent:

Clemen, Carl

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Bezugspreise vierteljährlich 7.50 Gm.; 11— s. Fr.; 9 sh.; 2—f; 5.40 FL; 11.50 d. Kr.; 14.40 n. Kr.;

7.50 s. Kr.; 45— Lire; 66.50 tsch. Kr.; 80— finn. Mark.

40 ahra Nr R Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Oöttingen, f. Cnntpruhpr 16V74

tSi Jtllirg. Iii» »u. Nikolausberger Weg 31, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. "• ocpiclliuer lyil.

Hume, The World's Living Religions (Gemen).

Illustrciet Religionshistorie (Mosbcch).

Devaranne, Chinas Volksreligion (Haas).

Klein, Neue Beiträge zur Geschichte und Geographie
Galiläas (Dalman).

Low, Die Flora der Juden (Ders.).

Devimeux, Essai sur les procedes litteraires
dont il parait que Moise s'est servi pour com-
poser le Livre de la Genese (Grelimann).

Dürr, Die Stellung des Propheten Ezechiel
(Duensing).

Thilo, Der Prediger Salomo (Volz).

Windfuhr, Baba meßia (Volz).

Der Koran (Duensing).

Nyberg, Kleinere Schriften (Horst).

R a s c h k e, Die Werkstatt des Markusevangelisten
(Dibelius).

Eitrem, Die Versuchung Jesu (Peterson).

Cadman, The last journey of Jesus to Jerusalem
(Lohmeyer).

Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenes
(Köhler).

Oesterreicher, Sehr anmutige Materie über
das Leiden Christi (Lempp).

Jacobi aVoragine: Legenda Aurea (Ders.).

Büchi, Kardinal Matthäus Schiner als Staatsmann
und Kirchenfürst (Wolf).

Kierkegaard, Leben und Walten der Liebe
(Hirsch).

Görland, Religionsphilosophie als Wissenschaft
aus dem Systemgeiste des kritischen
Idealismus (Kesselcr).

Mitteilung (Hennecke).

Hume, Robert Ernest: The World's Living Religions. An Histo-
rical Sketch with Special Reference to their Sacred Scriptures and
in Comparison with Christianity. New York: Charles Scribner's Sons
1924. (VIII, 298 p.) 8°.

Der Verfasser dieses Buches, Professor der Religionsgeschichte
am Union Theological Seminary in New
York, ist in Indien geboren, hat dort als Missionar gewirkt
und ebenso die andern jetzt noch existierenden
nicJltchristlichen Kulturreligionen durch eigne Anschauung
kennen gelernt. So lag es ihm nahe, zugleich
mit dem Juden- und Christentum eben diese Religionen
(also nicht die doch auch noch lebenden der
Primitiven) darzustellen; doch tat er das weniger nach
ihrem gegenwärtigen Zustand, als nach ihrer Geschichte
und namentlich ihrer ursprünglichen Form und ihren
heiligen Schriften. Man erfährt also, wie überhaupt
auch die nur verhältnismäßig wenige Bekenner zählenden
Religionen (Sikhismus, Jainismus und Parsismus)
ebenso ausführlich wie, ja z. T. ausführlicher als die
übrigen lebenden Kulturreligionen (Hinduismus, Buddhismus
, Konfuzianismus, Taoismus, Shinto, Judentum,
Islam, Christentum) geschildert werden, namentlich
über den Adi Granth mehr als aus andern Religionsgeschichten
— auch dies, dal) die meisten Sikhs noch
ein andres, etwa 100 Jahre jüngeres heiliges Buch,
den Dasam Granth anerkennen. Ferner wird die Geschichte
namentlich des Jainismus und Taoismus, wenngleich
nur kurz, doch eingehender erzählt, als es sonst
üblich ist, während allerdings die des Buddhismus und
Islam nur ganz kurz abgemacht wird. Vor allem aber
liest man doch auch über die jüngste Entwicklung und
den gegenwärtigen Zustand mehrerer Religionen allerlei
Neues.

So berichtet H., daß auf dem Gebiet des Hinduismus 1867
Dr. Atmaram Pandurang in Bombay den Prarthana Samaj, einen
Gebetsbund für innigere Frömmigkeit und gewisse soziale Reformen
gründete, der freilich keine große Bedeutung erlangte. Im Jahre
1916 veröffentlichte Harcndranath Maitra ein Buch: Hinduism, the
World Ideal, und das Jahr darauf rief G.B. Vaidya die Hindu-
Missionsgesellschaft ins Leben, die die ganze Welt hinduisieren will.
Sehr interessant ist auch die Angabc, daß der Taoismus 43 Millionen
Anhänger habe; nur wüßte man gern, worauf sie sich gründet. Als
aus amtlichen Berichten stammend wird die Notiz bezeichnet, daß die
Zahl der Shintotempel in Dörfern von 183 047 im Jahre 1880 bis
zum Jahre 1920 auf 111 181 gesunken, die Zahl der vom Staate
unterhaltenen dagegen in derselben Zeit von 55 auf 105 gestiegen

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war. Und neu war es wenigstens für den Referenten, daß neuerdings
der Professor der Jurisprudenz in Tokyo, Dr. Kakehi den Shinto zu
einer Weltreligion ausgestalten will, die Buddhismus, Konfuzianismus
, die 13 Shinto-Sekten, Christentum, Taoismus und Islam in sich
aufnehmen soll.

Demgegenüber wundert man sich, daß auf S. 269 der Buddhismus
, wenngleich nur im Ganzen, als stagnierend bezeichnet wird,
und darf wohl auch sonst hie und da ein Fragezeichen setzen. So
wird wenigstens von manchen Sinologen bestritten, daß das Chun-
tsiu von Kungtze geschrieben sei; daß es eine mohammedanische
Selbstverwaltung gäbe, kann man doch wohl mindestens mit Bezug
auf die Türkei nicht leugnen, und die Bezeichnung nicht nur von
Krishna und Rama, sondern auch Vischnu und Siva als Inkarnationen
der Gottheit auf S. 56 wird von H. selbst auf S. 260 richtig gestellt.
Ein offenbares Versehen liegt vor, wenn das englische devil von dem
spätpersischen Diu abgeleitet wird, und Bertholets Religionsgeschicht-
liches Lesebuch wird (in einem Wort geschrieben) mit Unrecht als
die ein/ige Sammlung religionsgcschichtlicher Quellen in einem
Band bezeichnet; denn neben ihm steht seit 1912 das Textbuch zur
Rcligionsgeschichtc von Lehmann (und Haas). Daß sonst (wenigstens
in der Appendix) nur englische Literatur angeführt wird, liegt an
dem Zweck des Buches, von dem zum Schluß noch zu reden ist

Es soll zur ersten Einführung in das behandelte Gebiet
, event. unter der Anleitung eines ebenfalls nicht-
fachmännisch vorgebildeten Lehrers dienen: deshalb ist
es in lauter kleine Abschnitte zerlegt, von denen einer
nach dem andern behandelt und abgefragt werden kann.
Auch am Schluß wird noch eine Reihe von weiterführenden
Fragen gestellt, namentlich mit Bezug auf das Verhältnis
der andern Religionen zum Christentum, mit dem
diese auch vorher schon beständig verglichen worden
sind. Allerdings hat das bei so komplexen Erscheinungen
wie dem Christentum auf der einen und namentlich
dem Hinduismus, Buddhismus und Islam auf der
andern Seite seine Schwierigkeit, wie denn auch H.
selbst hervorhebt, daß das, was von der ursprünglichen
Form des Christentums oder anderer Religionen nicht
gilt, manchmal von ihren spätem Ausprägungen zutrifft
, oder daß das umgekehrte Verhältnis zwischen
diesen und jener besteht. Aber im allgemeinen ist diese
Betrachtungsweise natürlich sehr lehrreich, und daß
H. zu ihr eine nicht nur so gründliche und zuverlässige,
sondern auch absolut unparteiische Anleitung gibt, ist
wohl ein Hauptvorzug seines schönen Buches.

Bonn. Carl Clemcn.