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Ausgabe:

1924

Spalte:

337-345

Autor/Hrsg.:

Meyer, Eduard

Titel/Untertitel:

Ursprung und Anfänge des Christentums. 3. Bd.: Die Apostelgeschichte und die Anfänge des Christentums. 1. - 3. Aufl 1924

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von

Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Bezugspreise vierteljährlich 7.50 Gm.; 11— s. Fr.; 9 sh.; 2—$; 5.40 Fl.; 11.50 d. Kr.; 14.40 n. Kr.;

7.50 s. Kr.; 45— Lire; 66.50 tsch. Kr.; 80— finn. Mark.

Aft l.knr Nr 16 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, () A iirriief I07dt

4y. janrg. IM« tu. Nikolausberger Weg 31, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. ZlUguai iyz,t.

Meyer, Ursprung und Anfange des Christentums
(Jülicher).

Cowley, Aramaic papyri of the fifth Century
B. C. (Grelimann).

Semaine d'ethnologie religieuse (Ders.).

Born hau ser, Die Bergpredigt (Dibelius).

Acta Conciliorum Oecuinenicorum (Koch).

B u o n a i u t i, Sant 'Ambrogio (Ders.).

B u o n a i u t i , Apologia del Catholicismo (Koch).

Verso la luce (Ders.).
Seemann, Hugo von Trimberg (Ficker).
Lateinische Gedichte des Mittelalters (Ders.).
Grupp, Kulturgeschichte d.Mittelalters (Ders.).
Vömel, Joh. Caspar Lavater 1741 -1801

(Zscharnack).
Vi gen er, Ketteier (Krüger).

Schweitzer, Bismarcks Stellung zum christlichen
Staate (Hirsch).

Marsson, Die preußische Union (Focrster).

Sapper, Das Element der Wirklichkeit und
die Welt der Erfahrung (Ders.).

Schlund, Die philosophischen Probleme des
Kommunismus (Jordan).

Die neuesten Grabungen in Palästina (Greßmann).

Erklärung (Loofs).

Meyer, Eduard: Ursprung und Anfänge des Christentums.
(3 Bände). III. Bd.: Die Apostelgeschichte u. d. Anfänge d. Christentums
. 1.-3. Aufl. Stuttgart: J. G. Cotta 1923. (X, 606 S.) gr.
8°. Gm. 11.50; geb. 14-.

Nach einem Zwischenraum von 2 Jahren hat Ed.
Meyer dem aus 2 Bänden bestehenden ersten Teil seines
großen Werkes den Schlußteil folgen lassen; er hat diesen
dritten Band der Berliner theologischen Fakultät zum Dank
für die ihm verliehene Doktorwürde gewidmet. An Umfang
steht der 2. Teil wenig hinter dem ersten zurück; an
Wert dürfte er ihn übertreffen. Denn es macht sich auch
bei Meyer geltend, daß er bei der Darstellung des
Paulinismus auf festerem Boden steht, daneben, daß er
sich in unsre Materie immer gründlicher hineingearbeitet
hat.

Was ich in der Besprechung der ersten Bände in
dieser Ztg. 1922, Sp. 513—519 zur Charakterisierung
des Buches nach Zweck, Plan, Standpunkt, Arbeitsweise
, Haltung bemerkt habe, scheint mir auf den
dritten noch zuzutreffen. Wenn der Widerspruch diesmal
sich nicht so leidenschaftlich äußert, wie vor
3 und 2 Jahren, dagegen weithin der Eindruck herrscht,
hier habe M. etwas wirklich Bedeutendes, Durchschlagendes
geliefert, so liegt das in erster Linie daran,
daß eben der Verf. jetzt von S. 209 an in die Darstellung
der Anfänge des Christentums eintritt, wo der
gewaltige Gegenstand auch unter minder starken Händen
sich gespannte Aufmerksamkeit erzwingen würde,
andererseits aber daran, daß er schon in der kritischen
Abteilung dieses Bandes S. 3—206 für seine „positive"
Stellungnahme zu der Frage nach der Glaubwürdigkeit
unsrer Quellen für die Geschichte der Apostel gerade
heut auf eine ungeheure Mehrheit williger Hörer
rechnen darf.

Zunächst nämlich fährt M. mit der Quellenkritik
fort, die den Gesamtinhalt der ersten Bände ausmacht;
Kritik der Apostelgeschichte überschreibt er diesen Abschnitt
, handelt in einem ersten Kapitel über die Apostelgeschichte
und ihren Verfasser, dann über Paulus in
Jerusalem und Rom, die Reisen des Paulus, den ersten
Teil der Apgsch. (Petrus und Stephanus), schließlich
das Apostelkonzil. Aber mit dem 6. Kapitel, der Gründung
der Christengemeinde von Jerusalem, setzt die
rein konstruktive Arbeit ein: das Werden und Wachsen
jder Urgemeinde von Jerusalem auf Grund der Erscheinungen
des Auferstandenen in Galiläa, die Anfänge

ihrer Mission unter den Juden werden beschrieben, sodann
die weitere Ausbreitung nach Norden zu und die Bildung
der Religion des Simon Magus, die Heidenmission
und Paulus, speziell die Missionsreisen des Paulus. Mit
der neronischen Verfolgung des Jahres 64, in der Petrus
und Paulus ihr Ende gefunden haben, schließt dieses
Kapitel; ein folgendes erörtert die Frage des Verhältnisses
der neuen Religion zum Weltreich, die Christenverfolgungen
bis ins 3. Jahrh., das letzte ist den Anfängen
der katholischen Kirche gewidmet, ihre Schicksale
, ihre inneren Gegensätze, ihre literarische Produktion
und ihre Lebensinhalte wie Lebensordnungen, werden
in starken Strichen vorgezeichnet.

Wiederholungen von Einzelnem waren unvermeidlich
; auch seine Entrüstung über die an der Apostelgeschichte
geübte Hyperkritik wiederholt der Verf.
öfter als nötig wäre, aber im Ganzen ist das Buch
höchst geschickt aufgebaut, ermüdende Breite vermieden
und doch nichts für M.'s Zweck Wesentliches
übersehen, die Belege vortrefflich ausgewählt:
Klarheit, Sicherheit, Einheitlichkeit wirken in so hohem
Maß zusammen, daß manchem Leser ein Zweifel an
dem hier gegebenen Bild von den Anfängen unsrer Religion
nicht mehr möglich erscheinen, er sich nur wundern
wird, daß so offen zu Tage liegende Dinge so
lange und so schwer haben verkannt werden können.
In Wahrheit ist bei dem Zustande unsrer Quellen auch
Meyer nicht im Stande, die Anfänge des Christentums
so vorzustellen wie sie wirklich waren; bei seiner Konstruktion
ist seine Phantasie in hohem Maße beteiligt,
auch ist der Abstand zwischen ihm und seinen Vorgängern
, falls man diese nur als eine Gesamtheit nimmt,
nicht einzelne Exzentrische, gar nicht so erheblich, und
der bleibende Wert des Werkes besteht außer in dem
Druck, den die Energie seiner Thesen auf die Nichtüber-
zeugten dahin ausüben muß, daß sie ihre Auffassung mit
ähnlicher Klarheit verteidigen, in der Fülle von Berichtigungen
, die M. auf der ganzen Linie der Überlieferung
an mehr oder minder beliebten Mißdeutungen
geübt hat.

Zwar ist auch er nicht unfehlbar. Z. B. setzt er
S. 627,3 den Episkopat des Hyginus auf 145—150
statt etwa 136—140, traut S. 574 den armen Korinthern
zu, daß sie sich das Schreiben des Römers
Klemens an jedem Sonntag vorlesen ließen, und konstatiert
S. 241,2 eine rationalistische Deutung der Ge-

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