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Ausgabe:

1923 Nr. 3

Spalte:

65

Autor/Hrsg.:

Hessen, Johannes

Titel/Untertitel:

Hegels Trinitätslehre 1923

Rezensent:

Schweitzer, Karl

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Theologifche Literaturzeitung 1923 Nr. 3.

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die Landgeiftlichen für ihre befondere Aufgabe zu erziehen
. Allen Freunden der Dorfkirche möchte ich diefes
fchöne und fehr anregende Heft befonders empfehlen.

Die 3 kleinen Hefte Question Time in Hyde Park
führen mitten hinein in die Praxis eines chriftlichen Volksredners
im Hyde Park zu London. Nach einer kurzen
Anfpräche oder einem Vortrag find ihm aus dem Volke
Fragen geftellt worden und er hat fie jedesmal kurz beantwortet
. Die Fragen und Antworten druckt der Verf.
nun hier in fachlicher Ordnung frifch nach dem Leben
ab. Aus der Frageftellung kann man viel lernen, nicht
weniger aus der kurzen praktifchen Art zu antworten.
Deutfche Gründlichkeit fehlt und viel überpraktifche eng-
lifche Naivität macht fich geltend. Aber wir können
daraus viel lernen für praktifche Apologetik in Volksver-
fammlungen. Die behandelten Probleme beziehen fich
auf die Bibel, die Perfon Chrifti, Gott und allgemeine
Weltanfchauungsfragen.

Die letzte Schrift ift hervorgegangen aus der Praxis
der Kriegsjahre. Sie enthält eine fehr gute Zufammen-
faffung der Hauptgefichtspunkte für den Kampf um die
Reinheit. Auch enthält fie vier treffliche Anfprachen von
Feldgeiftlichen über den Gegenftand. Das Schriftchen
fei allen empfohlen, welche in dem Kampf um die Reinheit
auch unferes Volkes mitwirken wollen.
Greifswald. Ed. von der Goltz.

Heffen, Priv.-Doz. Dr. Johannes: Hegels Trinitätslehre. Zugleich

eine Einführung in Hegels Syflem. (Freiburger Theologifche Studien
, 26. Heft.) (VIII, 46 S.) 8". Freibuig, Br.; Herder & Co.
1922. Gz. 2,4.

Die Schrift des katholifchen Philofophen an der Uni-
verfität Köln zeigt eine gründliche Kenntnis des Stoffes
und gibt eine nahezu vollftändige Darftellung; alle wefent-
lichen Gedanken Hegels über die Trinität werden klar
wiedergegeben. Herangezogen werden I. die Phänomenologie
, 2. die Enzyklopädie, 3. die Philofophie der Ge-
fchichte, 4. die Philofophie der Religion.

Die Kritik an der Hegelfchen Trinitätslehre felbft
ift freilich nur fchwach angedeutet, mehr behauptet, als
bewiefen. Etwas naiv mutet die Berufung auf den con-
sensus omnium S. 38 ff. an. Daß im wefentlichen die
Neukantianer als Kronzeugen gegen Hegel herangezogen
werden, verwundert um to mehr, als Seite 1 und Seite 4
der Einleitung davon die Rede ift, daß der ,von allen
Seiten totgefagte Hegel' wieder auflebe. Danach erwartet
man mehr als ungeprüftes Nachfprechen der altbekannten
Schlagworte, daß Hegel ein Vertreter des
intellektualiftifchen Typus fei (S. 41 und S. 5), daß die
«Dialektik heutzutage allgemein als überwunden gilt.'
(S. 38). Gerade wenn, die dialektifche Methode die tieffte
Wurzel der Hegelfchen Trinitätslehre darfteilt' (S. 12),
mußte diefe tieffte Wurzel auf ihren Wahrheitsgehalt
unterfucht werden. S. 32 fr. wird die fchwierige Frage
angefchnitten, inwieweit bei Hegel die zweite Perfon
der Trinität mit der Welt gleichgefetzt wird. Diefe Frage
wird verneint. Im ganzen kann man fleh zwar freuen,
• daß Hegel wieder gelefen und auch von katholifcher
Seite wiffenfehaftlich bearbeitet wird, aber mit einer
bloßen Ablehnung wird fein Wiederaufleben fchwerlich
verhindert werden. Dazu birgt die Hegelfche Gedankenwelt
zu viel in den letzten Jahrzehnten von der Wiffen-
fchaft zu ihrem eigenen Schaden totgeschwiegenes Gut.
Potsdam. Carl Schweitzer.

Steffes, D. Dr. J. P.: Eduard von Kartmann, Religionsphilofophie

des Unbewußten. Auf der Grundlage feiner induktiven Metaphy-
f>k dargeftellt und kritifch gewürdigt (XII, 572 S.) 8". Mergentheim
, K. Ohl inger. Gz. 5.
Der katholifche Philofoph fleht in E. von Hartmann
gerade wegen feiner weitgehenden Verwandtfchaft mit
dem Chriftentum den gefährlichften Gegner unter den
modernen Philofophen. Er begnügt fich deshalb auch
nicht mit einer Widerlegung der eigentlichen Religionsphilofophie
H.s, fondern geht gegen das ganze Syftem
vor, vor allem gegen die erkenntnistheoretifche Grundlegung
der Metaphyfik, in der er die Wurzel aller Irrtümer
findet. H.s Hauptfehler fei die Ableitung des
Geiftes aus dem Willen, des Bewußtfeins aus dem Unbewußten
. Dem wird — freilich in reichlich dogmatilcher
Art — der Standpunkt des thomiftifch-arioftotelifchen kri-
tifchen Realismus entgegengeftellt, der all den von H.
aufgewiefenen Schwierigkeiten der Welterklarung beffer
gerecht werde als der konkrete Monismus.

Aber St. begnügt fich nicht, die Giundpofitions H.s
zu erfchüttern, fondern will nun auch noch allen Einzelheiten
des Syftems eine umftändliche Widerlegung zuteil
werden laffen. Dadurch erzeugt feine Kritik den ficher
nicht beabfichtigten Eindruck, als fei H.s Philofophie
eine Kette von Irrtümern und Mißverftändniffen, ohne
inneren Zufammenhang, kurz das Werk eines Dummkopfes.
Auch im Einzelnen ift St. nicht immer glücklich. So
will ja zum Beifpiel H. gar nicht rein induktiv verfahren,
wie ihm das St. immer wieder imputiert. Ebenfo ift die
Identität von Gnade und Glauben, das feltfame Ineinander
von Eigenbeftimmtheit und Gottbewegtheit des menfeh-
lichen Willens, dem Verf. völlig unzugänglich.

So hinterläßt drs Werk einen unbefriedigend-fchmerz-
| liehen Eindruck: Welch eine Fülle von Kenntniffen und
Erkenntniffen, welch eine Menge nicht nur von Fleiß
und Scharffinn, fondern auch von Geift: und doch kommt
es nicht zu einer wirklich wiffenfehaftlichen Metaphyfik
, die man — wenn auch nur in polemifcher Ge-
ftalt — erwartet, fondern in den beften Fällen nur zu
dem Nachweis, daß die gegnerifche Pofition unhaltbar fei.
Güttingen. . Piper.

ReinTtadler, Prof. Dr. Seb.: Elementa Philosophiae Scholasticae.

Vol. II: Contincns Anthropologiam, Theologiam naturalem, Et-
hicam. (XX, 556 S.) kl. 8°. Freiburg i. B., Herder & Co. 1920.
Diefes Buch ift in der TLZ noch nie befprochen worden. Sein
elfter Band ift mehr philofophifeher als theologifcher Art; er behandelt
die fcholaftilche Logik, Noctik, Ontologie und Kosmologie und ift
gleichzeitig mit Bd. II in 9. und io. Auflage erfchieneu. Die 1. Auflage
kam 1901 heraus. Diefe hohe Auflagenziffer rührt natürlich davon
her, daß ein derartiges Buch den theologifchen Stminariftcn zur An-
fchaffung vorgefchrieben ift. Aber auch feine Kürze, Klarheit, Litera-
turnotizen (neben deutfehen befonders viele franzofifchc, aber nicht
mehr ganz nach neuestem Stand), Bezugnahme auf Zeitfragen mögen
es den Kreifen, für die es beflirnmt ift, empfohlen haben. So trimmt
es z. B. in der Ethik bereits Stellung zu den Fragen des Volkerrechts;
fehr eingehend ferner zum Eigentumsrecht und Sozialismus, zur Staatsgewalt
und perfönlichen Freiheit. Der Standpunkt des Verfaffers ift
natürlich der katholifch-kirchliche; zwei bifchof liehe Approbationen, von
Metz und von Freiburg, beftätigen dies. Immerhin wird die Abftam-
mungslehie nicht ganz abgelehnt, fondern in der gemäßigten Weife
E. Wasmanns S. J. befürwortet (S. 76); ihre Ausdehnung auf den Men-
fchenleib jedoch verworfen, wenn auch für an lieh möglich erklärt (S. 205).
Der entropologifche Gottesbeweis wird verteidigt (S. 270). In der Lehre
vorn coneursus divinus neigt R. dem Molinismus zu (S. 341). Das
lesbare Latein läßt fich durch die Zweifprachigkeit des Bistums Metz
rechtfertigen.

Binsdorf (Württbg.) Wilhelm Koch.

Kolb, Viktor: Die Gottesbeweile mit befonderer Rück ficht auf die neu-

eften Ergebniffe der Naturforfchung. 2., umgearb. Aufl. (184 S.) 8".

Graz, Ulr. Mofer.
Das find acht volkstümliche, für den Druck erweiterte Vorträge,
die der Jefuit Kolb in Wien vor Männern gehalten hat. Sie enthalten den
Gottesbeweis ex cousensu gentium (1), den kosmologifchen (2.3), teleo-
logifchen (4—7) und den pfychologifchen (8) Gottesbeweis. Der Redner
hielt diefe Beweife für unwiderleglich und fertigte deshalb ,die gottes-
leugnerifchen Profefforen' wie fimple Schulbuben ab. Im Vorwort der
gedruckten Vorträge wird aber immerhin ein zum Glauben bereites Gemüt
als notwendige Vorausfetzung für das Verftändnis diefer ,Gottes-
beweife' anerkannt. Darnach ift ihre Eigenkraft doch nicht bezwingend.
Binsdorf (Württbg.) Wilhelm Koch.

Spranger, Eduard: Der gegenwärtige Stand der GeifteswilTen-
fchaften und die Schule. (57 S.) 8». Leipzig, Teubner 1922. Gz. 0,8.
In diefer überaus inhaltreichen Schrift wendet Spr.
feine bekannten Grundgedanken in einer Weife auf die
Aufgabe der Bildung an, die jedem Erzieher, auch dem
kirchlichen Volkserzieher von Wert fein muß. Der erfte