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Ausgabe:

1923 Nr. 3

Spalte:

55

Autor/Hrsg.:

Sachße, Eduard

Titel/Untertitel:

Die Bedeutung des Namens Israel 1923

Rezensent:

Horst, Friedrich

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55

Theologifche Literaturzeitung 1923 Nr. 3.

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etwa ein II: . . dans le monde oräental folgen. Vielmehr
foll der zweite, bereits für das Jahr 1923 angekündigte
Band betitelt fein: L'etude comparee des religions.
II. Ses methodes.

Was den Geift anlangt, in dem die Darftellung gehalten
ift, mag es genügen, einen Satz der Vorrede
anzuführen: ,Pretre catholique, nous avons les notres
(i. e. convictions) (et l'etude que nous venons d'achever
est loin de les avoir ebranlees); mais nous n'avons voulu
ni assumer i c i la täche de les justiner, ni renoncer a
entrer en rapport avec ceux qui sont d'un avis different.
Force nous etait donc de nous en tenir au point de vue
empirique'. Alles in allem, eine Arbeit, für die man dem
fleißigen und verftändigen Autor, der vergleichende
Religionsftudien freudig bejaht, aufrichtig dankbar fein
kann. Das Vertrauen kann man fchon jetzt haben, daß
auch der zweite Band nicht enttäufchen wird. Zu wün-
fchen wäre, daß ihm ein Gefamtfchlußregifter nicht fehlt,
das man einftweilen mißt, das nun aber freilich auch ganz
und gar keine kleine Arbeit fein würde, eine Arbeit, die
dem Verfaffer auch nicht leicht ein anderer wird abnehmen
können.

Leipzig. H. Haas.

Sachße, Friv.-Doz. Lic. Eduard: Die Bedeutung des Namens Israel.

Eine geographifch-gefchichtliche Unteriuchung. (91 S.) 8U. Gütersloh
, C. Bertelsmann 1922. Gz. 1.60
Nachdem S. in feiner 1910 erfchienenen gleichnamigen
Arbeit den Namen Ifrael als urfprüngl. Volksnamen auf-
gewiefen hat (vgl. O. L. Z. 1912, Sp. 321/2), fucht er in dem
vorliegenden zweiten Teile feftzuftellen, welchem Volk
oder Lande diefer Name zukommt. Als Ausgangspunkt
nimmt er dafür die Zeit, wo der Begriff Ifr. die größte
politifche Bedeutung befaß, nämlich die frühefte Königszeit
. Als Aufgabe ergibt fleh darum zunächft, im einzelnen
genau die Grenzen Ifraels feftzuftellen. Über diefe
Ausführungen kann man zufammenfaffend wohl fagen, daß j
fie mit großer Sorgfalt und Vorficht geführt find. Auf 1
Grund des wenigen hierfür in Betracht kommenden Ma- ;
terials zeichnet der Verf. das bisher erarbeitete Bild etwas
ftärker nach und gibt auch ein paar beachtenswerte Ver-
befferungen; erwähnt fei z. B. 'äpcq (fiq.) als Punkt der
Oftgrenze. Auch 'ad lebo hamat = bis zum Gebiet der
Polis hämät, wie zur Zeit Davids die Nordgrenze tatfäch-
lich verlaufen fei, ift anfprechend. — Im zweiten (hifto-
rifchen) Teil wird dann die Frage behandelt, ob gewiffe
Gebietskomplexe, ,die unter David zu Ifrael gerechnet
wurden, vorher nicht dazu gehört haben': Oftjordanland
und Juda. Für das erftere wird dabei durchaus anerkannt
, daß ,Ifrael als Landesname den Bezirk des Oft-
jordanlandes möglicherweife urfprünglich nicht mit umfaßt
' hat (S. 55). Die Zugehörigkeit Judas und feine
Sonderftellung werden eingehend begründet (es ließe fleh
zwar noch das eine oder andere Argument hinzufügen,
andrerfeits konnten die .ethnologifchen Gründe' wegbleiben,
da wir auf diefem Gebiete doch nichts wiffen).

Das Endergebnis: Jfrael ift von vornherein der
Name des Jahvebundes' (zumal wegen der fpäteren reli-
giöfen Verwendung des Namens). Die zum Beweis dafür
mit herangezogene Etymologie Ifrael = 'el iäSär (vgl.
Sachße in Z. A. W. 1914, S. iff.) ift allerdings durchaus
nicht über jeden Zweifel erhaben, mir fogar trotz allem
höchft bedenklich. Aber auch die andern Gründe (auch
die Folgerung aus der Stellung Judas) find mir für diefes
Refultat genau fo wenig einleuchtend. Zwingend widerlegen
läßt fleh freilich in Fragen der altteftl. ,Eiszeit'
nichts, man kann letztlich nur andere Vermutungen aus-
fprechen und wahrlcheinlich machen.

Bonn a. Rh. F. Ilorft.

Smith, Powes, j. m.: The Religion of the Psalms. (Vir, 170 S.)
kl. 8°. Chicago, University Press 1922.
Aus Vorträgen vor einem größeren Kreife hervorgegangen
foll dies Buch über jenen Kreis der erften |

Hörer hinaus Verftändnis und Liebe zu dem Pfalmbuch
erwecken. Dabei geht des Verfaffers ausdrückliche Abficht
darauf aus, die Pfalmen fo zu verftehen und zu erklären,
wie fie von den Dichtern und jüdifchen Hörern und Lefern
verftanden wurden. Er verflicht das in 5 Teilen (I. the
hymn book of the second temple 1—32; II. The sweet
singer of Israel 33—62; III. Sufferiny and song 63—95;
IV. The psalms and immortality 96—128; V. The idea
of God in the psalms 129—157). Am Schluß ein Literatur
-, Sach- und Stellenverzeichnis.

Man darf wohl fagen, daß der Verfaffer im Ganzen
feine Abficht erreicht. In ruhigen, klaren Darlegungen
bietet er die Refultate der neueren Forfchung, auch
eigene, wohlbegründete Auffaffungen.

Gut und richtig ift es, daß er in Teil I aus dem
Zweck des Pfalters (Gemeindebuch) herleitet, daß die
Lieder immer wieder überarbeitet und zu dem jeweiligen
Gebrauch zurechtgeftutzt wurden und daß man in einem
folchen Buch nicht die höchfte poetifche Höhe und reli-
giöfe Tiefe, wie bei Hiob und den Propheten erwarten
darf. Ein Gefangbuch will keine Probleme bieten.

Der wirkliche David, wie er gut in Teil II nach Samuel
, und König. 1—2 gezeichnet wird, paßt nicht zu
dem Pfalmenfänger. Mögen felbft Lieder des Sängerkönigs
(oder Teile davon) im Pfalter flecken, fo müßten fie für
die Zwecke der Gemeinde fo ftark verändert fein, daß
David fie felbft nicht wieder erkannt hätte. Gegenüber
der Behauptung, daß im Pfalter nirgends die Unfterblich-
keit und das Leben nach dem Tode — Hadesleben kann
als folches nicht gelten — (Teil IV) erwähnt fei darf man trotz
Smith doch wohl auf Pf. 49 und 73 verweifen. Anderfeits ift
die Behauptung (S. 124t.), die Gedanken über ein Fortdauern
nach dem Tode feien ein Teil der primitiven
femitifchen Religion, nicht zutreffend. Die Hadesvorftellung
der Babylonier geht wohl auf fumerifche Grundlage
zurück.

Auch gegen Teil V hat man bei Zuftimmung im Allgemeinen
doch mancherlei Bedenken im Einzelnen. So
vollkommen, wie Verf. annimmt, find die polytheiftifchen
Anfchauungen in der nachexilifchen Gemeinde nicht ver-
fchwunden, daß nicht Refte davon noch im Pfalter nachweisbar
wären, fo z. B. trotz Smith auch in Pf. 82.

Bonn. Meinhold.

Volz, Prof. D. Paul: Der Prophet Jeremia. 2. Aull. (VIII, 55 S.)

gr. 8". Tübingen, J. C. B. Mohr 1921. Gz. 1,2.

Das Büchlein kam gegen Ende des Krieges heraus. Auch in 2.
Aull, noch vor V.' Jeremia-Kommentar erfchienen, bringt es deffen Gehalt
auf einen knappen, gemeinverftandlicb.cn Ausdruck. . Es ift in
fchlichter Sprache und eindrucksvoller Warme gefchrieben, der Perfdn-
lichkcit feines Helden angemeffen. Vf. weiß in dem Reden und Ringen
diefes ,Propheten des Gehorfams' den I.efcr/.u den Tiefen hinabzuführen,
in denen Jeremias Wefen wurzelt, und fo den Zweck der kleinen Schrift,
die Jeremia-Geftalt für die harte Gegenwart lebendig zu machen, vollauf
zu erreichen. ■— Auf Einzelheiten einzugchen, erübrigt fich, nachdem
der Kommentar hier vor kurzem befprochen wurde.

Berlin. H. W. Hertzberg.

Weinel, H.: Biblilche Theologie des Neuen Teftaments. Die Religion
Jefu und des Urchriftentums. 3., durchg. verb. u. teilw. umge-
arb. Aufl. gr. 8°. Tübingen, J. C. B. Mohr 1921. Gz. 9; geb. ii,

Feine, Prof. D. Dr. Paul: Theologie des Neuen Teftaments. 4., neu

bearb. Aufl. (XIV, 456 S.) gr. 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs 1922.

Gz. 10; geb. 13,5.

Die neuteftamentlichen Theologien von Weinel und
Feine haben fich zweifellos auf dem akademifchen Büchermarkt
von heute durchgefetzt. Der Student, der fich
dazu entfchließt, ein derartiges Werk zu erwerben, wird
in der Regel nur zwifchen ihnen beiden wählen. Sie find
etwa zur gleichen Zeit erftmalig in der Öffentlichkeit erfchienen
, Feines Buch 1910, um 1911, 1919 und 1922
Neuauflagen zu erleben, Weineis Grundriß 1911, um dann
1912 und wieder 1920/21 feinen Leferkreis zu fliehen. Ein
folcher Erfolg ift fchon ein gewiffer Gradmeffer des Wertes.
Und in der Tat darf man von beiden Verfaffern fagen,
daß fie unabläffig beftrebt gewefen find, ihre Arbeit auf