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Ausgabe:

1923 Nr. 3

Spalte:

54-55

Autor/Hrsg.:

Pinard de la Boullaye, H.

Titel/Untertitel:

L‘Étude comparée des Religions. Essai critique. I: Son histoire dans le monde occidental 1923

Rezensent:

Haas, Hans

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Theologifche Literaturzeitung 1923 Nr. 3.

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fenes wSh-Ei vorausfetzt; felbft in g fteht dolet nur als Variante neben
dem urfprünglichen parturit. 835 zu ziq r)ßäq %mqi<tet and xt'/g ayä-
ntjs xov ypioxov ift angemerkt ypioxov] irsov r//s tv ygunm irjaov B:
Das ift alles! Es muß heißen: ypiaxnv] Veov S Grr, ,'/eou tjjc sv ypioxvj
inOOV B Origlat Angefichts der'zahllofen Quisquilien, die fonft notiert
find, darf man fordern, daß die auch fyntaktifch intereffanten Varianten
von fxevovrye 920 nicht verfchwiegen werden, io,-, ift ftatt KL/7 zu lefen
KLP. 12,3 yoaiats] ßVEiatc, D* FC Hil Aug gibt wieder ein fchiefes
Bild, als ob 'die Lesart nur bei Lateinern begegne: zu nennen waren
auch Acta Pionii Diodor. Theoditrops. Chrysost. al., alfo ,Grr.' I217
ift die Variante von FG d i>g notiert, aber -f- evomiov xov {tsov xai
A darf nicht fehlen. 13,3 ev EQiai xai £17/0 <e B (Cypr) Ambr. Cyprian,
der certarninibus et zelo lieft, könnte fehlen, oder den Ägypter Clemens
hier wegzulaffen ift unerlaubt Im nächften Vers wird er doch zitiert,
warum hier nicht? I44 wird als Zeuge für ,'>eoc ftatt avoioc; auch syP
zitiert: Das fteht allerdings auch fo bei Tifchendorf, aber da ift syP
Sigle der Harclensis, während V. die Pefchito mit syP bezeichnet:
Die lieft aber xvpioi. Das kommt davon, wenn man die ( berfetzungen
nicht felbft vergleicht! Bei 149 ift die Formulierung fowohl des Textes
eintita Wv [xai avtox 7] eU; (je v wie des Apparates fo ungefchickt, daß fchwer-
lich jemand daraus die Genefis der verfchiedenen Lesarten begreifen wird.
i621 fin.] + xai ai EXxXndiai naoai xov j>£Oi> ift falfch, es muß
heißen x. a. £ 7t. rot; yoiaxov DG. Die Notizen über die Doxologien
und ihre Stellung find nicht ausreichend zum Verftändnis.

Das ift nur eine kleine Blütenlefe von Anftößen, die
eine oberflächliche Nachprüfung einiger Stichftellen nur
des Römerbriefs ergab: was würde erft eine genaue
Nacharbeit erbringen! Aber es genügt wohl zur Begründung
des Urteils, daß diefe Handausgabe ihren
Zweck in keiner Weife erfüllt, weil fle ohne klare Grund-
fätze und nicht mit der unerläßlichen Sorgfalt angefertigt
ift. Wir brauchen zur Erziehung unferer Studenten etwas
fehr viel Befferes, als ein eilfertig hergeftelltes Exzerpt
aus Tifchendorf. V. wird mir vielleicht entgegenhalten,
er hätte dann eben ,totidem annos quot menses1, (S. VIII)
auf die Arbeit verwenden müffen. Ich antworte, daß das
allerdings meine Meinung ift, denn ich weiß aus eigener
Erfahrung, wieviel Zeit folche Arbeiten koften, und daß
die Wiffenfchaft nicht mit fleh handeln läßt. Wer für
die fachgemäße Erledigung einer Aufgabe nicht die erforderliche
Zeit aufbringen kann, foll fle nicht in Angriff
nehmen. Diefe Ausgabe, die ich mit freudigen Erwartungen
zur Hand nahm, hat mir eine fchwere Ent-

täufchung gebracht.--

Die bilingue Ausgabe fetzt neben den griechifchen
den lateinifchen amtlichen Vulgatatext, ohne jeden kri-
tifchen Apparat — ein kräftiger Rückfehritt gegen Neftle,
der doch die Varianten der Sixtina, Wordsworth und
Whites, Tifchendorfs, Lachmanns und der Codices Am
und Fu unter dem Texte gibt. P. Fonck hatte in der
Biblica 1921, Heft 2 S. 240'nach einer Befprechung der
1. Auflage den Wunfeh geäußert, ,ut ad textum graecum
mox versio latina curis criticis edita accedere possit,
quo gratius et utilius, potissimum studiosis, opus evadat'.
V. gibt auf die Forderung nach curae criticae die erftaun-
liche Antwort: ,ne id ad effectum adduci possit, leges
ecclesiae obstare dolendum est'! Gemeint ift damit natürlich
das Verbot, ,ut lectiones variae ad marginem ipsius
textus minime adnotentur' am Schluß der Vorrede der
Clementina: aber da gerade dort ausdrücklich die Beigabe
von biblifchen Parallelen (concordantiae locorum)
und variae lectiones nebft andern Hilfsmitteln des Studiums
mit anderen Typen (alio generc characteris) ausdrücklich
geftattet wird, und zwar ita tarnen, ut lectiones variae
ad marginem textus minime adnotentur, fo ift abfolut
klar, was diefe ,lex ecclesiae' will. Die Varianten dürfen
unter dem Text mit kleinerer Schrift beigegeben, aber
nicht wie gleichwertige Lesarten am Seitenrand neben
den autoriflerten Text gefetzt werden. O. Fonck hat
in der Biblica 1922 Heft 3 S. 400 mit Recht darauf hin-
gewiefen, daß man das leicht hätte feftftellen können,
auch bevor es durch eine Entfcheidung der päpftlichen
Bibelkommiffion vom 17. Nov. 1921 (vgl. Biblica 1922,
Heft !( S. 129) ausdrücklich erklärt wurde. Alfo wegen
der ,leges ecclesiae' konnte V. beruhigt fein: die hätten
ihm fchon geftattet, einen nützlichen kritifchen Apparat
zu liefern. Aber daß die Art und Weife, in der Neftles

Ausgabe nicht nur in ihrer technifchen Einrichtung,
fondern auch im Parallelenapparat ausgeplündert worden
ift, gegen die lex Dei veritößt, muß ich mit fchmerz-
lichem Bedauern feftftellen. Das hätte ich auch nicht für
möglich gehalten, als ich das Buch zur Hand nahm, um
es anzuzeigen.

Jena. Hans Lietzmann.

Pinard de la Boullaye, Prof. IL, S. J.: L' Etüde comparee des

reiigions. Essai critique. I: Son histoire dans le monde Occidental.
(XVI, 515 S.) gr. 8°. Paris, Gabriel Beauchesne 1922.

Von zwei Bänden, auf die das Ganze diefes Werkes
angelegt ift, vorläufig erft Tome I. Seinesgleichen hat
er — um ihn fo zu charakterifieren — in der franzöfifchen
religionswiffenfchaftlichen Literatur am eheften noch in
Jean Reville's posthumem Bändchen ,Les phases successives
de l'histoire des reiigions', im Englifchen in den verwandten
Arbeiten von M.Jastrow und L. H.Jordan, bei
uns felbft eigentlich nur in den Skizzen von E. Hardy
(Zur Gefchichte der vergleichenden Religionsforfchung)
im AR 1901 und in den bekannten Artikeln von Edv.
Lehmann und von M. Rade in Haucks RE und in RGG.
An Ausführlichkeit läßt der Band von H. Pinard de la
Boullaye mit feinen 515 Seiten Textes alle die genannten
Arbeiten hinter fleh. Dies, ohne dabei irgend in die
Breite zu gehen und wie der amerikanifche Hiftoriograph
unferer Disziplin fleh in gleichgültige Nebenfächlichkeiten
zu verlieren. Hervorgewachfen ift das Buch aus einzelnen
Vorträgen und aus einem Vorlefungskurs, den der
Verf., Profeffor der Theologie, der fleh auf dem Titel
als Priefter der Gefellfchaft Jefu zu erkennen gibt, vor
den Studierenden des Inftitute catholique von Paris gehalten
hat. Im Buche ift eine reiche Dokumentation hinzugekommen
. Nur wenige Seiten find ohne Anmerkungen,
und oft nimmt deren Petit die Hälfte derfelben und mehr
für fleh in Anfpruch. Wie der eigentliche Text, und
mehr noch als diefer, bekunden diefe Fußnoten, in denen
oft Wichtigeres fteht als in jenem und die deshalb nicht
überfehen werden wollen, daß B. fleh ordentlich in die
weitfehichtige und weitverftreute Literatur, auch die Zeit-
fchriftenliteratur und im befonderen auch die deutfehe,
eingelefen hat. Nicht gekannt ift von ihm von den
deutfehen Fachzeitfchriften einzig die ZMiffRel. Für die Gefchichte
der klafflfchen Mythologie und Religionsgefchichte
hat fleh der Verfaffer bereits O. Gruppe's erft 1922 er-
fchienenen Supplementband zu Rofchers Lexikon zunutze
gemacht, wie ihm hier auch deff. Band ,Die griechifchen
Kulte und Mythen in ihren Beziehungen zur orientalifchen
Religion' p. 3—278 fowie deffen kritifche Referate im
Jahresbericht über die Fortfehritte der klafflfchen Alt;er-
tumswiffenfehaft das Material an die Hand geliefert
haben. Für die jüngfte Periode feiner gefchichtlichen
Darftellung war dem Verfaffer W. Schmidt's ,Der Urfprung
der Gottesidee' die genütztefte Vorlage.

Die Aufgabe, die er fleh ftellt, ift: d' esquisser 1' hi-
ftoire de la comparaison des divers cultes, dans le monde
occidental, leclairant, autant qu'il sera utile, par levolu-
tion parallele des reiigions, des sciences historiques et de
la philofophie religieuse. Der Slofl ift auf 10 Kapitel
mit den folgenden Überfchriften verteilt: I. L'antiquite
jusqu'ä lere chretienne. II. De l'apparition du Chriftianisme
au moyen äge. III. Le moyen äge. IV. La renaissance
et la reforme. V. Avenement du rationalisme. VI. Avene-
ment de l'agnosticisme. VII. Du positivisme au pragma-
tisme. VIII. Les ecoles, du XIXe siecle ä nos jours.
IX. Les ecoles modernes (suite). X. Les courants du
siecle et le cours des siecles. Jedes Kapitel umfaßt wieder
eine Anzahl Artikel, die ihrerfeits in Paragraphen, im
ganzen deren 264, fleh zerlegen.

Aus der Inhaltsangabe wird auch die gefliffentliche
Befchränkung erflehtlich, die fleh der Verfaffer auferlegt
und die fchon im Titel angedeutet ift: I. Son Histoire
dans le monde occidental. Auf diefes I foll nicht