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Ausgabe:

1924

Spalte:

193-198

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Hans (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Eucharisterion. Studien z. Religion u. Literatur d. Alten u. Neuen Testaments. Hermann Gunkel zum 60. Geburtstage. 1. Teil. (Siehe auch Rez. Bauer.) 1924

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Postalischer Erscheinungsort Marburg.

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. ElTianuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Wilh. Heltmüller, Prof. D. Dr. 0. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. O. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Bezugspreise vierteljährlich 12.50 s. Fr.; 10 sh.; 2.25$; 6— FI.; 12.50 d. Kr.; 15— n. Kr.; 8.20 s. Kr.;

50— Lire; 75— tsch. Kr.; 85— finn. Mark.

in I u V, in Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch In Oöttingen, 17 Mai |Q7J

4". Jahrg. Oir. II». Nikolausberger Weg 31, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. "• "IUI l"z.Tt.

i;vx«etaT<ie""' (Bertholet-Bauer).
University of Pennsylvania (MeilSner).
Harnt, The Thirteen Principal Upanishads
(Glasenapp).

Schmitz, Der Freiheitsgedanke bei Epiktet
u. das Freiheitszeugnis des Paulus (Lohmeycr).

Revue d'Histoire Ecclesiastique (Köhler).

Dokumente aus der Decischen Christenverfolgung
(Goetz).

Pachomius (Grützmacher).

John of Ephesus (Krüger).

Trier, Der heilige Jodocus, sein Leben und
seine Verehrung, zugleich ein Beitrag zur
Geschichte d. deutsch. Namengebung (Wenck).

Schultz, Die pfarrechtliche Organisation der
Stadt Jena im Mittelalter (Schornbaum).

Richter, Die Pfarrstiftung Napoleons I. für
Jena (Ders.).

Festschrift des Vereins für Hennebergische Geschichte
u. Landeskundei. Schmalkalden (Ders.).

Bibl, Die Korrespondenz Maximilians II.
(Platzhoff).

Hegel, Sämtliche Werke XVIIIa (Hirsch).
Haymann, Weltbürgertum u. Vaterlandsliebe
in der Staatslehre Rousseaus u. Fichtes (Ders.).

Sawicki, Lebensanschauungen alter u. neuer
Denker (Koch).

B o h 1 i n , Das Grundproblem der Ethik (Mayer,
Straßburg).

Eger, Evangelische Jugendlehre (Bornemann).
N i e b e r g a 11, Das Alte Testament im Unterricht
(Schian).

j.- u q t a t rj (J i " '■■ Studien z. Religion u. Literatur d. Alten u.
Neuen Testaments. Hermann Gunkel z. 60. Geburtstage, dem
23. 5. 1922, dargebracht v. s. Schülern u. Freunden u. in ihrem
Namen hrsg. v. Hans Schmidt. 2 Teile. (1.: Zur Religion u.
Literatur d. Alten Testaments. Mit 1 Abb. im Text u. 5 Abb. auf
2 Taf. 2.: Zur Religion und Literatur d. Neuen Testaments.)
Göltingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1923. (VI, 425 u. 240 S.)
gr. 8°. = Forschungen z. Religion u. Literatur d. Alten u. Neuen
Testaments. N. F. 19. Heft, 1. u. 2. Teil. Gm. 30—; geb. 33—.

/. Teil.

Der Rezensent wird an die Besprechung des stattlichen
Bandes, der Hermann Gunkel zu seinem 60. Geburtstag
(23. Mai 1922) zugedacht war — die Ungunst
der Zeitverhältnisse hat sein Erscheinen verzögert —
nicht hinantreten, ohne seinem Empfänger auch im
Rahmen der ThLZ. herzlichsten Glückwunsch zu entbieten
. Zehn Schüler und Freunde haben sich ver-

und die Legende der Hungernotstelle zeigen, der Stoff
der auf Joseph übertragenen Veziersage aus Ägypten
und besonders aus der Gegend von Heliopolis stammen
kann (Re von H. hinter dem Traumdeuter stehend?).
Damit verbinden sich mannigfache Umgestaltungen der
Sage: Waren auf ihrer ältesten Stufe Jakob und seine
Sohne Schafzüchter, so wird sie jetzt von den Verhältnissen
des Bauerntums beherrscht; die Brüder werden
nicht mehr als Kundschafter sondern als Becherdiebe
verdächtigt; an Stelle der Eltern tritt der Lieblingsbruder
Benjamin; Führer der Brüder ist statt Rüben
Juda usw. Durch Zusammenkoppelung verschiedener
Fassungen und Aufnahme neuen Stoffes (die ägyptische
Erzählung von der Ehebrecherin, die Stammeszüge der
Adoption und der Ansiedelung in Gosen) wird die Sage
allmählich reicher; aber — und damit beginnt der Vereinigt
, um „zur Religion und Literatur des A.T." Gunkel fall der Josephnovelle — ihre Einheit wird zerstört, ein
ihre Gabe darzubringen. Im Gegensatz zu dem sonst ' Verlust, der freilich kompensiert wird durch Veredelung

bei Festschriften Üblichen hatten sie den Vorteil, durch
keinerlei Umfangsbeschränkung gebunden zu sein. Das
macht, dall sich ihre Beiträge z. T. zu Arbeiten größeren
Stiles ausgewachsen haben, über die nur schwer in Kürze
zu referieren ist.

Den Anfang macht üreßmanns Abhandlung über
Ursprung und Entwickelung der Josephsage (S. 1—55),
ein methodologisch reizvolles Stück Stoffkritik, die hinter
die Quellenkritik zurückgreift aus der Erkenntnis heraus
, daß mit der Aufteilung der Sage auf Quellenschriften
, worauf sich die Literarkritik zu beschränken pflegt,
die innern Widersprüche keineswegs behoben seien. Also
gilt es überall einzusetzen, wo die Erzählung einen „innern
Bruch" aufweist. Dieser Art ist z. B. Josephs Sternentraum
, der als Erfüllung voraussetzt, daß der Träumende
schließlich König wird, dem neben den Brüdern
(den Sternen) auch Vater und Mutter (= Sonne und
Mond) huldigen. Ein solches, wie es scheint, nichtisraelitisches
„Königsmärchen" soll einst, bald nach der
Zeit Gideons, auf Joseph, den Schöpfer des gleichnamigen
Stammes, übertragen worden sein. Aber aus
dem König wurde unter dem Wirklichkeitssinn der
Israelit. Sagenerzähler mit der Zeit (Höhepunkt der
Sagenbildung um 900, nach Jerobeam 1.) der Groß

der Charaktere und Vertiefung der Religion.

Das Gesagte gibt nur einen mangelhaften Begriff
der vorgebrachten Kombinationen. Es liegt in der Natur
der Sache, daß sie mehr zeigen, wie es zugegangen sein
kann, als wie es zugegangen ist. So mag man in
vielen Einzelheiten abweichender Meinung sein (zuS. 25
z.B. vgl. Gen. 40,15!). Ganz allgemein aber ließe
sich fragen, ob Gr. an die kompositorische Vollkommenheit
einer israelitischen „Novelle" nicht zu hohe Ansprüche
stellt. Auch ist der Satz, daß das Einfache älter
sei als das Raffinierte (S. 48), vielleicht doch nicht so
selbstverständlich.

Eißfeldt knüpft in „Stammessage und Novelle
in den Geschichten von Jakob und von seinen Söhnen"
(S. 56—77) an Gunkels Aufsätze über „Jakob" und
„die Komposition der Josephgeschichten" an, um das
Problem zu erörtern, ob in diesen Sagen das stammes-
bezw. völkergeschichtliche oder das novellistische Element
das Primäre sei. Die Lösung sucht er auf dem
Wege der Quellenkritik, an der G. in den genannten
Aufsätzen ziemlich achtlos vorübergegangen war in der
Meinung, daß gerade in der Joseph- wie übrigens auch
in der Jakoberzählung die Quellen in den Grundzügen
der Komposition übereinstimmten. Demgegenüber weist

vezier, wobei, wie die Märchen des Papyrus Westcar | E., wie mir scheint, überzeugend die Unterschiede nach,
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