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Ausgabe:

1923 Nr. 4

Spalte:

86-87

Autor/Hrsg.:

Zwingliana. Mitteilungen zur Geschichte Zwinglis und der Reformation. 1922, Nr. 1/2. (Bd. IV

Titel/Untertitel:

Nr. 3 u. 4.) 1923

Rezensent:

Bossert, Gustav

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Theologifche Literaturzeitung 1923 Nr. 4.

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Recht wird auch hier hervorgehoben, daß die Uberlieferung
der Rufinhomilien, ebenfo wie die der Überfetzung
von De princ, in Campanien wurzelt. Am Rand des
Textes find die Seiten der Ausgaben von Delarue-Lom-
matzfch notiert, im Apparat aber deren Abweichungen
nur gelegentlich bemerkt. Dies wäre aber überall da
erwünfcht gewefen, wo der neue Text vom alten ftark
abweicht. Z. B. folgen S. 45, 26 hinter depellere bei Lom-
matzfch noch die Worte: ut liber ad ea, quae tibi pro-
mittuntur, loca evolare poffis, die echt fein könnten. Auch
S. 46, 8—13, 87, 1, 260, 29f. weichen die Texte auffällig
von einander ab, hinter S. 46, 16 (fortem) hat Lomm. noch
4V2 Zeilen. Sind das Interpolationen jüngerer HSS.f
Ähnliche Abweichungen find z. B. S. 237; 17. 238, 19 im
Apparate notiert. Für das Verftändnis des Textes hätten
Kommata reichlicher gefetzt fein können, z. B. S. 65, 26.
210, 11. 353, 11; dagegen ift S. 229, 14 und S. 364, 11
(hinter novit) das Komma zu tilgen; fonft ift der Text
gut gegliedert.

Zum Texte gebe ich folgende Bemerkungen: S. 24, 11 1. regale
(et) facerd. nach S. 28, 32; S. 25, 14 1. non contingere wie Lomm.;
S. 45, 11 doch wohl narratur; S. 234, 2 fcheint (viros) nötig hinter
vobis; S. 238, 15 1. ex hoc s., vgl. Z. 18; S. 276, 9 Excolat — a co-
lendo wohl eine in den Text gedrungene Randnote; S. 278, 9 ift ex
unverftändlich; S. 283, 30 fcheint quod et nötig, vgl. z.B. S. 294, 28;
S. 308, 7 ift myfteriis von allen HSS überliefert und nicht zu ändern;
es bezieht fich auf arca Teft. Z. 6, vgl. S. 329, 23 f., 309, 1. 7. 24;
S. 355, 18 warum catechumini? Vgl. auch Reg.; S. 387, 19f. mußte
das hs. bezeugte obaudiendum in den Text gefetzt werden; S. 441, 251.
fchreibe ich: if&drovta xaxä rot . . . iivoxt'/Qia.

Von der Behandlung der Schriftftellen ift im allgemeinen
dasfelbe wie beim erften Teil zu fagen (ThLZ
1921 Sp. 104). Die Unterfcheidung zwifchen wörtlichen
und nicht-wörtlichen Zitaten ift nicht immer richtig durchgeführt
. Warum ift z. B. S. 196, 1 und 2 verfchieden behandelt
? Vgl. auch S. 207, 27. 28. 259, 25. 372, 23. 384, 14.
385, 11. Die Angaben zu Wendungen wie: ficut fupra
oftendimus, fehlen S. 156, 19 f., 234, 29. 266, 15. 344, 19.

Ich gebe folgende Nachträge: S. 4, 12 Num. 1, 3; S. 55, 25 f.
vgl. Ephef. 6, 11 f.; S. 58, 4f. war Exod. 4, 21. 7, 3. Mark. 4, 12 und
Orig., De princ. III i, 7ff. zu vgl.; S. 59, 6 vgl. Num. 16, 45; S. 62
App. Z. 4 v. u. war auch Orig., De princ. III 1, 7 (206, 14fr.) zu notieren
; S. 67, 7—10 vgl. Jef. 11, 1. 2; S. 72, 6f. vgl. Hof. 3, 4 (S. 512,
14 u. Orig., De princ. IV 1, 3); S. 74, 7 foll wohl S. 29, 17f. heißen;
S. 86, 23 f. u. 29 f. vgl. Deut. 32,9; S. 89, 33 f. vgl. Rom. 2, 28. 29;

5. 94, 21. 22 gehört ficut fcr. d. zum Zitat; S. 113, 11 vgl. Hiob 5, 18
(Hos. 6, 1); S. 130, 10 vgl. Matth. 23, 29; S. 165, 21 war eher Jef.

6, 10 zu vgl.; S. 166, 1 Num. 24, 8; S. 170, 1. 6 vgl. Num. 24, 16;
S. 175. 23f. vgl. Matth. 7, 6; S. 197, 4 war S. 196, loff. u. Num. 25,4
zu vgl.; S. 198, 11 vgl. Matth. 26, 52; S. 216, 28 vgl. Gen. 2, 2;
S. 221, 22 vgl. Phil. 3, 19; S. 223, 1. 9 vgl. I Kor. 13, 10; S. 241, 25
vgl. Pfal. 90, 13; S. 242, 3f. vgl. II Kor. 12, 4; S. 254, 13 vgl. Exod.
33> 3i S. 256, 28 vgl. Aelian. De nat. an. II 9; S. 294, 6 vgl. Jof. 1, 3;
S. 320, 13. 20. 25 vgl. Jof. 5, 9; S. 329, 3—5 vgl. Matth. 18, 19. 20;
S. 340, 5 vgl. Matth. 19, 30, Luc. 13, 30; S. 395, 22f. vgl. Jac. 1, 27;
S. 405, 9. i3f. fchwebt wohl Matth. 25, 3. 7 vor; S. 451, 22 Jof. 21, i;
S. 487, 6 f. vgl. I Kor. 14, I4f.; S. 500, 6f. vgl. zu de radice David:
Apok. Joh. 5, 5. 22, 16; S. 505, 16f. vgl. Rom. 9, 3. I Kor. 10, 18;
S. 505, 20—22 vgl. Matth. 13, 24IT.

Dem vorliegenden Band find reichhaltige und forg-
fältig gearbeitete Regifter zu den beiden Teilen beigegeben
. Dankenswert ift hier auch ein kurzer Index für
die Sprache Rufins. der wertvolles Material enthält. Druck-
fehler find verhältnismäßig feiten und leicht zu ver-
beffern.

Ich notiere die wichtigften. S. 77 Teft. 10 1. vgl. I Tim. 6, 11
und korr. das Regifter. S. 242, 12I. ex iis. S. 246, 261. Omnia quae.
s- 247, 27 1. Spiritu. S. 248, 5 1. dicebant. S. 255 Teft. Z. 3. v. o. 1.
no).xe).iai. S. 317 Teil. Z 5 v. 0. 1. circumcifis. S. 362, 61. qui.
S. 368 App. 4. Z. v. u. 1. Löfftedt. S. 392 App. a. E. 26 unklar.
s-394. 25 1. l'x/.egaa S. 410, 211. unoxeaai. S. 418, 30I. vucdtfievat.
S. 420, 25 1. xoi'TO eaxiv. S. 439, i2f., 13 f. ift apopompaeus, vgl. Regifter
S. 566, fehlerhaft. S. 462, 29 1. xextjQtjxöxmv. S. 477, 9 1. Chrifto.
S. 513 App. 19 ift wirklich anlos ft. angelos überliefert?

Bewertet man die Gefamtleiftung des Hrsgs. fo hoch,
wie fie es verdient, dann kann man nur dringend wün-
fchen, daß der S. XXXIV angedeutete dritte Band der
at. Origeneshomilien uns recht bald von derfelben fachkundigen
Hand gefchenkt werden möge.

Weimar. Paul Koetfchau.

Macchioro, Vittorio: L'eresia noetiana. (22 S. 8°.) .Neapel,
Libreria Detken & Rocholl 1921.
Hippolyt Phil. IX, 6 sqq leitet den modaliftifchen
Monarchianismus in der Form, wie er von Noet vertreten
wurde, von Heraklit her und erklärt, Noet fei
nicht ein Schüler Chrifti, fondern Heraklits. M. fucht
nun in feiner reizvollen Unterfuchung — einem Sonderdruck
aus der Zeitfchrift ,Gnosis' Jahrg. I, Heft 2 —, zu
zeigen, daß diefes Urteil in ganz anderem Maße das
Richtige treffe, als es die modernen Dogmenhiftoriker
wahr haben wollen. Zugleich ift er beftrebt, aus diefer
Erkenntnis Lichter zur Erhellung des ,Dunkeln* von
Ephefus zu gewinnen. Noet führt allerdings keine Stellen
aus Heraklit zur Verteidigung feiner Lehre an, aber es
find heraklitifche Gedanken, die ihn leiten. Und Hippolyt
kennt die heraklitifchen Stellen, die er anführt, nicht
durch ftoifche Vermittlung, fondern aus Heraklit felber,
und zwar kommen fie aus ein und demfelben Kapitel oder
wenigftens aus derfelben Schrift, worin ihm der ganze
Geift Heraklits ausgefprochen zu fein fcheint. Es muß
dort ein Mythus geftanden haben, in dem ein ,Vater'
und ein ,Sohn' unterfchieden und doch wieder identifch
erfcheinen und der ,Sohn' ftarb und durch den Willen
des Vaters wieder lebendig wurde: der orphifche Mythus
von Zagreus, dem Sohne des Zeus und der Core, der
von den Titanen zerfleifcht und von feinem Vater wieder
ins Leben zurückgerufen wurde, und der bald von ihm
unterfchieden bald mit ihm in eins gefaßt wird. In der
Tat kommt bei Hippolyt das Fragment (52) von dem Alcöv
genannten würfelfpielenden Kind, dem die Herrfchaft be-
ftimmt ift: nachDamascius oi irtoXoyoi rovg noXviioocpovg
%-eovg almvag xaXovöi, und von dem getöteten und wieder-
erftandenen Dionyfos, der mit Zeus geeint und doch
wieder von ihm verfchieden erfcheint, fagt Proklus: o
jiazfjQ Iöqvll t£ avrbv Iv reo ßaOiXsko ihnövm xal Ey%£loLCßi
rb oxejctqov xal ßadXta Stotel rcöv tyxoöLiUov aoiävrmv
{Xecöv. Damit ift der ,Sohn' gefunden. Der ,Vater' aber
findet fich in dem bekannten von Hippolyt angeführten
Fragment (53): üoXelioe jiarr)Q xal ßaoiXtvg jiävrmv xrX.
Denn der IlbXeuog, der Vater aller Dinge, ift nicht der
Krieg, fondern — Zeus. (Chryfipp: top jcÖXeliov xal
rbv Ala reo avebv elvai.) Damit fpringt nach M. wie der
Zufammenhang Noets mit Heraklit, fo der Zufammenhang
Heraklits mit der orphifchen Gedankenwelt in die Augen.
M. ftellte feine Unterfuchung nicht um Noets, fondern
um Heraklits willen an — fie ift das erfte Stück feiner
.Studien zu Heraklit' —, aber durch ihre überrafchenden
Ergebniffe ift fie für die Dogmengefchichte ebenfo wertvoll
wie für die Gefchichte der griechifchen Philofophie.
Eine gewiffe Gedankengemeinfchaft zwifchen Noet und
Heraklit fteht außer Zweifel. Fraglich fcheint mir nur, ob fich
Noet ihrer bewußt war. Sehe ich recht, fo will nicht
einmal Hippolyt das behaupten, fondern nur die tatfäch-
liche Übereinftimmung gegen ihn ausfchlachten. Und
von feinen Anhängern fagt er ausdrücklich, daß fie davon
keine Ahnung hätten (IX, 9). Damit wird aber auch die
Kennzeichnung der Irrlehre Noets als eines verblümten
Gnoftizismus fraglich.

Zur Gleichung At(üj:=Chriftus vgl. die Studie Karl Holls über den
UHprung des Epiphanienfeftes (Sitz.-Ber. der preuß. Akad. d. Witt".
1917, 402—438): in der Nacht vom 5. zum 6. Januar wurde im Koqüov
zu Alexandrien die Geburt des Alwv aus der Äöpr/ gefeiert und das
gab vielleicht die Veranlagung zur Feier des Epiphanienfeftes am
6. Januar.

München. Hugo Koch.

Zwingliana. Mitteilungen z. Gefch. Zwingiis u. d. Reformation. 1922.
Nr. 1 u. 2. (S. 65—128) Zürich, Berichthaus.

Der neue Jahrgang bietet zunächft eine Abhandlung
von Ernft Waller über den Sinn des Cymbalum mundi
von Bonavent. des Periers mit dem Nachweis, daß es
ein Spottgedicht auf Calvin und alle theologifchen
Streitigkeiten über Dinge, die doch unerforfchlich find,
aus der Feder eines Skeptikers, der durch Selbftmord
endet, fein follte. Für die Graubündner Reformations-