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Ausgabe:

1923

Spalte:

409-414

Autor/Hrsg.:

Peterson, Erik

Titel/Untertitel:

Zur Religionsgeschichte des Hellenismus 1923

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emaniiel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Wilh. Heitmüller, Prof. D. Dr. O. Hölscher, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Erichsburg

Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis der einzelnen Nummer Grundzahl 0.25 x Buchhändler-Schlüsselzahl des Zahliimru^»,

(Die Schlüsselzahl ist in jeder Buchhandlung zu erfahren.) "»gfiages.

Bezugspreise für das Ausland vierteljährlich 12.50 s. Fr.; 40— fr. Fr.; 50— b. Fr.; 10 sh.; 2V2 $; 6.25 Fl.;
11.25 d. Kr.; 12.50 n. Kr.; 8.75 s. Kr.; 52.50 Lire; 200000 öst. Kr-; 75— tsch. Kr.; 81.25 finn. Mark.

~n Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Güttingen, z r»lr*»»l«<* 1(115

48. Jahrg. INT. All. Nikolausberger Weg 31, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. O. UKIODCT lyio.

Zur Religionsgeschichte d. Hellenismus (Peterson).
Scheftelov/itz, Die Entstehung der mani-

chäischen Religion u. des Erlösungsmysteriums

(Dibelius).

Aufhauser, Christentum und Buddhismus im

Ringen um Femasien (Frick).
Weidner, Die Assyriologie 1914-1922 (Horst).
Meißner, Die Keilschrift (Ders.).
Lewy, Studien zu den altassyrischen Texten

aus Kappadokien (Meißner).
Haefeli, Geschichte der Landschaft Samaria

von 722 vor Chr. bis 67 nach Chr. (Dalman).
Schniewind, Das Selbstzeugnis Jesu nach

den drei ersten Evangelien (Lohmeyer).

Soppa, Die diversa capita unter den Schriften j Holl, Gesammelte Aufsätze zur Kirchenge-
des hl. Maximus Confessor (Krüger). schichte (Hirsch).

B 1 a k e n e y , The Tome of Pope Leo the Great
(Jülicher).

Grupe, Kaiser Justinian (J. Ficker).

Sohm, Kirchenrecht (Ders.).

Ruysbroeck, Die Zierde der geistlichen
Hochzeit (Clemen).

Liber decanorum (J. Ficker).

M e j e r , Der Buchdrucker Hans Lufft zu Wittenberg
(Clemen).

Briefmappe (Bossert).

Scheel, Die nationale und übernationale Bedeutung
Dr. Martin Luthers (Ficker).

S t a e h e 1 i n , Der Jesuitenorden und die Schweiz
(Köhler).

Ders., Von Charles Secretan und den drei
theologischen Ämtern (Ders.).

Cardauns, Karl Trimbom (Mulert).

Bergsträßer, Der politische Katholizismus
(Hoensbroech).

Mackintosh, The Divine Initiative (Wobbermin
).

Mitteilung (Krüger).

Zur Religionsgeschichte des Hellenismus. rückhaltung den Namen des Poseidonios in der Ideen-

geschichtlichen Forschung verwerten können. Wie unsicher
auch nach Reinhardts Buch noch alles bleibt erkennt
man z. B. aus einem Vergleich des Abschnitts bei
R. p. 464 sq. „Poseidonios bei Plutarch mit dem Aufsatz
von Arnim: Plutarch über Dämonen und
M a n t i k (Verhandelingen Akademie v. W. Amsterdam
N. Recks. XXII 2. 1921). Was R. als Auffassung des
Poseidonios betrachtet, wird von Arnim — ohne daß er
schon Kenntnis von R.'s Buch hatte — mit gewichtigen
Gründen bestritten. Arnim vermutet, daß Plutarch die
seltsame Auffassung von der Mantik in seiner Schrift
vom Daimonion des Sokrates von einem Neupythagoräer
übernommen habe. Das scheint mir in der Tat sehr
wahrscheinlich zu sein und das findet seine Stütze in
der unabhängig von Arnim entstandenen Schrift von
G. Meantis: Recherches sur le Pythago-
risme Neuchatel 1922. Auf diese äußerst interessante
Schrift möchte ich nachdrücklichst verweisen.
Es ist für uns Theologen nicht gleichgültig, ob die bei
Plutarch vertretene Form der Mantik Pythagoräischen
Ursprungs ist, denn mit dieser Theorie zeigt die Auffassung
der Kirchenväter über das Wesen der Prophetie
eine gewisse Verwandtschaft. Es scheint, als ob Philo
und Tertullian in ihrer Theorie des Prophetismus auf
die enthusiastische Auffassung der Mantik bei Poseidonios
zurückweisen, während die Kirchenväter möglicher
Weise sich ein Pythagoräisches Theorem zu eigen gemacht
haben. Dann würde ich es auch begreiflich finden,
daß der 7tvev^taxiMc (z. B. Antonios) nach Art des Pytha-
goras geschildert wäre (Reitzenstein) und daß sich
Mönchsparänese und Pythagoräische Spruchsweisheit berührt
haben. Auf diese Fragen hoffe ich an anderer
Stelle einmal eingehen zu können. Die wichtigen Arbeiten
von Delatte über den Pythagoräismus sind bei
uns in Deutschland noch nicht bekannt, ich glaube, sie
werden die Forschung über den Neupythagoräismus neu
beleben. Hinweisen möchte ich nur noch darauf, daß
Cumont die unterirdische Basilika von Porta Maggiore
in Rom in der Rev. archeol. 1918 den Pythagoräern
zugesprochen hat. Arnim und Meantis haben beide auch
die Eschatologie des Plutarch behandelt. 'In diesem Zusammenhang
muß auch auf das äußerst interessante Buch

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Die Erforschung der Religionsgeschichte des Hellenismus
ist, wenn ich recht sehe, bisher mehr für die Exegese
des N.T. als für das Verständnis der Kirchengeschichte
des Altertums verwertet worden. Und doch
liegen hier wichtige Aufgaben, denen sich auch der
Kirchenhistoriker auf die Dauer nicht wird entziehen
können. Im folgenden möchte ich auf einige Schriften
u. Aufsätze verweisen, die mir von Wichtigkeit zu sein
scheinen, ohne daß Vollständigkeit dabei beabsichtigt
wäre. Ich nenne zuerst K. Reinhardt: Poseidonios
(München, C.H.Beck 1921). Das Buch von R.
hat das große Verdienst, daß es die Poseidonios Forschung
zur Selbstbesinnung und Kritik gebracht hat. Wer
einmal sich durch den Wust von Dissertationen durchgearbeitet
hat, die nicht selten unglaublichen Mißbrauch
mit dem Namen des Poseidonios getrieben haben, ist
ihm für diesen negativen Teil seiner Arbeit äußerst dankbar
. Es hat sich dabei u.a. das verblüffende Resultat
ergeben, daß der Timaeos Kommentar des Poseidonios,
von dem die ganze Genesisexegese der Kirchenväter abhängen
soll, anscheinend garnicht existiert hat.1 Die bisherige
Forschung war dadurch charakterisiert, daß sie
in Poseidonios den Platoniker sah, der zugleich Mystiker
und Naturforscher war, R. dagegen erblickt in Poseidonios
den Aristotelisch gerichteten Ätiologiker, dessen Naturforschung
als Weltanschauung ein monistischer Vitalismus
entsprach. Dieser Unterschied in der Gesamtbeurteilung
wirkt natürlich auch auf das Urteil ein, das man
über die Theologie des Poseidonius hat. Leider ist nun
aber auch durch Reinhardts Buch kein sicheres Urteil über
das, was Poseidonius eigentlich gelehrt hat, ermöglicht
worden. Das hängt wohl mit der fragmentarischen Art
der Poseidonios Überlieferung zusammen. Die alte Forderung
, an Stelle von Bake's Sammlung eine neue Zusammenstellung
der Poseidonius Fragmente zu veranstalten
, ist leider von R. nicht erfüllt worden. So wird
denn der Theologe in Zukunft wohl nur mit großer Zu-

1) Auch H. A. Koch in seinen Quellenuntersuchungen zu Neme-
sios. Bcrl. 1921 srheitet noch mit dem Timaeos Kommentar des
Jfloseidonios. Gut ist der Zusammenhang von Nemesios mit Aristoteles
;ailfgezeigt.