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Ausgabe:

1923 Nr. 23

Spalte:

498-503

Titel/Untertitel:

Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte. 1. Reihe: 1., 5. - 13. Heft; 2. Reihe: V. u. VI. Band 1923

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

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497

Theologische Literaturzeitung 1923 Nr. 23.

498

III. Die Selbstanalyse (80); IV. Das religiöse Problem
(108—190).

Für A. ist die religiöse Fragestellung keineswegs
die einzige, aber, wie er mit vollem Einsatz um sie
ringt, ist sie ihm die letzte und tiefste. Wer ihm gerecht
werden will, muß ihm in alle Bezirke der Bildung
zu folgen imstande und selbst im religiösen zuunterst
verwurzelt sein: eine Probeaufgabe für den der Gegenwart
zugewandten Dogmen- (wir hören oft: Geistes-)ge-
schichtler: Bohlin, zu Meistern wie Nathan Söderblom
und Einar Billing dankbar aufschauend, löst sie. An
Kierkegaard hat er sich geschult, an Pascal die Fähigkeit
, dem frommen Leben in seine Verzweigungen nach-
zugehn, weiter bewährt (davon bald mehr), und so
findet das innere Ringen des 19. Jahrhunderts, aus
Amieis Problemen geschaut, seine, zart und sicher zugleich
, wertende Klärung.

Wie A., dem Zauber des naturwissenschaftlichen
Methodenstolzes erliegend, an unbedingten Maßstäben
für geistige Werte verzweifelt, aber, hierin von Nietzsche
unterschieden, das Problem der Sünde doch stets
als primäres sieht, wie ihm zuoberst die Wahrheitsforderung
steht, das alles hätte der Verfasser der ausgezeichneten
Studie doch lieber gleich in deutscher Sprache ausführen
sollen; nur die eine Hoffnung bleibt, die Schweiz,
die vor 2 Jahren, als auch diese Schrift erschien, zum
100. Geburtstage Amieis mit vergänglichen Erzeugnissen
überschwemmt wurde, möchte, vor Andern kräftig dazu,
ein Recht auf diese feinste und wohl abschließende
Amielstudie geltend machen. Die erstaunlich reichen Ergebnisse
der neuen, dreibändigen, Genfer Amiel-Ausgabe,
von denen hier berichtet werden soll, werden, eingearbeitet
, B.'s sichere Zeichnung willkommen vertiefen.

Fahrenbach (Baden). Peter Katz.

Fl ad, Johann Martin: 60 Jahre in der Mission unter den
Falaschas in Abessinien. Selbstbiographie. Mit Einleitung und
Schlußwort von seinem Sohn Friedrich. Gießen: Brunnen-Verlag
1922. (442 S., 4 Abb. u. 1 Karte) 8°. Oz. 5—.

Der Missionar, der hier sein Leben schildert, ist
ebenso merkwürdig wie die Sache, der er gedient hat.
Die abessinischen Juden sind keine Händler, sondern
die Nachfahren eines noch im Jahre 1000 kriegerischen
Geschlechtes, heute fast nur Handwerker. Das Land
selbst, unzugänglich als gewaltige Naturfestung, sagenumwoben
wie Menelik L, der angebliche Sohn Salomos
und der Königin von Saba; grotesk an Wildheit und
Würde, an Wildheit wie Theodorus IL, der verkörperte
Cäsarenwahnsinn im 19. Jahrh., an Würde wie die
abessinische Kirche, ein Stück der chalcedonensischen
Gegenpartei ehrwürdigen Alters: so liegt dieses Land
da, gleichsam vergessen vom Strom der Geschichte, abseits
des großen Geschehens, noch im 19. Jahrhundert
italienischen Angriffen (1896) ebenso erfolgreich trotzend
wie einst dem Islam. Erst heute erschließt sich nach
und nach dieses Stück schönster Erde, nachdem 1868
zum ersten Mal ein europäischer Offizier, der Engländer
Sir Napier, allerdings unter besonders günstigen Umständen
, seine siegreichen Waffen bis in die Burg des
Königs getragen hafte. Für die geistige Erschließung
aber hat sich auch hier wieder die Mission als kühne
Wegbahnerin erwiesen, und der alte Flad marschiert dabei
an der Spitze. Indessen würde man sich täuschen,
wenn man von da aus erwartete, ein besonders modernes
, besonders interessantes Buch hier vorzufinden.
Keineswegs! Ein treuherziger, frommer Mann, württembergischer
Pietist, erzählt, was er in einem ungewöhnlich
wechselvollen Leben äußerlich durchgemacht, innerlich
erfahren hat. Der Wert des Buches liegt rein in den
Tatbeständen, wozu sowohl die romantischen äußeren
Begebenheiten, als auch die persönlich-religiösen Erlebnisse
gehören. Aber zwischen dem Innen und dem Außen
besteht dauernd jene Spannung, die für pietistische Mission
so bezeichnend ist. Weit liegt die Welt vor dem
offenen Auge des Missionars, und doch ist es dieselbe
„Welt", die seine Seele so oft fürchten, allezeit aber
meiden muß als Machtbereich des Versuchers. Über die
Hemmungen, die darin liegen, ist auch dieser große und
vorbildliche Mann nicht hinausgekommen. Das gibt dem
Buch eine gewisse Monotonie, die zuletzt ermüdend
wirkt. Hält man daneben Schweitzers Buch „Zwischen
Wasser und Urwald", so begreift man, was ein auch
nach außen ganz aufgeschlossener Mensch über Flad
hinaus aus Abessinien heimgebracht hätte. Doch enthält
diese Feststellung keinen Tadel. In seiner Begrenztheit
liegt bei jedem starken Menschen auch seine Kraft.
Und die Kraft dieses reichen Lebens macht dem Le^er
die Gestalt Flads lieb und vertraut. Möge es dem Herausgeber
, zugleich Sohn und Nachfolger in der Arbeit,
vergönnt sein, in den Fußspuren seines Vaters ähnliche
Erweise des Geistes und der Kraft zu erfahren!

Gießen. Heinrich Fr ick. 4

Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte
. Kiel: Robert Cordes, gr. 8°.

.1. Reihe. (Größere Publikationen).
1. Heft: Witt, Probst, F.: Quellen und Bearbeitungen der schleswigholsteinischen
Kirchengeschichte. Systematisch und chronologisch
zusammengestellt. 2. Aufl. 1913. (XIV, 327 S). Oz. 15—.

5. Heft: Michelsen, Pastor, Ernst: Die schleswig-holsteinische Kirchenordnung
von 1542 mit einer ausführlichen Einleitung. Heft 1.
1909. (VIII, 284 S.).

6. Heft: Hansen, Pastor, Emil: Geschichte der Konfirmation in

Schleswig-Holstein bis zum Ausgang der rationalistischen Periode
. Beitrag zur Geschichte der Konfirmation auf luther.
Kirchengebiet. 1911. (23, 390 S.). Oz. 15—.

7. Heft: Harms, Klaus: Das Domkapitel zu Schleswig von seinen Anfängen
bis z. Jahre 1542. 1914. (XI, 177 S.). Oz. 6—.

8. Heft: Wolgast, Ernst: Die rechtliche Stellung des schleswig-holsteinischen
Konsistoriums. Ein Beitrag zur Beurteilung des Verhältnisses
d. Landeskirche z. Staate. 1916. (XXIV, 291 S.).

Oz. 14—

9. Heft: Brederek, Pastor, Emil: Geschichte der schleswig-holsteinischen
Gesangbücher. I. Teil: Die älteren Gesangbücher (bis
1771). 1919. (VI, 177 S.). Oz. 6—.

10. Heft: Michelsen, Pastor, Ernst: Die schleswig-holsteinische Kirchenordnung
von 1542. Heft 2: Der Text mit wissenschaftlichem
Zubehör. 1920. (XVII, 202 S.). Oz. 8—.

11. Heft: Biilck, Lic. Pastor, Walter: Geschichte des Studiums der

praktischen Theologie an der Universität Kiel. 1921. (VII, 87S.).

Oz. 6—.

12. Heft: Rolfs, Pastor, D. G.: Urkundenbuch zur Kirchengeschichtc

Dithmarschens, besonders im 16. Jahrh. 1922. (X, 352 S.).

Oz. 15—.

13. Heft: Brederek, Pastor, Emil: Geschichte der schleswig-holsteinischen
Gesangbücher. II. Teil: Vom Cramerschen Gesangbuch
bis auf die Gegenwart. 1922. (VII, 83 S.). Oz. 6—.

2. Reihe. Beiträge und Mitteilungen.
V. Band (1910—13. XXVIII, 500 S.): S. 1 ff.: Loy, O., Der kirchliche
Zehnt im Bistum Lübeck von den ersten Anfängen bis zum
Jahre 1340 [der Zehnt aus einer allg. kirchl. Abgabe eine dingliche
Last geworden]; S. 72ff.: Rendtorff, Fr., Zur Entstehungsgeschichte
der schlesw.-holst. Landeskirche [besteht im Rechtssinne frühestens
seit 1869 u. 1876]; S. 88 ff.: Stubbe, Chr., Bilder aus der älteren
Mäßigkcits- und Enthaltsamkeitsbewcgung (samt den theologischen Fakultätsgutachten
von 1847) [Unterscheidung von Wein u. stark. Getränk.
— Schekhar — verworfen]; S. 117 ff.: Rolfs, Chr., Peter Baumanns
Verzeichnis der Landvögte, Pröpste und Prediger in Süderdithmarschen
von 1574—1635; S. 127: Zillen, H., Ein neuer Harmsbrief [an Witthöft
v. 4. Dez. 1822); S. 129 ff.: Rodenberg, Prof. Dr. C, Kirche und
Staat im Mittelalter und die Entstehung der sogen. Landeskirchen des
15. Jahrh. [letztere keine gesonderte Einheit in Dogma od. Form, des
Gottesdienstes, doch notwendige Vorstufe der Landeskirchen der
Ref. Zeit]; S. 150ff.: v. Hedemann-Heespen, P., Neuere Orts- und
Kirchspielsgcschichten [34, aufgezählt S. 150f.]; S. 162 ff.: Stnbbe,
Past. Dr. Chr., Chronik der Jakobigemeinde in Kiel [zum 25jähr.
Jubiläum]; S. 213ff.: Adler, A., Die Vorfahren des Generalsupcr-
intendenten Adler [Nachkomme von Kaspar Aquila, Luthers Zeitgenossen
]; S. 232 ff.: Zillen, Harms' letzte Predigt [IV. Adv. 1854:
die Feier des Weihnachtsabends]; S. 235: Ein Brief von Harms v.
17. März 1817 [an die Gesellsch. freiwillig. Armenfreundc in Kiel];
S. 236 ff.: Ein Brief von Harms an Pastor Joh. A. Mau-Schönberg