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Ausgabe: | 1923 |
Spalte: | 97-100 |
Autor/Hrsg.: | Höffding, Harald |
Titel/Untertitel: | Der Relationsbegriff 1923 |
Rezensent: | Titius, Arthur |
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Theologische Literaturzeitung
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emänuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin
Mit Bibliographifchem Beiblatt, bearbeitet von Vikar Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen.
Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig Vierteljährlich 600 Mark
Für den Fall der weiter fortfchreitenden Markentwertung behält der Verlag (ich eine entfprechende Erhöhung im Laufe des Quartals vor.
Bezugspreife für das Ausland vierteljährlich 12.50 f. Fr.; 25 fr. Fr.; 10 sh.; 21L, 9
12.50 n. Kr.; 8.75 f. Kr.; 31.25 Lire; 50 tfch. Kr.
6.25 FL; 11.25 d. Kr.;
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/Q IstlEt? IvF 5 I'roteffbr D. H irsch in Göttingen, Nikolausberger Weg 31, zu fenden.
uai ö* Reienfiunseiemplare ausfchlienlici ai. .en vorlag
10. März 1923.
Die für die Umrechnung von Grundzahlen gemeinfam von dem Börfenverein der Deutfchen Buchhändler und dem Deutrehen
Verleger verein feftgelegte Seh lüffei zahl beträgt ab 19. Februar 2000.
Höffding, Der Relationsbegriff (Titius). | Landsberg, Die Welt des Mittelalters und
Raufcbenberger, Über Identität und Kau- „wjr lDcrl-)-
falität (Derl 1 i "oft mann, Der nuitelalteihche Menfch (Derf.).
Glafenapp, Der Hinduismus (Otto). Altaner Der Armutgedanke beim hl. Domi-
V — „ . i .i niKtis (Wenck)
Bö Yin Rä, Das Myfterium von Golgatha | Die ^eziehu^
(Franke).
Wide u. Nilsson, Griechifche und römifehe
Religion (Anrieh).
Jung, Germanilche Götter und Helden in
chrifUicher Zeit (Kauflmann).
Bauer. Islamiiche Ethik III: Erlaubtes und
verbotenes Gut Honen).
Baldensperger, II a rendu temoignage devant
Ponce Pilate (Katteubufch).
R ob in lon, Barnabas, Hermas and the Didacbe
(Anrieh). m
Büchner, Einhards Künftler- und Gelehiten-
leben (Lerche).
— Die Beziehungen des Iii. Dominikus zum
hl. Franziskus von Aififi (Derf.).
Vorträge: Johannes Ficker, Walter Köhler
(Stuhlfauth).
Scheel, Die nationale und übernationale Bedeutung
Dr. Martin Luthers (Clemen).
Schramm, Die llluftrierten Bibeln der deutfchen
Inkunabel-I Irueker i Giemen).
Meyer-Kraemer, Briefe Jakob Burckhardts
an Gottfried und Tohanna Kinkel (Hir ch).
Bruggaier, Aufhebung und Wiedererrichtung
des Domkapitels Eichftätt (Schornbaum).
Prünner, Manuale Juris Canonici (Mirbt).
Aufhaufer, D'e Pflege der Miffionswiflen-
ichaft an der Univerfität (Mirbt).
Hamann, Schliffen (Nohl).
Deuilen, Mein Leben (Hir ch).
Tönnies, Kritik der öffentlichen Meinung
(Piper).
Wach, Der Erlöfungsgedankc und feine Deutung
(Ciemen|.
Lemme, Chriflliche Apologetik (Mulert).
Leilegang, Die Religion im Weltanichauungs-
kampf der Gegenwart (Thimme).
Cadoux, Essays in Christian Thinking (Piper).
Schmitz, Alt haus u. Girgenlohn, Die
Gewißheit der Chr ftusbotlchaft (Siegfried).
l'Houet, Zur Pfychologie des Bauerntums
(Bussmann).
Ehrenberg, Evangelifches I.aienbüchlcin
(Niebergallj.
Ein neuer Tatiantext gefunden I (Lietzmann).
Höffdillfl, Harald: Der Relationsbegriff. Eine erkenntnistbeoretifchc
Unttrluclnmg. Leipzig, O. R. Rnsland 1922 (199 S.) 8". Gz. 1,25.
RauTchenberger, Dr. Wärter: Über Identität und Kauralität.
Leipzig, Felix Meiner 1922 (20 S.) S°. Gz. 0,5.
Höffding unterfucht den Relationsbegriff und die
mit ihm zufammenhängenden Forlchungsprinzipien in
Pfychologie, Erkenntnistheorie, Ethik und Religionsphilcfo-
phiefowie Kosmologie und zeichnet damit nahezu ein Ge-
iamtbi.d feiner eigenen Philofo; hie. Als notwendiges Korrelat
der Synthele ift die Relation eine wefentliche Gedankt
nform. Im Relationsprinzip, d. h. dem Prinzip mög-
lichft erichöpfender Beftimmung des Gegenftandes durch
ein Syftem von genau beftimmten, in Gefetzesform ausgedrückten
Relationen ift die Eigenart des wiffenfehaft-
hchen Erkennens ausgefpiochen. Zu diefem Ziele gelangt
es durch Verwendung des IdentitätsbegrifTs in Form von
qualitätslofen Zahl-, Raum-, Zeit-, Intenfitätsgrößen, die
in aprioriftifcher Synthele zu Reihen geformt und auf
ihre immanente Gefetzmäßigkeit hm gtpiüft werden. Der
Übergang von hier zu gegebenen Gtgenftänden erfolgt
in der Anwendung der Kaufalität. Die Frage, ob je das
Kaufalverhältnis fich refllos in ein Identitätsveihältnis
von Urlache und Wirkung umbilden laffe, verneint H.
mit Kant und Maxwell, betent aber die No wendigkeit
einer möghchft weit getriebenen Rationaliferung in die'er
Richtung. Die letzte Konfequenz einer Unibildung realen
Gelchehens in reine Größengleii hungen, die Authebung
der zeitlichen Sukzeffion in bloß fubjektive Auffaflungs-
weife, ift durch Einftein zum ernften Pioblem der phy-
fikalifchtn F01 lehr ng geworden. Mit dem Reiationspnn-
zip kommt eine gevuffe Unruhe in die wiffenfehaitliche
Arbeit hinein, loiern jedes Urphänomen, von dem die
Forfchung als einem angeblich Letzten ausgeht, notwendig
in den Fluß der Beziehungen hii eingezogen, alfo zum
bloßen Provisorium wird. Aber falfch ift die Behauptung,
daß damit Wahrheit überhaupt unmöglich gemacht werde.
Ihre Ewigkeit beruht vielmehr auf der Kontinuität der
geiftigtn Aibeit und wo die naive Zuverficht auf den
Befitz der Wahrheit einmal geftört ift, gibt es überhaupt
kein anderes Mittel, fich ihrer zu verfichern als das Ziehen
fefter Verbindungslinien von dem umfochtenen Gegen-
fland des Denkens zu der anerkannten Wirklichkeit.
Aber auch für die Gefamtanfchauung von der Welt bleibt
es* doch, woran febon Spinoza fich hielt, eine wichtige
Tatfache, daß .rationales Verftändnis der Welt in gewittern
Umfange möglich' fei. Darüber hinaus fuhrt die Wiffen-
fchaft von den .idealen' Relationen oder Werten, die Ethik.
Wert fetzt Totalität voraus. ÜberdenTotalitätsbegriffhat H.
1917 eine eigene erkenntnistheoretifche Unierluchungver-
öffentlicht, die wichtige Gedanken und intereffante kritilche
Bemerkungen (z.B. überR.ckert, H.Maier) enthalt; dort wird
gezeigt, daß der 1 otahtätsbegi iffzwar der Biologie, Pfychologie
und Soziologie in belonoertm Maße zugehört, aber in
der Po m der konkreten Intuition fchon die Grundlage
alles vorwiffenfehaftlichen Denkens, insbesondere auch
der Ichvorftellung bildet und in der Form willkürlicher
Gedankeubildung das Erkennen bis zu feinen höchften
Höhen begleitet. Wo man von Werten fpneht, wird immer
eine Total.tät mit der Tendenz, fich der Umwelt gegenüber
zu behaupten, vorausgefetzt. Durch den Totalitäts-
begriff ficht alfo auch der Wertbegriff in Zufanimenhang
mit Naturwiffenichaft und Gefchichtsforichung und ift formt
einer R.ationahfierung fähig. Die Grundwerte, welche
alles gemeinlame Werten vorausietzt, entliehen unter
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